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Kaufberatung: Flügelbremsenrad
Verfasst: 09.10.2011, 19:11
von Kattugla
Ihr lieben Kundigen,
ich liege ja eigentlich - nach eher gruseligen Erfahrungen mit einem Rayher Klassik (das übrigens aktuell auf Motorisierung wartet *g*) - mit flügelgebremsten Rädern überkreuz.
Mir rupfte das Ganze zu heftig am Faden, ich bin ausserdem ein Ungeduldshammel und mag es eigentlich filigraner.
Eigentlich.
Diesen Winter hab ich jedoch jede Menge Frischgeschorenes zu verarbeiten und ich will mich endlich mal an dickeren und schönen Singles versuchen. Ausserdem piekt mich doch ein bisschen der Ehrgeiz an, dass das mit der Flügelbremse etwas ist, was ich bislang noch nicht hingekriegt habe. Ich mag gerne ein bisschen was Verschnörkeltes haben, die Louets mag ich einfach nicht so richtig...
Ich spiele also mit dem Gedanken an eins der holländischen Arbeitstierchen bei Marianne. Mir gefallen sowohl das Delft als auch das Willy, ich kann jedoch beide absolut nicht einschätzen. Wie sind da Lagerung und Leichtläufigkeit? Wieviel passt auf die Spulen? Wie sieht die Pannenstatistik aus?
Oder gibt es ein ganz anderes Modell, was Ihr mir empfehlen könnt? Die Moswolts mag ich ja ganz gerne, aber gebraucht hats die so selten, und dann teuer...
Im Prinzip wäre das, was mir zumindest optisch (technisch kann ich nicht einschätzen) am besten gefällt, ein Henkys, das ist aber im Moment finanziell nicht drin. Lohnt es sich, die Holländer stehenzulassen, noch ein bisschen zu sparen und sich stattdessen ein Henkys zuzulegen? Hat das Vor- oder Nachteile (mal abgesehen von der Neuwertigkeit) im Vergleich zu den Holländern?
unentschlossene Grüsse
Kattugla
Re: Kaufberatung: Flügelbremsenrad
Verfasst: 09.10.2011, 19:46
von quilty
... ich kenne mich ja noch gar nicht so gut aus, aber von den genannten Rädern würde ich auf ein Henkys sparen, schon alleine vom Holz her und vom Gesamtlook, abgesehen, dass es sich von allen o.g. auch noch am komfortabelsten spinnen lassen wird!
GLG Christine
Re: Kaufberatung: Flügelbremsenrad
Verfasst: 09.10.2011, 20:32
von Nordpolarbaer
Icxh würde, wenn es denn flügelgebremst sein soll, ein Malottke wollen.
Ich habe dieses Jahr eins im Original gesehen und es war einfach traumhaft. Sogar mit Doppeltritt und raffiniert angebauter Haspel und nicht teurer, als mein Kromski.
Und sah so schön altmodisch aus, war aber schön gelagert.
Re: Kaufberatung: Flügelbremsenrad
Verfasst: 09.10.2011, 21:20
von Kattugla
Hach. Ich hab mir ja im Handspinnforum im Spinnradlexikon grad den Thread zum Henkys durchgelesen, Lust hätt ich da schon drauf. Wenn da nicht der Preis wäre... *grübl*... obwohl ich ja - dank Arbeitsplatzwechsel - ab 17.10. ein bisschen mehr verdiene... hmmm...
Beim Malottke wüsste ich nicht, wo ichs beziehen könnte.
Re: Kaufberatung: Flügelbremsenrad
Verfasst: 09.10.2011, 21:30
von Klara
Der Vorteil des Henkys ist, dass man mehr Optionen hat als bei den Holländern (Tritt links, Doppeltritt, Schnellspinneinrichtung, Schnellspinnspulen ...) Der Nachteil ist, dass sich der Spinnkopf gerne seitlich verdreht (wegen der runden Mittelsäule), dass es mit den vier Füssen auf unregelmässigem Boden eigentlich immer wackelt (ja, die Füsse sind höhenverstellbar - so wie bessere Küchenmöbel - aber das hilft nur, wenn man das Rad nach dem Einstellen keinen Zentimeter mehr verrutscht), und es ist besch... zu tragen (weil man sich leicht die Hand, die das Rad an der Mittelsäule - stabiler Teil - trägt, an den Speichen quetscht). Ausserdem finde ich, dass ohne Nacharbeiten der Einzug eher noch stärker ist als beim Louet S10 (übrigens, leicht off-topic: neulich habe ich's mal mit Faden um die Häkchen wickeln probiert - mit dem Erfolg, dass der Zug in meiner Hand zwar angenehm niedrig war, der Faden aber hinter dem Haken gerissen ist. Möglicherweise hat Amos recht, wenn er schreibt dass für den Faden der Zug trotz aller kosmetischen Massnahmen gleich bleibt). Und man ist auf zwei Übersetzungen beschränkt - die neuen Louet-Spulen haben drei (wobei praktisch alle Gebrauchträder noch mit den alten Spulen kommen). Nach meiner heutigen Meinung lohnt es sich absolut nicht, auf das Henkys zu sparen. Der PU-Antriebsriemen kann bei dem übrigens auch nur mit zerschneiden oder Rad zerlegen abgenommen werden.
Das Louet ist leichter zu tragen, preiswerter gebraucht zu kriegen, aber hässlich. Wobei ich da heute drüber hinwegsehen kann - und ausserdem das Glück hatte, bei Marianne eine Speichenrad-Version des S10 (keine Ahnung, wie die Nummer ist) zu erwischen. Und eine Freundin hat ein dunkel (Walnuss, Eiche dunkel) gestrichenes (lasiertes, gebeiztes, was weiss ich) S10, und das sieht beinahe edel aus (nur so als Anregung...) Noch ein Vorteil beim S10: Die Einzugsöffnung ist auch seitlich so gross, dass man keinen Einzugshaken braucht (beim Henkys schon). Nachteil: Zumindest die alten haben kein Kugellager (erwähne ich extra, weil öfters das Gegenteil behauptet wird) - eine Freundin hat ihres mal zerlegt.
Delft und Willy kenne ich nicht. Auffallen tut mir nach den Fotos, dass die Spulen nur eine Übersetzung bieten, und das wäre mir persönlich zu wenig.
Ich habe gerade deine Beschreibung des Rayher Klassik im Handspinnforum gelesen und würde wahrscheinlich an deiner Stelle jetzt zu einem immer noch existierenden Markenrad tendieren (Louet S10 werden meines Wissens noch hergestellt, Willy, Bea, Delft, Ariane nicht mehr - möglicherweise gibt's da 'nen guten Grund dafür - ausser dem, dass Louet noch etliches andere produziert und nicht gleich pleite macht, wenn der Absatz eines seiner Spinnradmodelle sinkt). Wenn du es also schaffst, dich davon zu überzeugen, dass "handsome is as handsome does" und "form follows function", und die inneren Werte mehr zählen als äusserliche Schönheit, dann würde ich zu einem Louet raten. Und mit viel Glück findest du ja sogar irgendwo eine Speichenversion... Wobei ich finde, dass es nicht unbedingt das S10 mit Aufsteckhaspel sein muss - und das aktuell bei Marianne angebotene ist ja auch nicht ganz billig.
Deine Grundidee ist übrigens goldrichtig: Für dicke Singles sind die spulengebremsten Räder (so sie ordentlich funktionieren) perfekt. Ich spinne meine immer auf dem Henkys (das Louet ist leider durch eine halbvolle Spule mit Fettwolle, mit der ich einfach nicht weitermachen mag, blockiert).
Ciao, Klara
Re: Kaufberatung: Flügelbremsenrad
Verfasst: 09.10.2011, 21:34
von doka
Das Henkys lohnt sich auf jeden Fall.
Allerdings, wenn Du es wirklich schön leichtläufig haben willst, dann würde ich auf jeden Fall Doppeltritt ordern

Ansonsten liebe ich an meinem auch den ruhigen Lauf und wenn es erstmal ein bißchen eingesponnen ist, dann reißt es auch nicht mehr so heftig am Faden.
Liebe Grüße, Dörte
Re: Kaufberatung: Flügelbremsenrad
Verfasst: 10.10.2011, 08:45
von zwmaus
Das Henkys hat den stärksten Einzug, den ich je bei einem Rad erlebt habe.
Tja ........... ich warte ja sehnsüchtig auf Anna ..... und es könnte dann sein, kommt auf Anna an

, daß ich mein Henkys dann abgebe. Aber das wird wohl noch dauern.
Re: Kaufberatung: Flügelbremsenrad
Verfasst: 10.10.2011, 09:29
von Hummelbrummel
Hallo,
ich habe 2 flügelgebremste Räder, einen Willy und ein Noname, das ich Genoveva nenne. (Und ich kenne keine anderen Räder aus Nutzungserfahrung, so dass ich keinen Vergleich habe.)
Zum Willy:
Der ist robust, steht bei mir auch sicher und fest auf dem Boden und ist leicht anzufassen und umzustellen, ohne dass man sich klemmt oder so. (Genoveva hat mich schon mal so gebissen, dass Blut floss, weil ich ich eine Ritze kam, und dann beim Heben Zug drauf kam. Seitdem schaue ich immer zweimal, wo ich bei ihr hinlange.)
Die Spulen fassen 200g Garn. Er ist in der Schwungradaufhängung kugelgelagert. Das Einzugsloch ist groß und ich nehme eine Häkelnadel als Haken.
Seit ich einen neuen Riemen drauf habe (der alte war zu kurz und hatte zuviel Spannung) und die Scharniere vom Tritt geölt habe, läuft das Rad leise, leicht und mit "intuitiver" Fußarbeit (mit Wiegetritt).
Um den Riemen ganz vom Rad zu bekommen (oder drauf) muss man jedoch zum Schraubschlüssel greifen. (Aber warum sollte man auch im normalen Betrieb den Riemen runtermachen?) Für den Riemen gibts einen kleinen "Parkplatz" zum Spulenwechseln.
Zur Bremse: Entweder ist sie oder ich tagesformabhängig unterschiedlich drauf (Also, ich weiß nicht, an wem von uns es liegt). Ich denke schon, dass ich gut damit zurecht komme, weil ich mich für eine Zeitgenossin mit geschickten Händen halte, aber so richtig "berechenbar" finde ich sie nicht.
Im Vergleich zu meiner "Genoveva" ist der Willy langsam, vermutlich hat er eine deutlich schlechtere Übersetzung (habe noch nicht rausgefunden, wie ich das berechne). Er hat nur eine Überstzung (und ich denke zur Zeit beim Einschlafen darüber nach, wie ich eine weitere Spule mit kleinerem Wirtel bauen kann, um ihn zum Zwirnen etwas zu tunen, allerdings brauche ich dann auch einen zweiten Riemen, denn die Riemenspannung ist nicht am Rad einstellbar.)
Dickere Singles habe ich noch nicht gesponnen (so weit bin ich noch nicht), könnte mir aber schon vorstellen, dass er dafür taugt.
Solltest Du mal in den Großraum München kommen, kannst Du auch gerne Testspinnen.
Zur Zeit spinne ich eher dünneres Garn und dafür nehme ich lieber "Genoveva", weil sie schneller dreht und irgendwie sitze ich lieber dran. Auch meine Tochter (11) spinnt an diesem Rad gerne und gut, wobei sie mit Willy nicht warm geworden ist. (Ein baugleiches Rad wie "Genoveva" war übrigens neulich bei Ebay in Hamburg zur Selbstabholung und ging auch für 10.- nicht weg, war aber so schlecht fotografiert, dass man nicht sehen konnte, ob von vorne wesentliche Teile vielleicht defekt sind.)
Vielleicht hilft Dir meine Schilderung ein wenig? Sonst gerne fragen, falls Du noch was Spezielles wissen willst.
Viele Grüße, Hummelbrummel
Re: Kaufberatung: Flügelbremsenrad
Verfasst: 10.10.2011, 09:39
von Sephrenia
Das ich ein bekennender Henkysfan bin, ist hier glaube ich schon hinlänglich gekannt...
Meine Lobgesänge aufs Henkys sind schon an vielen Stellen hier im Forum nachzulesen, insofern beschränke ich hier mich nur auf eins:
Der PU-Antriebsriemen kann bei dem übrigens auch nur mit zerschneiden oder Rad zerlegen abgenommen werden.
In dem Punkt muss ich Klara mal ganz entschieden widersprechen: der Riemen lässt sich selbstverständlich auch ohne ihn durchzuschneiden vom Rad nehmen!!!!! Die Tritte sind am Fußteil nur gesteckt, lassen sich leicht herausziehen und dann kann man den Riemen problemlos runternehmen (wobei sich mir noch die Frage stellt, wofür ich das im Alltag brauche?!)
Du musst dir halt im klaren sein, wofür du das Rad haben möchtest. Für gelegentliche dicke Singles reicht sicher auch irgendein holländisches Rad mit Flügelbremse. Wenn das Rad hingegen ein vollwertiges Herdenmitglied sein soll, lohnt sich das Henkys meiner Meinung nach auf jeden Fall, nicht nur wegen der schöneren Optik und toller Verarbeitung, sondern auch wegen Features wie Doppeltritt und schnellerer Übersetzung (im Vergleich zu Ella und Co. natürlich immer noch schneckenhaft langsam

).
LG Kiki
P.S. Wo Klara aber recht hat ist, dass der Trick mit dem "Faden-um-die-Häkchen-legen" oder auch Henkys "Drossel" den Einzug nur
vor dem Flügel reduziert, zwischen Flügel und Spule bleibt er gleich und ganz filigrane Fäden können dann dort reißen. Für dicke, fluffige Singles und alles nicht-lacige finde ich das Henkys trotzdem perfekt.
Re: Kaufberatung: Flügelbremsenrad
Verfasst: 10.10.2011, 10:06
von Elisabeth62
Beim Malottke wüsste ich nicht, wo ichs beziehen könnte.
Bei Herrn Malottke, schreib mal Heidespinnerin an. Sie hatte eins in Ebermannstadt dabei.
Grüße Elisabeth
Re: Kaufberatung: Flügelbremsenrad
Verfasst: 10.10.2011, 13:47
von Klara
Sephrenia hat geschrieben:
In dem Punkt muss ich Klara mal ganz entschieden widersprechen: der Riemen lässt sich selbstverständlich auch ohne ihn durchzuschneiden vom Rad nehmen!!!!! Die Tritte sind am Fußteil nur gesteckt,
Mein Einzeltritt (!) ist vorne so geschickt und unsichtbar befestigt, dass ich keine Ahnung habe, wie ich ihn ausbauen sollte, und hinten ist die Lederlasche angeschraubt. Weshalb das Rad, als es bei mir ankam, den kürzeren Antriebsriemen (für die Schnellspinnspulen) schon um den Knecht gewickelt hatte.
Ciao, Klara
Re: Kaufberatung: Flügelbremsenrad
Verfasst: 10.10.2011, 14:09
von Sephrenia
Mein Rad war ursprünglich auch nur mit Einzeltritt ausgestattet

. Klopf einfach mal von unten gegen den Tritt, dann lösen sich diese beiden "Höcker", in denen die Achse des Tritts befestigt ist, aus dem Fußteil. Wenn du zwei unterschiedlich lange Treibriemen hast, hat dir Herr Henkys dann nicht gleich Häkchen ins Fußteil gemacht, um den jeweils überzähligen Riemen zu verstauen? Irgendwo hatte ich hier schon mal ein Foto einegstellt, wie das dann aussieht... das finde ich persönlich viel praktischer als einzelne Riemen, die ich irgendwo rumliegen habe, da neige ich immer dazu, sie zu verbummeln

!
LG Kiki
Re: Kaufberatung: Flügelbremsenrad
Verfasst: 10.10.2011, 15:03
von Kattugla
...ich glaub, zwmaus hat noch ein Louet im Flohmarkt übrig... *grübl*
Ich hab an einem S10 schonmal gesessen - das ist irre hoch. Ich bin ja nur so'ne Untermassige...

Re: Kaufberatung: Flügelbremsenrad
Verfasst: 10.10.2011, 15:24
von simone40
Ich hab ein Louet S51 ...so hoch finde ich das gar nicht (bin 164cm)
Re: Kaufberatung: Flügelbremsenrad
Verfasst: 10.10.2011, 17:29
von Kattugla
Um die Vielfalt mal noch ein bisschen weiterzutreiben: ich bin gerade über die Humanushaus-Räder gestolpert.
Weiss jemand, ob und wo man die in Deutschland beziehen kann? Und ob überhaupt?