Kammzug kardieren

Fasern waschen, zupfen, kämmen, kardieren und mischen

Moderator: Claudi

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Re: Kammzug kardieren

Beitrag von Scilla » 16.03.2012, 23:45

Arachnida hat geschrieben:Meine Gotlandwolle ist z.B. nach dem Waschen beim Kardieren mit den Handkarden richtig fluffig geworden hat aber immer noch leichte Wellen, die ja beim Kammzug total fehlen.
Die leichten Wellen machen doch gar nichts, du kannst die Gotland so verspinnen, das zieht sich schon glatt.
Gotland ist etwas heikel beim Verspinnen, musst du einfach probieren.

LG Scilla
Liebe Grüße, die Scilla

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So mancher geht nach Wolle und kommt geschoren heim.
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kaita
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Re: Kammzug kardieren

Beitrag von kaita » 17.03.2012, 11:41

Die leichten Wellen hat man eigentlich auch im Kammzug, nämlich dann, wenn man ihn selber herstellt aus Fasern, die jetzt nicht von vorne herein total glatt sind (Alpaka z. B.)
Industriell hergestellte Kammzüge werden nicht nur gekämmt, sondern oft dann noch geglättet, z. B. mit Dampf. Wenn man einen Kammzug wäscht vor dem Spinnen, wird er meistens fluffiger, weil sich die Fasern wieder entspannen und die natürlichen Wellen wieder zurückkommen. Das merkt man Z.B. beim Färben oft.

Bei Anfängern, denen ein Merino Kammzug einfach so durch die Finger rutscht, ist es ein guter Tipp den Kammzug einmal zu waschen, dann ist er etwas griffiger.

Sanja
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Re: Kammzug kardieren

Beitrag von Sanja » 17.03.2012, 13:27

Klara hat geschrieben:(Und echt, Stepahnies Post - die ich für eine normalerweise hochintelligente Frau halte - zeigt wieder, dass die Leute in Anwesenheit Judiths anscheinend jedes Denkvermögen verlieren. Doch Hypnose?)
:D Ich glaube, sie mag sie einfach unglaublich gern, die beiden kennen sich ja persönlich. Du hingegen bist erklärtermaßen skeptisch bei Judith, oder?! (Meine ich so rausgehört zu haben... ;) )
Ich persönlich glaube ja mittlerweile, dass Wolle in der Verarbeitung sehr viel toleranter ist, als die unterschiedlichen "Schulen" und "Gurus" das so postulieren. Und explizit seitwärts zuführen klingt in meinen Augen extrem unlogisch. Missverständnis, ungünstig ausgedrückt?!? Wer weiß. Ich mag jedenfalls meine Batts mit den längs zugeführten Fasern, und werde da auch nix dran ändern.
Liebe Grüße,
Sanja
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Re: Kammzug kardieren

Beitrag von Klara » 17.03.2012, 13:39

Ich bin bei Gurus allgemein skeptisch (wollen wir mal über Monty Roberts reden?), und Judith hat noch das zusätzliche Pech, dass ihr erstes Buch (Teach Yourself Visually Handspinning) so schlecht ist (detaillierte Kritik auf Amazon.com), dass sie damit als Spinnradexpertin bei mir unten durch ist. Und sooo toll war ihr zweites Buch (oder ihr erstes Video) nun auch nicht. Die Vergötterung der Frau in USA finde ich einfach völlig unverständlich (lies mal durch die Kommentare im Link - da sind nur ganz wenige Stimmen der Vernunft dabei) - nach dem, was ich gesehen habe, wäre die viel eher bei Patsy Z. oder auch Eileen Hallmann angebracht. Wie macht Judith das??? Und von Stephanie gibt's irgendwo 'nen Artikel, dass sie das auch nicht verstanden hat, bis sie Judith kennengelernt hat - und seitdem liegt sie ihr auch zu Füssen. Wenn Judith wieder nach London kommt, muss ich sie mir glatt anschauen (hätte niemand vorher sagen können, dass sie letztes Jahr bei KnitNation war?).

Und ja, Wolle ist sehr tolerant in der Verarbeitung, und müssen muss man gar nichts...

Ciao, Klara

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Re: Kammzug kardieren

Beitrag von Fiall » 17.03.2012, 13:56

Ich vermute mal Judith ist einfach eine sehr charismatische Frau. Das kommt nur rüber, wenn man persönlich mit jemandem zu tun hat und hat dann eigentlich wenig mit Qualifikation zu tun. Sie kann eben begeistern. Ich hatte mir ihr Buch auch gekauft und war nicht begeistert. Bin ich von Spinnbüchern aber allgemein nicht. Abbys Buch über Spindeln hat mich ebenfalls sehr enttäuscht, obwohl ich ihren Blog bei meiner Spinnradsuche förmlich in mich aufgesogen hab. :)
GLG,

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Re: Kammzug kardieren

Beitrag von shorty » 17.03.2012, 14:03

Glaub ich auch.
Wobei ich trotzdem sagen muss ob jetzt nun bei Judith oder bei anderen.
Wolle ist so vielfältig, die Spinnerwelt auch.

Es gibt nie nur einen Weg.

In Amerika neigt man nach meinen persönlichen Erfahrungen eher gern mal zu oberflächlichem hypen ;-) Genauso schnell ist man aber auch wieder weg vom Fenster ;-)


Als Göttin bezeichne ich jedenfalls keine oder Guru.

Da gibts Leute die haben deutlich mehr vollbracht als Spinnräder zu erklären oder Spinnmethoden ( die ja teils auch widerum widersprüchlich sind) zu propagieren.
Ich bin da schlicht viel zu nüchtern, rational denkend. :O

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Re: Kammzug kardieren

Beitrag von Vlasta » 17.03.2012, 15:44

shorty, ich hab grad unter deinem letzten Post nach einem "like"-Button gesucht zum drauf drücken :totlach:
Liebe Grüße,

Vlasta

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Re: Kammzug kardieren

Beitrag von Arachnida » 17.03.2012, 18:13

kaita hat geschrieben:Bei Anfängern, denen ein Merino Kammzug einfach so durch die Finger rutscht, ist es ein guter Tipp den Kammzug einmal zu waschen, dann ist er etwas griffiger.
Hallo kaita,

die Erfahrung hab ich mit meinen ersten Kammzügen die ich gefärbt habe gemacht. War zwar kein Merino, die Oberfläche war aber nach dem Färben und trocknen anders als vorher, griffiger triffts ganz gut. Ich dachte zuerst als die Wolle noch feucht war, sie ist mir etwas angefilzt, aber nachdem sie trocken war gingen die Fasern eigentlich gut zu trennen, die Wolle war nur "anders".

Ich hab hier auch Merino da, wennich damit Schwierigkeiten habe (werde das sicher nicht gleich am anfang ausprobieren) dann kann ich sie ja mal waschen und sehen.
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Re: Kammzug kardieren

Beitrag von Klara » 20.03.2012, 16:32

Gestern habe ich mal probeweiser bei zwei Vliesen (Holländisches Bunteschaf und Landes de Bretagne) beim zweiten Durchgang kurz rausgezogene Stückchen quer zugeführt. Beim ersten Durchgang kommen die gezupften Fasern wie sie kommen - da sortiere ich nichts. Das dabei entstehende Vlies kann man dann allerdings längs oder quer teilen - nur dass quer teilen (also jeweils eine Faserlänge rausziehen) bei der Louet Junior wesentlich mehr Arbeit ist. Das dabei entstandene Vlies war witzigerweise deutlich kompakter, und hat weniger dazu geneigt seitlich auseinanderzufallen, als die "längs" zugeführten (Vlies vom 1. Durchgang in ca. 6 schmale Streifen gezogen). Wenn aber weniger Knötchen oder Einstreu drin sein sollten (schwer zu sagen, ohne die Wolle zu verspinnen, und das ist gerade nicht geplant), dann liegt das höchstwahrscheinlich daran, dass man beim Rausziehen der Strähnchen, und folgenden breit- und dünnziehen, natürlich jeden Fehler supergut sieht und rauszupfen kann.

Ciao, Klara

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Re: Kammzug kardieren

Beitrag von Klara » 21.03.2012, 14:47

Und noch was zum Mischen von sehr unterschiedlichen Fasern: Da kriegt nicht mal die Industrie gleichmässiges Garn raus! Habe ich mit erstaunen gemerkt, als ich meine Kette in Nialin (60 % Baumwolle, 40 % Flachs) geschärt habe - das Garn ist abwechslend dünn und glatt - dick und rauher. Beim ersten Hubbel habe ich geschaut, ob da ein Knoten im Faden ist :) Wenn das bei Profis (Firma Bockens) so wird, brauche ich mir wegen meines ungleichmässigen Seiden-Babykamelhaar-Garn auch nicht zu schämen...

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Re: Kammzug kardieren

Beitrag von shorty » 22.04.2012, 14:10

So, ich hab ja versprochen zu berichten.
Also bei Eischer sind zwei riesige Kardiermaschinen hintereinander gebaut.
Die Wolle kommt nach dem Wolfen in die erste, und durchläuft zig Walzen wie bekannt.
So und nun wird das hauchdünne Vlies auf einem ca 50 cm breiten "Kardenband"
zusammengeschoben, gefaltet und wird zur nächsten Maschine transportiert. Da werden diese Vliesstreifen quer zugeführt. Ein Transportarm legt die Streifen quer auf den Zuführtisch
Sprich die Fasern die hinten herauskommen als hauchzarte Lage haben zwei "Richtungen" durchlaufen.

Was aber für mich neben den Unzähligen Walzen den Hauptunterschied darstellt ist die Benadelungsdichte bzw. Feinheit.
Das sind gezählt ca 10 Nadeln oder auch mehr auf nen cm sprich wäre mindestens ne 100 Benadelung auf den cm2 sind gerundet also 625 per inch 2.
Der Unterschied ist wirklich riesig! Ich dachte zuerst, dass ist eine Filzrolle so dicht ist der Belag der Nadeln.
Mit Trommelkarden hat das wenig bis gar nichts gemein.
Bilder reiche ich nach
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Re: Kammzug kardieren

Beitrag von Klara » 22.04.2012, 15:08

Danke für den Bericht, Shorty!

Kardiert Eischer auch grobe Wollen mit diesem feinen Belag? Dann hätten die Amis ja recht, die die Strauch Finest für alles empfehlen... (wenn das Teil nur nicht so teuer wäre). Die vielen Walzen könnte man ja durch x-faches Durchkurbeln imitieren...

Legt Eischer die beim zweiten kardieren rauskommenden Lagen dann kreuzweise übereinander, um zu seinen Verkaufsvliesen zu kommen? Denn die sind ja verhältnismässig dick, und haben die Fasern lagenweise kreuz und quer...

Übrigens hört sich deine Beschreibung auch komplizierter (und grösser!) an, als das was eine Mini-Mill bieten kann (aber ich glaube, Eischer ist auch besonders stolz auf seine Vliese...) Und vor der Kardiermaschine steht noch ein Wolf, oder? Wenn ich an die Gotlandzotteln denke...

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Re: Kammzug kardieren

Beitrag von shorty » 22.04.2012, 15:18

Ja ist ein Wolf davor. Zwar nicht direkt automatisch davorgeschalten, aber als erster Arbeitsschritt wurde gewolft
Wenn ichs richtig im Kopf habe, werden die hauchdünnen Vliese nur zu ner dicken Lage aufgerollt, also nicht Kreuzweise, sondern am Edne nur übereinader auf ne große Walze.
Ich bearbeite gleich nachher die Bilder. Dann kann man sich das besser Vorstellen.
Ja ich denke vom Ausmaß her größer als bei ner Minimill, älter auch :-).
Und ja, alle Wollen mit einem Belag. Der Belag hält angeblich Jahrzehnte.
Karin
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Re: Kammzug kardieren

Beitrag von shorty » 22.04.2012, 15:35

Achtung Bilderflut
Beginn mit der Anlage gesamt, nicht zu sehen auf dem Bild der große Wolf
Links die mit Filz beklebte große Walze , da kommt das Endprodukt drauf
Die zweite große Rolle von links ist die mit dem ultrafeinen Belag

Dann der Kleine Wolf/ ist kein Wolf im eigentlichen Sinne, eher zum Mischen und gleichmäßig weitertransportieren Beginn der Vliesstraße

Dann Betrieb Teil 1 und 2
Karin
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Re: Kammzug kardieren

Beitrag von shorty » 22.04.2012, 15:39

nächster Schwung Übergang 1 und 2
hauchdünne Vlieslagen die auf die Große Filzwalze von Bild 1 aufgewickelt werden
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