Vorteil von Kontermarsch gegenüber Rollenzug?

Moderator: Rolf_McGyver

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Vorteil von Kontermarsch gegenüber Rollenzug?

Beitrag von Klara » 06.01.2013, 14:37

Hallo,

nachdem ich mir den Thread zum Tritte verbinden durchgelesen habe und gelernt, wie kompliziert die richtige Anbindung beim Kontermarsch-Webstuhl ist und wie schwierig sie korrekt hinzukriegen scheint frage ich mich, was eigentlich der Vorteil vom Kontermarsch-System ist? Ich dachte immer, dass er mit mehr Schäften "besser" funktioniert als der Rollenzug, aber nach den Meinungen in besagtem Thread frage ich mich, ob der Rollenzug wirklich noch schwieriger einzurichten sein kann? Ich kenne ja nur Rollenzugwebstuhl mit 4 Schäften (Kontermarsch gar nicht), und der ist unkompliziert, wenn man das System mal kapiert hat. Also was bringt Kontermarsch?

Ciao, Klara

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Re: Vorteil von Kontermarsch gegenüber Rollenzug?

Beitrag von Asherra » 06.01.2013, 17:03

Beim Kontermarsch kannst du einen Schaft auch gegen alle sieben anderen anbinden, wenn du magst. Ok, dann hängt der Tritt villeicht höher oder niedriger, wenn juckt's. Wenn du beim Rollenzug das Gewicht nicht halbwegs gleichmäßig verteilst funktioniert er gar nicht mehr, die Schäfte müssen sich ja gegenseitig ausbalancieren.

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Re: Vorteil von Kontermarsch gegenüber Rollenzug?

Beitrag von Klara » 06.01.2013, 18:06

Was genau meinst du damit? Fächer mit einem Schaft oben gegen drei unten (und umgekehrt) funktionieren problemlos. Und anbinden tue ich die Tritte so, wie's mir gerade am bequemsten ist - ich sollte schon so ziemlich alle Kombis gehabt haben (2 Schäfte pro Tritt, 1 Schaft an einem, drei an einem anderen und last but not least, rechts und links aussen je zwei für Leinwandbindung und in der Mitte je ein Schaft an jedem Tritt - damit geht alles.)

Bei mir balancieren sich die Schäfte übrigens auch nicht gegenseitig aus - die sind alle oben am Gestell mit Gummischnur angebunden. Ich weiss nicht, ob's praktisch wirklich viel bringt, aber zumindest sieht's auch mit schmalen Ketten ordentlich aus.

Ginge das mit 8 Schäften alles nicht mehr?

Ciao, Klara

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Re: Vorteil von Kontermarsch gegenüber Rollenzug?

Beitrag von Asherra » 06.01.2013, 20:46

Ahh, wenn du sie natürlich oben fest bindest ist das was anderes, dann können sie ja nicht ganz durch rutschen. Das ist getrickst, Rollenzug einfach so heißt die Schäfte hängen frei und halten sich durch das Gegengewicht des anderen Schafts. Da geht 1:2 vielleicht auch noch, aber 1:7 müßtest du den Tritt festhalten, sonst zerren die 7 ihn runter.

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Re: Vorteil von Kontermarsch gegenüber Rollenzug?

Beitrag von weberin » 06.01.2013, 20:55

Ich kann hierzu nur aus der Theorie antworten, aber im Prinzip gilt das, was Aherra schon angedeutet hat. Der Kontermarsch soll bei der Musterung flexibler sein. Das gilt aber für "mit ohne Tricks".
Und der Kontermarsch öffnet ein größeres Fach, sagt man. Ob das nur im Vergleich zu Schaftwebstühlen gilt oder auch bei Rollenzügen, weiß vielleicht jemand, der schon mal Rollenzug gewebt hat.

Viele Grüße,
Ulli
Laßt uns immer in den großen Traum des Lebens kleine bunte Träume weben.
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Re: Vorteil von Kontermarsch gegenüber Rollenzug?

Beitrag von marled » 06.01.2013, 21:14

Ich habe viele Jahre mit einem Wippen/Rollenzug gewebt und muss sagen, dass es mit vier Schäften problemlos möglich ist, Das Fach ist auch genauso wie beim Kontermarsch (bei einer Freundin) , weil es ja nach oben UND unten geöffnet wird. Allerdings steht in allen Büchern, dass es über vier Schäfte unkomfortabel wird, was ich mir nach meinen Erfahrungen sehr gut vorstellen kann.
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Re: Vorteil von Kontermarsch gegenüber Rollenzug?

Beitrag von Klara » 07.01.2013, 18:32

Na ja, wenn ich die Wahl habe, ob ich 300 Dollar (deutsche Preise habe ich nicht gefunden) mehr zahle für Kontermarsch, oder 5 Euro für Gummischnur, muss ich nicht lange überlegen. Und ich spare mir eine Menge Verschnürarbeit...

Ciao, Klara

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Re: Vorteil von Kontermarsch gegenüber Rollenzug?

Beitrag von marled » 07.01.2013, 20:37

Magst du mal ein Bild von deiner Gummischnurlösung einstellen? Ich kann mir das irgendwie nicht so richtig vorstellen.
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Re: Vorteil von Kontermarsch gegenüber Rollenzug?

Beitrag von Sephrenia » 07.01.2013, 21:06

Ich bin zwar nicht Klara, aber ich denke mal, sie wird es so wie in diesem pdf auf Seite 12 abgebildet gemacht haben:
http://glimakrausa.com/wp-content/uploa ... tro-cb.pdf

Ich habe es jedenfalls so gemacht, das hilft die Schäfte bei schmalen Ketten in der Waage zu halten. Komischerweise funktioniert es bei meiner jetzigen Kette auch ohne die Gummischlaufen tadellos, obwohl die auch nur 45cm breit ist...

Zu der Kontermarschdebatte kann ich nicht viel beitragen, da ich KM bisher nur in der Theorie kenne, und mir geht´s da ein bißchen wie Klara - mich gruselt es bei dem Gedanken an die ewig vielen Tritt- und Querschemelverschnürungen. Solange ich bei 4 Schäften bleibe, bin ich mit meinem Rollenzug wunschlos glücklich, weil das so herrlich unkompliziert ist. Wenn ich dann doch mal auf 8 oder 10 Schäfte hochrüste, komme ich am Kontermarsch wohl nicht vorbei.

LG Kiki

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Re: Vorteil von Kontermarsch gegenüber Rollenzug?

Beitrag von Arachne » 08.01.2013, 18:05

Manche Bindungen gehen mit Rollenzug nicht, weil die Schäfte eben einander beeinflussen. Beim Kontermarsch kann jeder Schaft unabhängig von den anderen bewegt werden. Außerdem nervt mich beim Rollenzug tierisch, dass über kurz oder lang die Schäfte schief hängen und seitlich verrutschen. Ich würde nie freiwillig Rollenzug verwenden, wenn ich Kontermarsch haben könnte.

Sigrid
Geschichte und Bedeutung des Spinnrads in Europa, Shaker Media Verlag, gebunde Ausgabe
http://spinnrad.jimdo.com/

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Re: Vorteil von Kontermarsch gegenüber Rollenzug?

Beitrag von Klara » 09.01.2013, 12:58

WELCHE Bindungen gehen mit Rollenzug nicht? Meine Schäfte (und anscheinend auch Sephrenias) gehen bis jetzt in beliebigen Kombinationen hoch und runter - inklusive Warenwechsel bei Doppelgewebe ohne neu zu verschnüren. Und Sephrenia und ich hatten gerade gesagt, dass unsere Schäfte eben NICHT schief hängen. Nie! (Ich lass' die Gummischnüre immer dran - wenn sie irgendwann ausleiern, ein Jahr halten sie schon - gibt's halt neue).

(Übrigens, Sephrenia, wenn wir träumen wollen: Ich frage mich, ob ich mich dann mit 8 Schäften begnügen will oder nicht lieber gleich zu 16-Schäften am PC-gesteuerten Dobby-Loom springe...)

(Ich krieg' das PDF nicht auf den Bildschirm, aber da ich den Tipp von Joanne von Glimakra USA bekommen habe, vermute ich, dass es so aussieht).

Ciao, Klara

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Re: Vorteil von Kontermarsch gegenüber Rollenzug?

Beitrag von Asherra » 09.01.2013, 15:03

Jetzt bin ich verwirrt, wieso ist die Trittverschnürung beim Kontermarsch komplizierter?
Ich häng die Tritte oben an den Querschemeln nach Webpatrone mit Texsolv an (unter'm Tritt kriech ich nicht rum, zu mühsam), alles andere wird ja nicht jedesmal neu gemacht. Oft stimmen ja manche Tritte dann eh mit dem nächsten Muster überein, die laß ich dann wie sie sind.

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Re: Vorteil von Kontermarsch gegenüber Rollenzug?

Beitrag von ehemaliger User » 09.01.2013, 17:11

Um mit einem Rollenzug ein gleichmäßiges und gewichtsmäßig ausgewogenes Fach zu bekommen muss die selbe Anzahl Schäfte gehoben und gesenkt werden.
Beim Kontermarsch können x-beliebige Schäfte einzeln gegen alle anderen Schäfte gehoben bzw. gesenkt werden, wenn dafür ein Tritt vorhanden ist.

Zur Frage eines 16 schäftigen PC-Dobby-Systems muss jeder für sich selbst entscheiden, ob er als Technik-Begeisterter einen automatisierten Webstuhl mit einem oder zwei Tritten bedienen will - was sich auch noch automatisieren lässt - oder ob er weben will. Und das heißt für mich mit Händen und Füßen umzusetzen, was ich mir vorher ausgedacht habe, was bei 8 Tritten schon anstrengend wird und über 12 Tritten sehr viel Übung und vor allem Geläufigkeit erfordert.
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Re: Vorteil von Kontermarsch gegenüber Rollenzug?

Beitrag von Sephrenia » 09.01.2013, 18:12

Asherra hat geschrieben:Jetzt bin ich verwirrt, wieso ist die Trittverschnürung beim Kontermarsch komplizierter?
Beim Rollenzug verschnürst du nur die Schäfte mit den Tritten, die gesenkt werden sollen. Beim Kontermarsch musst du jeden Schaft mit jedem Tritt verschnüren (Hebungen + Senkungen) = doppelte Anzahl an Verschnürungen bei gleicher Schaftzahl!

LG Kiki
(Die nicht vom Dobby träumt, 8-10 Schäfte wären in ferner Zukunft schon mal schön, aber das reicht mir glaube ich auch. Und ich mag es, dass mein Webstuhl ohne Strom auskommt :lol: . Liegt vielleicht aber auch daran, dass ich von dem Alter wo das unter dem Webstuhl Rumkrabbeln zum Problem wird, noch recht weit weg bin.)

Nachtrag: Ich glaube die Aussage, dass manche Bindungen mit Rollenzug nicht funktionieren, bezog sich auf Rollenzug mit mehr als 4 Schäften, oder? Da blicke ich nämlich noch nicht so ganz durch wie das dann funktioniert, in meinen Büchern steht immer nur, dass bei mehr als 4 Schäften KM komfortabler zu weben ist.
Aber wenn ich mir z.B. diese Rollen angucke:
http://oddweavings.blogspot.de/2011/12/ ... looms.html (runterscrollen)
da ist es wirklich so, dass immer der Gegenschaft des gesenkten Schaftes gesenkt wird, was die Mustermöglichkeiten beschränkt.

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Re: Vorteil von Kontermarsch gegenüber Rollenzug?

Beitrag von Klara » 10.01.2013, 13:35

isarwinkler hat geschrieben:Um mit einem Rollenzug ein gleichmäßiges und gewichtsmäßig ausgewogenes Fach zu bekommen muss die selbe Anzahl Schäfte gehoben und gesenkt werden. .....
Ehrlich gesagt, wie die Gewichte innerhalb meines Webstuhls verteilt sind, ist mir völlig schnurzpiepsegal. Was mich interessiert, ist ob ich ein Fach bekomme, durch das mein Schiffchen passt. Und das bekomme ich auch wenn ich einen Schaft hebe und drei senke - oder umgekehrt.

Dass man mit einem Rollenzugwebstuhl nur Muster mit zwei Schäfte oben/zwei unten weben könne ist eines der hartnäckigsten Ammenmärchen der Weberei, das wohl einer vom anderen abschreibt obwohl's massenweise Leute gibt, die's widerlegen könnten.

Wie's mit mehr als 4 Schäften ist, weiss ich natürlich nicht - Lundell schreibt auch, dass es schwierig wird. (D. h. 6 sollen wohl noch gehen)

Ich habe eben nur gestutzt, weil Jumari im anderen Thread solche Probleme mit dem 8-Schaft-Kontermarschwebstuhl hatte. Aber das hat sich ja jetzt aufgeklärt...

Ciao, Klara

PS: Was wohl passiert, wenn man die ganzen vorgesehenen Schaftaufhängungen abmontiert und nur die Schaftenden mit Elastikschnur anbindet? Jeden Schaft für sich?

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