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Musée de la Filature des Calquières in Langogne

Verfasst: 05.09.2014, 01:44
von Anna
Liebe Spinnerinnen,
wer ins Departement Lozère in Frankreich kommt, der sollte das o.g. Museum in Langogne nicht auslassen. Es zeigt alle Phasen der Wollverarbeitung in der ersten Phase der Industrialisierung.
Es ist ein kleines Museum mit angeschlossener Wollboutique, wir haben eine Führung mitgemacht.

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Hier wird die Wolle kardiert (im Hintergrund die Trommelkarde, im Vordergrund ein Gerät, das das kardierte Vlies in Bänder teilt und auf Konen wickelt).

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Die "spinning jenny". Funktioniert ähnlich wie ein Spindelrad. Wir hatten einen sehr kundigen Führer dabei, der sehr viel gezeigt und erklärt hat, aber leider habe ich kaum etwas verstanden, da ich nur wenig Französisch spreche.

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Die Wolle wird gezwirnt, und zwar dreifach. Alle Wollen aus diesem Museum sind dreifach gezwirnt.

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Und schließlich das Haspeln. Alle Maschinen funktionieren und werden vorgeführt. Der Antrieb geschah ursprünglich mithilfe eines rieseigen Wasserrads, das auch noch in Betrieb ist, aber inzwischen nicht mehr als Energiegeber für die Maschinen dient.

Wer will, kann anschließend noch in einem gesonderten Raum mit Webstühlen selbst mit Wolle hantieren. Leider gab es kein einziges Spinnrad, aber Handkarden lagen herum. In der kleinen Boutique konnte man sich mit Wollprodukten eindecken. Es gab Gestricktes, Gefilztes und Gewebtes und natürlich auch Strickwolle in Strängen, alle wie gesagt als Dreifachzwirn. Kosten 6 Euro pro 100 Gramm. Leider gibt es so gut wie nichts speziell für Spinnerinnen. Die gefärbten Kammzüge, die ich in der Webstube gesehen habe, stehen nicht zum Verkauf. Ich habe ein kardiertes Wollvlies mitgenommen - das gab es immerhin. Es müsste spinnbar sein, ich habe ein paar Fasern rausgezogen und verdreht, es hält jedenfalls.

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(Innenansicht meines Wohnmobils mit der Beute)

Über die Schafrasse kann ich leider nichts sagen. Der Museumsführer (ein junger Mann mit Sicherheitsnadeln in beiden Ohren) kannte sich aus, aber den habe ich leider nicht gefragt. Die Verkäuferin im Laden konnte keine Auskunft geben. Auf jeden Fall handelt es sich um Wolle von Schafen, die in den Cevennen weiden. Es gibt dort noch einige wenige Wanderschäfer.

Man muss ziemlich lange über die Causses gurken, um zum Museum zu kommen, aber ich finde, es lohnt sich.

Liebe Grüße
Anna, aus dem Urlaub zurück

Re: Musée de la Filature des Calquières in Langogne

Verfasst: 05.09.2014, 18:28
von marie-claire
Danke für das Berichten. Die kannte ich noch nicht
Schade dass sie nicht berichten welche Rasse die Schafe haben
In der Lozère gibt es Blanche du Massif Central oder Lacaune oder Caussenarde, aber ob es die sind?
Auf ihrer Seite stehr auch nichts

Re: Musée de la Filature des Calquières in Langogne

Verfasst: 05.09.2014, 20:08
von yetti
Danke für den Bericht und die schönen Fotos.

LG Yetti

Re: Musée de la Filature des Calquières in Langogne

Verfasst: 05.09.2014, 20:09
von yetti
Danke für den Bericht und die schönen Fotos.

LG Yetti

Re: Musée de la Filature des Calquières in Langogne

Verfasst: 05.09.2014, 20:16
von Claudi
Vielen Dank für den schönen Bericht mit den tollen Fotos!
marie-claire hat geschrieben:In der Lozère gibt es Blanche du Massif Central oder Lacaune oder Caussenarde, aber ob es die sind?
Auf ihrer Seite stehr auch nichts
Könnte man dort vielleicht per Mail oder so noch einmal nachfragen?

Re: Musée de la Filature des Calquières in Langogne

Verfasst: 05.09.2014, 22:10
von Anna
Das müsste jemand machen, der Französisch kann. Ich kann leider nur ein paar Brocken ...
Nebenbei bemerkt: Mich wundert immer wieder, dass selbst in Gegenden, in denen die Schafhaltung ein wichtiger Faktor in der Wirtschaft ist (in den Cevennen handelt es sich wohl auch um Landschaftspflege, um das ursprüngliche Gesicht der Causses zu erhalten) so wenig in Sachen Wolle getan wird. Selbst in Irland, wo die Touristen wohl gern geneigt sind, Wollsachen als Souvenir mitzunehmen, gibt es in den Woollen Mills nur fünf, sechs Strickmodelle (nicht mal auf den Araninseln hat man da mehr Phantasie, soweit ich sehen konnte), und wenn man nach Strickwolle fragt, wird sie unter dem Tresen hervorgeholt. Ich zweifle nicht daran, dass es in exklusiven Geschäften da mehr Auswahl gibt, aber es geht mir jetzt speziell darum, wie der Durchschnittstourist angesprochen wird. Da müsste doch eigentlich mehr drin sein, auch in Frankreich. Oder bin ich irgendwie zu naiv?

Grüße von Anna

Re: Musée de la Filature des Calquières in Langogne

Verfasst: 06.09.2014, 08:37
von moniaqua
Oh, zut, da sind wir ganz nahe vorbeigefahren. Zu spät gelesen. Danke trotzdem, das Museum wird es ja noch länger geben :)

Vielleicht kommt das wieder, wenn selbstgestrickte Sachen wieder mehr salonfähig werden. Die Franzosen werden die Schafe ja mehr für Milch/Käse und Fleisch halten, weniger für Wolle.

Re: Musée de la Filature des Calquières in Langogne

Verfasst: 06.09.2014, 10:38
von Claudi
Anna hat geschrieben:Das müsste jemand machen, der Französisch kann. Ich kann leider nur ein paar Brocken ...
Bei mir sieht es damit noch schlechter aus.
Nebenbei bemerkt: Mich wundert immer wieder, dass selbst in Gegenden, in denen die Schafhaltung ein wichtiger Faktor in der Wirtschaft ist (in den Cevennen handelt es sich wohl auch um Landschaftspflege, um das ursprüngliche Gesicht der Causses zu erhalten) so wenig in Sachen Wolle getan wird.
Das ist mir auch schon mehrfach aufgefallen.
Ich zweifle nicht daran, dass es in exklusiven Geschäften da mehr Auswahl gibt, aber es geht mir jetzt speziell darum, wie der Durchschnittstourist angesprochen wird. Da müsste doch eigentlich mehr drin sein, auch in Frankreich. Oder bin ich irgendwie zu naiv?
Ich glaube nicht, dass wir naiv sind, sondern eher etwas geschäftstüchtiger. ;)

Re: Musée de la Filature des Calquières in Langogne

Verfasst: 06.09.2014, 10:46
von Anna
Ich fand es immerhin sehr süß, wie der junge Führer (auf dem Haspelfoto sieht man seine Baggyhosen und die Turnschuhe) das Zustandekommen der verschiedenen Melangen erklärte: Da die kardierten Vliese gleich in Kardband geteilt und versponnen werden, gibt es keine Fasermischungen im gleichen Faden. Man kann aber durch verschiedene Zusammenstellungen der drei Einzelfäden verschiedene Brauntöne erzielen. Was er uns unter Hochhalten und Vorzeigen der weißen, hellbraunen und dunkelbraunen Fasern sowie der unterschiedlich gemischten Dreifachzwirne ganz genau auseinandersetzte: 1+1+1=3, 1+2=3, 2+1=3.
Das gefiel mir. (Ganz ohne Ironie.)

Wochenendegrüße!
Anna

Re: Musée de la Filature des Calquières in Langogne

Verfasst: 07.09.2014, 10:13
von marie-claire
Ich habe mal eine mail geschickt, mal sehen

So ist mir aufgefallen dass es nützlich wär, eine Liste zu haben, aller Textilmuseen in einem Land. Ich werd mal daran arbeiten in Frankreich.
Habt ihr sowas in Deutschland?

Re: Musée de la Filature des Calquières in Langogne

Verfasst: 07.09.2014, 10:58
von moniaqua
Gute Idee.

Google sagt ja, und ich weiß, dass z.B. das Deutsche Museum eine Abteilung für Textilverarbeitung hat.

Re: Musée de la Filature des Calquières in Langogne

Verfasst: 07.09.2014, 11:05
von Anna
In eine solche Liste gehört, was Frankreich betrifft, auch das Musée de la Soie à St Hippolyte du Fort. Dort bin ich 2007 gewesen und habe in meinem damals noch aktiven Blog berichtet (hier klicken).

Sonntagsgrüße!

Re: Musée de la Filature des Calquières in Langogne

Verfasst: 07.09.2014, 20:10
von marie-claire
Die Idée gefällt auch im französischen Forum, bald kriegen wir eine grosse Liste

Für Deutschland mach ich einen Thread auf, wenn ich darf

Re: Musée de la Filature des Calquières in Langogne

Verfasst: 08.09.2014, 10:19
von mosu
In Frankreich werden die alten Handwerke hier und dort noch gepflegt, nur kommt man manchmal nicht an die Information. Ich wäre sehr dankbar fûr eine Liste

Sobald ich pensioniert bin, werde ich mich für einen Spinnkurs in Varennes sous Dun anmelden. Ich war leider noch nie dort, werde das aber sobald wie möglich tun.

http://www.musee-filature.com/site/

Re: Musée de la Filature des Calquières in Langogne

Verfasst: 08.09.2014, 11:37
von marie-claire
Danke Mosu, auch noch nie gehört

Mosu du lebst in der Bourguogne? Weisst du dass es da eine Spinngilde gibt? Die treffen sich regelmässig