and the winner is...

Allgemeines zum Thema Spinnen (Spinnfasertypen, geschichtliches, ...)

Moderator: Claudi

Tulipan
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and the winner is...

Beitrag von Tulipan » 19.10.2015, 11:54

...die Spindel!

Ich behaupte ja hier gerne mal, dass eine Kopfspindel schneller ist als eine Dachbodengurke aus dem Auktionshaus. Meine Vermutung war, dass die Überlegenheit des Spinnrads etwa bei einer Übersetzung von 1:10 beginnt. Jetzt hocke ich mit einer Bronchitis zu Hause und habe die Gelegenheit genutzt, das einmal auszuprobieren. Ich habe Merino in meinem normalen Tempo und relativ dünn im kurzen Auszug jeweils 10 Minuten lang gesponnen.
Das Ergebnis:

IST-craft Spindel: 23,7 m
Toika Ziege, Übersetzung 1:15: 23,2 m
Schippertje Oostvoorne, Übersetzung 1:7: 15,4 m

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Re: and the winner is...

Beitrag von Fantasia » 19.10.2015, 12:12

Super, danke für die Ergebnisse!

Zeigt ja deutlich, dass die Umdrehungen bei der Spindel deutlich höher sein müssen, als bei der Ziege, da Du ja immer zum Aufwickeln noch anhalten musstest.

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Re: and the winner is...

Beitrag von shorty » 19.10.2015, 12:14

Glaub ich gerne :-)))
Danke für die Auflistung.
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Re: and the winner is...

Beitrag von Klara » 19.10.2015, 13:08

Ja, danke fürs Messen - Meinungen haben wir ja viele, aber genaue Daten ziemlich wenige. Dass man mit einer einer guten Kopfspindel schneller spinnt als mit einem langsamen Spinnrad hätte ich ja nie bezweifelt (und hab's glaube ich auch oft genug geschrieben). Interessanter finde ich, dass der Unterschied zwischen dem 1:15 Rad und der Spindel doch relativ klein ist - logischerweise wäre dann ein 1:20 Rad schneller als die Spindel. Und bei 1:20 ist bei modernen Rädern ja noch lange nicht Schluss...

Ich meine nur, weil Abby Franquemont ja immer steif und fest behauptet, dass die Handspindel für dünnes Garn schneller ist als das Rad, angeblich auch bei Wettspinnen getestet. Und ich kann's nicht glauben...

Gute Besserung, Tulipan!

Ciao, Klara

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Re: and the winner is...

Beitrag von shorty » 19.10.2015, 13:20

Ich auch nicht Klara.. denn für mich ist das ein unvollständiger Denkansatz, da ich ja ein Rad habe das deutlich schneller kann ists schlicht so, der Ertrag wird nicht durch die RPM begrenzt beim schnellen Spinnrad sondern durch die Geschwindigkeit der Hände.
Ich kann die 44 zu 1 gar nicht in meiner normalen Trittgeschwindigkeit spinnen...

Wer schnell tritt kommt meines Erachtens schon bei 1 zu 15 mit dem Rad schneller voran.
Jedenfals liegen die Ergebniswerte beim Wettspinnen in Hochmuting mit Rad deutlich über den 23,7 Metern

Trotzdem stimmt für mich der Satz , ne gute schnelle Spindel ist effektiver als ein gurkiger Dachbodenfund
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Re: and the winner is...

Beitrag von Cinnamonowl » 19.10.2015, 13:28

Sehr interessant! Es kommt wohl auch auf die Übung an. Ich habe auch schon eine Gurke ausprobiert und War dann echt froh, dass ich ein modernes Rädchen habe.

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Re: and the winner is...

Beitrag von Tulipan » 19.10.2015, 14:29

shorty hat geschrieben: Wer schnell tritt kommt meines Erachtens schon bei 1 zu 15 mit dem Rad schneller voran.
Jedenfals liegen die Ergebniswerte beim Wettspinnen in Hochmuting mit Rad deutlich über den 23,7 Metern
Natürlich spielt die Trittfrequenz auch eine Rolle. Ich habe bewusst keinen Wettbewerb veranstaltet, sondern in meinem normalen Rhythmus gesponnen, den ich auch lange durchhalten könnte. Die Ziege verführt durch das große Schwungrad zur Gemächlichkeit, das Schippertje trete ich auch schneller. Man kann an vielen Schräubchen drehen, auch die Garnstärke und damit die TPI spielen eine Rolle. Pauschale Aussagen sind kaum möglich. Bei Zahlenangaben von Wettspinnen vermisse ich immer die Angabe der Übersetzung, Vergleichbarkeit ist meiner Ansicht nach nur gegeben, wenn alle die gleiche Übersetzung verwenden.

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Re: and the winner is...

Beitrag von shorty » 19.10.2015, 14:36

Ja sicher kann man innerhalb von Rädern nur vergleichen wenn man annähernd die selben Vorraussetzungen hat, Übersetzung usw. ( ich persönlich bin kein Wettspinnfan )
Dennoch bleiben zu viele Variablen, wie eben bei der Spindel auch.
Für mich ists einfach ein unvollständiger Ansatz Geschwindigkeit oder sagen wir besser Ertrag nur an den möglichen RPM festzumachen.

Zu Hochmuting very fast flyer wars keiner.. also nicht die ganz flotte Schiene
Zum normalen Ryhtmus, der ist ja individuell, es gibt reichlich Spinner die treten auch über längere Phasen sehr ! flott...
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Re: and the winner is...

Beitrag von Dornspinnchen » 19.10.2015, 15:03

Mein 11jähriger sitzt gerade an seinem Vortrag über eine bedeutende technische Erfindung und er hat sich zu meiner Freude das Spinnrad ausgesucht. Nun sind wir nach dem Lesen dieses Beitrages und vieler anderer unsicher geworden, warum denn nun eigentlich das Spinnrad überhaupt erfunden wurde, wenn die Handspindel evtl. schneller war/ist??
Eigentlich wurde ja sogar das Verwenden des Rades früher in vielen Gegenden untersagt, da aufgrund des schnelleren Spinnens und vermutlich "ungleichmäßigeren" Garns die Webqualität litt.
Welche Motivation hätte man zum Spinnradbau sonst gehabt als das deutlich schnellere Tempo?
Logischerweise kann ich selbst mit einem Trabi schneller fahren als mit einer Seifenkiste.... ;)
Meine Golding flutscht bestimmt 10x fixer als ein Dekorad. Eigentlich zeigt sich doch daran nur, wie genial mittlerweile einige Spindelbauer sind.
Ich finde das Thema hochinteressant und bin gespannt, was die Lehrerin meint...
Liebe Grüße
Annett
Verknüpfen wir unsere gesponnenen Fäden und weben ein Netz um die Welt....

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Re: and the winner is...

Beitrag von Arachnida » 19.10.2015, 15:20

Ui, die Herausforderung nehme ich gerne an :D
Mein neuer alter Blog: http://halessa.blogspot.com

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Re: and the winner is...

Beitrag von Tulipan » 19.10.2015, 15:48

@Dornspinnchen
In ihrem Buch "Geschichte und Bedeutung des Spinnrads in Europa" schreibt Sigrid Vogt, dass das Flügelspinnrad vor allem zur Flachsverarbeitung entwickelt wurde. Flachs braucht aufgrund der Faserlänge nur wenige Drehungen, darum reicht auch eine relativ geringe Übersetzung. Flachs wurde mit einer schmalen Spindel gesponnen, die wir heute meist als französische Spindel bezeichnen. Für meinen Test habe ich eine Kopfspindel verwendet, die ist deutlich schneller, war aber in Europa nicht verbreitet. Hier ein paar Zitate aus dem Buch, Anmerkungen von mir sind kursiv:
"Grundsätzlich gilt: je feiner das Garn, desto unproduktiver ist das Flügelspinnrad. Bereits bei einer Lauflänge von 17.000m/kg ist es der Handspindel nicht mehr überlegen"( bei 1:10, sie bezieht sich auf eine Untersuchung von 1962) Die meisten Textilien sind und waren aber aus viel feineren Garnqualitäten"
"Die Spinntechnik für aufgerockten Flachs erlaubt es überdies beim Einsatz eines fußgetriebenen Flügelspinnrades, die rechte Hand ruhen zu lassen, mit dieser freien Han gleichzeitig eine Wiege zu schaukeln oder im Kochtopf zu rühren (da habe ich gewisse ZweifeL :D )

"Der größte Vorteil des Flügelspinnrads lag nicht auf technischem Gebiet, sondern letztendlich in der Bequemlichkeit, die es der Benutzerin bietet."
Dazu kommt noch, das das Flügelspinnrad vor allem da verbreitet war, wo dunkle und kalte Winter die Menschen ohnehin im Haus gehalten haben. In nomadischen Kulturen konnte es sich nie durchsetzen. Die mobile Spindel konnte auch beim Tiere hüten, auf dem Markt und sogar beim Reiten verwendet werden.

@Arachnida: je mehr Zahlen, desto besser !

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Re: and the winner is...

Beitrag von shorty » 19.10.2015, 16:22

Dornspinnchen hat geschrieben: Meine Golding flutscht bestimmt 10x fixer als ein Dekorad. Eigentlich zeigt sich doch daran nur, wie genial mittlerweile einige Spindelbauer sind.
Ich finde das Thema hochinteressant und bin gespannt, was die Lehrerin meint...
Liebe Grüße
Annett
Ich glaube für ne gute Spindel brauchts weniger als für ein gutes Rad...
Ein Faktor ist meines Erachtens auch Übung..
Früher oder auch in den Anden haben/hatten die Leute teils sehr einfaches Equipment und spindeln trotzdem super.

Für mich ist ein Spinnrad klar zum einen bequemer, als auch ein technischer Fortschritt, denn wenn ich mir neue flotte Räder ansehe, dann stimmt einfach vieles nicht mehr was in den alten Büchern steht.

Nachtrag wir hatten dazu ja schon ne recht angeregte Diskussion.
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Re: and the winner is...

Beitrag von XScars » 19.10.2015, 18:28

Ich glaube auch, dass da viel vom können mit der Spindel/Spinnrad abhängt... Ich hab ja gesehen wie Abby Franquemont zwirnt (mit der Spindel) und sie sagte, dass sie die Spindel für sehr dünne Garne mit viel Drall bevorzugt... ich übe gerade diese Art des zwirnens auch, und ich kann das schon nachvollziehen... man wickelt einen sehr festen Zwirnball (2 Fäden parallel, nicht von innen und außen) ... dabei kann man die Singles nochmal kontrollieren und evlt. auch noch unschöne Stellen entfernen... man hat die Singles unter Kontrolle, da passiert nix, man muss auch nicht mehr auf die Spannung achten, wenn man den Ball ordentlich wickelt... wenn man genug Übung hat, bekommt die Spindel sehr viel Schwung wenn man sie anschubst und das ganze ist sehr kontrolliert, weil man das Garn durch beide Hände laufen läßt, man spürt es viel besser und man hat den Zwirn praktisch direkt vor den Augen (wenn man es kann ;-)) ....

https://www.youtube.com/watch?v=76AlaqmEXRE

Mein erster Versuch:
BildOhne Titel by Katrin, auf Flickr

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Re: and the winner is...

Beitrag von shorty » 19.10.2015, 18:36

Tolle Spindelfüllungen :-)))

Wenns rein um Zeit geht, muss man halt das Wickeln auch mit dazurechnen, wobei ich schon glaube dass Abby echt ne begnadete Spindlerin ist.

Karin
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Re: and the winner is...

Beitrag von Dornspinnchen » 19.10.2015, 19:20

So, Kind hat Vortrag nochmal leicht umgearbeitet und ich bin froh, dass ihn das Thema interessiert und er hier im Forum wichtige Infos recherchieren konnte und musste.

@ Tulipan- Dickes Danke vom Kind für die Zitate und Quellenangaben.
@ Shorty- Ich denke auch, dass der wirklich technische Fortschritt in den neuen Rädern liegt, unterschiedlichste Übersetzungsmöglichkeiten und Gimmicks perfektionieren und erleichtern auf jeden Fall die Arbeit und machen einfach auch Freude.
Mein Legofan- Kind hat wegen der Geschwindigkeitsveränderungen durch unterschiedliche Riemenradvarianten schon vor Staunen die Ohren angelegt. Sein Kommentar: Eh, mit alten und neuen Rädern -das ist wie mit dem Smartphone und dem alten Telefon.
Du kannst mit beiden gleich schnell telefonieren, aber mit dem Smartphone macht es mehr Spaß.
P.S.: Er ist der letzte Mohikaner seiner Klasse, der noch kein Smartphone hat.
Wink mit der Zaunslatte Richtung Weihnachten....

Schönen Spinnabend Euch und danke!
Annett
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