Seite 1 von 1
Das Verspielte
Verfasst: 17.02.2012, 12:42
von Landogar
Hallo Forum,
da mir thomas_f in meinem Technik Fragen Faden den Rat gegeben hat erstmal Spinnen zu lernen bevor ich beginne ein Spinnrad zu bauen, habe ich mir gestern ein Spinnrad geklauft:
Das Rad ist Flügelgebremst und hat einen ganz ganz sachten Einzug. Liegt wahrscheinlich daran, dass die Spule als Lager ein durchgängiges Metalrohr als Lager hat, werde am Wochenende drei neue Spulen mit Lederlager anfertigen. Mal schauen ob der Einzug dadurch stärker wird.
Der Flügel besteht bis auf die Welle komplett aus Holz, Lagerung an der Einzugsöffnung ist Holz auf Holz ausgeführt.
Was mir am Flügel besonders gefällt, sind die kleinen "Pilzköpfchen" anstatt der Haken.
Das gesamte Rad ist komplett aus Birnenholz gebaut und wurde nach Verkäuferangaben für seine Tante vor 50 Jahren angefertigt.
Liebe Grüße
Lando
Re: Das Verspielte
Verfasst: 17.02.2012, 13:13
von Vlasta
OMG! Jetzt würde ich Dich zu gern in Klamotte vor dem Rad sehen.
Sorry.

Ich bin sicher, daß das Rad ganz toll spinnt und Du viel damit lernen wirst. Sein erstes Rad vergißt man nie... Aber das Bild war doch zu köstlich. Frühmittelalterlich gewandeter Mann vor solch einem verschnörkelten Tantenrädchen.
*ich geh ja schon. Und ich wünsche Dir wirklich ganz viel Spaß und Erfolg beim Spinnen.*
Re: Das Verspielte
Verfasst: 17.02.2012, 13:44
von LuckyTino
Das Rad ist total süß....
...auch wenn ich mehr auf die "moderne" Optik meines Hammerrades oder der Walther Räder stehe.
Viel Spaß damit, es sieht für mich (als Anfängerin) doch sehr spinnbar aus.
Zeigst du uns mal ein Bild von dir und dem Rad, damit wir mit der Vorschreiberin lachen können Büdde, büdde.
Re: Das Verspielte
Verfasst: 17.02.2012, 13:53
von Adsharta
Das ist ein total schönes Rad, welches du da ergattert hast. Und wenn es gut spinnt, dann umso besser. Gefällt mir sehr gut.
lg Adsharta
Re: Das Verspielte
Verfasst: 17.02.2012, 14:19
von Landogar
Hallo LuckyTino,
Also für mich als absolut blutigen Anfänger was das Spinnen (zumindest mit Rad) angeht, hat sich das Rad wunderbar spinnen lassen.
Die Braune Wolle die die Spule füllt habe ich gestern am Abend noch gesponnen. Sind teilweise noch argh schwangere Regenwürmer, aber am Schluss hab ichs schon relativ gleichmässig herbekommen.
Ich glaub auch das meine Wolle nicht umbedingt das beste Anfängermaterial ist. Es sind die Reste von Fließen die meine Schwester zum Filzen verwended (sie verwendet hauptsächlich die schön großen Stücke vom Flies den Rest hab ich als Trainingsmaterial abgestaubt).
Ich hatte ja bevor ich angefangen hab fast Angst vor dem Rad weil die Flügelgebremsten immer so als "Zugmaschinen" hingestellt werden, bei meinem ist das aber überhaupt nicht der Fall.
Bilder kommen zu gegebener Zeit, wenn acuh definitiv nicht in FrüMi Gewandung, das würde einfach nicht passen!
LG Lando
Re: Das Verspielte
Verfasst: 17.02.2012, 14:35
von Spinnfee
Ui, was für ein Schmuckstück. Das ist ja ein zauberhaftes Radl.
Viel Spaß beim Spinnen an Deinem Schätzchen.
Re: Das Verspielte
Verfasst: 17.02.2012, 15:31
von thomas_f
Das Rad ist ein Unikat, und "süß!" ist gar kein Ausdruck

Da hat sich ja ein Schnitzer kräftig ausgetobt. Glückwunsch zu dem "Hingucker"!
Aber: flügelgebremst ohne Flügelbremse? Das Rad hat ein paar Merkmale eines zweifädigen: Die Höhenverstellbarkeit des Spinnkopfes, das Profil des Schwungrads (ich kanns auf den Fotos nicht so genau erkennen, da sind doch mehrere Rillen, oder?). Andererseits ist da die Spule mit dem großen Spulenwirtel und der (anscheinend) fehlende Flügelwirtel. Momentan wirkt die Lagerung des Flügels und sein Luftwiderstand als Bremse, die den zarten Einzug bewirkt.
Sollte da jemand vor lauter Schnitzerei die Spinnradmechanik außer acht gelassen haben? Oder hat mal jemand eine neue Spule angefertigt und den alten Flügelwirtel für überflüssig erachtet? Ist in der Flügelachse gegen Ende ein Gewinde?
Jedenfalls wird es sehr aufwändig

, wenn du jedesmal, wenn du einen stärkeren oder schwächeren Einzug brauchst, die Spule wechseln musst. Die Einzugskraft
musst du nämlich während des Spinnens nachstellen können! Das geht entweder durch eine einstellbare Bremse oder, beim zweifädigen Rad, durch den Schlupf des Antriebsfadens, den du mit der Höhenverstellung des Spinnkopfs regulierst.
Beste Grüße -- Thomas
Re: Das Verspielte
Verfasst: 17.02.2012, 15:34
von Nica
Oh, dass ist aber ein schönes Einzelstück

Ich wünsche dir viel Spaß mit deinem neuen Gefährt ^^
Lg
Nica
Re: Das Verspielte
Verfasst: 17.02.2012, 16:51
von Landogar
Hallo Thomas,
Doch die Bremse ist schon vorhanden, auf dem ersten Bild ist ein "Klötzchen" oberhalb der Einzugsöffnung. Durch das Klötzchen laufen zwei Leinenfäden und links neben dem Einzugsloch der Knopf dient dazu die Fäden strammer zu ziehen und so das Klötzchen stärker anzupressen. Funktioniert ähnlich der Saitenspannung von z.B. einer Geige.
Ist in meinem ersten Beitrag etwas falsch rübergekommen den ganz sanften (bis fast nicht vorhandenen) Einzug habe ich ohne Bremse. Von diesem fast ungebremsten Zustand kann man dann sehr gut dosiert mehr Bremskraft aufbauen.
Das Klötzchen war auch das einzige Teil an dem ich nacharbeiten musste, hier musste das Lederstück noch eingeklebt werden damit die Bremse überhaupt greift, im Orginalzustand hat man schön gesehen das da eine Klebestelle war und das aufgeklebte muss im laufe der Jahre verloren gegangen sein.
Ich habe mich am Anfang auch über den etwas eigenwilligen Aufbau der Bremse gewundert, aber er funktioniert. Als ich die Spule fast voll hatte musste ich die Bremse recht stark anziehen damit der Faden noch eingezogen wurde.
Das Schwungrad hat insgesammt drei Rillen, wobei die mittlere deutlich tiefer ausgelegt ist als die beiden anderen.
Die Flügelwelle hat am hinteren Ende kein Gewinde. Der Eisenstab ist einfach abgeschnitten und dann ballig verschliffen worden.
Ich könnte mir vorstellen, das bei dem Design des Rades zweifädiger Betrieb möglich sein muss, natürlich anderer Flügel, mit Wirtelgewinde dann und eine etwas kürzere Spule und dann müsste das eigentlich klappen.
LG Lando
Re: Das Verspielte
Verfasst: 17.02.2012, 18:24
von Arachne
Oh, ein Spinnrad im St.-Gallen-Typ! Wie schade, dass der Wockenträger plus Wockenstock fehlt. Aber trotzdem wunderschön und ganz typisch in en Formen.
Sigrid
Re: Das Verspielte
Verfasst: 17.02.2012, 18:34
von thomas_f
Ah, danke, jetzt hab selbst ich es verstanden.
Ich könnte mir vorstellen, das bei dem Design des Rades zweifädiger Betrieb möglich sein muss, natürlich anderer Flügel, mit Wirtelgewinde dann und eine etwas kürzere Spule und dann müsste das eigentlich klappen.
Den Umbau würde ich aber bleibenlassen. Wenn das so toll funktioniert, mit sanftem, gut dosierbarem Einzug, und Sigrid sogar sagt, dass es was typisches ist, würde ich da überhaupt nichts großartig dran umarbeiten. Ein paar neue Spulen und du hast ein tolles Rad. Viel Spaß damit!
Beste Grüße -- Thomas
Re: Das Verspielte
Verfasst: 17.02.2012, 20:59
von Landogar
Hallo Sigrid,
Was hat es denn mit dem Sankt Gallen Typ aufsich? Kannst du mir da vielleicht noch ein paar Infos dazu zukommen lassen?
Wockenstab und Träger sind auch mit dabei, ich habe sie nur für den Transport des Rades abgebaut, und gestern beim Probespinnen hatte ich dan keinen Bedarf mehr ihn aufzuschrauben. Auf dem Wocken selbst ist Flachs aufgezogen, an der Aussenseite Locker mit einem roten Band und im Inneren ist er mit Flachsschnüren festgebunden.
Hallo Thomas,
Ich habe mir vorgestellt das Rad komplett und orginal zu lassen, nur bei Bedarf/Wünsch müsste dann die Spinneinheit gegen eine Andere + anderen Treibriemen getauscht werden. Also komplett ohne irreversible Änderung am Rad. Ein nicht reversibler Eingriff in die vorhandene Struktur brächte ich glaube ich nicht übers Herz.
EDIT: Kleiner Nachtrag, ich habe mir den Wocken jetzt genauer angesehen, der Flachs war nicht nur mit Schnur festgebunden, sondern in zwei Stufen auch angeleimt. Zudem kommt das der Wockenstab zweigeteilt ist und die Abschlussspitze über den Flachs gesteckt und ebenfalls angeleimt wurde. Langsam bekommt mein anfänglicher Verdacht, das es sich um ein zwar funktionierendes aber trotzdem um ein Dekorad handelt wieder Überwasser... schlecht ganz schlecht!
Liebe Sigrid jetzt wäre ich dir nochmal so dankbar über genauere Informationen zum Aufbau dieses Spinnradetyps. Ich möchte sofern irgendwann Bedarf an Reparaturen oder Ähnlichem besteht so gut wie möglich am Ursprünglichen Charakter dieses Typs bleiben.
LG Lando
Re: Das Verspielte
Verfasst: 18.02.2012, 08:44
von Fiall
@Landogar: Wenn das Rad so gut funktioniert, würde ich es nicht ausschließen, dass jemand später es zum Dekorad umfunktioniert hat. Der aufgeklebte Flachs klingt ja jetzt nicht super. Bekommst du den Leim runter? Wäre echt schade um den Wockenstab und bei Kleber in möglicherweise gutem Langflachs, bekomm ich die Krise.
Re: Das Verspielte
Verfasst: 24.02.2012, 14:56
von Landogar
Hallo Fiall,
Ich habe den Flachs mittlerweile vom Rad herunter gebracht, es hat mir wirklich in der Seele weh getan die Fasern teilweise herunter schneiden zu müssen. Der Flachs war an drei Stellen festgeklebt. Ich werde bei Gelegenheit die verklebten Stellen aus dem Flachs herausschneiden und den Rest aufheben, für den Fall das ich mal Flachs spinnen will.
Jetzt meine Frage: Macht ein in der Mitte teilbarer Wocken überhaupt Sinn, oder ist das rein nur bei Deko-Wocken so?
Sobald ich mehr Informationen habe werde ich einen neuen Wocken für das Rad drehen.
LG David
Re: Das Verspielte
Verfasst: 24.02.2012, 16:16
von Fiall
Hallo David,
ich kenn mich mit Wocken leider gar nicht aus und kann dir die Frage nicht beantworten. Hoffentlich weiß jemand anderes hier mehr.
Kann aber gut verstehen, dass dir die verklebten Stellen und das erforderliche Zerschneiden in der Seele weh tun. Kann man nur hoffen, dass es kein guter Flachs war, der da als Deko angeklebt wurde, sonst wäre es noch mal so ärgerlich.