Alpaka: im Vlies weich, gesponnen kratzig

Allgemeines zum Thema Spinnen (Spinnfasertypen, geschichtliches, ...)

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Anna1966
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Alpaka: im Vlies weich, gesponnen kratzig

Beitrag von Anna1966 » 28.10.2013, 11:08

Hallo,

nachdem ich jetzt schon einiges von meiner Alpakawolle verarbeitet habe, fällt mir immer wieder auf, das es im Vlies kardiert schön weich ist (klar, ein paar Grannenhaare sind drin). Nach dem Spinnen, möchte ich es aber nicht mehr auf der Haut tragen. Schade, denn ich habe ein Rapunzelschal daraus gestrickt, da muss ich jetzt wohl einen Rollkragen drunter tragen.

Mache ich beim Spinnen etwa was falsch, kann man eine Faser beim Spinnen sozusagen "versauen"?
Ich habe jetzt drei verschiedene Vliese verarbeitet und das ist bei allen drei gleich. Vorsortiert habe ich sie gut. Da sah das ganze auch noch gut, weich und fluffig aus.
Vielleicht weiß jemand was, vielen Dank schon mal.

liebe Grüße,
Anna

versponnen
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Re: Alpaka: im Vlies weich, gesponnen kratzig

Beitrag von versponnen » 28.10.2013, 11:28

ich denke ,das sind die Grannenhaare, daher wenn du wirklich weiches nur tragen kannst, meine Empfehlung, achte auf die Micronzahl und eine hohe Kräuselung, dann kratzt es nicht. und am besten noch Lammschurwolle,
gruß wiebke

ps zum Beispiel die wolle fantasia von Seehawer hat 18 micron und die vertragen wir sehr gut.

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kalala
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Re: Alpaka: im Vlies weich, gesponnen kratzig

Beitrag von kalala » 28.10.2013, 15:31

Wie hast du sie denn versponnen?
Es gibt auch kratzige Alpaka-wolle, ganz klar! Aber Drall und Auszug können auch sehr viel Einfluss nehmen auf das Ergebnis!
Grüße von kalala

Hummelbrummel
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Re: Alpaka: im Vlies weich, gesponnen kratzig

Beitrag von Hummelbrummel » 28.10.2013, 16:55

Hallo Anna,
von Schafwolle kenne ich das auch:
fühlt sich unversponnen kuschelweich an und kratzt im Pulli dann doch. Das hatte ich neulich sogar leider bei deutscher Merino, obwohl ich eigentlich grundsätzlich gar nicht sehr kratzempfindlich bin und auch Bergschafjacken gerne trage (glaub ich jedenfalls).

Hast Du denn sonst irgendwelche Erfahrungen mit Alpaka-Kleidungsstücken?
Ich habe nämlich beim Versuch, mir eine supertolle Alpakajacke zu kaufen, festgestellt, dass ich speziell Alpaka überhaupt nicht abkann. Das könnte ich nicht einmal über der Bluse tragen.
Möglicherweise liegt es ja gar nicht am Spinnen sondern an der Faser an sich.

Viele Grüße

Hummelbrummel

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Re: Alpaka: im Vlies weich, gesponnen kratzig

Beitrag von Dornspinnchen » 28.10.2013, 21:26

Hallo,
ich bin sehr kratzempfindlich und kann eigentlich wirklich nur ganz weiche Merino- oder Merinomischungen mit Seide so richtig auf der Haut tragen.
Schon bei BFL oder Polwarth muss ich beim Spinnen aufpassen.
Allerdings habe ich vor 2 Jahren graues Alpaka versponnen, in dem kaum Grannenhaare waren. Wunderbar wuschelweich.
Vereinzelte habe ich beim Spinnen einfach herausgezogen.
Da Alpaka weniger Grimp hat, habe ich es mit etwas stärkerem Drall als bei Wolle gesponnen und trotzdem ist es nach dem Zwirnen wunderbar weich geworden. Nicht mit Merino zu vergleichen, aber wunderbar warm und im Hautkontakt durch Körperwärme einfach unvergleichlich wärmend und wenn man schwitzt, ist es nicht unangenehm auf der Haut.
Das hier habe ich daraus gewerkelt (http://dornspinnchen.over-blog.de/) und trage das Tuch und Stulpen liebend gern.
Ich habe aber auch schon eine wunderschöne Alpakafärbung einer Spinnfreundin geschreddert. weil sie sich nach dem Handspinnen wie ein kratiges Seil anfühlte- es waren einfach zu viele Grannen drin und das Herausziehen machte dann einfach keinen Spaß mehr. (http://dornspinnchen.over-blog.de/10-index.html) Alle Versuche, es durch unterschiedliche Spinnarten (Falte, kurzer oder langer Auszug, Längsteilen und Verziehen des Kammzuges) weicher wirken zu lassen, brachten mir zumindest keinen Erfolg.
Ich gehe davon aus, dass auch bei Dir am Material liegen könnte.
LG
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Re: Alpaka: im Vlies weich, gesponnen kratzig

Beitrag von wollgras » 29.10.2013, 16:36

Wenn es nicht die Grannenhaare sind, wie kalala schrieb: ich habe auch schon an sich weiche Wolle mit (viel) zuviel Drall gesponnen, der auch durch Zwirnen nicht ausgeglichen wurde. Das Ergebnis war dann eine ziemlich "festes" Garn, so Richtung Paketschnur. Als Schal würde ich das nicht tragen wollen.
Viele Grüße vom
wollgras

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Re: Alpaka: im Vlies weich, gesponnen kratzig

Beitrag von Klara » 29.10.2013, 18:48

Die Hauptmöglichkeit, eine Faser beim Spinnen zu "versauen", ist mit VIEL zu viel Drall zu arbeiten. Eventuell auch nur stückchenweise, weil der Drall sich in einer dünneren Garnstelle sammelt. Wenn die Zwirnhälfte eine steinharte Schlaufe bildet, ist es zu viel.

Wenn dein Zwirn aber halbwegs normal aussieht (im Idealfall lägen die Fasern parallel zur Längsachse des Garnes) und du das Garn nicht verträgst, liegt es entweder an der Faser - Alpaka gibt's von ca. 15 - 40 Micron - oder an deiner individuellen Empfindlichkeit.

Ciao, Klara

Anna1966
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Re: Alpaka: im Vlies weich, gesponnen kratzig

Beitrag von Anna1966 » 31.10.2013, 11:44

Vielen Dank für eure Antworten.

Die Frage von Kalala kann ich so gar nicht beantworten: wie spinnen?
Tja, ich spinne seit März und wie, weiß ich gar nicht so recht. Wenn ich mir die Literatur und Youtube-Filmchen so ansehe, ist das ein Mittelding zwischen kurzem und langem Auszug.
Ich spinne mit relativ wenig Drall, so das es gerade nicht auseinander fusselt. Wenn es fertig gezwirnt ist, hängt alles schön glatt runter, ohne sich irgendwie in sich zu verdrehen. Also daran liegt es wohl nicht.

Ich gehe mittlerweile davon aus, dass es doch die Grannenhaare sind, die man beim Kardieren so gar nicht sieht (vor allem beim schwarz).

Wie viel Mikron das Alpaka hat, weiß ich natürlich nicht. Diese Tiere stehen bei uns im Nachbarort und ich habe die Wolle geschenkt bekommen. Im nächsten Jahr werde ich wohl mehr aussortieren und nur das ganz super weiche verwenden, mal sehen, wie es dann wird.
Das Gute ist ja, das es jedes Jahr wieder neue Wolle gibt.

@Dornspinnchen: danke für den Link zu deinem Blog mit den Schuppen-Handwärmern. Meine Tochter liebt solche Teile. Die Anleitung habe ich gerade ausgedruckt.


liebe Grüße
Anna

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Re: Alpaka: im Vlies weich, gesponnen kratzig

Beitrag von rigge » 02.11.2013, 01:09

Dornspinnchen hat geschrieben:

Da Alpaka weniger Grimp hat, habe ich es mit etwas stärkerem Drall als bei Wolle gesponnen und trotzdem ist es nach dem Zwirnen wunderbar weich geworden.
LG
Hochwertige Alpakawolle hat wie Merinowolle sehr viel Crimp,

hier ein beispiel von einem hochwertigem Alpakavlies.
download/file.php?id=26693&mode=view

Es kommt auch darauf an, wie hoch der Anteil von Grannenhaar im Vlies ist.
Manchmal sieht man das nicht so mit blosen Auge.
Am besten erkennt man dies, in dem man eine Faserprobe nimmt und mit dem Finger etwas auseinander drückt und bei hellen Haaren einen Dunklen Untergrund und bei dunklen Haar einen hellen Untergrund nimmt, so kann man da erkennen ob die Haare alle gleichdünn sind oder ob da auch stärkere Haare dabei sind.

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LG

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Re: Alpaka: im Vlies weich, gesponnen kratzig

Beitrag von Claudi » 02.11.2013, 08:22

rigge hat geschrieben:Es kommt auch darauf an, wie hoch der Anteil von Grannenhaar im Vlies ist.
Manchmal sieht man das nicht so mit blosen Auge.
So ist auch meine Erfahrung. Ich spinne und zwirne erst einmal ein paar Meter zur Probe, wenn ich unsicher bin.
Aber kann es sein, dass es an einem Tier unterschiedliche Partien gibt, mit mehr oder weniger Grannenanteil?
Am besten erkennt man dies, in dem man eine Faserprobe nimmt und mit dem Finger etwas auseinander drückt und bei hellen Haaren einen Dunklen Untergrund und bei dunklen Haar einen hellen Untergrund nimmt, so kann man da erkennen ob die Haare alle gleichdünn sind oder ob da auch stärkere Haare dabei sind.
Das mit dem Kontrastuntergrund habe ich zum Teil auch gemacht, wenn nur wenige Grannen drin waren. Da lohnt sich dann auch das sorgfältige Aussortieren.
Hochwertige Alpakawolle mit Micronwerten unter 20
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...es fusselt aber nicht so dolle. ;)
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Re: Alpaka: im Vlies weich, gesponnen kratzig

Beitrag von Dornspinnchen » 02.11.2013, 11:35

Die mit derm Auge sichtbare Krümmung der Faser / Crimp hat mit der labortechnisch feststellbaren nicht viel zu tun.....
Das Suri zum Beispiel hat wenig bis keine Kräuselung.
LG
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Re: Alpaka: im Vlies weich, gesponnen kratzig

Beitrag von Klara » 02.11.2013, 13:26

Claudi hat geschrieben: Aber kann es sein, dass es an einem Tier unterschiedliche Partien gibt, mit mehr oder weniger Grannenanteil?
Ja, da bin ich mir ziemlich sicher. Zu den Beinen hin wird's grannenhaariger - und ich musste gerade feststellen, dass kurze Grannenhaare absolut kein stabiles Garn ergeben (ich hatte eigentlich aussortierte Partien doch noch verwendet, weil ich nicht genug Faser hatte - jetzt habe ich Kettgarn, das auseinanderfällt. Das zur Warnung an alle...)

Ciao, Klara

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Re: Alpaka: im Vlies weich, gesponnen kratzig

Beitrag von Claudi » 02.11.2013, 19:53

Danke Klara, für Deine Einschätzung.
Ich hatte ja nur geschenkte Säcke in die man alles einfach hineingestopft hatte, als mir das aufgefallen ist. Es war nicht mehr nachvollziehbar, welche Stücke wo am Tier waren.
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Re: Alpaka: im Vlies weich, gesponnen kratzig

Beitrag von Sephrenia » 04.11.2013, 10:44

Unterschiediche Qualitäten in einem Vlies gibt es auf jeden Fall. Gerade bei Alpakas, die nicht ganz so tolle Faserqualitäten haben, wird es zu den Beinen hin oft ziemlich drahtig. Ich habe hier ein Vlies von einem Tierpark-Alpaka - die Fasern von Rücken und Flanken sind schön fein und praktisch grannenfrei, im Sack sind aber auch Partien von den Beinen, das sind zu 90% Grannenhaare aus denen man eher Bürsten als Garn herstellen kann. Großzügiges Aussortieren ist da unbedingt notwendig, sonst versaut man sich auch die schönen Partien.

LG Kiki

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Re: Alpaka: im Vlies weich, gesponnen kratzig

Beitrag von Claudi » 04.11.2013, 17:34

Sephrenia hat geschrieben:Unterschiedlche Qualitäten in einem Vlies gibt es auf jeden Fall.

Bei mir konnte auch nur das die Lösung sein. Ich hatte Vliese von zwei Tieren, eines ganz hell und eines so etwa haselnussbraun. Mehr Tiere wurden in dem Jahr dort nicht geschoren. Also war das Vermischen verschiedener Tiere unmöglich.
Jede Farbe war auch für sich verpackt.
Großzügiges Aussortieren ist da unbedingt notwendig, sonst versaut man sich auch die schönen Partien.
Jepp! Ich hatte mir vor jeglichem anderen Arbeitseinsatz drei "Sorten" gemacht:
Ohne Grannen, mit wenigen Grannen zum aussortieren derselben, und den Müll mit zuviel Grannen, als dass sich der Sortieraufwand lohnen würde.
Du hast aber voll und ganz Recht, Grannen in den Fasern machen das Garn absolut grottenschlecht... die pieksen sogar durch andere Kleidung durch, also nix mit Unterziehrolli und alles ist gut.
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