Sprichwörter, Redewendungen und Zitate rund ums Spinnen

Allgemeines zum Thema Spinnen (Spinnfasertypen, geschichtliches, ...)

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Petzi
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Sprichwörter, Redewendungen und Zitate rund ums Spinnen

Beitrag von Petzi » 24.08.2013, 02:50

Wir spinnen unser eigenes Schicksal, zum Guten oder zum Bösen, und niemand kann es ändern. Der kleinste Fehler oder geringste Verdienst gräbt sich ein. Nichts, was wir tut, lässt sich im wahrsten Sinne des Wortes auslöschen.

William James

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The music of the wheel will be as alm to your soul. I believe that the yarn we spin is capable of mending the broen warp and woof of our life. The spinning wheel is a symbol of nonviolence on which all life, if it is to be a real life, must be based.

Harijan, 27. April 1919 Mahatma Ghandi

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Spinnen am Abend, erquickend und labend, Spinnen am Morgen, bringt Kummer und Sorgen.
Wer am Abend spann tat dies in Gesellschaft und zum Zeitvertreib, wer am Morgen spinnen mußte war arm.

Eine andere Erklärung:
Früher bekamen die Mägde von der Hausfrau ihr Soll an zu spinnender Wolle und Flachs zugeteilt. Wer abends, wenn der ganze Hof um das Feuer in der großen Halle zusammensaß, lieber mit den jungen Kerlen schäkerte anstatt zu spinnen, musste am Morgen vor der eigentlichen Tagesarbeit noch sein Soll wegspinnen sonst gab es Ärger mit der Herrin und kein Frühstück. (danke an Hidril, für diese Info)

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Spinnen am Mittag, bringt Glück am Drittag
Weitere Variante des obigen Sprichwortes

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Spinn den Tag und die Nacht über, und doch ist der nackte Arsch zu sehen.
Weisheit aus Estland

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Müßige Mädchen spinnen schlimme Fäden

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Der Flachs gerät denen oft am besten, die nicht spinnen
Wird zuweilen angewandt, um zu sagen, dass diejenigen die meisten Kinder haben, welche sich keine wünschen

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Der Flachs, woraus die Ehrlichen spinnen, gibt auch den Dieben ihr Linnen.

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Den Faden verlieren
Diese Redewendung kommt von Spinnen, da man hier aufpassen muss, das einem der Faden nicht durch die Finger rutscht, bzw. man ihn "verliert"

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Niemand kann haspeln und spinnen zugleich

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Es sind nicht alle gute Hausfrauen, die gut spinnen können

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Edmund Schneeweiß (1886-1964) beschäftigte sich mit der slawischen Volkskunde. Über das Spinnen schrieb er 1931 in seinem Buch "Feste und Bräuche der Lausitzer Wenden": Mitglieder der Spinte (Spinnstube) sind die ledigen, unbescholtenen Mädchen des Dorfes vom 16. Lebensjahr an. In großen Dörfern gibt es mehrere Spinten, in Sielow zum Beispiel eine für Bauernmädchen und eine für Fabrikmädchen, außerdem eine für die abseits draußen im Felde gelegenen Höfe. Sie beginnen nach der Kirmes und schließen zu Maria Verkündigung (zelena Marija), vielfach schon früher. ... Es wird auch heute noch viel gesungen (wendisch und deutsch), jedes junge Mädchen muss im Laufe des Winters 40 bis 50 Lieder lernen. Der Unterhaltung in den Spinnstuben dient eine große Anzahl von Gesellschaftsspielen, sowohl der Mädchen, wie Raupen ziehen, Mühle, Bullen schlachten, Wolf reißen, Ente ziehen, Fuchs aus dem Loch, Backofen einstoßen, Scheben schütteln, als auch der Burschen, wie Öl schlagen, Kalender machen, Leder gerben und ähnliches. ... Erst nach neun Uhr dürfen die Burschen in die Spinnstube eintreten. ... Dem Hauswirt, der den Mädchen die Stube zum Spinnen überlässt, erweisen sie sich dadurch erkenntlich, dass sie ihm einen Tag lang umsonst Kartoffeln graben oder Flachs brechen helfen.

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Und sollte ich noch einmal die Tage beginnen, ich würde den selben Faden spinnen

Theodor Fontane (1819 - 1898)

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Ich glaub' der spinnt

Früher war es üblich in den "Irrenhäusern" die Patienten spinnen zu lassen. Sicherlich steckte damals noch keine Beschäftigungstherapie dahinter, eher vielleicht zum Lebensunterhalt mitzuverdienen. Also, wer spinnt, ist nicht richtig im Kopf

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Jemand "dreht am Rad"

Sicherlich kommt auch diese Redewendung ursprünglich vom Spinnen, hat aber aus obigen Gründen den gleichen negativen Touch bekommen

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Alter Knacker

Oftmals wurde früher von Alten die gesponnene Wolle gehaspelt. Viele Haspeln hatten ein Zählwerk, um die Fadenlänge zu bestimmen. Damit nicht zuviel gezählt werden mußte, hatten die Haspeln im Zählwerk eine kleine Feder eingebaut, die nach einer bestimmten Anzahl (5 oder 10 Umdrehungen) mit lautem Knacken wieder losging. So mußte nur das Knacken gezählt werden, um die Lauflänge zu bestimmen.

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Woher kommt überhaupt das Wort spinnen?
Vom Gotischen "Spinnan", was in etwa "sich schnell drehend" bedeutet.

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Blau machen
Dieser Ausdruck stammt aus der Färberei. Früher wurde mit Färberwaid blau gefärbt. Um die blaue Farbe zu erhalten, muß der Stoff oder die Wolle oxidieren, also an die Luft gehängt werden. In der Zeit schauten die Färber nur zu und machten somit "blau"

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Seine Schäfchen ins Trockene bringen
Der auf sumpfigen Weiden lebende Leberegel kann ganze Schafsherden infizieren. Daher zieht der Schäfer es vor, seine Herde nicht auf feuchten Wiesen weide zu lassen, sondern "seine Schäfchens ins Trockene zu bringen".

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Schwarze Schafe
Da früher viele Schäfer einheitliche, weiße Wolle gewinnen wollten, waren die schwarzen Schafe nicht besonders beliebt.



Eine wunderschöne Sammlung mit Märchen rund ums Spinnen, könnt ihr auf der Homepage von Alexandra finden.

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Re: Sprichwörter, Redewendungen und Zitate rund ums Spinnen

Beitrag von w_ciossek » 19.10.2013, 03:52

Aus dem Bereich der Textiltechnik sind viele Begriffe in Redewendungen eingegangen. Ein alter Knacker hat sich verhaspelt, wenn er beim Zählen nicht aufgepaßt hat. Junge Mädchen flachsen manchmal mit den schäbigen Männern.
Bekamen sie wohl die Schäben ab, die beim Hecheln von Flachs anfielen?

Gruß Wolfgang

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Re: Sprichwörter, Redewendungen und Zitate rund ums Spinnen

Beitrag von Flora86 » 17.03.2016, 16:53

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Ich glaub' der spinnt

Früher war es üblich in den "Irrenhäusern" die Patienten spinnen zu lassen. Sicherlich steckte damals noch keine Beschäftigungstherapie dahinter, eher vielleicht zum Lebensunterhalt mitzuverdienen. Also, wer spinnt, ist nicht richtig im Kopf

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Das hab ich noch nicht gewusst. Grundsätzlich, dass "spinnen" im Sinne von "du spinnst ja" vom Drehen des Spinnrades kommt, weil derjenige durchdreht. Aber die "Irrenanstaltserklärung" ist mir komplett neu. Gibt es dazu irgendwo Literatur oder ähnliches? Find das ziemlich spannend :)
And no message could have
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Re: Sprichwörter, Redewendungen und Zitate rund ums Spinnen

Beitrag von shorty » 17.03.2016, 17:18

in Geschichte und Bedeutung des Spinnrades von Sigrid Vogt steht dazu ein kurzer Text.
Das Spindelrad war vorwiegend im Bereich der Manufakturen aber auch in Strafanstalten Arbeitshäusern und Besserungsansalte eingesetzt worden
war auch zu einer Zeit in der die Hausproduktion auf nem Spinnrad schon lange nicht mehr mit dem Verbrauch der Industrie mithalten konnte, und war damit unwirtschaftlich...
Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war, stets kannst du im Heute von Neuem beginnen.

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Re: Sprichwörter, Redewendungen und Zitate rund ums Spinnen

Beitrag von Kleine Biene » 17.03.2016, 19:31

Kommt das "Du spinnst" nicht auch aus früherer Zeit, wo sich die Frauen getroffen haben zum Spinnen, Handarbeiten und Ihren träumereien nachhingen und dieses zu hause dann fortgesetzt haben und der Gatte sagte dann: du spinnst ja immer noch.

War da nicht mal sowas?
lg,
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P.s.: Ich bin nicht wie die Anderen. Ich bin viel SCHLIMMER !!! :D

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Re: Sprichwörter, Redewendungen und Zitate rund ums Spinnen

Beitrag von shorty » 17.03.2016, 19:45

Ich denke da gibts versch. Ansätze....
Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war, stets kannst du im Heute von Neuem beginnen.

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Re: Sprichwörter, Redewendungen und Zitate rund ums Spinnen

Beitrag von Anna » 18.03.2016, 23:58

Mich würde interessieren, ob das Wort "aufbäumen" (im Sinne von sich wehren) irgendwie seinen Ursprung in der Weberei hat und wenn ja, in welcher Weise.

edit: ach ja, und "anzetteln" dürfte sich auch aus der Weberei herschreiben.
"Wenn ich mich vor solchen Kerlen fürchte, kann ich mein Langschwert gleich gegen Stricknadeln eintauschen." (Brienne)

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