Bourette-Seide (Schappe-Seide)

Allgemeines zum Thema Spinnen (Spinnfasertypen, geschichtliches, ...)

Moderator: Claudi

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Chingwa2003
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Bourette-Seide (Schappe-Seide)

Beitrag von Chingwa2003 » 21.06.2009, 16:36

Hat jemand von Euch schonmal diese Seide versponnen - bzw. dann verwebt?

Ich bin für jeden Ratschlag dankbar.

LG Nora

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Re: Bourette-Seide (Schappe-Seide)

Beitrag von ehemaliger User » 21.06.2009, 17:27

landet bei mir leider immer in der Seife.

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Re: Bourette-Seide (Schappe-Seide)

Beitrag von ehemaliger User » 21.06.2009, 19:01

landet bei mir leider immer in der Seife.

...... wie verstehe ich denn das? Hat man in der Seife Seidenfäden? Ich kenne mich nicht aus und wäre für eine Aufklärung dankbar. :))
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Re: Bourette-Seide (Schappe-Seide)

Beitrag von KleinMü » 22.06.2009, 10:27

Die Seide wird in der heißen Lauge aufgelöst. Dann hat man das Seidenprotein in der Seife - das ist total pflegend und schön. Mag ich auch gern in der Seife...

Ich hoffe ich konnte helfen, wenn du mehr über Seife machen wissen willst, schau doch mal auf www.naturseife.com.

Liebe Grüße

KleinMü
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Klara
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Re: Bourette-Seide (Schappe-Seide)

Beitrag von Klara » 22.06.2009, 11:53

Ich habe angebliche Schappeseide (von Traub) auf der Box-Charkha versponnen (auf dem Flügelrad war's mir zu eklig schwierig - auf der Charkha war's dann nur noch schwierig). Wurde ein (zu) unregelmässiger Faden, den ich dann auf der Spindel ins Weberschiffchen gesetzt habe (da gibt's Spezialschiffchen) und als Schussfaden mit eine doppelt genommenen, dicke Woll-Mohair-Kette verwebt habe. Das Ergebnis ist ein Kissenbezug (auf meiner Website im Photoalbum, das Kissen mit den Katzen). Weil der Schussfaden so unregelmässig war, haben sich die dicken Stellen dauernd aufgelöst, aber da der Schuss im Verhältnis zur Kette praktisch unsichtbar ist, fällt das gar nicht auf. Als Kettfaden hätte ich die Schappe-Seide aber nicht haben wollen (und würd' ich als Einzelfaden auch nie probieren). Hilft dir das weiter?

Ciao, Klara

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Re: Bourette-Seide (Schappe-Seide)

Beitrag von Greifenritter » 22.06.2009, 14:26

Ich habe beides schon mehrfach und in verschiedenen Qualitäten versponnen.

Wenn Du einen glatten Faden haben willst der schön glänzt brauchst Du Schappe-Seide. Die ist die langstapeligste Seide die versponnen wird (noch länger wäre nur Realseide/ haspelseide, aber die wird wie einer der Namen schon sagt nur abgehaspelt und allenfalls leicht angezwirnt, nicht versponnen). Ist die Schappe-Seide gut entbastet ist sie in der Regel frei von Rückständen und sehr schön zu spinnen.
Im Faserlexikon dazu:
Maulbeerseide Schappe
Tussahseide Schappe/ Wildseide Schappe

Bourettseide ist die kürzere (minderwertigere) Seide. Sie ist oft deutlich verunreinigt und nicht komplett entbastet. Diese Seide gibt einen stumpferen, unregelmäßigen Faden.
Im Faserlexikon dazu:
Maulbeerseide Bourette
Tussahseide Bourette/ Wildseide Bourette

Bourette eignet sich aber sehr gut zum einkardieren in andere Fasern, dort gibt sie attraktive kleine Knötchen.
Im Faserlexikon über solche Mischungen:
Schwarzkopfwolle und Angora mit Bouretteseide
Merino-Seiden-Mischung

Wie aus meinen Beschreibungen schon hervorgeht ist die Unterscheidung in Bourette und Schappe aber nicht das einzige was ausschlaggebend für die Faserqualität ist.
Auch der Grad der Entbastung ist wichtig, der geht meist mit der Menge an Verunreinigungen (Fremdteilchen) einher, denn voll entbastet fällt mehr raus, dazu wird die Seide weicher und glänzender je stärker sie entbastet ist.
Dazu kommt noch die Frage nach dem Faserlieferanten. Es gibt unterschiedliche Seidenspinner, am häufigsten findet man Seide vom Maulbeer- und vom Tussahspinner.


Mit Seide gewebt (Brettchengewebt genauer gesagt) habe ich auch schon, allerdings nicht mit selbst gesponnener und nicht mit Schappe sondern mit gekaufter Haspelseide als Kette und Schuß. Ich kenne aber mehrere Brettchenweber die auch Schappe als kette und Schuß verwenden, die ist hald nicht ganz so glatt wie Haspelseide und auch nicht so stabil. Bourette wäre allenfalls als Schuß geeignet.

CU
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Re: Bourette-Seide (Schappe-Seide)

Beitrag von Klara » 23.06.2009, 11:52

Nach Dannys Definition wäre die Seide, die ich beschrieben habe, Bourett-Seide (matt, kurzstaplig und mit Knötchen) - auf der Rechnung steht aber eindeutig "Schappe-Seide, Kammzug" (gibts auch immer noch im Web-Shop). Die glänzende, langstaplige Seide wird da als Maulbeerseide oder Tussah-Seide verkauft.

Ciao, Klara

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Re: Bourette-Seide (Schappe-Seide)

Beitrag von Greifenritter » 23.06.2009, 14:36

Unterscheidungsmerkmale bei Seide:

1. Herkunft:
Maulbeerseide besagt nur, daß sie vom Maulbeerspinner kommt. (= Zuchtseide)
Tussahseide dagegen stammt vom Tussahspinner. (= Wildseide auch Tussak-, Tasar-, Muga-Seide genannt)
Eriseide vom sogenannten Götterbaumspinner (= Ailanthusspinner - manchmal auch als Wildseide bezeichnet).
Sacroteseide vom Sacrotespinner (= ägyptische Naturseide - manchmal auch als Wildseide bezeichnet)
...

2. Qualität:
Realseide (= Haspelseide ) sind die langen Seidenfäden von der Mitte des Cocons, die hochwertigste Seide - gibt es nur von auf Seidenplantagen gezogenen Maulbeerspinnern, denn durch das Schlüpfen der Falter wird der Cocon aufgebrochen, es sind dann nur noch kurze Stücke verfügbar.
Schappeseide (= Florettseide) sind die Stücke innen und außen bzw. von beschädigten Cocons, also kürzere Stücke, mittlere Qualität
Bouretteseide sind die ganz kurzen Stücke, also die minderwertigste Qualität.

3. Entbastungsgrad:
Rohseide (= Bastseide) - grob ausgespült
Glanzseide (= Cuite-Seide) - komplett entbastet
(Zwischenstufen gibt es auch)

Streng genommen müßte die Bezeichnung einer Seide als alle drei Bereiche erkennen lassen um genau zu wissen was man bekommt.

Der Begriff "Maulbeerseide" schließt nicht aus, daß es sich dabei gelichzeitig auch um "Schappeseide" bzw. "Cuite-Seide" handelt.

Meist wird der Verarbeitungsaufwand der Qualität angepasst, so ist Bourette oft weniger entbastet als Schappe, aber das ist natürlich nicht zwingend so.

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Re: Bourette-Seide (Schappe-Seide)

Beitrag von Klara » 24.06.2009, 12:49

Danny, danke für die Klarstellung!

Der Haken ist nur, dass präzise Theorie zwar sehr schön ist - aber praktisch nutzt sie wenig, wenn der Verkäufer der Ware sich nicht dran hält. Und praktisch gibt es bei Traub als Spinnfasern eben Tussah- und Maulbeerseide und Schappeseide. Wovon ich die beiden ersteren gerne verwende - lange Fasern, glänzend, die Tussah ist leicht gelblich, die Maulbeer weiss (nach deiner Version Definition wäre das dann wohl jeweils Glanz-Schappeseide), die letztere dagegen gar nicht gerne, weil sie eben kurzstaplig mit Knötchen ist und nicht glänzt.

Interessant wäre jetzt, was andere Händler unter der Bezeichnung Schappe-Seide verkaufen - kann da jemand weiterhelfen?

Und Nora, auf welche Seide bezog sich eigentlich deine Frage?

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Re: Bourette-Seide (Schappe-Seide)

Beitrag von Greifenritter » 24.06.2009, 14:59

Das ist natürlich ärgerlich.

Bei kurzer Stapellänge tippe ich sogar darauf, daß es hier eine Bourettseide ist und keine Schappe. Weißt Du noch wie hoch die Stapellänge war?
Traub nimmt es ja leider mit Farben und Bezeichnungen oft nicht so genau (bei mir war das was vorher "gelb" hieß in der nächsten bestellung "hellgelb" - normalerweise zwei unterschiedliche Farb- und Bestellnummern.)

Ich hatte vom Wollschaf schon eine Probe Schappe die nicht so stark entbastet und daher etwas mit Fremdkörpern verunreinigt war (also auch Knötchenbildung), die war von der Stapellänge her aber sehr angenehm und somit trotzdem schön zu verspinnen.

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Re: Bourette-Seide (Schappe-Seide)

Beitrag von Richi » 24.06.2009, 16:10

Ich habe grade Schappeseide vom Wollschaf in Arbeit, nach Dannys Definitionen müsste das Schappe- Rohseide sein mit noch deutlichen Einschlüssen und einer Stapellänge von etwas über einer Handbreit. Macht Spaß zu spinnen und Appetit auf Straciatella- Eis, weils genauso aussieht :) Von welcher Raupe die ist, kann ich leider nicht zuordnen.

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Re: Bourette-Seide (Schappe-Seide)

Beitrag von Klara » 24.06.2009, 19:49

Danny, ich hab's gerade gemessen (ich hab' immer noch was von dem Zeug): Die allermeisten Fasern haben so 1 bis 2 cm, ein paar rekordlange wohl auch 3 - 5.

Guter Gott, kein Wunder, dass das nur mit der Charkha halbwegs was geworden ist! Vor dem Messen habe ich die Faser lieber gemocht. Wie geht das mit der Seife genau? 15 g hab' ich noch - oder soll ich sie zur Abschreckung aufheben? Oder mit Bauwolle mischen? Müsste eigentlich ein tolles Sonnentop geben - aber wer strickt freiwillig mit 1,5 mm Nadeln nach monatelangen Spinnen?

Ciao, Klara

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Re: Bourette-Seide (Schappe-Seide)

Beitrag von Greifenritter » 25.06.2009, 18:26

Das klingt absolut nach Bourette, sind ja wirklich nur kurze Stücke. Bourette ist unvermischt auch wirklich nicht schön zu spinnen.

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