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technisch Grundfragen

Verfasst: 25.11.2011, 11:50
von Mathilde
So weiter gehts,

ich muß mal fragen ob ich die Grundlagen richtig verstanden habe.

1.Also das Übersetzungsverhältnis besagt, wie oft sich die Spule bzw. der Spinnflügel dreht im Vergleich zum Schwungrad.
Also wenn mein Schwungrad eine Umdrehung rum hat, hat mein Spinnflügel 5 geamcht. Also habe ich ein Spinnrad mit dem Verhältnis von 1:5 ist das richtig?

2. 1:5 ist ja erst mal ne lahme Übersetzung. Da ich aber nur ein kleines Schwungrad habe (32cm) und genötigt bin schnell zu treten, ist mein Spinnrad doch wiederum ein anspruchsvolles, sprich setzt schon einiges Können voraus um so schnell zu spinnen.
(Sollte man bei Spinnrädern nicht den Wert Umdrehungen pro Minute einführen. Ein Maß welches Angibt wie langsam man es bei Bedarf treten kann? (nur mal so ein Gedanke))

3. Noch eine Verständnisfrage: Wenn ich bei zweifädigem Betrieb die Spannung des Antreibsriehemns ganz locker mache, sollte sich der Spinnflügel schneller drehen als die Spule (weil, wie ich in den Erklärungen gelesen habe "die Spule durchrutscht").

4. Somit bekommt der Faden mehr Drill und der Einzug ist langsamer. Hab ich das auch richtig vertanden?

Versuche das Spinnrad langsam technisch zu verstehen. :))

Re: technisch Grundfragen

Verfasst: 25.11.2011, 12:14
von shorty
Zu den einfädigen Rädern und der Übersetzung 1 zu 5 --das hast Du im Grunde schon richtig verstanden.
Was nicht so gut klappt, das mit dem Treten wettmachen.
Ich trete meist so um die 90 mal pro Minute manchmal auch bis 110 gehöre also zu den Zappelbeinen :-))
So nun hat mein Rad ne sehr große Bandbreite,ich pick mal ne mittlere Geschwindigkeit raus.
1 zu 15.
Dafür müsstest Du dreimal so schnell treten, um den gleichen Drall zu erzeugen, das halte ich für nicht realistisch.

Es ist also so, dass man durch schnelles Treten hohe Übersetzungen nur bedingt wettmachen kann. Aber man braucht auch nicht zu allem so hohe Übersetzungen, und es spinnt auch nicht jeder gerne so ein bißerl hektisch wie ich ;-)


Karin

Re: technisch Grundfragen

Verfasst: 25.11.2011, 16:52
von Klara
Ich glaube, Mathilde wollte sagen, dass sie schnell treten MUSS, weil das kleine Rad sonst mangels Schwungmasse in einem der Totpunkte stehenbleibt, stimmt das? Und deshalb liefert das Rad den Drall doch schneller, als ihr lieb wäre. Aber, Mathilde, das wird sich schnell legen, und dann wird dir das Rad eher langsam vorkommen - wie Karin schon sagt (zum Vergleich: ich trete eher 60 - 80 tpm)

Ein "Tritte pro Minute"-Wert hängt mehr vom Spinner als vom Rad ab, glaube ich. Mit etwas Übung kann man auch kleine Antriebsräder langsam treten - vorausgesetzt, sie haben einen Wiegetritt (oder Doppeltritt). Ohne einen solchen, braucht man wahrscheinlich ganz viel Übung (weiss nicht, ich müh' mich mit sowas nicht ab).

Ciao, Klara

Re: technisch Grundfragen

Verfasst: 25.11.2011, 16:52
von Arachne
Mathilde hat geschrieben:So weiter gehts,

ich muß mal fragen ob ich die Grundlagen richtig verstanden habe.

1.Also das Übersetzungsverhältnis besagt, wie oft sich die Spule bzw. der Spinnflügel dreht im Vergleich zum Schwungrad.
Also wenn mein Schwungrad eine Umdrehung rum hat, hat mein Spinnflügel 5 geamcht. Also habe ich ein Spinnrad mit dem Verhältnis von 1:5 ist das richtig?

2. 1:5 ist ja erst mal ne lahme Übersetzung. Da ich aber nur ein kleines Schwungrad habe (32cm) und genötigt bin schnell zu treten, ist mein Spinnrad doch wiederum ein anspruchsvolles, sprich setzt schon einiges Können voraus um so schnell zu spinnen.
(Sollte man bei Spinnrädern nicht den Wert Umdrehungen pro Minute einführen. Ein Maß welches Angibt wie langsam man es bei Bedarf treten kann? (nur mal so ein Gedanke))

3. Noch eine Verständnisfrage: Wenn ich bei zweifädigem Betrieb die Spannung des Antreibsriehemns ganz locker mache, sollte sich der Spinnflügel schneller drehen als die Spule (weil, wie ich in den Erklärungen gelesen habe "die Spule durchrutscht").

4. Somit bekommt der Faden mehr Drill und der Einzug ist langsamer. Hab ich das auch richtig vertanden?

Versuche das Spinnrad langsam technisch zu verstehen. :))
zu 1. ja!
zu 2. wie langsam oder schnell Du trittst, ist einzig und allein Dir überlassen und hängt von vielen Faktoren ab. Das kann kein Hersteller angeber.
zu 3. die Spule läuft immer schneller als der Flügel, jedenfalls wenn der Spulenwirtel kleiner ist als der Flügelwirtel. Du kannst höchstens den Grad des Einzugs regulieren.

Sigrid

Re: technisch Grundfragen

Verfasst: 25.11.2011, 17:49
von thomas_f
Zu 3 und 4: Wenn du die Riemenspannung etwas lockerst und den Spinnfaden festhältst, dann drehen sich Flügel und Spule gleich schnell, es gibt nur Drall und kein cm Garn wird aufgespult. Dabei rutscht der Treibriemen etwas auf dem einen oder dem anderen Wirtel (oder beiden) durch, weil die ja verschiedene Durchmesser haben.

Wenn du dann Fasern ausziehst und dem Rad als Faden überlässt, kann die Spule wieder schneller als der Flügel drehen (was sie wegen ihres kleineren Wirteldurchmesser ja möchte) und es wird Garn aufgewickelt. Du möchtest die Riemenspannung/Einzugskraft nur gerade so stramm einstellen, dass gerade sauber aufgewickelt wird; dann kannst du die Aufwickelgeschwindigkeit/Einzugsgeschwindigkeit noch runterregeln (Faden zurückhalten) ohne dass dir der gerade entstehende zarte Faden gleich reißt.

- Bei einem normalen zweifädigen Rad läuft der Flügel nie schneller als die Spule.

- dünner Faden braucht mehr Drall pro cm Fadenlänge als dicker.

- kleine und/oder leichte Schwungräder verlangen eine höhere Trittfrrequenz als größere. Vor allem beim Einzeltritt. Und mit wachsender Übersetzung wächst nicht nur die benötigte Kraft sondern auch diese mindestens erforderliche Trittfrequenz.

Beste Grüße -- Thomas

Re: technisch Grundfragen

Verfasst: 25.11.2011, 23:19
von Mathilde
Vielen Dank für Eure Antworten.
Habe es vorhin mal getestet. also damit das rad nicht stehen bleibt muß ich 68 mal in der minute treten.
Mal schauen was ich in der nächsten Zeit bezüglich Spinnrad tut.
Das alte, was ich jetzt hier habe läuft nicht so gut.
Ich habe alles gereinigt und mit Vaseline beschmiert (alles Metall-Holz-Verbindungen), aber der Spinnflügel läuft nicht so flüssig wie er sollte.
Der Spinnflügel hat im Vergleich zur Spule einen viel höheren Reibewiderstand oder wie sol lich das bezeichen?
Die Spule dreht sich sehr leicht auf dem Spinnflügel, aber der Flügel dreht sich nicht so gut in seinen Verankerungen.
Mal schauen. ich versuche mir jetzt eins bis nächstes Jahr zu borgen, da ich mir ja erst im Sommer ein richtiges kaufen kann.

Re: technisch Grundfragen

Verfasst: 28.11.2011, 09:50
von thomas_f
Der Spinnflügel hat im Vergleich zur Spule einen viel höheren Reibewiderstand oder wie sol lich das bezeichen?
Die Spule dreht sich sehr leicht auf dem Spinnflügel, aber der Flügel dreht sich nicht so gut in seinen Verankerungen.
Da fragt sich, wo er sich denn reibt. Die Lager sind aus Leder? Mögliche Kandidaten sind schräggestellte Lager -- die Holme mit den Lederlagern lassen sich ja bestimmt verdrehen und rausnehmen, damit man die Spule wechseln kann; die müssen dann schön fluchtend wieder eingesetzt werden. Wenn du die Flügelachse anschaust: ist sie rauh oder glatt, wo sie in den Lederlagern läuft? Wenn rauh, muss sie dort evtl. mit feinem Schleifpapier entrostet werden. Die Lederstücke dürfen ruhig mit Fett gesättigt sein. Oder schleift der Flügel oder der Wirtel an den Holmen? Falls es da irgendwo eng ist: Wie wäre es, mal zu versuchen, wie das ist, wenn die Flügelachse unter den Holmen hängt, die Lager also nach unten zeigen und Schwerkraft und Treibriemen den Flügel und seinen Wirtel von ihnen weg ziehen? Bei der Ziege für Simone scheint das eine Verbesserung gebracht zu haben; besonders das hintere Flügellager läuft so viel besser. Bei der großen Mehrheit der Räder, die man so sieht, scheinen die Lederlager "auf Zug" gedacht zu sein.

Ich würde das hübsche Rad nicht so schnell aufgeben :) Und, sagte ich das schon? Je leichter es dann läuft, desto langsamer kann man auch treten. Wobei ich selbst wie Karin eher zappelige Füße habe.

Beste Grüße -- Thomas

Re: technisch Grundfragen

Verfasst: 28.11.2011, 11:22
von Mathilde
ich hab ma n paar Fotos geknipps, die stell ich gleich rein

So, hier die Fotos:

Bild

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Re: technisch Grundfragen

Verfasst: 28.11.2011, 13:28
von thomas_f
Oh.

Das erste Foto zeigt deutlich, dass der Flügel schief hängt -- hinten (im Foto rechts) tiefer als vorne. Die Wirtel und das Schwungrad sollten eigentlich ziemlich in einer Ebene liegen.

Das zweite Foto zeigt das vordere Lager, höchstwahrscheinlich aus Leder? Der Flügel dürfte ruhig etwas weiter nach links liegen, so dass er mit dem Kragen am Lager geführt wird. Ansonsten sieht das Lager so aus, wie man es erwarten kann: Immer genug Fett dran und gut is's.

Das dritte Foto zeigt das hintere Lager. Eine unkonventionelle Lösung, die kannte ich noch nicht: die Flügelachsenspitze läuft in einer Rille im Holz und wird von einem Vorreiber aus Draht am Raushüpfen gehindert. Das scheint (auf den ersten Blick) keine neuere Reparatur sondern sogar der Originalzustand zu sein. Wie auch immer: keine besonders gute Lösung, finde ich, sollte aber vom Prinzip her funktionieren. Dieses Lager darf nie ohne Fett laufen, sonst kannst du damit Feuer machen, und die Riemenspannung sollte immer eher sachte sein.

So weit, so rätselhaft, es bleiben Fragen: Warum hängt der Flügel so schief? Hängt der auch schief, wenn du den Treibriemen abnimmst? Ist er schwergängig, wenn du den Treibriemen abnimmst? Will sagen: ist der Treibriemen vielleicht viel zu stramm gespannt? Ich kann es auf dem Foto nicht genau erkennen, aber es sieht mir so aus, als ob beide Schlaufen des Riemens über den Flügelwirtel (die hintere, im Foto rechte Rille) laufen. Dass der doppelt genommene Riemen im Prinzip so verlaufen muss, wie in dieser Zeichnung, ist dir klar, nehme ich an? (Vgl. auch "Aufbau des zweifädigen Spinnrads")
Bild

(Wobei sich der Riemen dabei nur einmal kreuzt: wenn du im Uhrzeigersinn spinnst, liegt die Kreuzung auf der linken, anderenfalls auf der rechten Seite zwischen Schwungrad und Wirteln).

Weitere Frage: Die Holme, in denen die Lager sitzen, insbesondere der hintere, sind wahrscheinlich nicht beweglich/rausnehmbar/drehbar und sitzen richtig spack fest im Querholz (dem mit dem Gewinde)? Auch ohne dass der Treibriemen am Flügel zieht?

Beste Grüße -- Thomas

Re: technisch Grundfragen

Verfasst: 28.11.2011, 16:55
von Mathilde
Hi Thomas! :))
thomas_f hat geschrieben:Oh.

Das erste Foto zeigt deutlich, dass der Flügel schief hängt -- hinten (im Foto rechts) tiefer als vorne. Die Wirtel und das Schwungrad sollten eigentlich ziemlich in einer Ebene liegen.
Sie liegen einigermaßen in einer Ebene

Das zweite Foto zeigt das vordere Lager, höchstwahrscheinlich aus Leder?
oh, es scheint tatsächlich aus Leder zu sein. Ich hatte es bislang für Holz gehalten. Nu hab ich aber mal dran gewackelt und es läßt sich tatsächlcih etwas bewegen.

Der Flügel dürfte ruhig etwas weiter nach links liegen, so dass er mit dem Kragen am Lager geführt wird.
geht nicht, dann würde Wirtel und Schwungrad nicht mehr übereinander sein.

Das dritte Foto zeigt das hintere Lager. Eine unkonventionelle Lösung, die kannte ich noch nicht: die Flügelachsenspitze läuft in einer Rille im Holz und wird von einem Vorreiber aus Draht am Raushüpfen gehindert. Das scheint (auf den ersten Blick) keine neuere Reparatur sondern sogar der Originalzustand zu sein. Wie auch immer: keine besonders gute Lösung, finde ich, sollte aber vom Prinzip her funktionieren. Dieses Lager darf nie ohne Fett laufen, sonst kannst du damit Feuer machen,
Es sit tatsächlich der Originalzustand und an Feuer machen hatte ich noch garn icht gedacht :totlach:


So weit, so rätselhaft, es bleiben Fragen: Warum hängt der Flügel so schief? Hängt der auch schief, wenn du den Treibriemen abnimmst? Ist er schwergängig, wenn du den Treibriemen abnimmst? Will sagen: ist der Treibriemen vielleicht viel zu stramm gespannt?
Es liegt schlicht und ergreifend an der Bauweise. Also Vordere Aufhängung mit Leder AUF dem Holmen und hinteren Aufhängung eine IN den Holmen geschnitzte Rille


Ich kann es auf dem Foto nicht genau erkennen, aber es sieht mir so aus, als ob beide Schlaufen des Riemens über den Flügelwirtel (die hintere, im Foto rechte Rille) laufen. Dass der doppelt genommene Riemen im Prinzip so verlaufen muss, wie in dieser Zeichnung, ist dir klar, nehme ich an? (Vgl. auch "Aufbau des zweifädigen Spinnrads")
Bild

(Wobei sich der Riemen dabei nur einmal kreuzt: wenn du im Uhrzeigersinn spinnst, liegt die Kreuzung auf der linken, anderenfalls auf der rechten Seite zwischen Schwungrad und Wirteln).

Alles richtig gemacht, Hab ich doch hier bei Euch auf der Seite gelernt!! :D

Weitere Frage: Die Holme, in denen die Lager sitzen, insbesondere der hintere, sind wahrscheinlich nicht beweglich/rausnehmbar/drehbar und sitzen richtig spack fest im Querholz (dem mit dem Gewinde)? Auch ohne dass der Treibriemen am Flügel zieht?

sitzen spackfest!

Scheint eben an der Bauweise zu liegen. Bleibt die Frage, ob man die hintere Aufhängung auch in Höhe der vorderen also AUF den Holmen bringen könnte. Aba wie *Kopfkratz*


Beste Grüße -- Thomas

Re: technisch Grundfragen

Verfasst: 28.11.2011, 17:35
von thomas_f
Scheint eben an der Bauweise zu liegen. Bleibt die Frage, ob man die hintere Aufhängung auch in Höhe der vorderen also AUF den Holmen bringen könnte. Aba wie *Kopfkratz*
Merchwürdich ist das schon. Vielleicht hat ein wohlwollender Vorbesitzer mal die Holme falsch reingeleimt. Auf diesem Bild:
Bild
sieht es mir wirklich so aus, als ob ich auf den rechten Holm mehr von oben draufschaue als auf den linken. Natürlich kann man da alles mögliche dran- und draufbasteln, aber ein funktionierender Originalzustand wäre netter.

Sagen wirs erstmal andersrum: Solange der Riemen nicht runterspringt, soll uns das alles ja erstmal nicht besonders kratzen. Die eigentliche Frage war ja, wo denn nun der Flügel klemmt. Hat er doch noch irgendwo Fettmangel? Oder ist das Bändsel doch recht stramm? Denn an der Schrägstelung kann das doch eigentlich nicht liegen, soweit ich das erkennen kann. Eine Ferndiagnose ist aber auch nie ganz einfach. Hast du nicht vielleicht einen Spinnradkundigen in der Umgebung, der mal hands-on dran rumfummeln kann? ;)

Beste Grüße -- Thomas

Re: technisch Grundfragen

Verfasst: 29.11.2011, 16:34
von Mathilde
thomas_f hat geschrieben:...Ich würde das hübsche Rad nicht so schnell aufgeben :) ...
Ich wollte noch sagen, daß ich mein Rädchen auf jeden Fall in Ehren halten werde. Und es darf auch immer bei mir wohnen. Bin ihm ja sehr dankbar, daß es mich so geduldig erträgt :))