Wow! Ich bin in mehreren Foren unterwegs, aber noch nie hat ein Beitrag von mir so eine Resonanz hervorgerufen! Toll, ich freue mich.
Einige Punkte:
Die 60 Kilo pro Jahr pro Haushalt habe ich aus der Dissertation von Helgi Þorláksson "Vaðmál og verðlag." 1991. Er behandelt darin die mittelalterlichen Gesetzessammlungen
búalög betreffend vaðmál und seiner Rolle als Währung im 13. und 14. Jhd. Jeder Mann, Frau, Kind, Knecht, Magd etc hatte Anrecht auf Kleidung aus einer bestimmten Länge vaðmál, gemessen in Elle, um die 60 cm wenn ich mich recht erinnere.
Vaðmál war standardisiert in Breite und Fadenzahl, und so kommt man auf bestimmte Gewichte. Da kann z.B. stehen: ein Knecht hat Anspruch auf 8 Ellen vaðmál pro Jahr, und 8 Ellen wiegen 11,2 Pfund.
Eine Frau hatte Anrecht auf 5 Ellen vaðmál zu 7 Pfund. Da sind wir bei 4 Frauen und 4 Männern schon bei 72,8 Pfund.
Socken und Handschuhe für einen Mann pro Jahr 3 Pfund, für eine Frau 1,5 Pfd, machen 18 Pfund. Insg. 90,8 Pfund. !!Ola!
Der Rest zu den 60 Kilo ist für Kinder und Gemeindearme bestimmt und Bettwäsche etc ist noch gar nicht aufgetaucht.
Diese Zahlen stehen in og. Diss auf Seite 288.
Man soll sich das Leben hier im Winter vergangener Zeiten nicht einfach vorstellen. Stürme, Hungersnöte, unerhörte Abgaben an den dänischen König, die Pest, (Lepra sogar!), Viehsterben durch Vulkanausbrüche (Schwefelgifte), keine Strassen sondern nur Pfade über Pässe, Moore, Sander, Gefahren und Tod auf See, keine ärztliche Hilfe. In wichtigen Dingen wie Getreide, Salz (!), ja sogar Angelschnur (seit der Flachsanbau endete) war man auf Schiffsimporte angewiesen. Die kamen manchmal oder auch nicht.
Die gute Klimaphase war zu Beginn der Landnahme, wie Marled schon sagte, und da wurde auch Flachs angebaut, wie Flurnamen beweisen. Damit war es im 14. Jhd. aber dann vorbei, als hier die kleine Eiszeit begann.
Island war ursprünglich waldbewachsen, aber Brennholz, Haus- und Schiffsbau machten dem bald ein Ende. Nicht zu vergessen der Verbiss durch Schafe, denn Zäune gab es damals nicht. Das bedeutete, dass man sich wärmer anziehen musste.
Vor der grünen Revolution konnte der Bauer selten mit 2 Heuernten rechnen, und der Ertrag war sicher geringer als in Europa. Das bedeutet, dass er erheblich mehr Land brauchte für seine Schafe, aber das haben wir ja... Die Schafe sind noch heute von Juni bis Sept. im Hochland, danach auf den Hauswiesen. Eingestallt werden sie nur, wenn draussen gar nichts mehr geht. Pferde (ausser Reitpferde) können gut den Winter über draussen sein, wenn sie nur Heu und einen Unterstand haben. Siehe hier:
http://www.flickr.com/photos/fridgeirsson/2237866390/
Pferdeimport ist verboten, aber ich kann keine Gesetzesnummer nennen. Auch beste Turnierpferde dürfen aus dem Ausland nicht wieder zurück, sondern müssen verkauft werden.
Bilder zum Erfreuen:
http://www.fhb.is/Files/hestarisl72.pdf
Huch, wieder so ne lange Rede. Und bitte nicht denken, dass ich ein Zahlenfetischist bin, ganz im Gegenteil. Aber ihr habt ja gefragt...
Liebe Grüsse
Belladonna Took