Seite 1 von 1

Unbehandeltes Neurad färben

Verfasst: 25.01.2015, 20:07
von Melete
Ich weiß, es gibt schon einige Threads zu dem Thema, aber ich habe die genaue Frage nicht beantwortet gefunden.
Will mein komplett neues, unbehandeltes Kromski-Rad mit einer anderen Farbe versehen. Mir gefällt Teak oder Eiche, aber das nur nebenbei.
In einem Thread stand: lieber nicht beizen, eher eine Lasur benutzen.

Wer kann mir erfahrungsgemäß einen guten Ratschlag geben?

Erst eine Lasur drüber und dann mit Bienenwachs oder Öl?
Oder Lasur und dann Lack?
Oder beizen, dann Lasur, dann Lack?
Oder doch beizen und dann weiterbehandeln? Womit? Der Geruch verfliegt ja irgendwann ....
Oder nur Lasur und nichts weiter?

Und wenn Lasur, was findet Ihr besser? Glänzend oder seidenmatt?
Und welche Mittel (ja, Schleichwerbung ist erwünscht) würdet Ihr empfehlen?

Erfahrungen? Ratschläge? Hinweise? Tipps? Bin für alles offen ......

Re: Unbehandeltes Neurad färben

Verfasst: 25.01.2015, 22:55
von Hexenwolle
Hallo Melete, da Deine Fragen sehr umfangreich sind möchte ich meine Erfahrungen weitergeben:
Ich habe drei Naturholzräder (ein Eicherad und zwei Ashford - Holz weiß ich nicht) mit einem lebensmittelechten Holzöl, was ich auf Arbeitsplatten und Brettchen verwende, gestrichen. Das Holz ist schön nachgedunkelt und der Geruch so gut wie nicht vorhanden. Am nächsten Tag war alles trocken und nichts hat geklebt. Ich bin sehr zufrieden und an Arbeit hatte ich fast keine (naturfaul :totlach: ). Für mich absolut empfehlenswert.

Re: Unbehandeltes Neurad färben

Verfasst: 26.01.2015, 07:15
von Claudi
Ja aber sie will doch Farbe an das Rad bringen...
Ich habe das nur mal bei Holzmöbeln gemacht, nicht bei einem Rad. Da habe ich das bunte Mittel von Ikea verwendet und viele Jahre davor so ein Pulverzeugs, was ich mit Wasser anrühren musste.

Re: Unbehandeltes Neurad färben

Verfasst: 26.01.2015, 07:30
von schafgarbe
Bei einer Beize musst Du noch zusätzlich die Oberfläche behandeln, hast also zwei Arbeitsgänge.

Re: Unbehandeltes Neurad färben

Verfasst: 26.01.2015, 07:36
von Himmelblau
Viel kann ich zu dem Thema nicht sagen, nur eins: Ich kenne Lasur als Endbehandlung des Holzes und gehe davon aus, dass es der Lasur nicht so gut bekommt, wenn man auf sie noch was drauftut. Hundertprozentig sicher bin ich aber nicht.

Re: Unbehandeltes Neurad färben

Verfasst: 26.01.2015, 07:37
von shorty
http://www.google.de/imgres?imgurl=http ... CE8Q9QEwAg
sowas evtl ?
Ich denke ja ob Lack oder Wachs ob seidenmatt oder Glänzend ist ein wenig Geschmackssache...

wir haben aber da denke ich kundigere Leute...unsere "Spinnradrestauratoren" z.B.

Re: Unbehandeltes Neurad färben

Verfasst: 26.01.2015, 07:45
von Anita
Ich habe ein Delft in Eiche rustikal erwerben können und wollte die Rustikal-Lasur weg haben....das ist ganz schön mühselig...ich würde mir das nochmal überlegen mit dem einfärben. Ansonsten würde ich einen Schreiner fragen.
Wenn ich das Lasur-Zeugs endlich weg habe, möchte ich das Rad lediglich mit Leinöl behandeln.

Re: Unbehandeltes Neurad färben

Verfasst: 26.01.2015, 09:50
von borekd
Melete hat geschrieben:... Will mein komplett neues, unbehandeltes Kromski-Rad mit einer anderen Farbe versehen. ...
Ich habe ein komplett unbehandeltes Sonata für meine Frau geölt (Leinos Hartöl Spezial) bzw. diverse Spulen modifiziert, danach passend zum Rad gebeizt und geölt.

Beizen gibt es (nach meinem bescheidenen Wissen) entweder auf Wasserbasis (Claudis "Pulverzeugs") oder auf Spiritusbasis. Letztere bevorzuge ich, weil ich das Gefühl habe, dass sie bei der anschließenden Behandlung kaum ausbluten. Oft wird an Beizen kritisiert, dass sie bei nicht fachkundiger Anwendung die Oberfläche optisch unhomogen (fleckig) erscheinen lassen. Das stört mich aber gar nicht, denn homogene Holzflächen finde ich langweilig, und sowohl für die Wohnungseinrichtung als auch für diverse Bastelobjekte suche ich gezielt nach Holz mit möglichst vielen und markanten Unregelmäßigkeiten. Es ist sicherlich eine Geschmacksache.
Nach dem Austrocknen der Beize (mindestens 24 Std.) sollte man die Oberfläche mit einer weichen (Kleider-)Bürste ausbürsten, leicht überschleifen (Körnung ca. 400 - 600) und mit einem trockenen Lappen abwischen.

Für die Endbehandlung kann ich das o.a. Produkt empfehlen. Andere Fabrikate (z.B. Osmo) sind qualitativ gleichwertig, das Leinos Hartöl ist eine reine Geschmackswahl, weil die Oberfläche dadurch etwas mehr nachdunkelt bzw. kontrastreicher wird. Generell hat Öl für mein Empfinden 2 Vorteile gegenüber Lack:
- es können kaum Nasen entstehen, weil man den Überschuss am Ende abwischt
- es ist im Nachhinein möglich, den erwünschten Glanzgrad durch Polieren individuell einzustellen
Die Tatsache, dass das Holz atmungsaktiv bleibt, halte ich bei Spinnrädern eher für unwichtig.

Nach dem Aushärten des ersten Ölauftrags (die Zeit hängt von der Temperatur und der Luftfeuchtigkeit ab) sollte man nachschleifen (s.o.), abwischen und - falls Seidenglanz oder Glanz erwünscht ist - polieren. Dann mindestens noch einmal (besser zweimal) nachölen. Falls die Oberfläche selbst nach 3 Ölschichten nicht glatt wird, liegt es wohl daran, dass man eine weiche Holzart mit einem für Hartholz konzipiertem Öl behandelt (konkrete eigene Erfahrung). Eine gute Abhilfe ist, die nächste Schicht etwas großzügiger aufzutragen, sofort naß mit Körnung ca. 320 einschleifen, einige Minuten ruhen lassen und dann abwischen.

Eine gute Alternative zum Hartöl (Wachsöl) sind Lacke auf Polyurethanbasis. Als eine konkrete Empfehlung kann ich die Parkettversiegelung UNI-Siegel von Jansen aus eigener Praxis nennen. Das gibt es in "tuffmatt", seidenglänzend und hochglänzend, man kann auch untereinander mischen, und so einen individuellen Glanzgrad einstellen. Diese Produkte verwende ich in meinem anderen Hobby Segelschiffsmodellbau für die Endbehandlung meines Spielzeugs. Wie alle Lacke, setzt auch PU-Lack voraus, dass man in der Lage ist nasenfrei zu lackieren, bzw. dass man die Nasen akzeptiert.

Mit Lasuren (gemeint sind die dispersionsbasierten Produkte) habe ich nur schlechte Erfahrungen gemacht und verwende sie daher gar nicht. Oft wird allerdings als Vorteil von Lasuren genannt, dass sie weniger aufwändig (das Beizen entfällt) und unproblematisch in der Verarbeitung sind. Mich störte immer die unnatürlich wirkende und nicht wirklich kratzfeste Oberfläche. Die von shorty in die Runde geworfenen Wachslasuren kenne ich leider nicht, daher klammere ich sie aus meinem (subjektiven) Lasur-Verriss aus.

Mit Wachsen habe ich keine Erfahrung und werde sie auch wohl nicht machen. Die manchmal etwas weißlich gefärbte Oberfläche (z.B. an Bodendielen) trifft mein Geschmack überhaupt nicht.

Egal wofür man sich entscheidet, sollte man das Rad komplett zerlegt behandeln und sämtliche Lager u.Ä. vorsichtshalber mit Malerkrepp schützen.

Wie bereits erwähnt, ist das Entfernen eines (egal welchen) Anstrichs mit häuslichen Mitteln sehr mühsam. Daher sollte man sich auch m.M.n. vorher gut überlegen, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass die Behandlung auch nach Jahren noch gefällt. Das ist an der ganzen Sache auch wohl das schwierigste ...

Gruß
Borek

Re: Unbehandeltes Neurad färben

Verfasst: 26.01.2015, 12:01
von Amalie
Meine liebste Holzbehandlung is Leinöl, und der erste Gedanke, der mir in den Sinn kommt, wenn es um das Einfärben von unbehandeltem Holz geht: Das Öl mit Pigmenten einfärben. Erdpigmente z.B. geben schöne, zurückhaltende Ocker-, Rot-, Grün- und Brauntöne.
Das Ergebnis ist nichts anderes als Ölfarbe. Diese muß nicht so deckend sein wie bei einem Gemälde; man kann das Pigment auch sparsam zusetzen und lasierend auftragen. Allerdings würde ich zuerst mindestens 2mal reines Leinöl auftragen, denn das unbehandelte Holz würde das Öl aus der Farbe schlürfen und das Pigment matt auf der Öberfläche sitzend zurücklassen.

Ganz wichtig: Ich würde erstmal mit irgendeinem Holzstück (möglichst aus der gleichen Holzsorte) rumprobieren, denn ich habe zwar schon Holz ohne Farbe geölt, und in Öl auf Leinwand gemalt, aber noch nie Öllasur auf Holz angebracht, das obige ist also bloß eine Idee, die ich gerne mal ausprobieren würde.
Allerdings nicht mit einem neuen Spinnrad, u.a. weil, wie Borek anmerkt, einem die Farbe evtl. bald nicht mehr gefällt, aber auch, weil man das Rad womöglich mal verkaufen muß, und ich glaube, daß ein bunter Anstrich den Preis drückt.

Re: Unbehandeltes Neurad färben

Verfasst: 26.01.2015, 12:37
von Melete
Das hilft schonmal ungemein.
Ich habe kein Problem damit, mehrfach die Oberfläche zu behandeln (am Anfang). Nasen entstehen bei mir weniger - ich habe schon recht viel Übung im Lackieren - wir haben einen Bauernhof. Was ich eigentlich nicht wollte (aber wahrscheinlich muß) ist das Abschleifen. Genau das wollte ich irgendwie vermeiden. Danke, Borek, für die ausführliche Antwort. Beizen und ölen ... und zwischendrin Schleifen *seufz* Mehr Arbeit, als ich wollte. Ich verstehe, warum 70€ zusätzlich bei den neuen, aber farbigen Rädern berechnet wird. Ich nehme an, da sie lackiert sind, muß man sie einfach nur ab und an abwischen ....

Mir persönlich gefällt Eiche oder eben dunkleres Holz besser als helles .... und das schon jahrelang. :)

Danke shorty für den Link. Ich werde das vielleicht mal ausprobieren auf einem anderen Stück unlackierten Holzes, was hier herumliegt und dann auch mit der Variante beizen/ölen vergleichen.

Re: Unbehandeltes Neurad färben

Verfasst: 26.01.2015, 13:50
von wollwolff
Hallo Ihr Lieben!

Rohes Holz behandeln ist einfach!
Beizart:
-Altholz auch Neuholz anschleifen, Beize aufpinseln- Laien empfehle ich Fertigbeize- und sofort die Ganzfläche mit einem Trikotlappen abwischen.
-Trockenpause 24 St.
-mit angedünntem PU- Klarlack oder Bootslack überstreichen ( 10% Terpentinersatz unterrühren)
-nach 24Std. mit ca. 280er Papier anschleifen ( Stippen glätten)
-dann kann man entweder Bootslack unverdünnt auftragen oder auch Parkettsiegel auf Wasserbasis. Letzterer trocknet schnell, verläuft rel. glatt und ist sehr
kratzfest.
Tip: die Beizfarbgebung, z.B. wenn eine krasse Farbänderung eingeschlagen wird, wird intensiviert, wenn das Rohholz vor dem Beizen mit Blondiermittel
( Wasserstoffsuperoxid) gebleicht wird.
Lasurart:
- Testbenzinhaltige Dünnschicht-Lasur verwenden ( nicht wasserbasierend). Oberfläche mit frischer Stahlwolle abreiben, danach mit trockenem Lappen.
- Lasur mit einem Strichgang flächig auftragen, danach diese Fläche mit einem Trikotlappen abziehen- keine Pfützen auf der Fläche belassen!
- Trockenzeit 24 Std.
- leicht mit 280er oder nur mit deren Rückseite oder holzigem WC- Papier die Oberfläche abreiben ( Stippen weg).
- dann kann man Parkettsiegel auf Wasserbasis auftragen. Trocknet schnell, verläuft rel. glatt und ist sehr kratzfest.
Wachsart:
- Farbiges, holzcoloriertes Wachs auftragen, einziehen lassen ( evtl. zuvor Halböl einlassen und 24 St. Trockenzeit, erst Probestück machen)
Halböl = 1 Teil Leinölfirnis, 1 Teil Terpentinersatz)
- mit 280 Papier anschleifen ( Stippen weg)
- Klares Wachs nächste Schicht auftragen ( evtl. 2. und 3. Gang), Trockenzeit und evtl. nochmal fein anschleifen
- Letzte Schicht mit sauberer Schuhputzbürste abbürsten ---wie Schuheputzen.


Wichtige Grundregeln:
Geduld um die Zwischentrockenzeiten, dünne Schichten mehrmals sind besser als 1 Dickschicht
Lackartensprünge:
Wenn Du auf nicht ganz fest durchgetrockneten Lackfilmen herumstreichst oder rollst, löst Du u.U. die Unterschicht wieder auf und es kommt kein schöner Glanz, nur
Striemen.
Diesen Effekt kann man durch Wechselauftrag ausschalten. Also Grundlack = PU Lack, darüber nach Trockenzeit wasserbasierenden Klarlack.
Farbbrillianz von Klarlack:
PU Klarlack gilbt/ tönt leicht ein und hebt die Maserung, Wasserklarlack ist nur klar, ergo blasses Holz bleibt blass!

Lieben Gruß von Jürgen ^,,^

Re: Unbehandeltes Neurad färben

Verfasst: 26.01.2015, 14:34
von Melete
Wow - Danke Jürgen. Das ist wirklich ausführlich. Vielen Dank. :))
Was bevorzugst Du denn bei Spinnrädern selbst? Nur so als Frage?

Re: Unbehandeltes Neurad färben

Verfasst: 26.01.2015, 19:11
von wollwolff
Hallo!

Ich selbst öle nur, damit alle Behandlungen noch offen sind.

Erfolgreich arbeite ich schon bei Möbeln, Spindeln und Kasetten ( Schönheit) mit Osmo Hartwachsöl. Damit kann man auch renovieren, wichtig ist halt dünne viele Schichten mit Zwischentrockenzeiten.

LG Jürgen