unökologische Fasern

Allgemeines zum Thema Spinnen (Spinnfasertypen, geschichtliches, ...)

Moderator: Claudi

Alienor
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Re: unökologische Fasern

Beitrag von Alienor » 16.08.2009, 21:08

@Asherra: du sprichst mir aus dem Herzen.
Ich bin seit meiner Oberstufenzeit mit diesen Problemen befaßt (Global2000 war unsere Bibel :)) ), und es hat sich schon/leider sehr viel geändert seit damals.
PETA ist nicht mehr ernstzunehmen, nicht nur wegen bekloppter Kampagnen, sondern eher wegen ihres eigenen Umgangs mit geretteten Tieren, und ihres Finanzgebahrens - google hat da viel zu bieten, was verifiziert ist.

Essen: für mich persönlich hab ich durch eine heftige Krankheit eine Umstellung auf Vollwert in Bio vollzogen, Fleisch gibt es nur noch, wenn ich die Tiere und ihre Haltungsart vorher kenne, was zu sehr wenig Fleisch auf dem Teller führt (ein Viertel Weidemastochse und ein halbes Schwein pro Jahr) zu der Qualität angemessenen Preisen, was ich nur für richtig halte.
Der Aufwand der Bauern ist enorm höher, also muß das bezahlt werden, ebenso bei Biogemüse/obst - bekomme ich GsD lokal, ebenso wie zwar keine Biomilch, aber Rohmilch (unpasteurisiert und nicht homogenisiert - nicht mit normaler Milch vergleichbar). In meiner Nachbarschaft gibt es sogar einen Wasserbüffelhof - echter Mozzarella...

Fasern: deutsche Lama- und Alpakazüchter gibt es genug, auch hier hilft google.
Yaks gibt es in Österreich, Bisons bei Leipzig, deutsche Angoras leider nur sehr wenige (sie stehen auf der RotenListe, also Angorakaninchen züchten :)) ), und ansonsten gibt es noch jede Menge (Woll)Schafsrassen, wobei leider bei allen Prämierungen immer weniger auf die Wollqualität geachtet wird, sondern mehr auf die Optik.

Was mir fehlt, sind solche Spitzenvliese wie aus den USA oder GB, wo Wollschafhalter ihren Tieren Mäntelchen anziehen, um wirklich Spitzenqualität zu bekommen.
Die Tiere stört es nicht weiter, zumal nicht in regenreichen Gegenden, und die Erzeuger profitieren enorm davon, weil nichts ausbleicht oder mürbe wird durch die Sonne, und eben kaum was an Fremdkörpern drin ist.

Bei Pflanzenfasern kann man als Konsument nur gnadenlos "bio" kaufen, und das Beste hoffen.
Wobei bei amerikanischer organic cotton noch die höchste Wahrscheinlichkeit besteht, nicht besch*** zu werden, speziell bei natürlich farbigen Baumwollen.
Europäisches Leinen/Hanf/Nessel zu bekommen zum Spinnen ist fast unmöglich, weil bei diesen Produkten die Ernte per Anbauvertrag schon vor der Saat verkauft ist.
Ramie wächst hier nicht - also gestrichen (ich hab noch 300g aus einem 5kg Kauf von vor 10 Jahren, ebenso wie noch 700g Mohair und 2kg Seide... :O ).

Kunstfaser nehm ich nur in absoluten Ausnahmefällen, wie bei Sockengarn für Spezialfälle, aber die Milch/Mais/Soja/Bambusfasern sind unsinnig, weil: was ist ökologischer als Schaf?
Das wächst von allein nach, pflegt die Landschaft, vermehrt sich, kann noch gegessen werden, und liefert noch Dünger zur Wolle obendrauf.

Und ich habe mir im Laufe der Jahre abgewöhnt, eine Schafrasse nach einem einzigen Vlies zu beurteilen - da spielen viel zu viele Faktoren eine Rolle.
Theoretisch sollte man das können, aber es werden nicht alle Schafe einer Rasse gleich gefüttert, stehen nicht im gleichen Klima, und/oder auf demselben Boden, und so weiter...
Die Wollqualität kann von Schaf zu Schaf und auch bei Vollgeschwistern so variieren, daß es wirklich schwierig ist, von einem Vlies (oder ein paar) auf die ganze Rasse zu verallgemeinern.
Ich hab schon supertolle Heidschnucke und gruseliges Deutsches Merino gehabt, jeweils von einem einzigen Schaf und nicht als Mischung von hunderten Tieren - man kann nicht verallgemeinern, finde ich.

So richtig ökologisch wäre es eh nur, wenn ich eigene Schafe hätte, aber das geht leider noch nicht. Bis dahin kaufe ich lieber rovings & tops möglichst von Bio-Schafen, hoffe das Beste, und freue mich über die eingesparte Zeit des Vliesaufbereitens, die ich zum Spinnen und Stricken nutzen kann.
(ja, ich bin KEIN Prozeßspinner/stricker, ich will Ergebnisse sehen, und sie sollten besser meinen Vorstellungen entsprechen, sonst werden sie gefroggt :twisted: ) ;)

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Re: unökologische Fasern

Beitrag von Klara » 17.08.2009, 11:44

Alienor hat geschrieben: Was mir fehlt, sind solche Spitzenvliese wie aus den USA oder GB, wo Wollschafhalter ihren Tieren Mäntelchen anziehen, um wirklich Spitzenqualität zu bekommen.
Die Tiere stört es nicht weiter, ...
Nur dass in jeder europäischen Diskussion (hier im Forum ja auch vor kurzem) über Schafdecken die meisten Leute sagen "die armen Schafe, so ein Vlies würde ich nie kaufen" - das motiviert nicht gerade zur Investition (die Teile sind nicht billig!)

Wenn man ARTE glauben kann, dürfte sich das ökologische Kaschmirproblem in China bald erledigen: Seit die Staubstürme bis Peking wehen, werden die Ziegen geschlachtet, die Bauern umgesiedelt oder müssen sehen wo sie bleiben und die Hügel wieder aufgeforstet - in Nicht-Demokratien geht das einfacher. Wobei ich von meiner Kaschmirprobe ja nun überhaupt nicht begeistert war und es nie freiwillig verspinnen würde. Übrigens habe ich gelesen, dass die Unterwolle jeder Ziege als Kaschmir gilt, wenn sie nur fein genug ist (17 micron?) - also Langhaarziegen suchen und kämmen! Kaschmirziegen produzieren nur mehr Unterwolle, vor allem in der kalt-heissen Mongolei. In Frankreich gibt's aber auch Kaschmirziegen - falls jemand unbedingt diese Faser will. Ich hab' nur Zweifel, was den Ertrag angeht, deshalb hab' ich noch keine...

Ciao, Klara

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Re: unökologische Fasern

Beitrag von Asherra » 17.08.2009, 12:37

Uff, Glück gehabt, hab schon befürchtet ich werd für meinen Roman (und besonders dessen Inhalt) geschlachtet.

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Re: unökologische Fasern

Beitrag von Alienor » 17.08.2009, 13:14

@Klara: wer schon mal Schafe nach mehrwöchigen Regenperioden in voller Wolle gesehen hat, wünscht ihnen von Herzen Mäntelchen, und ich kann mir nicht vorstellen, daß die Schafe so dagegen wären. Wer ist schon gern naß außer Robben, etc.? ;)
Ich würde solche Vliese sofort kaufen, eben weil sie wirklich erstklassig sind, den Unterschied muß man gesehen und gefühlt haben, sonst glaubt man es nicht.

@Asherra: nö, weshalb dich schlachten? Du hast doch völlig recht.
Nur machen sich viele aus Unkenntnis gar keine Gedanken über die Herkunft der ganzen Produkte und deren Öko-Bilanz.
Wenn hier T-Shirts für 2 Euro verramscht werden, bezahlen anderswo die Menschen mit ihrer Lebensqualität und Umweltzerstörung dafür, das ist so, und dessen sollte sich jeder, der lesen und schreiben kann, auch bewußt sein, bevor er sowas kauft.
Ein bißchen bewußte Selbstbeschränkung täte uns wahrscheinlich allen ganz gut :O .

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Re: unökologische Fasern

Beitrag von SchwarzesSchaf » 17.08.2009, 14:38

Also ich weiß nicht .... so toll finde ich Schafe mit Mänteln nicht ...

Ich kenne das aus Eindecken vom Reitsport her und es ist wirklich immer nur eine Notlösung für die Tiere. Ekzempferde werden teilweise fast ganzjährig eingedeckt und die schlimmsten Tage haben die Pferde an Regentagen. Fell trocknet schnell im Wind, so eine Decke hängt wie ein nasser Sack auf den Tieren, die dann mit einer trockenen Decke neu eingedeckt werden müssen. Viele Reiter nehmen ihren Ekzemern an Regentagen auch die Decke ganz runter. Bleiben die Pferde mit der nassen Decke stehen, schlottern sie oft (sogar im Sommer) vor Kälte. An heißen, sonnigen Tagen hast du das Problem der gestauten Hitze unter den Decken, trotz des möglichst atmungsativen Materials.
Ich denke, dass Schafe nicht besonders unter dem Regen zu leiden haben. Die Wolle ist so fettig, die werden gar nicht richtig nass. Unangenehm ist es bestimmt nur ganz kurz nach der Schur.

Es gibt bestimmt Schlimmeres was bei anderen Tierrassen in Bezug auf Nutztierhaltung passiert, aber ich bin froh, dass meine Wollproduzenten ganz natürlich gehalten werden, lieber sortiere ich die Brösel aus der Wolle. Da diese Schafe sowieso rein zur Freude des Besitzers gehalten werden und die Wolle eigentlich ein "Abfallprodukt" ist, wird auch immer erst dann geschoren, wenn es definitiv warm genug ist, und da der Besitzer das selbst erledigt, bleibt auch mehr Wolle stehen als üblich. Das finde ich persönlich sehr schön, ist aber bei der echten Produktion von Wolle sicherlich nicht so machbar.
Liebe Grüße,

Andrea

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Re: unökologische Fasern

Beitrag von fila » 17.08.2009, 16:11

Hi Asherra

Bravo, du sprichst mir aus der Seele.

LG
fila
Ich fürchte, die Tiere betrachten den Menschen als ein Wesen ihresgleichen, das in höchst gefährlicher Weise den gesunden Tierverstand verloren hat.
Friedrich Nietzsche

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Re: unökologische Fasern

Beitrag von Beyenburgerin » 17.08.2009, 17:43

Schafswolle als ökologisch zu bezeichen ist übrigens nicht so ganz korrekt. Schafe sind Wiederkäuer und scheiden reichlich Methan aus. Zwar nicht so viel wie Kühe, aber auch schon einen ganze Menge. Methan ist sehr klimaschädlich, und zwar ist die Schädigung etwa 20-mal so hoch wie bei CO2. Da gibt sicherlich Kunstfasern, die vom Klimaaspekt her gesehen wesentlich ökologischer sind, besonders wenn man für deren Herstellung erneuerbare Energien verwenden kann. Und der Anteil erneuerbarer Energien nimmt ständig zu.
(urgs, die "Spaßpartei" will leider wieder den Thorium-Hochtempertur-Reaktor in Hamm wieder anfahren. Der wurde 1986 runtergefahren, weil nach Tschernobyl in der Umgebung 48000 Bequerel gemessen wurden).
So haben viele Dinge mehrere Seiten, man schafft es gar nicht, einen "rein ökoligischen" Weg zu gehen. Man kann nur so viel wie eben möglich vermeiden.

LG Brigitte
Gruß aus dem Woll-Bergischen °°° Brigitte ||

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Re: unökologische Fasern

Beitrag von Greifenritter » 17.08.2009, 17:46

Man kann sich bemühen möglichst umweltverträglich zu leben, aber nicht "umweltneutral" sein. Jede Produktion greift in die Umwelt ein und wäre somit "unökologisch".

Aber ich denke der Sinn dieses Threads ist weniger die Grundsatzdiskusion sondern eher das Sammeln wirklich besonders umweltunverträglicher faserarten.

CU
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Mehr über mich und meine Hobbys findet Ihr auf Danny's Taverne, dort findet Ihr auch meine Spindelgalerie.

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Re: unökologische Fasern

Beitrag von Klara » 17.08.2009, 20:31

Beyenburgerin hat geschrieben:Schafe sind Wiederkäuer und scheiden reichlich Methan aus.
Das ist nun mal so bei Wiederkäuern (intensiv gehaltene und mit Hochleistungsfutter ernährte Rinder rülpsen übrigens weniger Methan aus als "umweltfreundliche Robust-Weidekühe") - dafür verwandeln sie Zellulose in Eiweiss und sind damit keine Nahrungskonkurrenten zum Menschen (das Nahrungspyramide-Vegetarierargument ist für auf unkultivierbaren Flächen extensiv gehaltene Wiederkäuer hinfällig). Alles kann Mensch nun mal nicht haben...

Echte Seide ist ethisch bedenklich, da die Raupen ermordet werden - hinter Algen-Kunstseide (ich hatte ein Probe in der Hand und hätte geschworen, das ist Tussah) steckt ein vermutlich aufwändiger Produktionsprozess, der irgendwie die Umwelt beeinflusst. Ausserdem, wo kommen die Algen her?

Und machen wir uns nichts vor: Was die paar tausend (und lasst es eine - oder sogar mehrere - Million(en) sein) Handspinner auf der Welt verarbeiten, hat auf die weltweite Faserproduktion aber schon überhaupt keinen Einfluss - es müssen Klamotten für 6 Milliarden her.

Anderes Problem: Ist die schönste Biofaser noch ökologisch sinnvoll, wenn man sie um die halbe Welt schicken lässt? Klar, ich konnte der farbigen Bio-Baumwolle (http://www.charkha.biz/Cotton/Sliver.htm) auch nicht wiederstehen - aber wirklich notwendig war sie nicht. Und wird nicht in Spanien auch Baumwolle angebaut? Vermutlich mit enormem Chemieeinsatz - aber zwischen Transport einerseits und Pflanzenschutz andererseits weiss ich wirklich nicht, was schlimmer ist. Wirklich umweltverträglich wäre wohl nur Eigenproduktion im kleinen Stil mit einheimischen Pflanzen und Tieren.

Ciao, Klara

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Re: unökologische Fasern

Beitrag von Alienor » 17.08.2009, 21:04

Hallo, Klara,
Hess-Natur ist mittlerweile in der Türkei der größte Abnehmer für Bio-BW, und arbeitet daran, das auch in Ägypten zu werden. Und die haben in ihren Produkten auch farbige BW, nur haben wir Spinnerinnen leider nix davon.
Ich würde mich ja enorm freuen, wenn einer der Faserhändler mehr Bio-Produkte zum vernünftigen Preis ins Angebot nehmen würde, bei den Stoff-online-shops klappt das schon ganz gut.
Aber ich sehe nicht ein, sehr deutlich mehr zu bezahlen, als selber bei Direktbestellung im Ausland inkl. Porto, Zoll und MwSt, da komme ich mir dann abgezockt vor.
Ich (und ich bin sicher, eben nicht nur ich) bin ja bereit, durchaus deutlich mehr zu bezahlen für echte(!) Biofasern, aber das sollten dann ökologisch *gute* Produkte sein, und nicht dieses Pseudozeug wie Milch-, Soja-, Maisproteinfasern.
Und ich kaufe nach Pröbchen meist sofort 5 oder 10kg pro Sorte, je nach Preisstaffel, soll heißen, ich muß mit den Pröbchen schon sehr zufrieden sein (die ich durchaus auch zum entsprechenden Preis kaufe - die Arbeit des Abpackens dieser Minimengen muß ja auch bezahlt werden).
Aber letztlich ist es der Job des Verkäufers, mir sein Produkt schmackhaft zu machen, und sich seine eigenen Alleinstellungsmerkmale auszuarbeiten... ;)
Ich bin gespannt, wann es den ersten rein ökologischen Faser/Garnshop gibt. :))

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Re: unökologische Fasern

Beitrag von monika » 17.08.2009, 22:01

Hallo an alle,

ich verfolge diese Diskussion ganz interessiert... ich bin im Alltagsleben auch ziemlich ökologisch orientiert, was z.B. Essen und Transport angeht, aber bezüglich der Wolle fehlte mir bisher doch etwas das Bewusstsein... dank dieser Diskussion bin ich da auch etwas aufgewacht.
Ich habe ja noch einiges an Austral- und Neuseelandmerino hier liegen und werde das auch noch gerne verspinnen, aber in Zukunft möchte ich doch etwas kritischer beim Einkauf sein.
Dieses Frühjahr hatte ich ja das Glück, bei einer Schafschur eine Menge einheimische Wolle zu bekommen (wobei ich über die Lebensbedingungen dieser Schafe auch nicht wirklich genaueres weiss) und ich habe gemerkt, wieviel Freude mir auch die Verarbeitung macht...

Und den ökologischen Faserhop wünsche ich mir auch - jedes Mal, wenn ich mir den HessNatur Katalog anschaue, beneide ich die um diese tollen Fasern und wünsche mir, dass ich das Rohmaterial irgendwo kaufen könnte...

Herzliche Grüsse,
Monika

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Re: unökologische Fasern

Beitrag von shorty » 22.08.2009, 20:04

ich versuch ja auch, was Ernährung usw betrifft, wenigstens im Bereich meiner Möglichkeiten etwas zur Ökologie beizutragen.

Manchmal entwickelt sich das allerdings anders als erwartet. Ein Beispiel.
Karin kauft für die Kids als sie noch kleiner waren " unbedenkliche " Strumpfhosen bei oben schon mehrfach genanntem Anbieter.
Die Freude währte allerdings in allen Fällen nur 1- zweimal tragen, da ist dann der ökologische Grundgedanke auch gleich dahin, da kann die Biobaumwolle noch so gut sein.
Die von mir vorher als eher unbio eingestuften ergee Strumpfhosen halten gut und gerne 5 Jahre.
Gut ist bestimmt halt auch mal ein Wermutstropfen dabei, nachdenken ist dabei immer angesagt.
Am besten ist sicher immer regional und unter den entsprechenden Bedingungen für Mensch und Tier, ist halt leider nicht immer machbar.

Liebe Grüße
karin

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Re: unökologische Fasern

Beitrag von shorty » 26.08.2009, 14:41

Ich hab im Thread jetzt nochmal nachgelesen, wegen der Mohair Verknüpfung, und zu einer Aussage möchte ich da noch was schreiben:

Zitat:
@Klara: wer schon mal Schafe nach mehrwöchigen Regenperioden in voller Wolle gesehen hat, wünscht ihnen von Herzen Mäntelchen, und ich kann mir nicht vorstellen, daß die Schafe so dagegen wären. Wer ist schon gern naß außer Robben, etc.? ;)


Schafe die ganzjährig draußen gehalten werden könne, bzw. in rauherem Klima ohne Stall gehalten werden sind normalerweise vom Wollkleid her so ausgerüstet, dass sie nicht durchnässen.
Die Bergschafe vor Ort hier jedenfalls nicht, die werden gealpt.
Die Wolle hat eine Dachbildung , an den glatten strähnigen Haaren läuft das Wasser in einer Art Zapfen ab.
Die werden nie nass bis auf die Haut.
Merinos dagegen haben diese Dachbildugn nicht, sondern offenes Vlies, das würde sich evtl vollsaugen.

Marion kann das evlt noch professioneller erklären.

Ich hab allerdings auch schon gemanteltes Vlies gekauft.
Erst neulich BFL Lamm :-)))
Karin

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Re: unökologische Fasern

Beitrag von Schabernack » 26.08.2009, 22:58

Hallo,
ich bin mir nicht sicher, ob ich gemeint bin, weil Perisnom ja auch eine schafhaltende Marion ist :) , und vermutlich hat die Marion noch mehr Sachkenntnis ;) . Aber ich war ja letztens schon mal in diesem Thema.

Ganz vorneweg: Merinovlies kann sich angeblich so stark vollsaugen bei Regen, dass die armen Tiere nicht mehr aufstehen können mit diesem Gewicht und verenden :eek: :fear: .
Ob aber die Mäntelchen die Funktion von Regenmäntelchen haben :lol: , da habe ich Zweifel. Sorge hätte ich eher, ob feuchte Schafe mit Mäntelchen trocknen können.

Besonders wetterfeste Schafe haben meistens gröbere und auch fettigere Wolle, damit kann man ja nicht viel anfangen. Es stimmt, dass die Schafe äußerlich feucht sein können, die Unterwolle ist aber noch trocken. Das hatten wir dieses Jahr bei der Schur unserer Heidschnucken. Die waren nachts noch im Nieselregen auf der Weide, ich dachte schon, der Schurtermin platzt, aber sie konnten problemlos geschoren werden.

Meine Herrschaften suche übrigens bei Regen generell gerne den Stall auf , obwohl es robuste Rassen sind, verwöhnte Bande ;) .

Die Wollqualität, vor allem die Sauberkeit, wird unbestritten höher sein bei Mantelträgern. Das Argument, dass so die Schafhaltung zur Wollgewinnung wieder attraktiv wird, hat mich schon beeindruckt.

Ich bin halt bisher ein Hobbyschafhalter ohne Blick für die "Wirtschaftlichkeit" bei der Tierhaltung ;). Allerdings fange ich zur Zeit auch schon an, vermehrt nach "Fasertieren" zu schielen :D . Auf meiner Wiese würde ich meine Tiere trotzdem nicht im Mäntelchen sehen wollen.
Liebe Grüße, Marion
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Re: unökologische Fasern

Beitrag von shorty » 27.08.2009, 10:19

Mir ist egal welche schafhaltenden Marion :-))))))

Bestätigt genau, dass was ich eben auch beobachtet habe. Schafe die klimatisch optimal in ihre Umgebung passen , haben genetisch eigentlich das richtige Haarkleid.
Bei uns hier in den Alpen sind das eben Bergschafe, in Australien, mit wenig Niederschlag evlt dann Merino oder ähnliches.
Regenabweisend sind die Mäntelchen meines Wissens nicht, sie dienen einfach blos der Sauberhaltung des Vlieses.
Auch bei Merinos vor der Vliesprämierung hier wird das manchmal gemacht. Die Schafe schwitzen dann mehr und scheiden mehr Fett aus.
Das Vlies wird dadurch glänzender. ( Aussage Zuchtleiter Herr Dr. Mendel)

Ich finde die Mäntelchen eine kleine Nische, mit der eben Schafhaltung auch unter anderen Aspekten wirtschaftlich sein kann, als nur unter dem Fleischaspekt. Das finde ich gut.

Liebe Grüße
Karin

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