Wollkämme- Entscheidungskriterien

Fasern waschen, zupfen, kämmen, kardieren und mischen

Moderator: Claudi

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Wollkämme- Entscheidungskriterien

Beitrag von kalala » 16.01.2013, 22:26

Hach, ich stehe vor einem schönen Problem: Ich habe in absehbarer Zeit Geburtstag und schleiche im den Gedanken herum mir zu selbigem Wollkämme schenken zu lassen....
Und da hörts auch schon auf...
einreihig? zweireihig? ein bisschen mehr investieren und die vom Wollwolff? Selber bauen (lassen)?

Ich sitze quasi direkt an der Quelle zu jeder Menge Skuddenwolle und dem ein oder anderen Pommernschaf, andere (Schaf)fasern kommen aber auch vor!

Habt ihr Tipps für mich? Wäre Kämmen bei mischwolligen Rassen sinnvoll? Ich habe zwar schon viel im Forum rumgelesen heute abend, aber schlauer bin ich noch nicht so richtig...
Grüße von kalala

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Re: Wollkämme- Entscheidungskriterien

Beitrag von thomas_f » 17.01.2013, 10:30

- Kämmen bei Mischwolle: Das geht natürlich sehr gut, es kommt aber drauf an, was du brauchst. Mit unseren vierreihigen Kämmen von Wingham Woolworks sind Fasern mit einer Stapellänge ab ca. 5cm gut zu verarbeiten. Deutlich kürzere Fasern werden vom Kamm "aussortiert". Du hast hinterher einerseits sehr saubere mittlere bis lange Fasern als Kammzug bzw. Vorgarn -- spinnt sich wie von selbst -- und etwaigen Dreck mit all den kurzen Fasern als "Rest". Ich habe ein paarmal versucht, diesen Rest zu kardieren, von Hand und mit Liebe und Sorgfalt ;) . Es mag Wollen geben, bei denen sich das lohnt, mir ist bislang keine untergekommen. ?( Alle Kämme haben diese Tendenz, die Fasern nach Länge zu sortieren, je mehr man kämmt, desto sortierter.

- ein-, zwei-, vierreihig; klein--groß: Wie wohl viele Leute haben wir nicht viele verschiedene Kämme sondern eben nur die eine Sorte, was den Vergleich etwas schwermacht. ;) Ich habe mir vor einigen Monaten das Kämm-Video von Interweave runtergeladen, als das im Angebot war, und war echt von den Socken, wieviel Arbeit Kämmen sein kann. Möglicherweise sind kleine Kämme, die man nicht mal am Tisch festmachen kann, für kleine Wollmengen ausreichend und für kürzere Fasern die einzige Möglichkeit, sie überhaupt zu kämmen, aber ich habe sie noch nicht vermisst. Für kurze Fasern habe ich Handkarden, zu "richtigem" Kammgarn werden die ja eh nicht gern.

- manche Leute machen sich bange vor dem Gewicht der englischen Kämme. Claudia und ich sind beide keine Athleten, deutlich(!) im Gegenteil, aber das Gewicht war noch nie ein Problem. Durch die abwechselnden Bewegungen, die man macht -- erst von oben nach unten, dann von rechts nach links, dann wieder von oben nach unten ... ist das auch keine allzu einseitige Belastung. Wer mag kann den Kamm auch in beide Hände nehmen. Wir kämmen eh keinen Riesensack Wolle am Stück, sondern meist nur so viel immer mal zwischendurch, dass wir wieder ca. eine oder zwei Spulen voll davon spinnen können.

- Zum Zusammenstellen von Farbkompositionen wäre eine Hackle besser (einreihiger sehr breiter einzelner Kamm, der am Tisch festgemacht wird). Unsere Kämme mischen Farben wirklich sehr gründlich, sie sind hinterher nicht mehr unterscheidbar.

Beste Grüße -- Thomas

Klara
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Re: Wollkämme- Entscheidungskriterien

Beitrag von Klara » 17.01.2013, 21:21

thomas_f hat geschrieben:.... Ich habe ein paarmal versucht, diesen Rest zu kardieren, von Hand und mit Liebe und Sorgfalt ;) . Es mag Wollen geben, bei denen sich das lohnt, mir ist bislang keine untergekommen. ?( ....
Bei (nicht eingestreuter) Thônes et Marthod lohnt es sich. Allerdings ohne Liebe und Sorgfalt und mit der Trommelkarde :D Da ist der Rest im Kamm nämlich die weiche Unterwolle - Stichelhaare hat die Rasse (oder zumindest das gekämmte Schaf) dagegen nicht. Narinegros (Thônes et Marthod x Landes de Bretagne) Kämm-Rest ist dagegen direkt in den Abfall gewandert, das waren überwiegend Stichelhaare (die ja so korrekt benannt sind... Geht mir jetzt gerade erst auf.)

Meine Kämme sind übrigens fünfreihige (glaube ich - könnten auch vier sein) von Indigo Hound. Das sind die billigsten, die dafür nicht besonders toll in der Hand lieben. Aber kämmen tun sie auch. Einreihige Kämme würde ich mir nicht zum Geburtstag schenken lassen sondern in der nächsten Zoohandlung kaufen - ein engzinkiger Metallkamm tut's. Wobei ich meinen nur extrem selten brauche (um nicht zu sagen, praktisch nie).

Ich kämme übrigens extrem selten, weil's mir um den Abfall leid tut. Und weil bei meinen Kämm- und Spinnfähigkeiten praktisch kein Unterschied zu trommelkardiertem Vlies besteht (dazu gibt's hier 'nen Thread, aber ich weiss nicht mehr, wie er hiess).

Ciao, Klara

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Re: Wollkämme- Entscheidungskriterien

Beitrag von kalala » 17.01.2013, 21:34

hm, ok, dann möchte ich glaube ich die billigen Kämme von Indigo Hound nicht haben- bin doch Musiker mit sensiblen Händchen. Der Preis ist verlockend, aber ich hätte schon gerne Werkzeug, das gut in der Hand liegt, weil ich immer mehr merke, dass ich kein "kann man auch nehmen" haben möchte. Wenn schon was neues testen, dann mit gescheitem Werkzeug. Nicht High-Tec, aber brauchbar...
Das Interweave-Video habe ich auch schon entdeckt, allerdings fand ich die Vorschau noch nicht sehr aussagekräftig- Lohnt sich der Kauf? Vom Kardier-Video war ich sehr angetan, aber da gab auch die Vorschau schon mehr her...
Grüße von kalala

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Re: Wollkämme- Entscheidungskriterien

Beitrag von shorty » 17.01.2013, 21:40

Meine sind ja von Schönwolff,4 reihig, mir fehlt aber wie den meisten vermutlich der direkte Vergleich.
Karin
Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war, stets kannst du im Heute von Neuem beginnen.

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Re: Wollkämme- Entscheidungskriterien

Beitrag von kalala » 17.01.2013, 22:15

na gut, eigentlich einleuchtend, dass die wenigsten Vergleichsmöglichkeiten der Kämme untereinander haben.
Aber Eure persönlichen Erfahrungen tragen doch gut dazu bei, dass ich nicht alle (evtl auch schlechten) Erfahrungen nochmal machen muss....
ein Hackle kommt für mich erstmal nicht in Frage, ich bin extrem faul was kreative Mischungen angeht, am liebsten verarbeite ich beim Stricken doch einfarbiges Garn!
Grüße von kalala

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Re: Wollkämme- Entscheidungskriterien

Beitrag von Fiall » 17.01.2013, 22:21

Ich hab auch die Kämme vom Schönwolff. Die größeren Kämme kann man halt mit mehr Wolle beladen. Ob es weitere Unterschiede gibt?

Ich merke schon ne Belastung, auch bei den relativ leichten Kämmen. Was aber weniger am Gewicht, als an einseitiger Haltung liegen dürfte. Ob ich nun von oben nach unten oder von links nach rechts kämme, ändert nicht viel an der Grundhaltung. Zwischendurch mal aufstehen, strecken und lockern ist sehr empfehlenswert. Vergess ich nur gerne, bis es dann weh tut. :(
GLG,

Veronika

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Re: Wollkämme- Entscheidungskriterien

Beitrag von shorty » 17.01.2013, 22:27

Ich kämme nun nicht sooo viel.
Das liegt zum einen daran, dass es mir bei bestimmten Wollsorten wirklich um den "Abfall" leid tut ( Stichelhaar kann gerne fort bleiben ) und dann spinne ich super gerne aus Vlies.
Mir war wichtig, zierlicher Griff, weil ich doch recht kleine Hände habe.
Karin
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Re: Wollkämme- Entscheidungskriterien

Beitrag von Farbenfroh » 17.01.2013, 23:59

Warum hast du nichts gesagt,
hab doch die Kammstation von Benjamin Green stehen, die hättest du am Sonntag mal probieren können, wenn's nicht eilt mit den Kämmen vielleicht beim nächsten Mal.
Also mit tut es auch leid um den vielen Abfall und irgendwie werde ich mit den Wollkämmen nicht warm.
Hatte sie mir eigentlich auch zum Bearbeiten der im letzten Jahr gekauften Rohwolle zugelegt, aber außer ein immer mal wieder kurzes an testen, steht sie ungenutzt in der Ecke.
Lg Gabi

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Re: Wollkämme- Entscheidungskriterien

Beitrag von kalala » 18.01.2013, 08:33

ganz einfach- der Plan entstand erst danach in meinem Kopf :D
Mal schauen wie quengelig ich werde- wenn ich geduldig genug bin, wäre es wirklich schön, wenn ich die nächstes Mal ausprobieren könnte. Daran habe ich noch gar nicht gedacht!
Grüße von kalala

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Re: Wollkämme- Entscheidungskriterien

Beitrag von anjulele » 18.01.2013, 10:01

Das Wollschaf hat seit kurzem Wollkämme von Louet im Sortiment. Keine Ahnung, wie die sind.

So richtig gekämmt habe ich auch noch nicht. Ich wollte mir aus Kämmen etwas basteln. Kämme habe ich mir aus der Drogerie besorgt. Aber ausser ab und an mal andeuten, wie man es machen könnte, hab ich damit keine Erfahrung.

Lauer hat ein- und zweireihige (kleinere?) Kämme. http://www.das-wollschaf.de/osshop/cata ... 376f2a78f1
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LG
anjulele

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Re: Wollkämme- Entscheidungskriterien

Beitrag von thomas_f » 18.01.2013, 13:13

Fiall hat geschrieben:Zwischendurch mal aufstehen, strecken und lockern ist sehr empfehlenswert.
:eek: Zwischendurch mal hinsetzen und in Ruhe ein Ründchen spinnen empfiehlt sich! Will sagen: gekämmt wird, jedenfalls mit den englischen Kämmen, im Stehen. Dafür ist auch der Ständer erhöht, damit der stationäre Kamm bei normaler Tischhöhe auf eine ergonomische Arbeitshöhe kommt. Weder Claudia noch ich können dabei über Verspannungen klagen (Körpergrößen ca. 165 cm und 175 cm, größer und kleiner ginge bestimmt auch).
Ich hab auch die Kämme vom Schönwolff. Die größeren Kämme kann man halt mit mehr Wolle beladen. Ob es weitere Unterschiede gibt?
Ja, stehen oder sitzen ist ja schon einer. ;) Die Nadeln bei den englischen sind m.W. nicht gar so spitz, dafür dicker, weiter auseinander und deutlich länger als die schönwolffschen.

So viele verschiedene Kämme, so viele verschiedene Arbeitsweisen, Wollsorten und Garnerwartungen! Wir müssen wirklich vorsichtig sein mit pauschalen Schlussfolgerungen wie "Kämmen ist doof" oder "Kämmen ist die einzig wahre Faservorbereitung".

Re Abfall: Je besser die Wolle, desto weniger Abfall. OK, auf null gehts nicht, aber so lange ich das, was auf dem Kamm ist, noch durch den Diz ziehen kann, ist es doch meine Entscheidung, ob ichs wirklich spinnen will oder obs nicht doch schon eher in die Tonne gehört.

Beste Grüße -- Thomas

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Re: Wollkämme- Entscheidungskriterien

Beitrag von thomas_f » 18.01.2013, 13:36

Noch ein paar Unterschiede zwischen verschiedenen Modellen:

- Kann der eine Kamm am Tisch (oder sonstwo) stabil festgemacht werden, während nur der andere bewegt wird? Das spart 'ne Menge Kraft. Für kleine Mengen gehen auch kleinere Kämme, die man jeden in einer Hand hält, die kann man z.B. in die Handtasche stecken um Wolle auf dem Wollmarkt zu untersuchen ;) .

- Der stationäre Kamm kann zur Seite gedreht fixiert werden: Dann braucht man nicht immer den Kamm umzuspannen sondern kann ohne Unterbrechung vom stationären auf den bewegten kämmen und wieder zurück. Dabei entstehen auch die verschiedenen Bewegungen oben-->unten, rechts-->links, von denen ich oben schrieb. (Linkshänder brauchen hierbei evtl. eine modifizierte Kämmstation.)

- Vor allem bei größeren Kämmen: die Zinken stehen nicht im rechten Winkel zum Griff sondern zeigen etwas nach hinten: Der Schwerpunkt liegt günstiger zur Hand, der Winkel, in dem die Hand gehalten wird, ist anatomisch "richtiger", weil der Griff etwas nach oben gerichtet ist während die Zinken senkrecht nach unten zeigen.

Beste Grüße -- Thomas

Klara
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Re: Wollkämme- Entscheidungskriterien

Beitrag von Klara » 18.01.2013, 13:44

Ich habe mal gelesen, dass bei den Louet-Kämmen (die ja eigentlich "nur" Minikämme sind, also keine englischen) die Zinken in Plastik eingesetzt sind. Was angeblich nicht sooo super-stabil sei...

Auf dem Rita-Buchanan-Video wird "kämmen light" gezeigt. Soll heissen, mit englischen Wollkämmen, aber wesentlich vereinfacht, gegenüber Peter Teals megadetaillierter Anleitung (sein Buch, eventuell als CD, sollte es übrigens noch geben. Da steht alles drin, wovon du noch gar nicht gewusst hast, dass du's wissen willst.)

Ciao, Klara

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Re: Wollkämme- Entscheidungskriterien

Beitrag von Fiall » 18.01.2013, 14:03

@thomas_f: Ich könnte natürlich auch im Stehen kämmen. Die Wollwolf-Kämme gibt es mit Station, die sind durchaus fixierbar). Für mich persönlich ist das Arbeiten im Stehen aber unangenehm. Ich müsste mich dann schon bewegen (beintechnisch) und das vergess ich bei konzentriertem Arbeiten halt doch zu gerne.

Beim Spinnen muss ich auch zwischendurch Pausen machen. Mir verkrampft sich nach ner Weile die Schultermuskulatur.
GLG,

Veronika

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