Einzug bei alter zweifädiger Ziege nicht zufriedenstellend

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Einzug bei alter zweifädiger Ziege nicht zufriedenstellend

Beitrag von Samaha » 21.01.2008, 10:16

Hi Spinnraddocs!

Ich brauche mal eure Ideen. Nachdem ich bei meiner "grossen" Ziege schon fast frustiert wegen ständig reissendem Faden aufgegeben habe, konnte ich gestern nach Garnwechsel feststellen, dass das Rad doch einen haltbaren, schönen Faden hinkriegt. Hatte mich auch schon gewundert, denn auf den mitgelieferten Spulen sind noch Reste von gleichmässig und dünn gesponnenem Flachs drauf.

Aber mir gefällt die Einzugsgeschwindigkeit noch nicht, der Faden hat einen sehr hohen Drall und teilweise muss ich mit der Hand auf die Spule wickeln, weil der Faden langsamer auf die Spule läuft, als er entsteht.

Ich trete schon so langsam, wie es das Rad zulässt. Das Schwungrad ist aber recht gross und wuchtig und legt schon einen guten "Wumms" hin.

Als Treibriemen hatte ich Paketschnur verwendet, die ich gestern durch ein dünneres, aber rauheres Baumwollgarn ersetzt habe, nicht viel Verbesserung. Treibriemenspannung ist hoch, höher dürfte ich nicht mehr gehen, sonst bleibt das Rad stehen, aber die sorgt je eher für noch mehr Drall, richtig?

Hier nochmal ein altes Foto vom Antrieb, der Treibriemen liegt mittlerweile korrekt, einmal auf Spule, einmal auf dem kleinen Rädchen. Der Einzug ist übrigens besser, wenn ich den Treibriemen über die Rille, die näher an der Spule liegt, laufen lasse.

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Gruss
Sabine
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Re: Einzug bei alter zweifädiger Ziege nicht zufriedenstelle

Beitrag von Petzi » 21.01.2008, 10:30

Ohje Sabine,

so kann das auf keinen Fall funktionieren. Du hast da einen ganz großen Fehler drin. die eine Schnur muß über die Riller der Spule laufen. Dann klappt es auch mit dem Einzug. Schließlich muß die Geschwindigkeit der Spule und die des Flügels unterschiedlich sein. Wundert mich, daß es so überhaupt einzieht.
Die zwei Rillen an der Antriebsstange sind einfach unterschiedliche Übersetzungen um unterschiedliche Fasern und Stärken zu spinnen.

Da ist die Lösung ganz einfach. Probiers gleich aus und berichte dann auch gleich

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Re: Einzug bei alter zweifädiger Ziege nicht zufriedenstelle

Beitrag von Samaha » 21.01.2008, 10:47

Petzi,

bitte lesen:

Hier nochmal ein altes Foto vom Antrieb, der Treibriemen liegt mittlerweile korrekt, einmal auf Spule, einmal auf dem kleinen Rädchen. Der Einzug ist übrigens besser, wenn ich den Treibriemen über die Rille, die näher an der Spule liegt, laufen lasse.

ich hab' halt kein aktuelles Foto, daher das alte zur Veranschaulichung des Antrieb/Spulen-Systems. Bild

Gruss
Zuletzt geändert von Samaha am 21.01.2008, 10:48, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Einzug bei alter zweifädiger Ziege nicht zufriedenstelle

Beitrag von Beyenburgerin » 21.01.2008, 13:06

Hast du mal die Fadenspannung verstellt? Das ist der Griff seitlich vom Spinnrad. Das Gewinde geht in das Teil rein,d ass die Spinneinheit hält. Wenn sich das nicht so einstellen lässt, dass man einen ordentlichen Faden hinbekommt, dann dürfte dies eines der ersten Dekoräder gewesen sein. Bei Rädern die richtig in Benutzung waren bekommt man mit etwas probieren die Fadenspannung garantiert hin.
Gruß aus dem Woll-Bergischen °°° Brigitte ||

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Re: Einzug bei alter zweifädiger Ziege nicht zufriedenstelle

Beitrag von Petzi » 21.01.2008, 13:37

Sorry,

so ist es halt, wenn man die Tage vorher auf der FAsent war und nicht richtig lesen kann am Morgen.

Eigentlich sollte es ja jetzt funktionieren. Du schreibst ja, daß es bei der einen Rille etwas mehr einzieht. Ist diese tiefer/höher als die andere?
Es hat auf jeden Fall etwas mit der Übersetzung zu tun, da sich ja Flügel und spule nicht gleich schnell drehen sollen. Entweder es liegt an der Spannung, wie Beyenburgerin schon schrieb, oder aber die Spule sitzt zu fest auf der Spulstange. Hast du die schon mal gut geputzt? Vielleicht ist sie innen drin verklebt durch altes Fett. Mal mit einer Stricknadel oder ähnlichem ist der Stärke durchstoßen, evtl. auch mit einem Bohrer in der richtigen Größe. Dann die Spulstange von Rost und alten Fett befreien (Pfannenreiniger aus der Küche eignen sich gut). Anschließend etwas fetten. Die Spule sollte leicht zu bewegen sein.
Ansonsten wüßte ich jetzt auch keinen Rat mehr.
Das es sich um ein Dekorad handelt, glaube ich kaum, da du ja schreibst, daß sich schon gesponnener Faden darauf befindet. Probier mal obiges aus und berichte weiterhin. Vielleicht fällt mir auch noch was ein.

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Re: Einzug bei alter zweifädiger Ziege nicht zufriedenstelle

Beitrag von Samaha » 21.01.2008, 15:00

Hallo,

ich denke auch gerade nochmal über reinigen und fetten der Spulstange nach. Dekorad halte ich für nicht sehr wahrscheinlich, das Rad zeigt alle Spuren eines vielgelaufenen Rades.

Fadenspannung habe ich schon variiert, bringt aber nicht viel Verbesserung.

Tiefe der Rillen muss ich nochmal genau unter die Lupe nehmen, auf den ersten Blick erscheinen alle gleich tief.

Gruss
Sabine
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Re: Einzug bei alter zweifädiger Ziege nicht zufriedenstelle

Beitrag von Greifenritter » 21.01.2008, 16:59

Die verschiedenen Rillen der Wirtel sind dazu da um die Übersetzung uns somit auch die Differenz der Geschwindigkeiten von Wirtel und Spulscheibe (also Spinnflügel und Spule) zu variieren. Das muß nicht unbedingt durch unterschiedlich tiefe EInkerbungen geschehen, es kann auch durch die Weite oder Form der Einkerbungen beeinflusst werden (Riemen rutscht dann mehr oder weniger durch)

Wenn der Faden zu viel Drall hat ist die Differenz zwischen den Geschwindigleiten nicht korrekt. Der Flügel müßte langsamer laufen (also eine Wirtel mit großerem Durchmesser bzw. weiterer Kerbe) oder die Spule schneller (Spulscheibe mit kleinerem Durchmesser oder schmalere Kerbe). Die Spannung des Treibriemens sorgt dafür, daß die Spule mehr oder weniger durchrutscht (im Gegensatz zur Wirtel hat die Spulscheibe eine weitere Einkerbung, dadurch rutscht die schneller durch, oft ist die Wirtel V-Förmig und die Spulscheibe U-förmig eingekerbt.

Soviel mal zur Theorie.

Dein Problem kann drei Ursachen haben:

1. Die Übersetzung oder besser gesagt das Übersetzungsverhältnis von Spule und Flügel passt überhaupt nicht.
Das ist bei Dekorädern oft der Fall, da bei diesen darauf nicht geachtet wird, kann aber auch dadurch entstehen, daß die Spule nicht original zum Rad gehört hat.
Abhilfe könnte ein Aufrauhen der Spulscheibenkerbe ider ein ausschleifen auf einen kleineren Durchmesser sein (ist hald recht riskant). Besser den Wirteldurchmesser vergrößern (z.b. in dem Du die Wirtelkerbe auffüllst (z.B. mit einer dünnen Schnur, die Du da reinklebst. Die kann man wenns nicht funktioniert leicht entfernen. Zum Ausprobieren hilft oft auch dort einige Haushaltsgummis in die Rille zu spannen.

2. Evtl. hängt etwas und das Problem resultiert aus nicht sauber laufenden Lagern.
So wie das klingt solltest Du noch einmal prüfen ob sich alle Teile korrekt bewegen. Reinig die Spule innen (evtl. mit feiner Schlosserfeile ausfeilen) und die Spindel und auch die Halterungen in denen sich die Spindelachse dreht, sorge dafür, daß sich hier nichts verkantet (Spule evtl ausschleifen, Spindelgabel evtl neu ausrichten) und schmier danach alles noch einmal neu.
Nimm mal die Spule und reib deren Kopf und auch die Inneseite des Spinnflügels gut mit Wachs ein, evtl. hängt die Spüle an rauhen Stellen dort am Spinnflügel fest, in dem Fall kann auch feines Schmirgelpapier helfen.

3. Falscher Antriebsriemen
Dein Antriebsriemen sollte wirklich gut greifen. Baumwollschnüre haben sich bei mir nicht besonders gut bewährt, die schleifen sich gerade bei der rauheren Oberfläche alter Räder meist zu schnell ab.
Wichtig ist auch die Stärke des Riemens, wenn er zu dick ist kommt er nicht unten in die Kerben rein, ist er zu dünn rutscht er durch.
Die besten Erfahrungen habe ich mit Paketschnur gemacht, allerdings nicht die mit Synthetikanteil sondern reine Leinen oder Hanfschnüre.
Zuletzt geändert von Greifenritter am 21.01.2008, 17:02, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Einzug bei alter zweifädiger Ziege nicht zufriedenstelle

Beitrag von Samaha » 11.02.2008, 22:02

Hallo,

ich kann hier Besserung berichten.

Mit viel Zeit habe ich nochmals die Einzugshaken und den Spulendorn gründlichst mit Schmirgelpapier von Rost gereinigt, ebenso das Einzugsloch. Die Einzugshaken habe ich ausserdem weiter aufgebogen.

Jetzt muss ich nur noch meine Trittgeschwindigkeit anpassen (schneller treten) und auch den Faden etwas dünner als bisher ausziehen und der Einzug ist ok.

Wichtig ist ausserdem, darauf zu achten, dass der Wirtel wirklich fest auf dem Dorn sitzt und sauber antreibt.
Sabine
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Re: Einzug bei alter zweifädiger Ziege nicht zufriedenstelle

Beitrag von Samaha » 25.02.2008, 15:42

So,

ich habe beim letzten Spinntreffen den ganzen Nachmittag auf diesem Rad gesponnen und war zufrieden. Erst zum Ende hin, als die Spule voll wurde, verschlechterte sich der Einzug wieder bei der verwendeten Spule, die andere Spule konnte ich voller spinnen, also hier nochmal nachbessern.

Gruss
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Re: Einzug bei alter zweifädiger Ziege nicht zufriedenstelle

Beitrag von Greifenritter » 26.02.2008, 03:24

Na, das klingt doch schon mal recht vielversprechend.

CU
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