Alten Webstuhl + Geschirr wiederbeleben ... Anfängerfragen

Moderator: Rolf_McGyver

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Sidhe
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Alten Webstuhl + Geschirr wiederbeleben ... Anfängerfragen

Beitrag von Sidhe » 13.04.2014, 11:07

Ja, ich hab lange nichts mehr von mir hören lassen und nun komm ich doch wieder an.... Entschuldigt... -.-

Kurze Vorgeschichte: Meine Eltern haben mir aus Schweden einen Webstuhl mitgebracht, er hat wohl einem Opa gehört, der fleißig damit gewebt hat, dann ist er gestorben und der Webstuhl kam weg. Meine Eltern waren zur richtigen Zeit am richtigen Ort und so kam der Webstuhl nicht mal in den Verkaufsraum, sondern hat nur die Ladefläche gewechselt.
Es ist kein Glimakra und es steht auch sonst keine Marke drauf. Gut möglich, dass der Marke Eigenbau ist, aus mehreren zusammen geflickt wurde oder permanent Teile ersetzt wurden. Teilweise ist es typisch schwedische Flickschusterei. ;)
Egal, es war definitiv ein Arbeitstier, d.h. er muss funktionieren, bzw. hat es mal. ^^

Momentan hab ich nur Teile-Bilder und vom halb aufgebauten Webstuhl, denn ich bin gerade am Putzen und Ölen. Er scheint soweit vollständig zu sein, hat 4 Tritte, 4 Schäfte, 4 Wippen und 2 Rollenzüge zum Aufhängen. Das Geschirr ist nämlich noch dran und zusammengeschnürt.. wirkt natürlich etwas chaotisch, aber ich hoffe das gibt sich, wenn ich es erstmal aufhängen kann.
Mich interessiert nämlich wirklich, was der Opa als letztes gewebt hat. Kann ich das als Anfänger nachvollziehen? Kette ist nicht mehr drauf, aber die Litzen sind angebunden und die Schäfte und Tritte auch.
Ist es da realistisch einfach durch jede Litze einen Faden zu führen und wahllos zu treten um zu schauen was für ein Muster raus kommt? Oder würde das ein Profi schon an der Bindung erkennen?
Das erste Probestück würde ich halt einfach mal so testen (vorausgesetzt die Verschnürungen sind alle noch da, wo sie sein sollten).
Zu naiv?

Mein Gedanke ist halt: wenn ich das einmal löse, krieg ich's nie mehr raus... der Webstuhl hat schließlich eine Vorgeschichte und naja... bin da eben etwas sentimental.

Sonstige Details: die Litzen sind relativ neu, sehen vom Material her aus wie Texsolv, haben aber andere Augen. Vielleicht erkennt sie jemand wieder:
Bild

Kett- und Warenbaum haben Schürzen, die gehen allerdings nicht über die ganze Breite und sind auch schon ganz schön ramponiert.... die werd ich noch ersetzen müssen.
Es ist leider nur ein Webblatt dabei (35 10 110).
Demzufolge Webbreite: 110cm
Schwinglade

Zu mir: bisherige Weberfahrung: Rahmen mit Leinwandbindung und Brettchen. Das wars.
Literatur: Weben auf Rahmen von Kircher und Erika Arndts "Handbuch Weben".
Bitte empfehlt mir keine englischen Fachbücher, ich kann zwar englisch, aber bei solchen Sachen ist die Thematik schon schwer genug, da ist ein Wörterbuch zusätzlich nicht besonders hilfreich. :rolleyes:
Einen Webkurs habe ich bisher nicht gemacht und der ist in naher Zukunft auch einfach nicht drin. Ist leider so. Und ja, ich weiß das wäre wichtig. ?(

Hier mal ein Bild für den ersten chaotischen (und noch verstaubten) Eindruck (ich weiß, es sind nicht alle Teile am richtigen Platz.. wie gesagt bin am Aufarbeiten):
Bild

Und hier das WirrWarr - vielleicht erkennt ja schon jemand was: :totlach:
Bild


Zwei Rätsel hab ich auch noch. Neben vielen Leisten hab ich auch die hier, die an beiden Enden diese komischen Teile haben, insgesamt 4 Stück:
Bild

und das da (hat nur an einer Seite dieses Dingens):
Bild

Kann mir jemand sagen wozu das nütze ist? Gehört das überhaupt dazu? :O

Danke schonmal an alle, die bis zum Ende durchgehalten haben. :D
Ist schon eine spannende Angelegenheit....
"Auf leisen Sohlen wandelt die Schönheit, das wahre Glück und das echte Heldentum.
Unbemerkt kommt alles, was Dauer haben wird."

W. Raabe


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Re: Alten Webstuhl + Geschirr wiederbeleben ... Anfängerfrag

Beitrag von Klara » 13.04.2014, 11:34

Was der Opa wirklich gewebt hat wirst du wohl nicht mehr rauskriegen - es gibt einfach zu viele Möglichkeiten, auch bei identischer Verschnürung (die beim Rollenzug nicht besonders kompliziert ist und damit auch nicht besonders erhellend - der angebundene Schaft geht nach unten, wenn man den Tritt tritt- theoretisch könntest du je einen Schaft mit einem Tritt verbinden und gut ist's. Allerdings müsstest du dann oft mit beiden Füssen gleichzeitig treten). Und du weisst ja auch nicht, in welcher Reihenfolge die Litzen eingefädelt waren. Aber die Idee, erst mal alles so zu lassen, wie's ist und einfach anzufangen finde ich gar nicht schlecht. Allerdings würde ich nicht durch JEDE Litze einen Faden ziehen - also über die ganze Breite arbeiten. 20 cm reichen für den Anfang völlig (in der Mitte).

Mit deutschen Webbüchern kann ich nicht weiterhelfen, aber die Arndt soll ja gut sein. (Ich habe allerdings eine grundsätzlich andere Einstellung zu fremdsprachigen Fachbüchern: Ein gutes für Anfänger erklärt die Fachausdrücke und damit versteht man sie. Und amerikanische Bücher sind nun mal in viele Fällen "benutzerfreundlicher" als deutsche.)

Mit dem 35/10er Webblatt kannst du problemlos 35/10, 17,5/10 und 70/10 weben, damit kommst du schon ziemlich weit. Rudi Künzl verkauft gebrauchte Webblätter für wenig Geld (und die müssen auch nicht unbedingt 110 cm lang sein. Nur mindestens die Breite haben, die du wirklich weben willst. Und maximum so breit sein, wie in der Halterung Platz ist.)

Bon courage! Klara

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Re: Alten Webstuhl + Geschirr wiederbeleben ... Anfängerfrag

Beitrag von Sephrenia » 13.04.2014, 13:57

Der Webstuhl sieht doch schon mal gut aus! Mit dem Webblatt kannst du schon eine ganze Menge anfangen, Hauptsache es ist nicht so rostig.

Wenn du nur 4 Tritte hast, gibt es auch nur eine Verschnürung - jeder Tritt ist mit einem Schaft verbunden. Du kannst beim Rollenzug mehrere Tritte gleichzeitig treten und dadurch unterschiedliche Bindungen erzeugen. Je nachdem, in welcher Reihenfolge du die Kettfäden durch die Litzen führst, bekommst du wieder andere Bindungen. D.h. du kannst die Verschnürung erstmal so lassen wie sie ist (wenn die Schnüre nicht allzu vergammelt sind), und deine Kettfäden einziehen. Da aber kein Kettrest mehr in den Litzen hängt, sagt dir das nichts über das letzte Gewebe des Vorbesitzers - du kannst damit jedes beliebige 4-schäftige Muster weben.

Ich würde auch erstmal nur eine kurze und schmale Kette einziehen, um mich mit dem Webstuhl vertraut zu machen.

Ein wichtiger Tip für Rollenzug gerade bei schmalen Ketten, der bei Erika Arndt glaube ich nicht steht, wäre noch, dass man das gefürchtete Schiefziehen der Schäfte durch Gummischlaufen an den Schaftenden verhindern kann:
Bild

Mit dem Handbuch Weben bist du schonmal sehr gut ausgerüstet, damit habe ich mir das Weben auch beigebracht, ohne Kurs und sonstige fremde Hilfe. Was ich dir sonst noch an Literatur empfehlen würde, ist zwar englisch, aber Patronen sind international:
The Handweavers Pattern Directory - Hunderte von Mustern für 4 Schäfte, eine echte Fundgrube!

Weben ist keine Raketentechnik - das kriegst du schon hin! Und wir sind ja auch noch da :D ...

P.S.: zu deinen rätselhaften Teilen fällt mir auch nichts ein - die vier langen Teilen könnten vielleicht Querschemel sein, aber was sollen dann die Metallbeschläge?

LG Kiki

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Re: Alten Webstuhl + Geschirr wiederbeleben ... Anfängerfrag

Beitrag von moniaqua » 13.04.2014, 14:08

Herzlichen Glückwunsch zu Deinem Webstuhl!
Sidhe hat geschrieben: Bitte empfehlt mir keine englischen Fachbücher, ich kann zwar englisch, aber bei solchen Sachen ist die Thematik schon schwer genug, da ist ein Wörterbuch zusätzlich nicht besonders hilfreich. :rolleyes:
Das sehe ich ähnlich wie Klara. Die Fachwörter sollten in einem Anfängerbuch erklärt sein und ich z.B. wüsste die deutschen eh noch nicht so gut, da bräuchte ich auch kein Wörterbuch daneben weil es eh nichts nützt :totlach:

Und ich habe wirklich die Erfahrung gemacht, dass englischsprachige Fachbücher einfach verständlicher sind als deutsche. Die haben nämlich einen anderen Ansatz dort. Die denken tatsächlich, jemand habe etwas nur verstanden, wenn er es auch verständlich erklären kann, das merkt man dann auch an den Büchern. Wir Deutschen neigen ja dazu, in Ehrfurcht zu erstarren, wenn jemand möglichst unverständlich daherquasselt. Und darauf sind die Veröffentlichungen hier ausgelegt.
Servus,
Monika

Meine Spinnereien ;o)

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Re: Alten Webstuhl + Geschirr wiederbeleben ... Anfängerfrag

Beitrag von Sephrenia » 13.04.2014, 14:27

moniaqua hat geschrieben: Die Fachwörter sollten in einem Anfängerbuch erklärt sein und ich z.B. wüsste die deutschen eh noch nicht so gut, da bräuchte ich auch kein Wörterbuch daneben weil es eh nichts nützt :totlach:
Hinzu kommt, das einem ein Wörterbuch in der Regel bei solchen speziellen Fachausdrücken herzlich wenig hilft - muss bloß mal englische oder schwedische Web-Blogs mit dem Google-Übersetzer lesen... :totlach:

Zur Wichtigkeit von Kursen: im (englischspachigen) Webforum bei Ravelry gab es die Tage eine Umfrage zum Thema "Wie habt ihr weben gelernt". Eine der häufigsten Antworten war: aus Büchern und dem Internet (Foren + Youtube).
Klar ist ein Kurs schön (macht ja auch Spaß, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen), aber es geht auch ganz gut ohne, wenn man im Stande ist Anleitungen in die Praxis umzusetzten und den Mut mitbringt, ein bißchen zu experimentieren und auch mal Fehler zu machen.

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Re: Alten Webstuhl + Geschirr wiederbeleben ... Anfängerfrag

Beitrag von Asherra » 13.04.2014, 15:46

Uuuuhm, Beine für nen Schemel? Am Webstuhl wüßt ich jetzt nicht wohin damit.

Weben lernen ist nicht so wild, die Grundidee ist ja recht logisch. Ich guck für so Sachen wie Kette bäumen lieber Videos im Netz als nur zu lesen, obwohl ich sonst Bücher liebe. Aber manchmal sind es ein paar kleine Variationen, die einem das Leben viel einfacher machen. Die sind leichter zu sehen, als aus nem Text raus zu fischen.
Amerikanische Bücher haben auch den Vorteil, daß sie mehr Variationen anbieten, wie man bäumen kann. Ok, ich bäum trotzdem von hinten nach vorne, aber immerhin weiß ich, daß es auch anders geht. Typisch deutsch halt, das muß alles genau nach Regeln gehen, während bei den Amis gnadenlos geschummelt und getrickst wird, Hauptsache, es kommt hinterher Stoff raus.

"Lustig" wird es, wenn man seine Vorstellungen umsetzen möchte, statt einfach nur drauf los zu weben. Dann braucht's einfach mehr Informationen. Master Yarn Chart z.B. hilft ungemein, wenn man die Kettdichte bestimmen möchte. Oder ich verwende DBWeave um Muster raus zu bekommen. Das ist das einzige kostenlose Programm, das ich bisher gefunden hab, wo man Webstrukturen eingeben kann und es spuckt den Einzug und die Anbindung aus (die meisten anderen funktionieren nur andersrum).
Handweaving.net hat Muster ohne Ende, die man nach Schaftzahl, Webstruktur und einigem anderen durchsuchen kann. Selbst wenn es nicht genau das Muster ausspuckt, das ich im Kopf hab, gibt es wenigstens schon mal einen Anhalt was möglich ist, und wo es sich lohnen würde, weiter zu suchen.

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Re: Alten Webstuhl + Geschirr wiederbeleben ... Anfängerfrag

Beitrag von Mondvogel » 13.04.2014, 18:23

Zum Einlesen in das Thema finde ich das Buch von Laila Lundell sehr gut. das große Webbuch
Sie erklärt mit einfachen Worten und gibt auch immer wieder Mut, selbst etwas auszuprobieren.
(Auch wenn mir in meiner Ausgabe die Webvarianten nicht so übermäßig gefallen.)
Und wer mit den Augen stehlen kann, für den sind natürlich Videos klasse. Von denen gibt es ja eine Menge im Netz und frau muß die Sprache nicht perfekt beherrschen.

Nur Mut beim Ausprobieren, es klappt bestimmt. Ich hab auch so angefangen.
Liebe Grüße vom Mondvogel

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Re: Alten Webstuhl + Geschirr wiederbeleben ... Anfängerfrag

Beitrag von Sidhe » 13.04.2014, 21:14

Ich bin ja wirklich überrascht, wie postitiv ihr alle reagiert habt - ich hatte mit viel mehr erhobenen Zeigefingern gerechnet. ;) Freut mich!

Das Buch von Lundell hätt ich auch gern, auf deutsch ;), aber das gibt es kaum und wenn, dann unbezahlbar.
Aber wenn die Ami-Bücher so gut geschrieben sind, ist das vielleicht doch eine Überlegung wert...
Aber erstmal schau ich fleißig Videos.


Soooo, und nachdem ich heute fleißig geölt hab, hat der alte Herr auch wieder etwas Farbe bekommen (er sah doch etwas erschrocken aus, als ich den Dreck der Jahrhunderte halbwegs runter geschrubbt hatte).
Das Holz hat nun wieder einen hübschen Rotstich. Gefällt mir gut.

Da der Webstuhl noch nicht an seinem endgültigen Platz ist, auch hier nur provisorisch aufgebaut, um zu schauen ob das so alles Sinn macht. ^^ Also hier nochmal ohne Dreck und v.a. ohne Spinnweben: ;)
Bild

Bild
Vor die Tritte kommt noch ein Sitz, der mit zwei Füßen in den Querbalken gesteckt wird, an dem auch die Tritte sind.


Besonders interessant find ich ja die Art und Weise der Kettbaumbefestigung:
Bild

Bild
Hab ich so nirgends gefunden, spricht also für den Eigenbau.
An die Schraube kommt noch ein langer Hebel, den man dann in die "Zinnen" klemmen kann, quasi zum drehen und fixieren (vom Sitz aus). So die Vermutung. ;)


In Ermangelung eines Fadens (wer hätte das gedacht), hab ich mal versucht den Fadenverlauf mit einem Maßband darzustellen:
Bild
(Das Webblatt steht hinten an der Wand und hat übrigens zum Glück nur wenig Rost)

Bild
Ist das richtig so? Wenn der Faden nicht erst unten den Balken lang läuft, sondern direkt vom Kettbaum zu den Litzen, dann ist der Winkel etwas zu hoch, so ist er etwas zu niedrig, aber wir haben die Befürchtung, dass, wenn da erstmal Zug drauf ist, der Kettbaum aus der Halterung springen könnte (Blödsinn?)... erschien so daher logischer. Was meint ihr?


Wie man sieht, wirkt das Geschirr noch recht bamselig.... besteht die Hoffnung, dass sich das richtet, sobald eine Kette durchführt?
Bild

Es ist wirklich ein Schaft an einen Tritt gebunden, nur durch die Wippen wird dauernd alles schief.... da kommt der Tip mit den Gummibändern wie gerufen! Vielen Dank.
Nur wie ich die Litzen jetzt "ordne" ist mir noch ein Rätsel....das hängt dann davon ab, wie die Patrone aussieht, richtig? Da muss ich nochmal nachlesen. :O


Sephrenia: hab mir gerade mal deine Webstuhl- und Weben-Bilder angeschaut.
Bei dem alten Stuhl sieht man ja, dass du als Schuss reine Wolle benutzt, also ungesponnen, wuschlig wie sie ist. Wollte dir nur sagen, dass ich das genial finde! :D
Und auf dem Bild hier sieht es so aus, als hättest du dieselben Litzen wie ich. Ist das auch so eine Endlosschnur? Wo gibts die?
Ich hab heute nämlich festgestellt, dass die Schnurr in regelmäßigem Abstand Augen hat, davon hängt eins in der Mitte und das nächste geht dann oben am Schaft entlang zur nächsten Litze, dann ist wieder eins Auge, dann eins unten am Schaft usw. Versteht man das?
Ist das üblich so oder haben die Schweden da irgendein Gardinenband o.Ä. missbraucht? :totlach:


Und nun les ich nochmal nach, wie das mit der Bindung ging und such schonmal ein paar Videos (oder gibts da direkt Empfehlungen?).

*chapeau*
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Re: Alten Webstuhl + Geschirr wiederbeleben ... Anfängerfrag

Beitrag von Sephrenia » 13.04.2014, 21:56

Die Kette läuft direkt vom Kettbaum zu den Schäften, auf keinen Fall unten um die Querstrebe. Bei vielen skandinavischen Webstühlen fällt die Kettebene etwas zum Weber hin ab, das ist ok so. Dein Webstuhl scheint keinen hinteren Streichriegel zu haben. Der Kettbaum wird wahrscheinlich schon durch sein pures Gewicht an Ort und Stelle bleiben, das ist ja wirklich ein Baum! Seh ich das richtig, das die Aufhängung vom Kettbaum klappbar ist? Lassen sich die Metallhaken auch noch einhängen, wenn der Kettbaum noch weiter rausgeklappt wird? Auf dem Bild schaut es aus als ob die Metallbeschäge am Webstuhlrahmen mehrere Löcher zum einhängen der Halken hätten. Das könnte eine Möglichkeit sein, die Kettebene nachzujustieren ohne einen hinteren Streichriegel zu haben...

Das Geschirr wird erst durch die Kette und die angeschnürten Tritte richtig in Position gebracht, leer sieht das bei einem Rollenzug immer ziemlich wild aus - kein Grund zur Besorgnis ;) ! Darum sind auch Schafthalter so imens wichtig - die ordnen das Chaos, bis die Kette fertig eingezogen und angeschnürt ist.

Ich habe ganz normale Texsolv-Litzen auf meinen Webstühlen, die bekommst du bei allen einschlägigen Webzubehörhändlern - Künzl, Traub, Swedenform, Ulli vom Eiderstedter Garnkontor... Geliefert werden die als "Endloschnur", je nach Einzug macht es aber Sinn, sie auseinander zu schneiden, damit man die Litzen besser einzeln verschieben kann.

Die ungesponnene Wolle hatte der letzte Vorbesitzer meines Kuniberts verwebt, der hatte leider nicht den blassesten Schimmer, was er da tut und hatte unter anderem den Peitschenstab an den Brustbaum genagelt :evil: .

LG Kiki

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Re: Alten Webstuhl + Geschirr wiederbeleben ... Anfängerfrag

Beitrag von landschaf » 13.04.2014, 22:16

Das Buch von L. Lundell ist bei ZVAB momentan für 35 euro plus Porto, von einem Schweizer Anbieter, gelistet:

http://www.zvab.com/displayBookDetails. ... 950919&b=1


LG Landschaf
O come t' inganni se pensi che gl' anni
non hann' da finire,bisogna morire
.

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Re: Alten Webstuhl + Geschirr wiederbeleben ... Anfängerfrag

Beitrag von Mondvogel » 13.04.2014, 22:39

Aber wenn Du Litzen bestellst, dann miß vorher bitte genau aus. Es bringt nix, wenn die Litzen zu lang sind.
Ansonsten gefällt mir Dein "alter Herr" richtig gut, ein Schmuckstück.
Liebe Grüße vom Mondvogel

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Re: Alten Webstuhl + Geschirr wiederbeleben ... Anfängerfrag

Beitrag von Klara » 14.04.2014, 03:02

Sephrenia hat geschrieben:...

Wenn du nur 4 Tritte hast, gibt es auch nur eine Verschnürung - jeder Tritt ist mit einem Schaft verbunden. ....
Stimmt nur, wenn man zum Köper auch noch im gleichen Stück Leinwandbindung weben will. Wenn man sich auf eine Bindung beschränkt, kann man sich die Tritte so anbinden, wie man sie dafür braucht. Und mit einem intelligenten System (Texsolv oder Haken) sind die Tritte auch ziemlich schnell umgeschnürt, auch mitten im Gewebe).

Bevor du das kleine Vermögen für Laila Lundells Webbuch ausgibst, lies dir meine Besprechung durch (hier bei den Webbüchern und auf Amazon.co.uk) - meiner Meinung nach kannst du dir das Geld sparen (auch wenn ich persönlich die Projekte - allerdings in der neuen, englischen Ausgabe - sehr schön finde). Mein Favorit zum Lernen ist Deborah Chandlers Learning to Weave - zwar englisch, aber dafür gibt es es preisgünstig gebraucht.

Ich hab' übrigens auch die Gummis an den Schaftenden (und vergesse daher oft genug, die Schafthalter einzuhängen). Der Tipp stammt von der Glimakra-USA-Website (oder vielleicht nicht von der Website sondern von Joan per E-Mail). Natürlich wieder auf englisch, aber ich würd' mir die PDFs zum Counterbalance Loom (=Rollenzugwebstuhl) trotzdem runterladen - kostet nix. Und ist informativer zum Webstuhl einrichten und montieren als Lundell...

Ciao, Klara

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Re: Alten Webstuhl + Geschirr wiederbeleben ... Anfängerfrag

Beitrag von Sephrenia » 14.04.2014, 09:31

Klara, ich glaube dieser Webstuhl hat Direktverschnürung = keine Querschemel und wirklich immer ein Tritt direkt mit einem Schaft verbunden. Deswegen haben auch die Tritte diese tolle Bogenform (die sehen doch echt cool aus, oder?) - damit der Anschnürpunkt der äußeren Tritte auch möglichst mittig am Schaft ansetzt!

Ich finde die Direktverschnürung gerade zum Weben lernen durchaus vorteilhaft, weil man gezwungen wird wirklich zu denken "nun müssen Schaft 1 und Schaft 3 runter" statt einfach nur stupide der Reihe nach die Tritte zu betätigen. Webt sich halt ein bißchen wie Handhebel mit den Füßen. Ich zumindest habe jede Menge über die verschiedenen Bindungen und die Funktion der 4 Schäfte gelernt als ich meine Handtücher mit Direktverschnürung gewebt habe.

Lundell - ich habe das Buch erst bekommen, als ich mir mit dem Buch von Erika Arndt die Grundlagen beigebracht hatte. Die Bindungslehre finde ich bei Arndt besser, was mir am Buch von Lundell gefällt ist, dass es sich viel ausführlicher mit dem Rollenzug befasst - der ist bei Erika Arndt ja mehr so ein Nebensatz. Die Projekte sind in meiner alten Ausgabe von Lundells Webbuch reichlich vestaubt, aber die haben mich auch in meiner neuen Ausgabe vom Handbuch Weben nicht vom Hocker gehauen. Als "must have" würde ich das Lundell-Buch nicht bezeichnen, ich fand es ganz schön manche Sachen nochmal etwas anders beschrieben zu sehen. Ich pick mir halt gerne die Rosinen aus 10 verschiedenen Anleitungen ;) .
Was ich in beiden Büchern vermisse ist eine Anleitung wie man das Bäumen auch alleine bewältigt (bei Lundell liest sich das so, als ob man dazu die gesamte Nachbarschaft zusammenrufen müsste, so wie man es früher in Schweden wohl tatsächlich gemacht hat).

Und wo wir gerade bei antiquierten Webbüchern sind: das hier ist wirklich antik (von 1918) aber trotzdem sehr informativ: http://www.archive.org/stream/footpower ... 7/mode/2up

Hier findest du übrigens die von Klara angesprochen pdfs von Glimakra: http://glimakrausa.com/learning-looms-w ... nce-looms/

LG Kiki

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Re: Alten Webstuhl + Geschirr wiederbeleben ... Anfängerfrag

Beitrag von lilly 66 » 14.04.2014, 10:52

Kannst mich ja auch mal fragen :D so von Nachbar zu Nachbar. Gerade das mit den Litzen kann ich dir vor ort erklären.

LG LIlly

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Re: Alten Webstuhl + Geschirr wiederbeleben ... Anfängerfrag

Beitrag von Sidhe » 14.04.2014, 12:29

Lilly, du wirst eingespannt, wenn es scharf geht. :D Keine Sorge. ^^

Zum Kettbaum: ja, da sind mehrere Löcher zum Verstellen der Haken; richtig rein gehen die aber nur bei dem innersten Loch, weil bei den anderen eben das Holz drunter ist, der steckt der Haken dann nur zur Hälte drin. ?(
Dadurch senkt sich der Kettbaum noch etwas ab. Und ja, es war vermutlich ein richtiger Baum, ist schon arg schwer das Teil, aber uns macht Sorgen, dass die vordere "Kralle" nicht so hoch ist, wie die hintere und es dann doch hoch schnappen könnte, wenn ordentlich Zug drauf ist.

Litzen werde ich erstmal nicht bestellen, sieht so aus als wären genug drauf. Aber wenn doch, mess ich natürlich nach. :)

Danke für die Tips zu den pdf's - sind gespeichert. :gut:
Klara, ich les mir deine Besprechung mal durch. Bisher hab ich halt nur aufgeschnappt, dass Lundell halt so gut wär... keine Ahnung.
Das alte Buch sieht auch interessant aus, nur schade, dass man es nicht abspeichern und ausdrucken kann.... irgendwas ist halt immer. ;)
Sephrenia hat geschrieben:Klara, ich glaube dieser Webstuhl hat Direktverschnürung = keine Querschemel und wirklich immer ein Tritt direkt mit einem Schaft verbunden. Deswegen haben auch die Tritte diese tolle Bogenform (die sehen doch echt cool aus, oder?) - damit der Anschnürpunkt der äußeren Tritte auch möglichst mittig am Schaft ansetzt!
Danke für die erneute beiläufige Erleuchtung! :D Ich hab mich immer gefragt, wass diese zweite Trittebene quer für eine Funktion hat. :totlach:
Also ja, bei mir gibts 4 Tritte mit Direktverschnürung an jeweils einen Schaft. Mehr nicht.

Ich werde mir erstmal ein einfaches Muster für vier Schäfte raussuchen (Tendenz: Köper), die Verschnürung so lassen wie sie ist (nur die hässlichen Schnüre ersetzen), dann 3m einfarbige Kette schären (Breit ca. 40 cm) und dann muss ich mir noch eine Spulvorrichtung ans Spinnrad basteln. :D
Das kann ja noch was werden. ^^
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