Welches Spinnrad für Angorawolle?

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Moderator: Claudi

Flauschohr
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Welches Spinnrad für Angorawolle?

Beitrag von Flauschohr » 04.03.2010, 01:54

Mit meinem alten, etwas klapprigen Louet hab ich versucht , reine Angorawolle (nicht gewaschen, nicht kardiert) zu verspinnen. Es war sehr anstrengend und zum Abgewöhnen.
Trotz Versuchen mit unterschiedlichem Drall und experimentieren mit dem Einzug ist mir der Faden andauernd gerissen und er wurde mir nicht dünn genug. Außerdem mußte ich die ganze Zeit heulen ;( , weil mir die statisch aufgeladenen Flusen in Augen und Nase geflogen sind).
Ich habe daher beschlossen, mir ein für Angora gut geeignetes neues Spinnrad anzuschaffen, aber was für eins????
Wer von Euch hat bei der Verarbeitung von Angora mit welchem Spinnrad gute Ergebnisse erzielt?
Worauf sollte ich achten?
Flauschohr

Kimara
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Re: Welches Spinnrad für Angorawolle?

Beitrag von Kimara » 04.03.2010, 02:25

Hallo Flauschohr,

diese Frage (wie viele ähnliche übrigens ;) ) kann man nicht pauschal beantworten.

Dein *altes klappriges Louet* hat vermutlich einen viel zu starken Einzug, als das du da Freude dran haben könntest.

Wichtig ist, das du dir sicher bist im spinnen (Angora ist keine Anfängerfaser), das du ein Rad hast das du fein einstellen kannst und dann üben, üben üben.

Mein Angora verspinne ich (mit den Handkarden kardiert) gerade auf der Rose - das klappt prima.
Andere spinnen das auf dem Minstrel (grinst Heike an), andere spinnen Angora wieder auf anderen Rädern...

Du siehst.. eine pauschale Antwort wirst du nicht bekommen. Und das Allroundrad gibt es auch nicht.
Jede/r hat da seine eigenen Vorlieben.

Wie fit bist du im Spinnen?

Und ein Rad extra nur für Angora - wo es dich eh ärgert, das die Fasern überall sind.... ist vielleicht etwas übertrieben ;)
Mein Tipp: Legs zur Seite - vielleicht hast du die Möglichkeit das ein oder andere Rad auszuprobieren - dann versuchs nochmal.

Wollige Grüße
Claudia

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Re: Welches Spinnrad für Angorawolle?

Beitrag von Gabys Wollecke » 04.03.2010, 08:07

cih kann mich claudia nur anschliessen....... ein gut ausbalanciwertes rad und üben , üben , üben........



lg gab y

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Re: Welches Spinnrad für Angorawolle?

Beitrag von Ilona » 04.03.2010, 08:42

Ich finde, die zweifädigen Räder sind da besser geeignet, weil man da den Einzug meist ganz sanft einstellen kann. Und dann treten, treten und treten. Angora braucht mehr Drall, weil es so rutschig ist.
Spinnende Grüße
Ilona

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Re: Welches Spinnrad für Angorawolle?

Beitrag von Acki » 04.03.2010, 11:03

Ich habe Angora auf meinem zweifädigen Traveller versponnen und jetzt auf dem Majacraft Suzie.

Ich war/bin bei beiden Rädern mit dem Ergebnis sehr zufrieden.
Geschorenes Angora kardiere ich meist vorher, meine Satinangora-Wolle nicht.
Viele Grüße
Claudia

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Re: Welches Spinnrad für Angorawolle?

Beitrag von shorty » 04.03.2010, 12:30

Angora braucht viel Drall, das stimmt, des es hat ne andere Faserstruktur als Schafwolle. Außerdem ist die Stapellänge meist deutlich kürzer.
Ich spinne Angora sehr gerne.
Das Rad sollte sich möglichst fein einstellen lassen, ob nun zweifädig oder Spulenbremse spielt dabei meiner Meinung nach allerdings keine Rolle. Der Einzug darf einfach nicht zu stark sein, denn der eher instabile Angorafaden hält starkem Zug nicht stand. Baulich sind Flügelgebremste Räder da nicht die erste Wahl, obwohl ich auch auf dem Moswolt Angora spinnen kann.
Das liegt aber wohl evlt daran, dass ich auch schon mit diesem Rad sehr gerne dünn gesponnen habe, und mir Angora als Faser liegt.
Einfacher ist aber schon auf dem Lendrum.

Liebe Grüße
Karin
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Re: Welches Spinnrad für Angorawolle?

Beitrag von Klara » 04.03.2010, 13:00

Wie Karin sagt - zweifädig oder Flügelbremse. Ich finde das Kromski Mazurka ganz praktisch, weil das dank dem geringen Trägheitsmoment sofort anzuhalten ist, wenn man einen Grassamen aus der Wolle zupfen will. Aber nur zum Angora spinnen würde ich es mir nicht kaufen. Und gegen fliegende Fasern hilft das teuerste Spinnrad nichts ;)

Du kannst aber auch beim Louet den Einzug verringern (könnten wir das nicht irgendwo festpinnen? Ich weiss nicht, wie oft ich das schon geschrieben habe...): Schaumstoff-Rohrisolierung um den Spulenkern, oder Spule mit Wolle halbvoll machen, oder was dir sonst einfällt, um den Spulenkern-Durchmesser zu vergrössern. Dann eventuell noch den Faden vom Häkchen links zum Häkchen rechts führen (notfalls ein paar Mal hin und her), und dann müsste der Einzug passen. Und die Bremse natürlich ganz aufmachen, so dass der Lederriemen den Flügel nicht berührt! Und das kleine Ende der Spule unter den Antriebsriemen, dann dreht sie schneller.

Ciao, Klara

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Re: Welches Spinnrad für Angorawolle?

Beitrag von Trulline » 05.03.2010, 07:43

Ich habe meine ersten Angorafasern auf dem Ashford Kiwi gesponnen (einfädig/Doppeltritt). Das ging ganz gut. Aber ein bisschen Spinnerfahrung und vor allem Spinnfeeling im Umgang mit unterschiedlichen Faserlängen brauchte es auch da, weil die Fasern wirklich arg kurz sind.
Wennn man nicht gleich ein neues Spinnrad haben möchte, finde ich auch Klaras Vorschlag (immer wieder gut. Ich hab das auch schon ausprobiert an meinem Louet (allerdings mit einer anderen Faser) und es hat recht gut geklappt.
Viel Erfolg!
Liebe Grüße
Trulline

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Re: Welches Spinnrad für Angorawolle?

Beitrag von Lilith » 05.03.2010, 09:24

Hallo,

wenn du deine Herde eh vergrößern willst, dann ist ein zweifädiges siches eine gut eErgänzung zum Louet, weil du damit einen ganzen Bereich an Möglichkeiten abdeckst, u.a. das Angora-vespinnen.
Wenn du aber ausschließlich für das Angora eine Möglichkeit suchst - naja, dann ist ein extra-Rad doch eine recht heftige Investition. Preiswerter und auch super geeignet ist eine Spindolyn. Die dreht flott genug, um den nötigen Drall ins Garn zu bekommen und übt durch die Lagerung keinen Zug auf den entstehenden Faden aus.
Und wenn's etwas exotischer sein darf: auf einem Charkha kann man Angora ebenfalls perfekt verspinnen. Ist aber durch die andere Technik für Spinnanfänger nicht sooo einfach.
Vielleicht kannst du auch von einer Spinnerin in deiner Nähe mal das eine oder andere Rad oder Spidolyn ausleihen? Dann kannst du probieren. Das Rad muss ja nicht nur für die Angorafaser geeignet sein, es muss ja auch zu dir passen.
Übrigens, die Flusen in den Augen und einfach überall, die hast du eigentlich immer, egal mit was du das Angora verspinnst. Das ist für mache sogar ein Grund, die Finger von dieser tollen Faser ganz zu lassen.

Spinnerte Grüße,
Lilith

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Re: Welches Spinnrad für Angorawolle?

Beitrag von anjulele » 06.03.2010, 20:26

Mit einer Fallspindel, die auf dem Boden dreht, lassen sich so feine Fasern auch gut verspinnen. Du mußt dann den Faden von unten nach oben arbeiten. Das geht mit etwas Übung ganz gut. So habe ich schon Angora und auch die erste Schur eines Alpaka versponnen bekommen.

Egal, ob mit dem Rad oder der Spindel. Leg den Anfangsfaden (oder den abgerissenen) über die Fasern in der Hand und halte den Drall dort ab, wo ein paar von den losen Fasern am Faden überstehen. Anspinnen. Dann ziehst du ein Stück vom Faden heraus. An dem drehen sich dann auch die losen Fasern. Die mußt du mit fassen beim Ziehen. Wenn du vorne zuhälst, rutscht du mit der anderen Hand (die mit den Fasern) ein Stück zurück. Der Faden hat sich gedreht und die losen Fäden mitgenommen. Wenn du genug Fasern herausgezogen hast, schließt du die Hand mit den Fasern und öffnest die vordere Hand, die den Drall abhält. Mit der fasst du nach bis kurz vor der Stelle, an der die Fasern vom Garn auseinander gehen. Da hälst du wieder fest, öffnest die andere Hand und gehst mit der ein Stück zurück. Wie weit du sie zurück nehmen kannst, hängt von der Faser ab, die du verspinnen willst. Bei langen Alpakafasern können es schon mal 25 - 30 cm sein. Bei Angora evtl nur 1 -2 cm.

Ansonsten kann ich mich nur den anderen anschließen. Versuch jemanden in deiner Nähe zu finden, die Erfahrungmit Angora hat. Zeigen ist immer besser als erklären. Und vielleicht hast du dann die Möglichkeit ein anderes Rad oder andere Spindeln auszuprobieren.

LG

Petra

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Re: Welches Spinnrad für Angorawolle?

Beitrag von marie-claire » 07.03.2010, 08:49

Ich schliesse mich den Ratschlägen an, besonders das mit einer ersten Schicht auf der Spule um den Einzug zu verringern. Die Spulen des Louets sind ja so gross!
Ich habe schon Angora auf dem Louet S10 gesponnen, aber unkardiert war ich nicht zufrieden, ich hatte keine Zeit den Faden regelmässig zu bereiten. Dann kardierte ich mit den Handkarden, und da ging es ganz gut. Die Faser muss ganz bereit sein, da hat man keine Zeit Unebenheiten zu korrigieren.
Da muss man auch langsamer treten.

Ich habe es auch schon auf einem Ashford traditionnel gemacht, auf einem Saco und auf dem Suzie pro. Auf den zwei letzteren geht es am besten. Auf dem Suzie pro, habe ich dagegen mehr Mühe es zu balancieren beim Zwirnen, der Faden finde ich aber schöner.

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Re: Welches Spinnrad für Angorawolle?

Beitrag von Greifenritter » 07.03.2010, 09:43

Je besser das Rad einstellbar ist desto besser für schwierige kurze Fasern. Eine gut und fein justierbare Spulenbremse (z.B. beim Sonata) oder ein zweifädiges rad mit sanftem Einzug, wie meine Vorredner ja schon schreiben.

Es sollte keinen deutlichen totpunkt haben, damit Du nicht viel Schwung brauchst, also nicht schnell treten mußt. Da sind Doppeltritte natürlich klasse, aber auch ein gut angelegter Einzeltritt passt.

Auf meinem Ashford Elisabeth II mir Einzeltritt spinne ich solche Fasern meist nicht zweifädig sondern mit Spulenbremse (das Rad kann man ja so und so betreiben), auf dem Sonata mit Doppeltritt spinne ich sie mit Spulenbremse und auch das Kummert Arbeitsrad (zweifädig mitt Einzeltritt) kommt damit gut zurecht.

Weniger geeignet sind Räder mit sehr schweren großen Flügeln und Spulen und solche mit Flügelbremse. Die reißen zu sehr am faden, haben zu starken Einzug und wenn sie mal rucken ist der Faden gleich ab.

CU
Danny
Mehr über mich und meine Hobbys findet Ihr auf Danny's Taverne, dort findet Ihr auch meine Spindelgalerie.

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Re: Welches Spinnrad für Angorawolle?

Beitrag von Beyenburgerin » 07.03.2010, 11:05

Die Spulengröße der Louets kann man verkleinern, indem man Isolierschaumstücke für Heizungsleitungen auf den Spulenkern montiert.

LG Briigtte
Gruß aus dem Woll-Bergischen °°° Brigitte ||

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Re: Welches Spinnrad für Angorawolle?

Beitrag von versponnen » 07.03.2010, 12:41

hallo, ich würde mal testen lassen,ob du allergisch auf die fasern reagierst..bevor du es weiterverspinnst. lieber gruß wiebke

ps ich verspinne gerade kaschmir, kardiert,auch weich und kurzfaserig wie Watte, das geht sehr gut auf dem Rad Symphonie von Kromski und auf dem rad von georg leichtlen.

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Re: Welches Spinnrad für Angorawolle?

Beitrag von Flauschohr » 27.03.2010, 19:07

Hallo zusammen,
herzlichen Dank für Eure vielen guten Ratschläge.
Zunächst hab` ich den Tipp von Klara beherzigt und die Spule meiner Louet mit Schurwolle halbvoll gesponnen. Erst dann hab ich mit Angora angefangen und den Faden über 2 Häkchen (oben und unten) geführt sowie die Spulenbremse ganz aufgemacht. Danach war der Einzug nicht mehr zu stark, so daß ich Zeit hatten den Faden einigermaßen gleichmäßig aus der Wolle zu ziehen. Dennoch bin ich nicht ganz zufrieden, weil ich kleine Heureste und Filzstellen nicht schnell genug entfernen kann.
Auf einer Angoraschau vor zwei Wochen (bei der ich mein schwarzes Ninchen bekam) und auf der "Creativa" in Essen ergab sich die Gelegenheit, ein Majakraft Rose, ein Ashford Traditionnel und ein Tom Walter Deluxe auszuprobieren. Da mir das Tom Deluxe am besten lag, hab ich kurzerhand eines bestellt (ein- und zweifädig`, Doppeltritt) zusammen mit einer kleinen Kardiermaschine :)). Aber oh Schreck, ich muß 3 (drei !!!) Monate auf das Spinnrädchen warten. Wie soll ich diese lange Zeit überstehen?
Übrigens, mein Bruder hat mir eine Taucherbrille mitgebracht, damit ich beim Spinnen nicht soviele Flusen in Augen und Nase kriege; nur beschlägt das Ding immer, dann seh ich nix mehr!! (Ich hab den leisen Verdacht, er will meine Spinnwut sabotieren) :wut: .
Flauschohr

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