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Ostpreußisches Rad, nicht mehr auf der Flucht..
Verfasst: 01.04.2014, 12:28
von Michaela
Ich bin total glücklich .. ich habe für ein absolutes Schnäppchen ein altes Traumrad von tristem Dachbodendasein befreit! Ich bin so fröhlich damit, dass es einen eigenen Blogeintrag bekommen hat:
http://wollkessel.wordpress.com/2014/03 ... chatzchen/
Wie man dort lesen kann, ist das Rad aus Ostpreußen damals hierhergekommen (so wurde mir erzählt und es ist glaubhaft, vor allem, da ich es aus der Ecke im Dorf abgeholt habe, wo die Straßennamen nach der Gegend sind).
Hat jemand irgendne Ahnung, ob man sowas grob datieren kann? Es müsste ja mindestens von vor 1944/45 sein, wenn's auf der Flucht war.
Mögliche Anhaltspunkte: Der Dorn, auf dem Spule und Flügel laufen, ist nicht gerade sondern konisch, wird hinten Richtung Wirtel dünner .. und scheint auch nicht überall so ganz gleichmäßig zu sein in seiner Verjüngung/Verdickung; das Hauptbrett ist von unten gar nicht richtig "zu Ende" behandelt, da sieht man noch Riefen und Furchen, so als ob es vielleicht der Mühe nicht wert war, mit noch sehr zeitraubendem Werkzeug diesen Teil hübsch zu machen. Meine Schwiegermutter meinte, in den gedrechselten Teilen "Gründerzeitstil" zu sehen.
Ich versteh von sowas allem ja nix. Ist hier jemand schlauer?
Re: Ostpreußisches Rad, nicht mehr auf der Flucht..
Verfasst: 01.04.2014, 13:13
von anjulele
Schön!
Auf jeden Fall ist es ein schönes Arbeitsrad für Flachs. Mindestens 80 Jahre wird es sicherlich alt sein.
Ich glaube, ich hab ziemlich genau solch ein Rad. Aber es ist eingepackt im Keller, ich hole es erst zum Umzug wieder hervor. Auf jeden Fall habe ich auch eines mit solch einem Flügel und einer ähnlichen eckigen Holzschraube.
Viel Spaß damit!
Petra
Re: Ostpreußisches Rad, nicht mehr auf der Flucht..
Verfasst: 01.04.2014, 13:29
von Michaela
Danke! Aber auch wenns ursprünglich seine Bestimmung gewesen sein mag, werde ich keinen Flachs verspinnen, das ist bestimmt nicht so mein Ding

... zumindest dünn Wolle geht auch, wie man sieht.
Re: Ostpreußisches Rad, nicht mehr auf der Flucht..
Verfasst: 01.04.2014, 13:35
von anjulele
Ja, das geht gut. Aber einen "Nachteil" haben zumindest meine alten Flachsräder (ich glaube acht oder neun): Alle spinnen einen recht festen Faden und das Garn flufft nicht so schön auf. Da helfen auch keine Tricks beim Spinnen, wie oft mit moderneren Rädern. Für Kettgarn allerdings finde ich das ideal. Dafür will man ja einen haltbaren Faden, oder?
Re: Ostpreußisches Rad, nicht mehr auf der Flucht..
Verfasst: 01.04.2014, 14:53
von spulenhalter
Glückwunsch zu dem schönen Rädchen.
Zum Spinnen ist es alle mahle gut. Beim Zwirnen kann der Einzug dünn werden.
Re: Ostpreußisches Rad, nicht mehr auf der Flucht..
Verfasst: 01.04.2014, 15:12
von Michaela
Ja, ich hab auch schon überlegt, zum Zwirnen wohl lieber ein anderes Rad zu nehmen; ich glaub noch nichtmal, dass der Faden sehr fest werden wird. Bisher sieht mir das recht fluffig aus, was sich so zusammenzwirbelt. Bin sehr gespannt

Re: Ostpreußisches Rad, nicht mehr auf der Flucht..
Verfasst: 01.04.2014, 20:44
von Sephrenia
Glückwunsch zu dem schönen Rad! Und mit was für einer Geschichte - da muss jemand sehr an diesem Spinnrad gehangen haben, das es mit auf die Flucht genommen wurde. Meine ostpreußische Familienhälfte ist da mit nicht viel mehr als den Kleidern am Leib herausgekommen...
Umso schöner, das dieses Erbstück nun ein Plätzchen gefunden hat, wo es wertgeschätzt wird! Und noch ein Rädchen mehr, was ich beim nächsten Spinntreffen besichtigen darf

!
Meine kleine Ziege ähnlicher Bauart (auch mit dem Holzgewinde an der Flügelhalterung) hat genug Einzug, um auch fluffige Fäden zu spinnen. Nur Navajozwirnen geht beim besten Willen nicht darauf. Das kommt bei dem zweifädigen immer auf das Verhältnis von Spulen- zu Flügelwirtel an.
LG Kiki
Re: Ostpreußisches Rad, nicht mehr auf der Flucht..
Verfasst: 03.04.2014, 12:21
von Michaela
Ja, ich denke auch, dass dieses Rad gewertschätzt wurde

... es ist auch wirklich hübsch und aus gutem Holz gedrechselt. Leider hat es gerade Spinnpause, denn nach drei Tagen Wohnungstrocknen lockert sich das ein oder andere.
Die Hauptstangen, in denen das Rad läuft, werden wir entweder mit kleinem Keil versehen oder leimen müssen. Was vorher kaum geeiert hat, schlägt jetzt aus wegen wackeliger Holme. Aber das war wohl zu erwarten, auf einem Dachboden ist es natürlich feuchter und alles war festgequollen.
Wir warten noch so zwei Wochen ab mit Feststellaktionen, bis dahin sollte es sich an unser Hausklima angepasst haben.
Re: Ostpreußisches Rad, nicht mehr auf der Flucht..
Verfasst: 04.04.2014, 15:05
von Morticia
Wie schön - ich mag solche "Rettungsaktionen". Fein, dass das Rädchen jetzt wieder spinnen darf und nicht mehr auf irgend einem staubigen Dachboden vermodert.