Beratung vor Kauf eines Spinnrades, kann jemand helfen ?

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Re: Beratung vor Kauf eines Spinnrades, kann jemand helfen ?

Beitrag von thayet » 26.02.2012, 16:00

Rein rechnerisch kommt man beim Minstrel dann auf eine Übersetzung von 18,75:1...mit ein bißchen Spiel nach oben oder unten...

Übersetzungen Symphonie: 7,5:1, 10:1, 16:1 und 20:1

ergibt rechnerisch beim Minstrel: 5,625:1, 7,5:1, 12:1, 15:1

Übersetzungen Minstrel: 6,5:1, 8,5:1, 12:1 und 16:1

Da dürfte der kleine Wirtel dann irgendwo zwischen ca. zwischen 18:1 und 19,5 liegen. Oder hab ich da nun 'nen Denkfehler?
Liebe Grüße
Julia

Klara
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Re: Beratung vor Kauf eines Spinnrades, kann jemand helfen ?

Beitrag von Klara » 26.02.2012, 16:28

Zur Grösse vom Interlude: Ich würde versuchen, die Abmessungen zu finden und dann die Grundfläche aus Papier ausschneiden und an den geplanten Standplatz des Spinnrads stellen. Ich denke nämlich, die Fotos täuschen: Das Polonaise wirkt immer riesig, ist in Wirklichkeit aber gar nicht so gross. Und das Interlude ist meines Wissens kleiner als das Polonaise...

Ich habe als Maximalübersetzung beim Polonaise (meinem schnellsten Rad) 1:18 (nominal 1:20, aber als ich Flügelumdrehungen gezählt habe, waren's nur 18). Für kurzen Auszug (auch für ganz dünne Garne) reichen mir die locker. Für langen Auszug hätte ich lieber was schnelleres, aber da ich Doppeltritt nicht nutzen kann, käme höchstens das Traditional mit dem super-schnell-Spinnflügel in Frage. Und ich habe eben Zweifel, ob die 1:40 einbeinig zu treten sind - so grosse Zweifel, dass ich nicht mal eben so 500 Euro hinlegen möchte, um auszuprobieren, ob's vielleicht doch geht.

Andererseits spinne ich aber sehr gerne und sehr oft und lange auf dem Mazurka, obwohl das nur 1:12 als Maximalübersetzung hat. Aber die sind VIEL leichter zu treten als die 1:18 beim Polonaise (ist wie beim Fahrrad mit den verschiedenen Gängen).

Und dann noch was: Wenn du wirklich hauchdünne Baumwollfäden im langen Auszug spinnen willst, gibt's immer noch Faltcharkas mit Übersetzungen zwischen 1:60 und 1:100 ;)

Ciao, Klara

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Re: Beratung vor Kauf eines Spinnrades, kann jemand helfen ?

Beitrag von Kattugla » 26.02.2012, 17:02

Das Interlude kuschelt sich ganz hübsch in die Ecke, so gross ist es gar nicht.

Zu der schnellen Übersetzung: schon die kleine Wirtelrinne beim normalen Spinnflügel erfordert robustes Zutreten, um den Flügel zu bewegen. Das ist alles andere als lustig, zumal das Rad nur mit knapp 5 Kilo Eigengewicht dagegen hält. Ich behaupte mal, dass sich die einfädig angetriebenen Kromski-Flügel schneller als 1:13 nur noch effektiv mit 'nem Doppeltritt bewegen lassen können, für einen Fuss ist der Widerstand einfach zu gross. Das Problem hatte ich sogar anfangs mit dem Polonaise, zum Schluss nur noch, wenn die Spule voller wurde, weg war es aber immernoch nicht. :)
Da ist dann das Symphony eine sinnvolle Alternative.

Ich hab mir fürs Interlude ja mittlerweile den Jumboflyer geleistet, der tut das, was er soll und macht das Interlude erst richtig rund. Die schnellen Übersetzungen beim normalen Flyer fühlen sich für mich einfach nicht richtig an. Zumal (wie im Lexikon geschrieben) sich dann (das gilt auch für andere Räder) durch den ziemlich kräftigen Zug vom Knecht andere Bauteile vom Rad dahin bewegen, wohin sie nicht gehören.
Das hab ich jetzt schon sogar bei der schnelleren Übersetzung vom Henkys (und die ist nur 1:9) mit Einzeltritt gemerkt: das Rad kommt ins Schwingen und der Hauptpfosten arbeitet. Da ist ein Doppeltritt Gold wert.
Ich wollte zuerst auch keinen, daber as Little Gem, das ich damals von Esther gekauft habe, hat mich schlagartig vom Gegenteil überzeugt. :))

Mal aus meiner Erfahrung: mein optimals Spinngefühl hat sich so über die Zeit bei 1:12 eingespielt. Mit dem Gem kann ich auch schneller, ich muss es aber nicht. Sprich: nicht alles, was geht, fühlt sich auch gut an.
Die ersten eineinhalb Jahre habe ich auch auf meinen alten kleinen Flohmarktschätzchen gesponnen und war irgendwann an die Grenzen der Möglichkeiten gestossen.
Der erste Glaube, den ich dann begraben musste, war der an den zweifädigen Antrieb (ich glaube, shorty lacht sich heute noch eins darüber :lol: ) und der zweite der an die Notwendigkeit von tierisch viel Geschwindigkeit.
Der Glaube, den ich nach wie vor habe, ist der an richtig grosse Spulen - das Henkys hat die - aber die müssen eben erstmal bewegt werden. Gegen die Physik versuche ich zwar dauernd zu kämpfen, aber sie siegt eben immernoch. :))

Probier erstmal, wie 1:20 Dir den Faden plötzlich aus der Hand fluppen lassen und versuche dann, Deine Feinmotorik zu koordinieren (rat mal, woher ich das weiss :O ), dann kannst Du immernoch überlegen, ob Du unbedingt einen Sportwagen mit Allradantrieb, Anhängerkupplung und Tiefflugoption zum Preis vom Golf brauchst. ;)
Zuletzt geändert von Kattugla am 26.02.2012, 17:15, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Beratung vor Kauf eines Spinnrades, kann jemand helfen ?

Beitrag von SaLue » 26.02.2012, 17:11

Kattugla hat geschrieben:...
Probier erstmal, wie 1:20 Dir den Faden plötzlich aus der Hand fluppen lassen und versuche dann, Deine Feinmotorik zu koordinieren (rat mal, woher ich das weiss *g*), dann kannst Du immernoch überlegen, ob Du unbedingt einen Sportwagen mit Allradantrieb, Anhängerkupplung und Tiefflugoption zum Preis vom Golf brauchst. ;)
:gut: Toll ausgedrückt :) Das war das, was ich mit den Aufrüstmöglichkeiten meinte ... denn ... auf Anhieb können die wenigsten so schnell alles koordinieren ;)

Grüßles
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Re: Beratung vor Kauf eines Spinnrades, kann jemand helfen ?

Beitrag von ankepu » 26.02.2012, 17:21

Hab gerade eine Anwort auf meine PN an Gitti gekommen. Die Wirtel passen zwar tatsächlich auf das Minstrel, es hat aber wohl nicht so richtig den gewünschten Erfolg gebracht, die Übersetzung war höchstens knapp 20:1 und Gitti's Tochter ist vom ERgebnis nicht so überzeugt.
(Dies nur der Vollständigkeit halber, interessiert vielleicht auch andere)

Wenn ich jetzt so den Grundtenor Eurer Erfahrungsberichte richtig verstehe, geht man im Alltag höchstens bis 20:1 oder 25:1. Alles darüber ist Luxus und selten bis gar nicht genutzt.

Das hat mir sehr viel geholfen, habt tausend Dank.
Ich werde jetzt noch mal ein paar Tage drüber schlafen, bei Wollschaf eine Zusendung zum Probespinnen für das Minstrel erfragen und dann sehe ich weiter. Wenn ich ganz unverschämt bin, frage ich auch gleich, ob das Interlude auch zum Ausprobieren möglich ist, das wäre echt noch ne Alternative.
Guter Tipp übrigens mit dem Ausprobieren der Ausmaße des Interludes, vielleicht täuschen die Bilder ja wirklich, und das hat nun eindeutig keinen Doppeltritt und passt vielleicht doch in meine Ecke. Werde mal stöbern und messen gehen.
Ach, es ist alles nicht so einfach, je mehr man sich einen Kopf macht, um so schwerer ist die Entscheidung.
Vielleicht sollte ich einfach ungesehen und absolut spontan ein Minstrel bestellen mit zusätzlich kleinerem Wirtel und gut ist. Mut zum Risiko und Urvertrauen, dass alles gut wird :D

Liebe Grüße
Anke

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Re: Beratung vor Kauf eines Spinnrades, kann jemand helfen ?

Beitrag von shorty » 26.02.2012, 17:22

Kattugla hat geschrieben:(ich glaube, shorty lacht sich heute noch eins darüber :lol: )
Ist mehr ein schmunzeln :-))

Karin
Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war, stets kannst du im Heute von Neuem beginnen.

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Re: Beratung vor Kauf eines Spinnrades, kann jemand helfen ?

Beitrag von ankepu » 26.02.2012, 17:25

Macht Euch nicht über mich lustig, ich leide :D :totlach: :totlach:

Liebe Grüße
Anke

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Re: Beratung vor Kauf eines Spinnrades, kann jemand helfen ?

Beitrag von Vivilein » 26.02.2012, 17:36

Ich finde es spannend, was für Gedanken man sich beim Spinnradkauf machen kann :-)

Ich gestehe, ich habe meine Räder immer nach anderen Gesichtspunkten gekauft:

Das Scholar (wieder weg) - mein erstes Rad und zum lernen völlig OK
Ashford Tradi DT (wieder weg) - das Nachfolgerad vom Sholar und überhaupt nicht meines...
Minstrel (wieder weg) - Nachfolger vom Tradi und lange Zeit ein Lieblingsrad
Symphonie (wieder weg) - zusätzlich zum Minstrel, einfach eil ich es schön fand (nur mein Rücken leider nicht)
Sonata ((wieder weg)) - der Versuch eines Reiserades - für mich aber nicht so der Renner
Ella - MEIN Rad, ich habe mich auf den ersten Blick in dieses Rad verliebt und bin es immer noch - die vielen Möglichkeiten waren toll, aber nicht der Ausschlag für den Kauf
Little Gem (wieder weg) - eigentlich ein *haben wollen Rad* wegen der vielen Möglichkeiten - aber nicht *mein* Rad
Leichtlen - ein *haben wollen Rad* absolutes Spinngefühl - ein Traumrädchen
Anna (wieder weg) - nicht *mein* Rad, trotz vieler Möglichkeiten....
Polonaise - ebenfalls ein *haben wollen Rad* - und so langsam gewöhnen wir uns aneinander :-)

Ich habe meine Räder meist spontan gekauft und im Zweifelsfalle auch leichten Herzens in andere Hände gegeben...
Was ich gut fand, war die Möglichkeit, alle Räder vor dem Kauf probezuspinnen - außer der Ella habe ich kein Rad *Blind* gekauft.
Allerdings ist es auch ein Unterschied, das Rad probezutreten und es dann im Wohnzimmer zum Dauergebrauch stehen zu haben..

Sonnengrüße, Ester (die das Minstrel toll fand :-) )
http://stricktatur.blogspot.com


Schlaf ist kein adäquater Ersatz für Koffein

Klara
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Re: Beratung vor Kauf eines Spinnrades, kann jemand helfen ?

Beitrag von Klara » 26.02.2012, 17:58

Noch was zum Minstrel und einbeinig treten: Ich hab's mal ganz kurz probiert und auf Anhieb nicht geschafft (mit Übung wär's vielleicht gegangen, aber es war eben nur ein kurzes Ausprobieren am Ende einer Demo). Während das Louet Victoria (das Reiserad - und absolut nicht "altmodisch" im Look) auch einbeinig sofort gut geklappt hat. Und das sind schon alle meine Doppeltritt-Erfahrungen...

Kattugla, das klingt jetzt so, als sei das Interlude in der Praxis "langsamer" als das Polonaise? Bei dem lasse ich immerhin den kleinen Wirtel drauf, und es geht, wenn auch keine acht Stunden am Tag... (den Sportwagenvergleich finde ich auch Klasse - wobei ich ja manchmal davon träume, in eine Ferrari-Vertretung zu gehen und zu fragen, ob's die Teile auch mit Anhängerkupplung und Dachgepäckträger gibt...)

OT: Irgendwann kaufe ich mir doch noch ein Traditional - eigentlich bin ich's meinen Spinnschülern doch schuldig, auch ein Ashford-Rad hier zu haben, oder?

Ciao, Klara

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Re: Beratung vor Kauf eines Spinnrades, kann jemand helfen ?

Beitrag von Kattugla » 26.02.2012, 18:29

Klara hat geschrieben:Kattugla, das klingt jetzt so, als sei das Interlude in der Praxis "langsamer" als das Polonaise?
Ist es. 1:18 sind in der Grundausstattung nicht drin, und den kleinen Wirtel mit der ganz schnellen Übersetzung hab ich auch beim Polonaise nur widerwillig genommen. Aber ich kann eben auch von meinem Fahrrad mit dem ganz kleinen Ritzel nicht erwarten, fluffig bergauf zu fahren.
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Re: Beratung vor Kauf eines Spinnrades, kann jemand helfen ?

Beitrag von LuckyTino » 26.02.2012, 20:07

Das hier ist ja mal ein überaus interessanter Thread, ich musste jetzt an meine "Traktor" doch mal die Übersetzung zählen...

Eine Umdrehung des Schwungrades = 6,5 Umdrehungen der Spule

Also nicht nur gefühlt sondern wirklich Traktorgeschwindigkeit.
Ich glaube ich überrede meinen Mann heute dazu, dass ich zum Event beim Wollschaf darf und dann kann ich hoffentlich einiges Probetreten und bin hinterher vielleicht etwas schlauer. Denn außer Einzeltritt und "Traktor" und das alte "Show"-Flachsrad meiner Eltern habe ich noch nichts "probegetreten".

Insofern, vielen Dank jetzt schon an ankepu für dieses Thema und euch alle fürs Schreiben.

(Vom Ansehen her träume ich ja immer noch von einer "Crazy-Ella" mit Triskelschwungrad..... Bauch oder Kopf, Bauch oder Kopf...)
Viele Grüße

Lucky Tino

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Re: Beratung vor Kauf eines Spinnrades, kann jemand helfen ?

Beitrag von Klara » 27.02.2012, 14:11

Kattugla hat geschrieben: Aber ich kann eben auch von meinem Fahrrad mit dem ganz kleinen Ritzel nicht erwarten, fluffig bergauf zu fahren.
Nö, aber mit Rückenwind und leicht bergab sollte man damit auf ordentliche Geschwindigkeiten kommen. Sprich, irgendwie zu treten sollte die kleinstmögliche angebotene Übersetzung bei einem Spinnrad schon sein - sonst ist es eine Fehlkonstruktion für mich. Und wenn die meisten Spinnradbauer das als Grundregel beherzigen, dann erklärt das vielleicht, warum so viele Räder mit beeindruckend grossem Schwungrad - das Ashford Elizabeth 30 " zum Beispiel - trotzdem so erstaunlich "niedrige" Übersetzungen haben. Physik und die Erwartung, dass die Kunden i. d. R. keine Tour de France-Teilnehmer sind...

Jedenfalls weiss ich jetzt, dass ich mit dem Interlude gar nicht mehr liebäugeln muss. Danke!

Ciao, Klara

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