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Wie "weiche" Wolle spinnen
Verfasst: 23.11.2009, 21:23
von melinoLiesl
Ganz neu hier und schon eine (von vielen anderen) Fragen:
So langsam komme ich mit der Garndicke zu meiner Lieblingsnadelstärke (4 - 5 mm) und das verzwirnt. Darauf bin ich schon mal stolz. Und das Garn ist auch relativ gleichmäßig.
Aber, es ist nicht weich.

Ich würde gerne daraus einen Baktus stricken, aber der wäre furchtbar kratzig. Ich habe Neuseeland-Merinowolle (ich glaube von der Wollfabrik) versponnen.
Was mache ich da falsch? Hoffentlich hat mir jemand einen guten Tipp. Und gibt es Wollsorten, die noch weicher als Merino sind.
Ich habe heute mal zur Probe ein Single aus einem solchen Kammzug gesponnen und gehaspelt. Morgen werde ich ihn waschen und nach dem Trocknen testen, ob das dann weicher ist. Das (der?) Single ist relativ gleichmäßig geworden und hat auch nicht zuviel Drall. Ich habe nämlich den Verdacht, dass mein verzwirntes Garn zu viel Drall hat. Wäre das eine Möglichkeit?
Gspinnerte Grüße
Melanie
Re: Wie "weiche" Wolle spinnen
Verfasst: 23.11.2009, 21:39
von shorty
Hallo Melanie
Du zwirnst aber schon in Gegenrichtung?
Rein theoretisch nimmst Du durchs zwirnen bei gleichem Ausgangsfaden mehr Drall weg.Der Drall wird durchs zwirnen nicht mehr, sondern weniger.
Sprich ein Singel der sehr wenig Drall hat, fällt nach dem zwirnen fast auseinander, übertrieben gesprochen
Karin
Re: Wie "weiche" Wolle spinnen
Verfasst: 23.11.2009, 21:54
von melinoLiesl
Ja Karin, ich zwirne schon in Gegenrichtung. Und wie gesagt, optisch schaut es aus, wie ich es haben will, aber es kratzt.
Ich werde versuchen, morgen mal ein Foto einzustellen.
Gspinnerte Grüße
Melanie
Re: Wie "weiche" Wolle spinnen
Verfasst: 23.11.2009, 22:01
von Perisnom
Hallo Melanie,
manche Wollqualitäten werden durch mehrmaliges Waschen weicher - denke mal an Kauni oder Evilla... Vielleicht ist das bei Deiner Wolle ähnlich? Was hast Du denn versponnen?
Re: Wie "weiche" Wolle spinnen
Verfasst: 23.11.2009, 22:06
von melinoLiesl
Marion, ich hab einen Neuseeland-Merinokammzug versponnen und den nach dem Haspeln in Wollwaschmittel gewaschen.
Dann werde ich die Knäuel nochmal zum Strang wickeln und erneut waschen, vielleicht hilfts ja.
Hilfe, Weihnachten naht und ich wollte doch Bakteen (Baktusse, Bakterien?) aus selbstgesponnener Wolle verschenken.
Gspinnerte Grüße
Melanie
Re: Wie "weiche" Wolle spinnen
Verfasst: 23.11.2009, 22:08
von Sabine
Aloha Melanie,
hast Du beim nachspülen Essig ins Wasser getan? Das ist ein super Weichspüler wenn es um Wolle geht.
Re: Wie "weiche" Wolle spinnen
Verfasst: 23.11.2009, 22:08
von Perisnom
Merino dürfte eigentlich nicht kratzig werden.... hmmmm..... vielleicht würde ein Foto wirklich helfen?
Re: Wie "weiche" Wolle spinnen
Verfasst: 24.11.2009, 02:02
von Aodhan
Hmmmm... da fällt mir auch kaum was ein. Es gibt nicht viel, was weicher ist als richtig weiches Merino. Alpaka vielleicht, Angora (wobei: reines Angora ist sehr kurzstapelig und nicht wirklich einfach zu verspinnen - naja, ich zumindest hab´s noch nicht geschafft

), Babykamel. Ansonsten wird´s schon eng. Du bist sicher, dass du keine Allergie oder so hast? Bzw. es gibt ja Menschen, die können am Hals einfach keine Wolle ertragen, egal, wie flauschig sie ist.
Ob du zu viel Drall hast, kannst du ja nach dem Zwirnen recht einfach feststellen - je nachdem, wie gerade der Strang hängt.
Nachdem ich selbst gerade am Rumexperimentieren bin, wie man flauschiges Garn daherbringt, habe ich festgestellt, dass das sogenannte "aus der Falte Spinnen" sehr hilft. Man reißt dafür ein vielleicht spannenlanges (es heißt offiziell: etwas mehr als Stapellänge) Stück vom Kammzug ab und faltet es sich über dem Zeigefinger der - wahrscheinlich - linken Hand. Und dann spinnt man - naja, seitlich aus der überschlagenen Falte, so als wär´s ein Vlies. Man kann da (wenn man´s kann) auch Kammzug im langen Auszug spinnen, aber auch wenn man das nicht tut, erhöht man die Chancen auf einen flauschigen, luftigen Faden. Es gibt dazu bei YouTube anschauliche Filme, vielleicht guckst du mal unter "spinning from the fold".
Nur mein Fünferl Meinung

, vielleicht hilft´s ja...
Re: Wie "weiche" Wolle spinnen
Verfasst: 24.11.2009, 07:18
von SchwarzesSchaf
Vielleicht ist ja einfach viel zuviel Drall im Garn, trotz Verzwirnen .... ?
Wäre so mein Gedanke ... meine ersten Garne waren auch mit zuviel Drall gesponnen und daher etwas fest und deshalb ein wenig kratzig.
Ich habe sie trotzdem verstrickt und sie sind nach ein paar Wäschen dann auch weicher geworden, wahrscheinlich auch das Tragen und die "Belastung", die hierbei entsteht.
Merino ist wirklich schon sehr weich. Ich verspinne eben einen kleinen Merino-Kammzug, ein Sahnestückchen, das bei dem Kauf einer Spindel dabei war und das ich mir für später aufgehoben hatte. Ich denke, es liegt einfach daran, dass deine Spinntechnik noch nicht ganz ausgefeilt ist. Da muss jede(r) durch ....

Re: Wie "weiche" Wolle spinnen
Verfasst: 24.11.2009, 07:50
von Laurana
Ist die Wolle VOR dem verspinnen weich und kuschelig? Und erst nach dem waschen kratzig? Hast du gefärbt?
Bei mir ist Neuseelandlamm kratzig geworden beim färben mit Naturfarben, durch die Beize.
Beim Waschen könnt ich mir vorstellen das sie angefilzt hat, und dadurch etwas kratzig ist.
Re: Wie "weiche" Wolle spinnen
Verfasst: 24.11.2009, 08:35
von Claudi
Hi!
Die Sache mit zuviel Drall könnte tatsächlich ein Grund sein.
Ich hatte mal eine Faser, die nach dem Spinnen und Stricken einen wunderbaren Halsschmeichler ergab. Schafrasse allerdings unbekannt.
Etwa zwei Monate danach habe ich sie noch einmal versponnen, da allerdings mit deutlich mehr Drall, sowohl beim spinnen, als auch beim zwirnen, weil sie haltbarer und fester sein sollte. Aber damit war auch das Weiche verschwunden, das Garn war garnicht mehr so kuschelig, wie mit weniger Drall.
Inzwischen habe ich noch eine kleine Ladung wieder weniger fest versponnen, und die ist auch wieder mit schönem Kuschelfaktor, genau, wie die erste.
Da aber auch beide Garne für sich gesehen insgesamt "passend" gesponnen und gezwirnt waren, gab es keinen Überdrall im Verzwirnten, und sie waren ausgewogen.
Es könnte also sein, daß in einem stark gedrehten Garn die Enden der Faser so unverrückbar fest verankerrt sind, daß da selbst Merino anfängt, zu kratzen.
Anders fällt mir nix ein, was verantwortlich sein könnte, denn Merino ist schon eine weiche, anschmiegsame Faser ... und erst recht, wenn sie aus NZ stammt.
Re: Wie "weiche" Wolle spinnen
Verfasst: 24.11.2009, 08:58
von UlrikeK
also nix für ungut. Ich kann auch sehr gut superweiche Garne spinnen. Das fällt mir nicht schwer.
Aber: Ich hatte auch mal einen schönen weichen Kammzug, Wolle/Seide-Mischung, gefärbt und versponnen.
Tja - keine Ahnung was da passiert ist, aber der Faden war kratzig wie Glitzi-Schwamm. Ich vermute, daß beim Färben was schief gelaufen ist und ich beim Lace-Ausspinnen, zuviel Drall drauf hatte. Na jedenfalls weiß ich bis heute nicht, was daraus werden soll, aber erstaunlich war das schon irgendwie, weil der Kammzug eigentlich weich war, auch nach dem Färben noch.....etwas ratlos bin.
Liebe Grüße
Ulrike
Re: Wie "weiche" Wolle spinnen
Verfasst: 24.11.2009, 11:40
von almeso
Das deutsche Merino das ich zu Hause habe ist auch relativ drahtig. Meine ersten Garne waren auch insgesamt mit viel Drall gesponnen und gezwirnt. Da ist es noch mehr aufgefallen wie in der Version, die ich gerade mit weniger Drall versuche. Aber kein Vergleich zu meiner Filzwolle aus australischem Merino. Komischerweise ist die graue und braune Merino vom gleichen Schäfer weicher, hat weniger Restfett und läßt sich besser verspinnen.
Re: Wie "weiche" Wolle spinnen
Verfasst: 24.11.2009, 17:00
von melinoLiesl
Also erstmal ganz herzlichen Dank für die vielen Antworten und Tipps. Das ist ja echt toll hier.
Ich habe heute verschiedene Varianten ausprobiert und bin dem Rätsel auf der Spur.
Hier erst mal die Bilder von der "harten" verzwirnten Wolle
(Ich hab noch nirgends gefunden, wie groß die Bilder hier sein dürfen und hoffe, dass ich den Rahmen nicht sprenge).
Und hier ein einfädiges Garn aus dem gleichen Kammzug
Das hier war der Kammzug und mit dem war ich überhaupt nicht zufrieden. Ich habe mit EMO-Farben in Kaltfärbung gefärbt, genauestens nach Anleitung und die Originalfarben waren Blau, Grün, Goldbraun, Türkis und Flieder. Rausgekommen sind lauter Blau- und Rosatöne. Grün, Braun und Türkis waren komplett verschwunden.
Dann habe ich heute einen Teil des ungefärbten Kammzuges einmal als Single und dann verzwirnt (ungefähr in der gleichen Stärke) gesponnen.
Alle Muster habe ich dann mit Wollwaschmittel gewaschen und ins letzte Spülwasser noch einen Schuss Essig reingetan.
Und gerade eben kam die Strickprobe. Also, es liegt hauptsächlich an der Farbe und nebensächlich am Verzwirnen. Am weichsten wurde das ungefärbte Single-Garn, danach kommt das gefärbte Single, dann das ungefärbte verzwirnte Garn und am kratzigsten ist das gefärbte verzwirnte Garn.
Also muss ich vermutlich üben, mit deutlich weniger Drall zu spinnen. Aber ich will definitiv nicht zukünftig nur noch naturfarbene Wolle spinnen. Ist das normal, dass Färben die Wolle kratziger macht? Nachdem die Wolle kaltgefärbt ist fand ja auch kein Erhitzungsprozess statt (beim erstenmal habe ich in der Mikrowelle fixiert und die Farben sind genauso ausgeblutet wie bei der Kaltfixierung).
Die Wolle war vor dem Färben weich, aber der gefärbte Kammzug war eigentlich auch schön weich. Nur ist mir heute beim Spinnen der ungefärbten Wolle aufgefallen, dass sie sich viel besser verspinnen ließ, sie ist von ganz alleine auf die Spule gelaufen. Und sie fühlte sich schon sehr anders an, als die gefärbte Wolle
Ich warte im Moment auf die Lieferung von anderen Farben (SeWo) und da habe ich auch 1 kg BFL mitbestellt. Vielleicht klappt es mit dieser Faser ja besser. Und dann habe ich noch 100g Kammzug Merino mit Seide. Aber da trau ich mich noch nicht ran, nicht dass ich das auch verpfusche.
Re: Wie "weiche" Wolle spinnen
Verfasst: 24.11.2009, 17:08
von shorty
Mit Emo Farben hab ich keine Erfahrung.
Die Wolle sieht aber trotzdem gut aus. Ein bisschen zuviel Zwirndrall evtl, aber der Single ist sehr sehr schön!!!
Dass die Wolle evtl durchs Färben hart, bzw. kratzig wird , kenne ich vorwiegend aus dem Pflanzenfärbebereich.
Ach ja, hab gerade nachgelesen, ich bezweifle , dass Kaltfärbugen auf Wolle funktionieren.
http://shop.strato.de/epages/61261955.s ... xtilfarben
Vielleicht ist das der Schlüssel zu den veränderten Farben.
Ich würde diese Farben eher für pflanzliche Fasern nehmen, ich denke für Wolle gibt es spezifischeres.
Karin
Bilder sind ok, wenn man die kleine Variante wählt , sieht man Details schlecht