Mittelalterliche Spinnerzunft

Allgemeines zum Thema Spinnen (Spinnfasertypen, geschichtliches, ...)

Moderator: Claudi

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Re: Mittelalterliche Spinnerzunft

Beitrag von Schlompfine » 24.05.2014, 18:09

Welchen meinst Du denn? Den hier? http://teazlesandteazlemen.co.uk/ Da gibt es das hier: http://teazlesandteazlemen.co.uk/Chapter%201.pdf Ich finds halt allgemein einfach interessant. Ich muss mal nachhaken, ob mein Bekannter und ich bei kardieren vom Gleichen Vorgang reden ;)

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shorty
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Re: Mittelalterliche Spinnerzunft

Beitrag von shorty » 24.05.2014, 18:23

Sprachlich ist das einfach auch knifflig.. denn die "Aufrauhmaschine" heisst ja Teasel gig von teasel abgeleitet, was Kardendistel heisst, dennoch heisst nicht carding gig

Auch kardieren ist hier nicht überall gebräuchlich, bei uns heisst z.B. im Volksmund ganz anders nämlich hacheln... das datschen...... kardatschen, ....deatschen kommt schon eher wieder in die Richtung Kardieren...

Für mich ists halt schlicht so, für stark mischwollige Rassen macht es wenig Sinn zu kardieren, es sei denn man spinnt nur für Robustware...
Wenn man auch betrachtet , dass letztlich das Produkt aufgrund der Mühsal möglichst lange halten sollte, ist deutlich stärker von Kammgarnspinnerei auszugehen.
Was Karden deutlich entbehrlicher macht.

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Re: Mittelalterliche Spinnerzunft

Beitrag von Schlompfine » 24.05.2014, 18:31

Das mit der Sprache kann unter Reenactors auch immer ein Problem sein, denn oftmals wird der damals gebräuchliche Name für manche Sachen verwendet. Der kann aber damals was ganz anderes bedeutet haben als heute; denn Sprache und Sprachgebrauch ändern sich ja nunmal mit der Zeit. Da ich da gerade per Mail am hin-und-herschreiben bin, muss ich das erstmal herausfinden, was er nun genau meint, weswegen da die Überzeugung besteht, dass Disteln halt auch zum Kardieren verwendet wurden. Ich selber habe bisher ja auch immer nur die Aufrauhmethode dafür gefunden, aber es ist trotzdem mal interessant, das zu hinterfragen. Schauen wir mal... Wenn dem nicht so ist, ists ja nicht schlimm :)) Zumindest gabs ja mal Handkarden zum (heutigen) kardieren mit dem Leder-Drahtstiftebelag, und das mal ziemlich sicher. Ist ja auch schonmal was.

Tante Edit reicht noch schnell einen ewig vielen Links nach, die ich gerade durchlese: http://blog.metmuseum.org/cloistersgard ... o-teasels/ Es wird zumindes kurz die Verwendung von Distelhandkarden zum karieren erwähnt, aber was mir da fehlt, ist die angabe, woher die Aussage stammt.

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Re: Mittelalterliche Spinnerzunft

Beitrag von sockolade » 25.05.2014, 14:44

Schlompfine hat geschrieben:Das weiß ich wohl; aber es gibt nicht immer nur die eine Quelle ;-) Ich selber werde da mal weiter suchen und lesen. In diesem Link http://stroud-textile.org.uk/ steht was zu den Distelkarden drin (ich habe noch nicht alles durchgelesen); ein Bekannter von mir meinte, dass sie tatsächlich zum kardieren verwendet wurden, undzwar schon in der Antike.
Ich habe hier gesucht und nicht gefunden. Die anderen links sprechen ja eindeutig von "fuller´s teasels".
Trotzdem vielen Dank!

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Re: Mittelalterliche Spinnerzunft

Beitrag von Zauberin » 25.05.2014, 20:42

Hallo zusammen

Ja, die Zauberin liest noch mit - und kommt kaum mehr nach mit lesen. ;)

Es ist alles sehr interessant was ihr schreibt. Allerdings war ganz am Anfang die Frage ob jemand bei so einer Gruppe mit machen würde. Also, macht jetzt jemand mit oder nicht?

"Gehabt euch wohl" und gute Nacht.
Eure Zauberin
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Re: Mittelalterliche Spinnerzunft

Beitrag von shorty » 25.05.2014, 20:51

Konkret was mich betrifft nicht, denn ich mache Vorführungen oder Mitmachaktionen seit Jahren in anderem Rahmen... geht auch ganz ohne Historie/Zeitreise (Ich denke ihr wisst schon wie ichs meine ) ;-)..

So sehe ich für mich keinen Grund das unter ner Zunft ( die ich wie ja schon erwähnt gar nicht wirklich für zutreffend halte, da Spinnen kein Handwerk war ) auszuüben..
Wünsche Euch aber dennoch gutes Gelingen...
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Re: Mittelalterliche Spinnerzunft

Beitrag von Schlompfine » 25.05.2014, 20:56

shorty hat geschrieben: unter ner Zunft ( die ich wie ja schon erwähnt gar nicht wirklich für zutreffend halte, da Spinnen kein Handwerk war )
Zum Einen das, zum Anderen bin ich färberisch im Spätmittelalter unterwegs. Mich interessiert das Thema Wollverarbeitung in dem Rahmen sehr, aber bei mir bleibt der Hauptpunkt die Färberei.

Zugegeben, wir sind etwas ins quasseln gekommen :O

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Re: Mittelalterliche Spinnerzunft

Beitrag von shorty » 25.05.2014, 20:59

Bei mir ists schlicht so, mir reicht es drüber theorisch über die Hintergründe zu wissen, und ich denke ich bin da absolut nicht unbeleckt...
Aber zum Praktischen ausüben muss es für mich kein darstellender historischer Rahmen sein, gleich welche Zeit..
Mein Schwerpunkt liegt da auch eher im Bereich Schafrassen, Spinntechniken usw...

och die Quasselei war doch ganz aufschlussreich, denke ich ;-)
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Re: Mittelalterliche Spinnerzunft

Beitrag von Schlompfine » 25.05.2014, 21:03

Das auf jeden Fall!

Ich bin ja eh darstellerisch unterwegs, aber 2 Zeiten inkl. je einem Handwerk reichen dicke :))

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Re: Mittelalterliche Spinnerzunft

Beitrag von Spinnwinde » 25.05.2014, 21:11

Zauberin hat geschrieben: Es ist alles sehr interessant was ihr schreibt. Allerdings war ganz am Anfang die Frage ob jemand bei so einer Gruppe mit machen würde. Also, macht jetzt jemand mit oder nicht?
Eure Zauberin
Nein, würde ich selber nie tun, denn ich bin ehrlicherweise froh, nicht mehr in dieser Zeit (die heute total verklärt nachgelebt wird) leben zu müssen. Das alte Handwerk übe ich sehr gerne aus, aber mit dem seit damals aktualisierten Wissen. ;)

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Re: Mittelalterliche Spinnerzunft

Beitrag von Schlompfine » 25.05.2014, 21:14

Spinnwinde hat geschrieben: in dieser Zeit (die heute total verklärt nachgelebt wird)
Das kommt auf die Qualität der Veranstaltung an ;)

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Re: Mittelalterliche Spinnerzunft

Beitrag von Vlasta » 26.05.2014, 09:05

Für mich ist die Zunft auch nichts, ich "mache" slawisches Frühmittelalter - da ist Spinnen Hauswerk, nicht Handwerk. Da kann ich schlecht was anderes erzählen. ;)

So recht überzeugt mich die Idee der Spinner-Zunft nicht. Wäre es nicht "richtiger", sich eine Gruppe von Reenactoren vor Ort zu suchen und in diesem Rahmen die Faserverarbeitung zu erklären? So machen es doch die meisten hier.
Oder eben vor Ort eine ganze Spinnerzunft zu gründen, wenn es das denn sein soll. Denn was hat denn eine über den ganzen deutschen Sprachraum verteilte "Zunft" mit der historischen Realität zu tun? Was hab ich denn als einzelner Darsteller davon, wenn ich noch ein paar "Internetfreunde" in der Hinterhand habe?
Das Fachwissen tauscht man auch so aus, wie man hier im Forum so schön sieht, Hilfe und Anregungen gibt es immer und sogleich - was will man mehr? 8)
Liebe Grüße,

Vlasta

http://mesicni-ovce.blogspot.com/

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Re: Mittelalterliche Spinnerzunft

Beitrag von Amalie » 26.05.2014, 17:44

Ich bin entweder vor der Zeit unterwegs, die gemeinhin als Mittelalter bezeichnet wird, oder danach.

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Re: Mittelalterliche Spinnerzunft

Beitrag von Amalie » 27.05.2014, 12:32

Aha! Gefunden: Kardieren und Kämmen in einem Bild. Frühes 15. Jh.
http://www.bl.uk/catalogues/illuminated ... llID=42332

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Re: Mittelalterliche Spinnerzunft

Beitrag von Schlompfine » 27.05.2014, 12:42

Solche Bilder gibt es sehr viele. Hier auch wieder die Handkarden mit dem Drahtstiftebelag und nicht mit Disteln, so wie wir es gesucht haben.
Ich habe die Tage noch diverse Hinweise auf Handkarden zum kardieren (!) mit Distelbelag gefunden, aber leider ohne Quellenangabe, also nicht von Belang.

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