Zudem macht es auch einen Unterschied ob es um eine historische Arbeitsweise geht oder nicht.
Hier hättest Du evtl. die Frage genauer eingrenzen müssen. Der Fehler lag inDeiner Fragestellung, also kein Grundhier Leute die zu helfen versuchen anzufahren.
Halten wir fest:
- Du willst Wolle für eine Mittelalterdarstellung verspinnen
- Du hast ein Bild daß Du als Beleg für Deine Darstellung verwenden willst
- Du willst wissen wie der Wocken gebunden wurde der auf dem Bild ist.
Als erstes solltest Du das Bild genau analysieren.
Wenn Du mal eine Angabe machst was für ein Bild das ist kann man sich das mal ansehen, das gibt manchmal Aufschluß. Sind Strukturen zu erkennen, gibt es Hinweise auf Bänder, Streben, ... wie lang ist der Wocken ...
Zudem gibt die Herkunft des Bildes mit einen Hinweis drauf was da warscheinlich aufgebunden wurde.
Leider kann man sich auf solche Bilder aber oft nicht verlassen. Sie sind manchmal wenig detaillier und oft "geschönt", da fehlen Befestigungen etc. Kann also helfen, muß aber nicht.
Ich habe ja in der Richtung auch schon viel recherchiert und nie Hinweise drauf gefunden, daß normale Wolle hier in unserer Region zu "meiner" Zeit (ich rede von Ostbayern - meine Darstellung ist im Bereich zwischen Regensburg, Landshut und Kelheim um 1250 angesiedelt) aufgebunden wurde. Allenfalls wurden sogenannte Käfig-/Korbwocken verwendet wie Klare es ja auch beschreibt:
Es kann durchaus Sinn machen eine Wolle auch im Wocken zu tregen, wenn diese z.B. stark zum filzen neigt.Ein Ast mit drei (oder mehr) Zweigen dran, die ein Körbchen bilden, gut gezupfte Wolle rein und ein Band drum rum, damit das Körbchen dichter wird.
Natürlich ist auch sehr wichtig zu hinterfragen was das Bild darstellt:
- Stellt es eine Person meiner dargestellten Zeit dar?
Wenn mehr als 50 Jahre Abweichung bestehen ist es als Quelle eigentlich untauglich
- Handelt es sich um eine realistische zeitgenössische Darstellung aus dieser Epoche oder und aus einer späteren romantisch verblendeten Vorstellung heraus dargestellt?
- Kannte sich der darstellende mit dem Metier aus oder kam er aus einerm völlig anderen Stand und hatte große Distanz zu den Dargestellten?
- Passt die Region?
Es gab große Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern und sogar zwischen den Regionen Deutschlands.
Faserverarbeitung war sehr stark regional geprägt, da die zur Verfügung stehenden Fasern sehr unterschiedlich und die für deren Verarbeitung erforderlichen Techniken daher sehr verschieden waren. Bilder aus England sind also für Deute so gut wie wertlos - zumindest wenn es um diesen Bereich geht. Bilder aus Norddeutschland sind für Alpenländler auch kaum zu gebrauchen, ...
... ehe Du also soetwas in Deine Darstellung aufnimmst solltest Du das genau hinterfragen.
Es ist richtig, daß es alte Abbildungen mit Wocken spinnender gibt, genauso gibt es aber auch welche auf denen ohne Wocken gesponnen wurde. Ist also denke ich beides nicht falsch sondern eher eine Frage des "Was", des "Wann" und Des "Wo".
zum "Wo"
Recherchiere erst einmal welche Fasern in der dargestellten Region gebräuchlich waren. Ob das überwiegend Flachs, Hanf oder Wolle war, war je nach Region sehr unterschiedlich. Wurde in Deiner region Wolle verarbeitet recherchiere was für Wolle das war. Die Qualitäten sind heute noch sehr verschieden, im Mittelalter waren die Unterschiede noch gravierender, da die Wollproduktion weniger von modernen zuchtlinien und Stallanlagen und viel mehr von Klima und Vegetation und den damit geeigneten Rassen der Tegion abhängig waren.
Spanische Wolle war damals viel weicher und feiner als unsere deutsche, es gibt sogar spanische Gesetze aus dem späten mittelalter die Einfluß auf den Wollhandel mit dem Ausland nahmen und teilweise sogar die Ausfuhr verboten.
Engliche Wollen waren ganz anders strukturiert als unsere, waren teils fast mit heutigen Glanzwollen zu vergleichen, die eine hohe Stapellänge aufwiesen und sich daher gut für die Verarbeitung zu hochwertigen Webgarnen eigneten. Mit ein Grundstock für die englischen Tuche. Leg mal Heidschnucke neben Merino und Leicester Longwool, dann wirst Du verstehen, daß die Verarbeitung hier sehr unterschiedlich war.
Wenn Du weißt was Schwerpunktmäßig verarbeitet wurde kannst Du auch das Bild besser deuten.
Sehr langstapelige Wollen lassen sich evtl. ähnlich dem Flachs aufbinden, kurzstapelige oder Wollen mit großen Längenunterschieden in den Haarschichten dagegen kaum.
zum "Wann"
Im Mittelalter ist auch ein Seeehr dehnbarer Begriff und auch das Jahrhundert hat das zur Verfügung stehende Matereal und damit auch die angewendeten Techniken sehr stark beeinflußt. Wie Du ja sicher weißt hat sich auch das Klima im Laufe des über viele Jarhunderte gehenden Mittelalters etwas gewandelt und auch die Faserbeschaffenheit beeinflußt.
15 Jht. ist als "Mittelelter" in vielen Regionen schon grenzwertig, denn im Laufe des 15. Jhts endet das mittelelter fast überall. Eine genauere Datierung wäre hier also wichtig.
zum "Was"
Was gesponnen wurde hing wie oben schon beschrieben stark von der Region und auch von der zeit ab, aber auch der Stand bzw. der beruf bestimmt was "Frau" auf der Spindel und dann evtl. auch auf einem Wocken hatte.
Leinen war kompliziert anzubauen (anspruchsvolle Pflanze, die ohne Dünger nicht lange auf dem selben Boden wächst), der Ertrag im Verhältnis zum Aufwand gering (aufwändige Herstellung, Verlustgefahr beim Rotten, ...) und daher in niedrigen Ständen wenig vertreten. Wolle war im Gegensatz zu heute in vielen Regionen (nicht überall) eher erschwinglich. Es gab aber auch durchaus gute hochwertige Wolle.
Insofern liegst Du mit dem Wolle Spinnen vermutlich nicht falsch.
Ob Deine Darstellung einen Wocken verwendet hätte hängt wohl auch von der Situation ab in der üblicherweise viel gesponnen wurde. War der Transport in einem Tuch oder am/ im Wocken sinvoller, das gilt es zu klären.
Leider ist nicht erkennbar was genau Du darstellst, da ist es schwer konkret zu helfen.
Vielleicht schribst Du erst mal welchen Stand/ berufsstand, weclhe zeit und welche region Du darstellen willst, das würde weiterhelfen.
CU
Danny