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Spinnen in der Oper
Verfasst: 14.08.2014, 07:58
von Arachnida
Vor ein paar Wochen erhielt ich einen Anruf von den Salzburger Festspielen. Und zwar steht für die heurige Saison die Schubert-Oper "Fierrabras" auf dem Spielplan (Die Oper wurde bei den Festspielen noch nie aufgeführt). Und Regisseur Peter Stein wollte für den Beginn der Oper eine Spinnszene und man habe gehört dass ich spinnen kann und ob ich es den Damen des Staatsopernchores beibringen kann. Nach der Besichtigung der Spinnräder, die passend zum Bühnenbild ganz in weiss-schwarz gehalten sind, haben wir uns entschlossen, das Spinnen nur darzustellen und uns auf das gleichmäßige Treten zu konzentrieren, da die Damen ja auch noch dabei singen und gut aussehen müssen. Es war also vorrangig dafür zu sorgen dass sich die Räder treten lassen und nicht quietschen.
Am Samstag war ich auf der Orchesterprobe und gestern abend war Premiere. Auf orf.at gibt es einen kleinen Bericht und auch einen Ausschnitt der Spinnszene anzusehen.
http://tvthek.orf.at/program/Salzburg-h ... et/8299217
Re: Spinnen in der Oper
Verfasst: 14.08.2014, 09:48
von glasspindel
Da kannst du aber stolz sein bei den Festspielen mitgewirkt zu haben. Hab mir die Szene gerade angeschaut und ich finde das hast du gut gemacht.
War bestimmt ein erhebendes Gefühl die proben zu sehen oder warst du bei der Premiere auch dabei?
Gratulierte
Sylvia
Re: Spinnen in der Oper
Verfasst: 14.08.2014, 09:52
von moniaqua
Das ist gut gemacht. Ob die tatsächlich spinnen, sieht man auf die Entfernung eh nicht
Spinnen und singen gleichzeitig geht schon, man muss halt beides können und zusammen üben. In dem Fall war markieren denk ich schon die bessere Wahl.
Hm, Karl der Große und Spinnräder? Nu ja, Operninszenierungen müssen ja nicht authentisch sein

Werden die Räder dann verkauft?
Re: Spinnen in der Oper
Verfasst: 14.08.2014, 10:56
von Arachnida
@glasspindel Ja, es hat Spaß gemacht und die Damen waren auch gut bei der Sache. Es gab einiges an Gelächter weil das Treten gerade am Anfang halt nicht so einfach ist und man erst einmal den Rhythmus finden muss. Ich hab sie beim ersten Training mal auf meiner kleinen Französin üben lassen, weil es da die Theaterräder noch nicht gab und das Rad noch am ehesten dem entspricht was sie danach auf der Bühne bekommen haben. Es hätte nicht viel gebracht wenn ich sie ans Sonata gesetzt hätte
@moniaqua klar kann es gleichzeitig funktionieren, aber wenn du als Sänger dann noch auf den Dirigenten achten sollst und der Takt vom Gesang anders ist als der vom Treten wirds schwierig

Und nein, die Räder werden nicht verkauft, die kommen sicher in den Fundus der Festspiele. Und glaub mir, du würdest sie nicht wollen

Re: Spinnen in der Oper
Verfasst: 14.08.2014, 11:21
von moniaqua
Arachnida hat geschrieben:
@moniaqua klar kann es gleichzeitig funktionieren, aber wenn du als Sänger dann noch auf den Dirigenten achten sollst und der Takt vom Gesang anders ist als der vom Treten wirds schwierig
Ja, deswegen ist markieren besser
Bei mir, allerdings mit der Spindel (die vermutlich niemand gesehen hat...) hat halt im Zweifelsfall der Faden gelitten. Ich habe festgestellt, dass so eine Bühne ideal ist, um zu filzen (und dass Shetland/Leinen wunderbar filzt), da muss man die Wolle nur in Körpernähe tragen

Seide ist da günstiger.
Ok, mögen die Räder im Fundus gut ruhen

Das wäre dann wohl eher zum Angeben - "Da schau, dieses Rad hat schon auf der Bühne vom Festspielhaus gestanden, in Aktion!"

Aber hübsch sind sie, soweit man das sehen konnte.
Re: Spinnen in der Oper
Verfasst: 14.08.2014, 11:29
von geraeuschemacher
Re: Spinnen in der Oper
Verfasst: 14.08.2014, 22:17
von Spingirl
Was für ein cooles Projekt! Die Inszenierung hätte mich auch interessiert, "Fierrabras" habe ich noch nie auf der Bühne gesehen. Schade, daß ich so weit weg bin... Haben die Damen übrigens selbst die Spulen halb voll gesponnen, oder hast du das übernommen?
Spingirl
P.S.: Als ich den Betreff sah, war meine erste Assoziation "Tarantel in der Scala".

Re: Spinnen in der Oper
Verfasst: 14.08.2014, 22:25
von moniaqua
Och, Spingirl, soweit ich weiß, hilft es auch nichts, nahe zu wohnen, weil es eh so gut wie aussichtslos ist, an Karten zu kommen. Und wennst welche kriegst, sind sie unbezahlbar.
Re: Spinnen in der Oper
Verfasst: 15.08.2014, 18:39
von Arachnida
@Spingirl weder noch, das ist handelsübliches Häkelgarn
@moniaqua So schlimm ist es nicht, vor allem bei einer eher unbekannten Oper. Man muss sich nur rechtzeitig um Karten bemühen. Bei Opern mit Netrebko oder Jedermann wirds natürlich schwieriger aber nicht unmöglich. Normalerweise gehen die Festspiele eher an mir vorbei, ich merke es nur daran dass die ganze Stadt überfüllt ist und die Klamotten der Leute besser sind
Ich werde mir übrigens nächstes Jahr "Hamlet" mit Benedict Cumberbatch in London ansehen. Habe mir mit Freunden Tickets besorgt, die waren auch innerhalb einer Woche so gut wie weg.
Re: Spinnen in der Oper
Verfasst: 15.08.2014, 23:11
von Fantasia
Arachnida, da hast du aber Glück gehabt, eine Freundin hatte 30.000 Leute für die Hamlet Karten vor sich in der Warteschlange. Berichte mal, wie es war - und wenn jemand von Euch doch nicht nach London kann, springe ich gerne ein

.
Tolle Sache mit der Oper, übrigens, sieht von Weitem wirklich echt aus!
Re: Spinnen in der Oper
Verfasst: 22.08.2014, 20:59
von FrauHollunder
Oh wow. Super! Jetzt wirst du berühmt.

Freu mich für dich!
Re: Spinnen in der Oper
Verfasst: 23.08.2014, 06:26
von Arachnida
FrauHollunder hat geschrieben:Oh wow. Super! Jetzt wirst du berühmt.

Freu mich für dich!
naja, berühmt
ich war nur ein Rädchen (sic!) im Getriebe einer Opernproduktion.
Re: Spinnen in der Oper
Verfasst: 28.08.2014, 12:34
von Arachnida
So, ich hab jetzt auf meinem Blog eine kurze Zusammenfassung samt Kritiklinks verfasst.
Wer sich das Werk antun möchte, der hat am 4. Oktober auf 3sat Gelegenheit dazu. Erwartet euch nur nicht zuviel

Re: Spinnen in der Oper
Verfasst: 28.08.2014, 15:01
von geraeuschemacher
Arachnida hat geschrieben:So, ich hab jetzt auf meinem Blog eine kurze Zusammenfassung samt Kritiklinks verfasst.
Wer sich das Werk antun möchte,
der hat am 4. Oktober auf 3sat Gelegenheit dazu. Erwartet euch nur nicht zuviel

Dann wirds aber gnadenlos! Bühnenbild und Kostüme sind vermutlich nur aus der letzten Reihe einigermaßen zu ertragen. Schon auf den Fotos ist von der "edlen Schönheit der Ausstattung" nicht mehr viel übrig.
Auf mich wirkt das alles sehr billig und hat mit " Theaterfotos von vor 100 Jahren" absolut nichts gemein.
Das ist umso schmerzlicher, weil Peter Steins Inszenierungen vor Jahren das Maß aller Dinge waren, aber spätestens seit dem misslungenen Faust-Projekt auf der Expo 2000 wird vermutlich nur noch in Moskau ehrfürchtig über den dort wohlbekannten großen Meister gesprochen.