Eindrücke vom Kunsthandwerkermarkt in Lauterbach

Vogelsberger Spinntreffen - derzeit nicht aktiv

Moderator: Rolf_McGyver

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Samaha
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Eindrücke vom Kunsthandwerkermarkt in Lauterbach

Beitrag von Samaha » 08.11.2010, 07:01

Hallo,

gestern war wieder Kunsthandwerkermarkt in Lauterbach und ich habe meinen - leider doch wieder - einsamen Posten neben der Bühne eingenommen.

Katrin aus Florstadt wollte noch mit dazukommen, wurde aber von einer schweren Ischiasentzündung kurzfristig flachgelegt. Und mein Tag war's irgendwie zuerst auch nicht, wir hatten am Samstag bei Regenwetter nassen, schweren Mist geschaufelt und ich war noch krumm und schief am Sonntag morgen. So war es kein Wunder, das ich einen Teil der Ausrüstung vergaß, wie Tischdecken, Flyer, Visitenkarten und auch erst kurz vor Marktbeginn aufbauen konnte.

Gottseidank konnte mir eine freundliche Marktbeschickerin mit einem Tischtuch aushelfen.

Wegen des schlechten Wetters packte ich auch nur ein Spinnrad ein - das Fantasia - das während des Tages recht viele Kommentare erhielt. Die Bauweise erregte die Aufmerksamkeit vieler Besucher.

Neben dem Spinnen hatte ich mir vorgenommen, Nadelbinden und Sprang zu zeigen und begann den Tag damit, den Sprangrahmen zu beziehen. Da dann gleich die nächste "Katastrophe": die Wolle, die ich hierfür ausgewählt hatte, hatte Mottenfraß :mad:

Also umdisponieren und mit der Filzwolle, die ich eigentlich für Leute, die Nadelbinden probieren wollten, eingepackt hatte, den Sprangrahmen beziehen. Gottseidank blieb noch genug Wolle zum probieren übrig (und es wollte sowieso nur eine Frau sich näher mit nadelbinden befassen).

Diese Wolle werde ich für Sprang nicht mehr nehmen, sie filzte bereits beim verschränken der Fäden, so dass ich mit den Fingern nachhelfen musste, um ein dichtes Netzgewebe zu bekommen.

Für's Nadelbinden hatte ich mir das Weihnachtsgeschenk für meinen Männe vorgenommen, einen "langen" Schal. Kein Wunder, dass ich gut und gerne 1 Stunde nur an der ersten Reihe saß, bis ich alle Maschen aufgenadelt hatte. In dieser Zeit kamen dann auch recht viele Kommentare, die eine Ähnlichkeit mit einer Strickliesel-Schnur herstellten.

So wechselte ich im Tagesverlauf zwischen spinnen, nadelbinden und Sprang. An den Zuschauerreaktionen konnte man spüren, dass vertraute Abläufe, wie das spinnen, die Leute zum stehenbleiben, hinschauen und erklären/fragen veranlasste. Das Nadelbinden erntete meist nur einen verwirrten Blick, wenige kamen ganz direkt heran und fragten, was für eine Technik das sei. Oft, um dann mit einem "das ist aber zeitaufwändig" weiterzugehen.

Das sprangen wiederum lockte eher Leute an, der Sprangrahmen war hier der Auslöser und die Frage, ob es sich um eine Webtechnik handeln würde. Die Erklärung und das Zeigen des Netzgewebes löste meist ein "toll, und was macht man damit?" aus. Eine Frau begeisterte sich spontan dafür und erzählte mir dabei, dass sie auch fingerloopen schon probiert hätte.

Interessanterweise waren es aber gerade das Nadelbinden und Sprang, welche für eine Einladung zu einem Seniorentreffen in Maar führten, bei dem einmal jährlich alte Handarbeitstechniken vorgestellt werden, da diese Techniken so alt sind, dass sie noch keiner dort gesehen hat.

Zwei nadelgebundene Mützen fanden reges Interesse und ich wurde mehrfach auf einen Preis angesprochen. Hier wäre ggfs. eine Möglichkeit, beim nächsten Kunsthandwerkermarkt ein bisschen für die Spinngruppe dazu zu verdienen, wenn sich über's kommende Jahr die Zeit findet, einige Mützen zu nadeln.

Von der fertig gesponnenen Suffolk/Merino-Wolle, die ich mitgenommen hatte, um sie ggfs. zu verkaufen, fand leider kein Strang einen Käufer.

Was war sonst noch auf dem Markt zu finden? Neben den bereits bekannten Handwerkern und Ausstellern mit Schmuck, Kerzen, Stickereien und Kissen war dieses Jahr ein alter Korbflechter dabei und eine zweite Familie mit Spinnrad, Wolle und Schaffellen, die daneben aus Runkelrüben Laternen schnitzte (ich fürchte, sie haben keine einzige davon verkauft - schade). Auch das Filzen wurde wieder angeboten.
Sabine
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Re: Eindrücke vom Kunsthandwerkermarkt in Lauterbach

Beitrag von miracletux » 08.11.2010, 07:11

das ist ja schade - hast dir so viel Mühe gemacht und dann ging nicht viel - hab ich leider auch schon auf einigen Märkten erlebt - man ist halt irgendwie enttäuscht weil man sich mehr davon versprochen hat und auch seine freie Zeit dafür opferte.

Erkläre mir doch bitte noch was SPRANG ist???? da stehe ich ja völlig im dunkeln

Liebe Grüße Claudia

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Re: Eindrücke vom Kunsthandwerkermarkt in Lauterbach

Beitrag von shorty » 08.11.2010, 07:12

Vielen Dank für den schönen Marktbericht, auch wenn es der Tag ursprünglich nicht so gut mit Dir meinte.

Mir tun die Aussteller auch immer leid, die sich viel Mühe geben, und dann doch nicht s verkaufen. Laternen aus Runkelrüben hab ich noch nie gesehen, finde ich sehr interessant.
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Re: Eindrücke vom Kunsthandwerkermarkt in Lauterbach

Beitrag von Samaha » 08.11.2010, 08:10

miracletux hat geschrieben:
Erkläre mir doch bitte noch was SPRANG ist???? da stehe ich ja völlig im dunkeln

Liebe Grüße Claudia

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Hallo,

Sprang ist eine alte Technik, mit der man elastische Netzgewebe herstellen kann. Für Tragbeutel, Haarnetze, Gürtel, u.a.

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Re: Eindrücke vom Kunsthandwerkermarkt in Lauterbach

Beitrag von Anna » 08.11.2010, 08:44

In der Zeitschrift Anna gab es mal einen Lehrgang zu Sprang (in der Ausgabe Februar 1992) sowie Anleitungen für einen "gesprangten" Wandbehang, einen Schal und einen Einsatz für einen Pullover. Verwendet wurde Jutegarn (für den Wandbehang) und Seidenwolle für die Kleidungsstücke. Man braucht dazu einen Rahmen, auf den man eine Endloskette aufziehen kann, die mit den Händen verflochten und am Ende durch einen einzigen Querfaden fixiert wird - wenn ich das richtig verstanden habe; ausprobiert hab ich es noch nicht.

Grüße von Anna
"Wenn ich mich vor solchen Kerlen fürchte, kann ich mein Langschwert gleich gegen Stricknadeln eintauschen." (Brienne)

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Re: Eindrücke vom Kunsthandwerkermarkt in Lauterbach

Beitrag von Samaha » 08.11.2010, 12:25

Hallo,

verflechten trifft es nicht ganz. Man verschränkt immer zwei Fäden miteinander und arbeitet das versetzt: also einmal 2 Randfäden, dann 1/1, die nächste Reihe 1 Randfaden, dann 1/1 verschränken.

Die Mitte kann man unterschiedlich fixieren: Hilfsfaden bei Geweben, die im Rahmen bleiben, ansonsten kann man die Mitte auch miteinander verschlaufen.

Die Grundtechnik kann man abwandeln und dann auch interessante Mustereffekte erzielen.
Sabine
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Re: Eindrücke vom Kunsthandwerkermarkt in Lauterbach

Beitrag von Lupine » 08.11.2010, 12:42

Hallo Samaha,

Hut ab, was Du alles dabei hattest und die unterschiedliche Techniken Du allein zeigen konntest :gut: ,
trotzdem schade für die viele Mühe, die Du Dir gemacht hast und am Ende kommt wenig bei rüber :( .

Danke für den ausführlichen Bericht und vielleicht klappt´s beim nächsten Markt wieder besser
LG Claudia

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Re: Eindrücke vom Kunsthandwerkermarkt in Lauterbach

Beitrag von Samaha » 08.11.2010, 12:51

Hallo,

es ist lieb, dass ihr trösten wollt, aber ich fand' das jetzt garnicht mal so schlimm, nur interessant und eine Erfahrung mehr, was das Vorstellen von altem Handwerk angeht.

Ich nutze diesen Tag auf dem Kunsthandwerkermarkt mittlerweile gern, um einfach mal so vor mich hin zu werkeln und ein paar Kontakte zu knüpfen.

Denke mal, nächstes Jahr ist der Wiedererkennungswert grösser, hoffentlich habe ich dann auch ein paar fertige Stücke, die vorgezeigt werden können und dann kommt man schon viel besser an die Leute ran.

Ich fing gegen Mittag dann auch einfach an, wenn interessierte Blicke kamen, die Techniken einfach beim Namen zu nennen und nicht auf Fragen der Besucher zu warten.

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Re: Eindrücke vom Kunsthandwerkermarkt in Lauterbach

Beitrag von Cherubina » 10.11.2010, 15:14

Da hätte ich auch Lust zu gehabt. Vielleicht komme ich nächstes Jahr mit...
Man könnte es ja als Art freiluft Spinngruppentreffen nehmen und wenn sich mal eine Zeit lang keine Besucher interessieren kann man immernoch nett zusammensitzen und mal woanders spinnen als alleine zu Hause.

Und auch für dich alleine haben sich ja offenbar ein paar Gespräche und neue Kontakt ergeben.

Die Sprang-Technik würde ich demnächst auch gerne einmal live sehen. Klingt ein bisschen wie Klöppeln (nicht das ich das je gamcht hätte)...

Liebe Grüße
Cherubina
Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das auch leben will.
Albert Schweitzer

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