heimatlose Schwedin zugelaufen
Verfasst: 19.02.2011, 15:31
Ihr Lieben,
eigentlich wollten mein Liebster und ich heute ja nur zum Dänischen Bettenlager.
Eigentlich.
Blöd, dass direkt gegenüber dieser zauberhafte Trödelladen mit der noch zauberhafteren Eigentümerin ist, wo ich schon vor Wochen meinen Galama-Schaukelstuhl erstanden habe.
Und so kam, was kommen musste: nach Begutachtung diverser üblicher Trödeleien blieb mein Blick an etwas haften, was ich in den Tiefen der mittelhessischen Provinz nie und nimmer erwartet hätte: ein altes schwedisches Flachsrad.
(Falls sich jetzt noch immer einige fragen, wie um alles in der Welt man zu einer Spinnradherde kommt: so geht das!
)
Nun ja, mein Schatz und ich (ich mit freudigrotem Gesicht und schon längst verliebt) hockten also vor der alten Schwedin und begutachteten ihre kleinen Macken (dazu gleich mehr), da plinkerte uns die Ladeninhaberin an, fragte: "...Sie haben Ahnung, stimmts?", und auf unser Nicken hin meinte sie: "...also die ausgepreisten 60,- müssen es nicht sein, wenn da was kaputt ist. 40,- kann ich noch locker verantworten...". Da wars um mich geschehen.
Nun ja. jetzt habe ich also eine alte Schwedin - so kanns gehen:

Das Mädchen ist ziemlich gross (höher als das Polonaise) und komplett aus Buche. Auf der Grundplatte ist noch sowas wie ein Firmenstempel zu erkennen:

Rein von der Optik her und dem Drechseldekor nach zu urteilen, würde ich sowas um die 30er Jahre veranschlagen, vielleicht weiss da ja wer mehr.
Das Schwungrad läuft noch erstklassig rund, Schwungrad und Wirtel (doppelter Wirtel, aufgeschraubt) sind in der Flucht und Knecht und Tritt tun ds, was sie sollen - und das erstaunlich laufleicht.
Putzig finde ich die Konstruktion der Radaufhängung:

Insgesamt ist die alte Dame ziemlich verdreckt, allerdings nichts, was ein bisschen Spiritus und Leinöl nicht beheben könnten. Zwei Splinte (die die Radpfosten in der Grundplatte halten) waren verwurmt, da gehe ich nochmal mit Spritze und Holzwurm-Ex ran.
Nun zur eigentlichen Macke:
mal abgesehen vom gesplitterten Spulenwirtel (nichts, was eine Drechselbank nicht lösen könnte) ist die Mechanik der Spulenaufhängung interessant.

Um den Flügel samt Spule (die übrigens festsitzt, da versuch ich erstmal mit WD40 mein Glück) auszuheben, müsste der Flügeldorn zuerst vom Spinner weg nach hinten geschoben und dann vorn ausgehängt werden. Damit das beim Spinnen kein Unglück gibt, ist da wohl eine Sache konstruiert worden, die ich so bisher noch nicht gesehen habe:

Scheint so, dass der Metallschniedel hinten erst hochgeklappt werden muss, bevor der Flügel nach hinten geschoben werden kann (ohne kommt er nämlich nirgends raus). Nur sitzt der - genau wie die Spule - proppenfest.
Wie gesagt: ich versuch erstmal mit WD40 und Gefühl mein Glück, denn ansonsten ist die alte Dame ein echtes Charakterstück.
Und ich komm noch immer aus dem glücklichen Grinsen nicht raus...
eigentlich wollten mein Liebster und ich heute ja nur zum Dänischen Bettenlager.
Eigentlich.

Blöd, dass direkt gegenüber dieser zauberhafte Trödelladen mit der noch zauberhafteren Eigentümerin ist, wo ich schon vor Wochen meinen Galama-Schaukelstuhl erstanden habe.
Und so kam, was kommen musste: nach Begutachtung diverser üblicher Trödeleien blieb mein Blick an etwas haften, was ich in den Tiefen der mittelhessischen Provinz nie und nimmer erwartet hätte: ein altes schwedisches Flachsrad.
(Falls sich jetzt noch immer einige fragen, wie um alles in der Welt man zu einer Spinnradherde kommt: so geht das!


Nun ja, mein Schatz und ich (ich mit freudigrotem Gesicht und schon längst verliebt) hockten also vor der alten Schwedin und begutachteten ihre kleinen Macken (dazu gleich mehr), da plinkerte uns die Ladeninhaberin an, fragte: "...Sie haben Ahnung, stimmts?", und auf unser Nicken hin meinte sie: "...also die ausgepreisten 60,- müssen es nicht sein, wenn da was kaputt ist. 40,- kann ich noch locker verantworten...". Da wars um mich geschehen.

Nun ja. jetzt habe ich also eine alte Schwedin - so kanns gehen:

Das Mädchen ist ziemlich gross (höher als das Polonaise) und komplett aus Buche. Auf der Grundplatte ist noch sowas wie ein Firmenstempel zu erkennen:

Rein von der Optik her und dem Drechseldekor nach zu urteilen, würde ich sowas um die 30er Jahre veranschlagen, vielleicht weiss da ja wer mehr.
Das Schwungrad läuft noch erstklassig rund, Schwungrad und Wirtel (doppelter Wirtel, aufgeschraubt) sind in der Flucht und Knecht und Tritt tun ds, was sie sollen - und das erstaunlich laufleicht.
Putzig finde ich die Konstruktion der Radaufhängung:

Insgesamt ist die alte Dame ziemlich verdreckt, allerdings nichts, was ein bisschen Spiritus und Leinöl nicht beheben könnten. Zwei Splinte (die die Radpfosten in der Grundplatte halten) waren verwurmt, da gehe ich nochmal mit Spritze und Holzwurm-Ex ran.
Nun zur eigentlichen Macke:
mal abgesehen vom gesplitterten Spulenwirtel (nichts, was eine Drechselbank nicht lösen könnte) ist die Mechanik der Spulenaufhängung interessant.

Um den Flügel samt Spule (die übrigens festsitzt, da versuch ich erstmal mit WD40 mein Glück) auszuheben, müsste der Flügeldorn zuerst vom Spinner weg nach hinten geschoben und dann vorn ausgehängt werden. Damit das beim Spinnen kein Unglück gibt, ist da wohl eine Sache konstruiert worden, die ich so bisher noch nicht gesehen habe:

Scheint so, dass der Metallschniedel hinten erst hochgeklappt werden muss, bevor der Flügel nach hinten geschoben werden kann (ohne kommt er nämlich nirgends raus). Nur sitzt der - genau wie die Spule - proppenfest.
Wie gesagt: ich versuch erstmal mit WD40 und Gefühl mein Glück, denn ansonsten ist die alte Dame ein echtes Charakterstück.
Und ich komm noch immer aus dem glücklichen Grinsen nicht raus...
