Im Frühjahr und Sommer hast du viel Gras, das über die Milch oder direkt die Lämmer wachsen lässt. Die Herde, die du dann mit teurerem Heu oder knapper Weide über den Winter bringen musst, sollte so klein wie möglich sein, auch wenn die Tiere nicht im Stall gehalten werden.Wieso eigentlich muss man Lämmer so jung schlachten und nicht erst wenn sie 60kg aufwärts wiegen. Wenn sie kastriert wären, gäbe es keinen Bockgeschmack, die Kastrationskosten wären wieder drin, Fleischbeschau und Schlachtkosten verteilten sich auf mehr Schlachtgewicht?
Bei unseren (saisonalen) Schafen ist der Bockgeschmack auch bei ein- oder zweijährigen intakten Böcken vernachlässigbar, wenn sie nicht gerade zum Zeitpunkt der Schlachtung aufnahmebereite Muttertiere in der Nase haben. Lästig ist bei älteren Böcken, dass sie sich dauernd prügeln und dabei auch Verletzungen zuziehen. Deshalb schlachten wir im Jahresverlauf erst die Bocklämmer und danach die Alttiere und die Mutterlämmer, die wir nicht zur Remontage brauchen können.
Shorty, ja, hast recht, Mulesing ist nur ein Punkt, aber der steht hier nun mal in der Threadüberschrift und kann ganz gut als Beispiel für Tierhaltung und die Haltung zu Tieren dienen. Dass spanische Merinos nicht gemulest werden, liegt doch daran, dass es dort diese Fliegensorte nicht gibt, oder? Umgekehrt gibt es reichlich Schafrassen, die auch in Australien nicht gemulest werden müssten. Da es aber dort diese sehr spezialisierte, riesige und ausgefeilte Woll-Infrastruktur gibt, wo Wollpreise von der Wollfeinheit abhängen und die wieder von der Schafrasse, hat der einzelne Betrieb wahrscheinlich wirtschaftlich nur Nachteile, wenn er beschließt, als erster aufs Mulesing zu verzichten. Das ist wohl die Sackgasse, die du meinst. Ähnliche Mechanismen haben wir hier in der EU mit der Käfighaltung oder der Antibiotikamast von Hühnern, den Spaltenböden in der Schweinezucht, der betäubungslosen Kastration von Ferkeln usw. Wer als einzelner Betrieb "als erster" auf sowas verzichtet, muss das ganz schön kräftig darstellen können, um dann von aufgeklärten Verbrauchern die höheren Kosten über den Preis wieder reinzubekommen. Wenn hingegen per Verordnung alle darauf verzichten müssen, finden sich recht schnell gangbare Wege -- auch wenns erstmal lautes Jammern und Wehklagen gibt.
Beste Grüße -- Thomas