Gedanken zum Rumpelstilzchen

Allgemeines zum Thema Spinnen (Spinnfasertypen, geschichtliches, ...)

Moderator: Claudi

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Gedanken zum Rumpelstilzchen

Beitrag von spinnrocktanten » 28.11.2013, 16:47

Ich mache mir seit einiger Zeit Gedanken über das Märchen vom Rumpelstilzchen und wollte dazu mal die Meinung anderer hören.
Ihr wisst ja alle, da geht es drum Stroh zu Gold zu spinnen.
Ich glaube, dass hängt damit zusammen, dass die Verarbeitung von Wolle und Flachs so komplett verschieden ist. Könnte es sein, dass ein Hirtennomadenvolk, dass die Haare/Wolle seiner Tiere zu Kleidung verarbeiten konnte auf ein Ackerbauvolk getroffen ist. Die Hirtenfrauen haben die Leinenkleidung der Bauersfrauen bewundert und man hat ihnen die Flachsfelder gezeigt, sowie die Garben, die da zum Trocknen stehen. Da die beiden Volksgruppen unterschiedliche Sprachen gesprochen haben, waren weitere Erklärungen nicht möglich. Aber man hatte es gesehen, die anderen können Stroh zu feiner Kleidung verarbeiten. Im Laufe der Zeit wurde aus diesen Erzählungen dann eben Gold, wobei ja feines Leinen auch einen goldenen Glanz hat.
Im Märchen konnte nun die schöne Müllerstochter zwar Wolle verarbeiten, aber von der Verarbeitung von Flachs hatte sie keine Ahnung. Vielleicht waren auch Mädchen, die die Kunst der Flachsverarbeitung beherrschten wertvollere Bräute als andere Mädchen.
Was meint ihr dazu?

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Re: Gedanken zum Rumpelstilzchen

Beitrag von shorty » 28.11.2013, 20:54

Hier mal ein Vergleich früher Fassungen :
http://www.pitt.edu/~dash/rumpelstilzchen.html

Wobei ich eigentlich glaube, fast jede Spinnerin die zwar nur Wolle gewohnt war, aber keine Anfängerin ,konnte damals Flachs spinnen.
So schwer ists nun auch nicht, nur eben anders, ungewohnt.

Spinnen konnte damals fast jeder und zwar in vielen Fällen besser als heute.

Und ich würde da auch nicht nach Nomadenvolk und sesshaft trennen, es gab auch schon früher Gegenden da wuchs gar kein Flachs, sprich man verarbeitete viel Wolle, auch eigentliche Ackerbauern, einzelne Schafe hatten wohl viele.
karin
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Re: Gedanken zum Rumpelstilzchen

Beitrag von Bluebirdbibo » 28.11.2013, 21:11

Hi
Ich sehe es eher übertragend, da feine Tuche schon immer teuer waren, und oft in Mühlen der Flachs gebrochen würde und der Flachs fast wie Stroh aussieht
Außerdem haben die Müller aus dem schlechten ,nicht ganz so feinem Flachs ihre groben Säcke gewebt.
Warum nicht auch feine Stoffe die vegoldet wurden?
Viele Liebe Grüße
Britta

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Re: Gedanken zum Rumpelstilzchen

Beitrag von sockolade » 28.11.2013, 21:18

Vielen Dank für die schöne Anregung!I
Ich denke, das "zu Gold spinnen" kommt aus der Tradition, Halbfertigware als Spargroschen und wertbeständigen Vorrat aufzuheben. Gerade Flachszöpfe, gesponnenes Leinen und auch Tuch sind nahezu unkaputtbar, wenn es pfleglich aufbewahrt wird. 3 Generationen sind gar kein Problem! Die investierte Arbeit ist also gut zu konservieren.
Liebe Grüße an alle Goldspinnerinnen!

Klara
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Re: Gedanken zum Rumpelstilzchen

Beitrag von Klara » 28.11.2013, 23:13

Ich neige ja dazu, in Märchen möglichst wenig hineinzuinterpretieren (habe den diesbezüglichen Thread aber gerade gesucht und nicht gefunden) und von daher reduziere ich Rapunzel auf: Gerade geernteter Flachs ist faktisch Stroh, versponnen ist er Gold wert (vermutlich schon in Fadenform - wenn die Menge gross genug ist - als Leintuch bestimmt). Auch früher wollte und konnte nicht jedes Mädchen (gut) spinnen, aber "nur brave, fleissige und fähige Mädchen kriegen einen guten Mann" (haben bestimmt 80 % aller Mütter dauernd gesagt).

Leicht OT: Bin ich die einzige, die es stört, dass in Frau Holle eine Diebin als Vorbild (Goldmarie) hingestellt wird?

Ciao, Klara

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Re: Gedanken zum Rumpelstilzchen

Beitrag von shorty » 29.11.2013, 08:56

Inwiefern ist sie ne Diebin?.... muss aber zugeben bis ins kleinste kenne ich das Märchen nicht.
Karin
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Re: Gedanken zum Rumpelstilzchen

Beitrag von Klara » 29.11.2013, 15:46

Weil sie beim Putzen Gold findet und einfach einschiebt (so wird sie ja zur Goldmarie). Es wird natürlich so hingestellt, als sei das das Trinkgeld gewesen (unter anderem unter der Matratze versteckt, damit's nur jemand findet, der wirklich gründlich Betten macht), aber das Mädel fragt nicht nach, sondern schiebt einfach ein.

Mein Chef war gar nicht glücklich, als seine Putzfrau rumliegendes Geld (und Wertgegenstände) einfach eingeschoben hat...

Ciao, Klara

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Re: Gedanken zum Rumpelstilzchen

Beitrag von Moira » 29.11.2013, 16:13

Goldmarie wird mit Gold von Frau Holle belohnt. Nach ihrem Abschied von Frau Holle steht sie unter einem Tor. Von dort wird sie mit Gold überregnet. Ich habe gerade die deutsche Gebrüder Grimm Version nachgelesen. Da steht nichts davon drin, dass die Goldmarie stiehlt. Aber vielleicht gibt es in Frankreich eine eigene Variante des Märchens, in dem Goldmarie klaut.
Persönlich kann ich mir das mit dem Stehlen bei Goldmarie nicht vorstellen, weil das ein Charakterzug bei ihr wäre, der gar nicht in ihr "braves und fleißiges" Image passt.
Moira

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Re: Gedanken zum Rumpelstilzchen

Beitrag von Klara » 29.11.2013, 16:35

Stimmt, ich habe mich total vertan. Wer war das nur, der das Gold beim Putzen gefunden hat?

Ciao, Klara

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Re: Gedanken zum Rumpelstilzchen

Beitrag von sockolade » 29.11.2013, 16:58

Iiiiiiiiiiich niiiiiicht, und ich putz schon soooo lange!!!!!!!!!

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Re: Gedanken zum Rumpelstilzchen

Beitrag von shorty » 29.11.2013, 17:32

Gibt sicher auch schwarze Schafe in der Branche ist aber leider häufig ein Vorurteil mit dem viele Bodenmasseusen zu kämpfen haben ;-) Mich eingeschlossen seit fast 20 Jahren

Dachte ich mir fast ich kenn auch nur die Version von Moira
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Re: Gedanken zum Rumpelstilzchen

Beitrag von Troll » 29.11.2013, 17:36

"Bodenmasseuse"????
Wie geil ist der Begriff denn!!! :totlach: :totlach: :totlach:

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Re: Gedanken zum Rumpelstilzchen

Beitrag von Bluebirdbibo » 29.11.2013, 20:58

Ich find Putzfee viel schöner, selber werde ich als Physio nämlich oft als Masseuse verschrien.
Und das sind die Damen des horizontalen Gewerbes .
Viele Liebe Grüße
Britta

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Re: Gedanken zum Rumpelstilzchen

Beitrag von versponnen » 29.11.2013, 23:33

hallo ich denke der ansatz ist anders, das Flachsspinnen war sehr häufig .das war das Brot der Armen, alles war mit leinen gefertigt.
Es gab viele Händler, die diese Fasern transportierten, daran verdienten, auch betrogen, daher gab es viele Regeln und Gesetze dazu,
und in die Gegend mit hohem anteil an Armut brachten, dort wurde gesponnen, um satt zu werden, dafür wurden Spinnschulen gegründet...ect..die guten bücher von Helga Heubach haben einen großen Fundus zu dem thema an alten Texten und quellenforschung.

und der Flachs reiste durch die Lande...von Gebieten wo er angebaut wurde zu den Spinnstuben im mittelgebirge, Sachsen, thüringen, Hessen, und in Osteuropa und damaligem Schlesien, dann wieder weiter gesponnen oder verwebt zu den Gebieten wie Niederlande wo man sich aufs Bleichen verstand,, wo das Land und wasser dazu passte und man sehr gute Ergebnisse hatte darin,
zu den hochkulturen wie Belgien wo man spitze klöppelte.. oder Webereien in Schlesien zum Verweben.

den armen blieb oftmals nur der Rest, der Werg, daher auch der ruf,dass er kratzt wegen der Schäben, und dieser Flachs war grob strohig, matt.
Ich denke das Gold das ist ein sinnbild für wohlhabenheit, Reichtum durch Zauberei doch aus der Armut heraus zu kommen..dass war der Flachs ,den man wohl bearbeitete, aber der einem nie möglich war, zu nutzen.
so wie heute viele unserer Mesnchen für Reiche Jachten bauen mit viel gold drinnen, , aber niemals den Prnk selbst sich leisten könnten.

und man muss sich versinnbildlichen en wie Märchen sich entwickelten. durch Erzählen, niemals durch wortgetreues Vorlesen..also da wurde von den Erzählerinnen viel hinzugefügt..ergänzt erweitert..bis eine Geschichte in sich stimmig war.. eben verknüpfen von Realität, Sprache, Mystik, Zauber, Traum Wunsch..Hoffnung.. aber auch Neid, Zorn wut, die man nie sagen konnte im echten Leben.

wie viel leichter habe ich es doch heute..
ich habe gestern gesponnen und ein kleiner enkel setzte sich zu mir und er spann mit mir , durfte mitschieben..erspüren..und der Faden lief in die spule...
diesmal war es feinster Faden Wolle..man sieht ihn fast nicht..ebenso nicht das Ausziehen..Wickeln..alle Arbeitsprozesse verschmelzen und das macht doch auch den Zauber aus.. außenstehende sehen ja nicht mehr die einzelne arbeitsschritte, sie sind eins..
also das gibt schon das Gefühl man hat ein besonderes Können
und da war es sicher normal wie heute auch..dass man diese Menschen beäugte, misstrauisch war.. und glaubte, sie müssten Zauberkräfte haben..

ich finde es jedenfalls zu schön..so meine Faden zu finden und haben und liebe ihn,
..herzliche Grüße wiebke


ps text gelassen wie er mir auf die Tasten sprang...mit fehlern..

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Re: Gedanken zum Rumpelstilzchen

Beitrag von Aodhan » 30.11.2013, 03:15

Das war ein schöner Post. :klatsch:
"If more of us valued food and cheer and song above hoarded gold, it would be a merrier world." - J.R.R.Tolkien

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