Welches Spinnrad für Flachs

Typen, Spinntechniken, Fragen rund ums Spinnrad-Spinnen

Moderator: Claudi

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Welches Spinnrad für Flachs

Beitrag von Lorena » 09.08.2010, 12:56

Hallo liebe Leute,

da ich ja noch so grün hinter den Ohren bin :] , würde ich gerne mal wissen wollen, welches Spinnrad fürs Flachsspinnen wohl am Besten geht.


Danke und liebe Grüße

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Re: Welches Spinnrad für Flachs

Beitrag von Siegfriedsdottir » 09.08.2010, 14:49

Hallo Lorena,

eine Freundin von mir hat auf einem Henkys Flachs gesponnen. Früher hatten die Flachsräder (bevorzugt "Ziegen") ein eher kleines Schwungrad einen Wocken/Rocken auf dem die Fasern gebunden wurden und im Idealfall einen kleinen Harken zur Befestigung einer kleinen Wasserschüssel oder eines Miniwassereimers um beim Spinnen die Finger feucht zu halten. Geht vielleicht auch mit Spucke oder eine Schüssel neben dem Spinnrad...
Warum die Räder so klein waren weiß ich aber leider nicht - würde mich jedoch auch interessieren.

Herzliche Grüße von Siegfriedsdottir
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Re: Welches Spinnrad für Flachs

Beitrag von Fiall » 09.08.2010, 15:19

Sprichst du von richtigem Langflachs, oder meinst du Werg? Langflachs hat Rapunzelhaarlänge. ;-)

Ich hatte bisher noch keinen Langflachs. Über Quellen würd ich mich freuen!

Werg hab ich problemlos auf meiner Rose gesponnen und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich auch keine Probleme auf meinem Symphony damit hätte.

Denke jedes Rad, bei dem man den Einzug gut regeln kann, sollte hervorragend geeignet sein.
GLG,

Veronika

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Re: Welches Spinnrad für Flachs

Beitrag von Lorena » 09.08.2010, 16:02

Na wenn ich den Unterschied nur schon kennen würde.
Ich habe 6 Flachsstränge geerbt, die schon ziemlich alt sein sollen (riechen tun sie auf Jedenfall so :))
Die Stränge sind 30 cm lang? Bezeichnet man den als Langflachs

Liebe Grüße

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Re: Welches Spinnrad für Flachs

Beitrag von Fiall » 09.08.2010, 16:17

Ja, das ist Langflachs! Werg ist das was nach dem Hecheln übrig bleibt (kürzere Fasern). Das wird im Kammzug verkauft.

Ich geh trotzdem davon aus, dass du den Flachs mit jedem modernen, gut regulierbaren Spinnrad spinnen kannst. Als Anfängerfaser würde ich Flachs aber nicht bezeichnen. Da du dich selbst noch als Grün hinter den Ohren bezeichnest, würde ich den Flachs für später aufheben und erst mal mit einfacheren Fasern arbeiten. Vielleicht den Flachs ein wenig mit gut riechenden Blütensäckchen ruhen lassen?

Über so ein Erbe kannst du dich als Spinnbegeisterte jedenfalls riesig freuen. Langflachs (gehechelt) bekommt man hier zu Lande überhaupt nicht mehr. =(

An was für ein Spinnrad hattest du denn gedacht? Ich geh davon aus, dass die alten Flachsräder wesentlich unkomfortabler und schwieriger zum Spinnen waren, als heutige Räder und du von daher nicht viel falsch machen kannst. Die Profis hier mögen mich da möglicherweise korrigieren. Hab selbst erst letztes Frühjahr mit dem Spinnen angefangen. :)

Ein Rad mit ruppigem Einzug (glaube Henkys, Louet und auch das Willi fallen in die Kategorie) wäre aber allgemein nicht mein Ding.
GLG,

Veronika

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Re: Welches Spinnrad für Flachs

Beitrag von Claudi » 09.08.2010, 16:25

Hai!
Die traditionellen Flachsräder sind in der Regel zweifädig. Ob komfortabel oder nicht, das legen die persönlichen Vorlieben fest.
Auch ich würde kein Rad mit Flügelbremse für diesen Material hernehmen, der starke Einzug ist eher kontraproduktiv.
Ganz
Liebe
Grüßis die Claudi

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Re: Welches Spinnrad für Flachs

Beitrag von Klara » 09.08.2010, 17:05

Ich würde auch denken, dass jedes ordentliche Rad mit gut regulierbarem Einzug (also Flügelbremse eher nicht) geeignet sein sollte. Die Antriebsräder waren wohl aus zwei Gründen so klein: 1. hiess es im Flachsworkshop in der Online Guild (den ich nicht mitgemacht habe), man solle mit eher niedriger Übersetzung arbeiten. 2. heisst es bei Patricia Baines in ihrem Buch zum Flachsspinnen und -weben, dass man bei der kleinsten Unregelmässigekeit sofort zu treten aufhören soll und den Knubbel entfernen (aus dem gesponnenen Faden sollten ja Leintücher etc. gewebt werden können) - man braucht also ein Rad mit geringem Trägheitsmoment.

Gesponnen habe ich Flachs aber auch noch nicht wirklich.

Ciao, Klara

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Re: Welches Spinnrad für Flachs

Beitrag von Greifenritter » 09.08.2010, 17:35

Flachs braucht mangeld entsprechender Krause mehr drall als Wolle. Da man Flachs in der Regel dünn ausspinnt und daraus eher glatte feste Garne als lockere fluffige spinnt wird das noch verstärkt. Kurz: fürs Spinnen von Flachs braucht man ein Spinnrad mit dem man viel Drall bekommt ohne sich tot zu strampeln, also am besten ein zweifädiges oder evtl. auch ein schnelles mit Spulenbremse. Flügelbremsen sind eher für dicke locker-fluffige Garne und daher eher ungeeignet fürs Flachsspinnen.

Idealer Weise gibt es zu einem Flachsrad auch einen Flachsstab (= Wocke/ Rocken) als zubehör, denn bei Flachs sollte man den faservorrat nicht in der Hand halten, da die Feuchte der Hände die Fasern verkleben läßt. Bei Langflachs geht es ohne Wocken kaum, bei Kardenbändern (Werg) ist es möglich ohne Wocken zu spinnen aber nicht ideal.

Da man bei Flachs oft stoppen muß (wie von Klara schon beschrieben um Schäben oder Knubbel rauszuzupfen sind leichter Schwungräder (kleine oder noch besser große in leichter bauweise) besser geeignet als sehr schwere, träge Schwungräder. Bei neuen Antriebskonzepten bei denen man das Rad über Doppeltritte direkt stoppen kann (Majacraft) ist das aber egal.

CU
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Re: Welches Spinnrad für Flachs

Beitrag von Fiall » 09.08.2010, 17:48

Schätze, ich bin wirklich mit extrem trockenen Händen "gesegnet". Mit verklebenden Fasern hatte ich keinerlei Probleme, obwohl ich den Faservorrat in den Händen hatte.

Zupft man die Knubbel nur raus, weil sie beim Weben stören würden? Ich hab meins zum Stricken gesponnen und die Knubbel nur wenn sie arg störend waren rausgezupft.
GLG,

Veronika

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Re: Welches Spinnrad für Flachs

Beitrag von Beyenburgerin » 09.08.2010, 21:42

Ich habe mit dem Ella Leinen gesponnen, das war kein Problem. Allerdings ist das nicht meine Lieblingsfaser :l

LG Brigitte
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Re: Welches Spinnrad für Flachs

Beitrag von Sanja » 10.08.2010, 10:22

@Fiall: Knubbel "dstören" beim Weben vor allem beim Kettgarn, weil das Webblatt beim Anschlagen ja immer wieder über die Knubbelstellen scheuert und im schlimmsten Fall der Faden reißt. Dann muss man anflicken und hinterher vernähen, hat mehr Arbeit und evtl. hinterher unschöner Stellen im Gewebe.
In der historischen Handweberei war das ein ziemlich existenzielles Problem, weil fehlerhafter Stoff natürlich schlechter bezahlt wurde. Gerade in der vorindustriellen Zeit haben die Auftraggeber, die meist Industrielle waren und in sehr großem Rahmen einkauften, die Weber übel ausgebeutet und gerade zu nach Fehlern gesucht,um die Preise zu drücken.
Wenn man allerdings seine Webereien nicht an fiese Ausbeuter verkaufen und davon seinen Lebensunterhalt bestreiten und die zwölf kranken Kinder ernähren muss, kann man das durchaus etwas lockerer sehen. ;) Und das Schussgarn ist sowieso nochmal ein ganz anderes Kapitel, da geht ja auch ArtYarn.
Was strickst Du denn aus Leinen? *Gar nicht neugierig bin :] *

Liebe Grüße, Sanja
(die hier auch noch 200 g Leinen rumliegen hat und sich bislang noch nicht so recht rantraut...)
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Re: Welches Spinnrad für Flachs

Beitrag von Fiall » 10.08.2010, 10:39

Soll ein Pulli für Göga werden. Dem ist Wolle immer viiiiel zu warm. Webrahmen hab ich mittlerweile ja auch einen. Wenn ich denn mal genug Leinen zusammen hab, werd ich ihm sicher auch mal versuchen nen Schal draus zu weben.

Ich fand das Spinnen von Leinen auch erst gewöhnungsbedürftig, aber wenn man den Bogen erst mal raus hat, ist es ok. Geht nur auf Dauer doch auf die Fingerchen, da die Faser nicht grade weich zu nennen ist.

Bin mal gespannt ob Göga den Pulli von Anfang an trägt, oder ob ich ihn zig mal durch die Maschine jagen muss, bis er ihm tragbar genug ist. *g*
GLG,

Veronika

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Re: Welches Spinnrad für Flachs

Beitrag von Elisabeth62 » 11.08.2010, 10:47

Hallo Veronika,

schau mal hier rein:



http://www.linoshop.de/index.php?cPath=110

Den Langflachs gibts anscheinend doch wieder. Muß aber noch bearbeitet werden, sonst angeblich nicht spinnfähig >achselzuck<.

Grüße Elisabeth

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Re: Welches Spinnrad für Flachs

Beitrag von Beyenburgerin » 11.08.2010, 10:54

Eien Flachsbreche wird derzeit zusammen mit einem alten Spinnrad bei Ebay angeboten.

LG Brigitte
Gruß aus dem Woll-Bergischen °°° Brigitte ||

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Re: Welches Spinnrad für Flachs

Beitrag von ronja-raeubertochter » 11.08.2010, 11:18

Fiall hat geschrieben:......

Über so ein Erbe kannst du dich als Spinnbegeisterte jedenfalls riesig freuen. Langflachs (gehechelt) bekommt man hier zu Lande überhaupt nicht mehr. =(

........
Langflachs bekommt man zur Zeit auch bei Karin Tegeler, im Flohmarkt (ziemlich weit nach unten scrollen):

http://www.textiles-werken.de/shop.html
Liebe Grüße von der Räubertochter

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