Handkarden: Gerade oder gebogen?

Fasern waschen, zupfen, kämmen, kardieren und mischen

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Re: Handkarden: Gerade oder gebogen?

Beitrag von shorty » 23.02.2013, 09:59

Sehe ich genau wie Asherra und hirngespinst.

Dass sich die Blackface Wolle gut kämmen lässt daran hab ich seit Jahren keine Zweifel.
Meine erste Probe von Thomas_f ist schon ewig her ;-)
Hab übrigens weder das eine noch das andere gemacht , sondern aus der Flocke gesponnen ;-)
Aber das war ja eigentlich nicht die Grundfrage, denn die meisten Spinner arbeiten doch mit sehr untersch. Fasern


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Re: Handkarden: Gerade oder gebogen?

Beitrag von thomas_f » 23.02.2013, 11:41

So ist es: hier werden verschiedene Wollen verarbeitet. Im Moment habe ich das braune Bergschaf dazwischen, das als Verpackungsmaterial zu mir gekommen ist. Das ist deutlich zwiewollig ( gibts das Wort? na spätestens jetzt ;) ). Der Rest vom Kämmen ist, anders als bei unsren Blackies, zu schade zum Wegwerfen. Auch eher auf der gröberen Seite allerdings. Knubbel hasse ich auch! Ich habe noch nie Industrie-Kardenband verarbeitet. Ist das wirklich voller Knubbel? :eek:

Die Blackiewolle wird hier weiterhin gekämmt, keine Frage, und deren Reste dienen zur Düngung, Dämmung oder als Polstermaterial.

Norman Kennedy hat in dem Film für ihn ungewohnt feine Wolle bekommen, wie er mehrfach anmerkt. Er benutzt alte Baumwollkarden, also ebenfalls eher auf der feinen Seite.

Keiner der Protagonisten in dem Film sagt etwas wie "bei dieser Wolle mach ichs so, bei jener anders". Kennedy betont mehrfach, dass er "nach Gewicht" kardiert, also möglichst schnell Menge machen will, und dass er das Handwerk als Junge/junger Mann von alten Leuten in Schottland und auf den Shetland-Inseln abgeschaut habe. Er redet auch vom Weben, von Wolldecken usw. Die Batts, die er von seinen Karden abzieht bzw. die Rolags, die er rollt, sind aber "like smoke", wie er sagt -- zart wie Rauch, auch bei seiner scheinbar rustikalen Arbeitsweise. Und definitiv ohne Knubbel!

Beste Grüße -- Thomas

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Re: Handkarden: Gerade oder gebogen?

Beitrag von shorty » 23.02.2013, 12:01

Bei Kennedys Methode macht bei mir spätestens beim 3. Batt der Zeigefinger der oben aufliegt schlapp.So könnte ich keine 30 Minuten durchgehend kardieren.

Ich glaube es hat sehr stark mit dem Ausgangsmaterial zu tun.
Hatte schon Kardenband industriel.

Es ist eben kein! Kammzug.
Wer reines Kammgarn spinnen mag oder bevorzugst , für den ist das nichts.
Wer aber durchaus auch mal noppelige Wolle verspinnen kann im langen Auszug wird erstaunt sein, wie stark sich das nach dem zwirnen egalisiert,stricken dann noch mehr .Das Coburger Fuchs Westerl von mir ist ein gutes Beispiel, auch die Tilted Duster war industr. Kardenband
Hab früher auch jeden Knubbel rausgezupft, wirklich pingeligst, mach ich schon lange nicht mehr in der Ausprägung.

Wer nur Kammzug gewohnt ist tut sich schwer.
Ich halt es eh teilweise für fragwürdig die alten Methoden einzeln- separiert auf heute zu übertragen.
Es mag wohl richtig sein, dass man in Schottland und auch auf den Shetlands so kardiert hat.
Aber man hat wesentlich kratzigere Garne gesponnen, robust einfach nicht weich und fluffig, mit viel Drall. Die Pullover stehen von alleine ;-)
Sieht man sehr gut in alten Museen in ganz GBR.
Kleidsam ist anders. So steif stricken heute die wenigsten, einfach weils total unvorteilhaft aussieht, die Wolle ist teils wahnsinnig kratzig, selbst für mich.
Der Fokus damals war deutlich stärker funktional.
Werde im Herbst aber nen Guernsey Strickkurs besuchen, mal schauen.

Insofern ist das immer so ne Geschichte , nen Teil zu separieren.
Sollte man schon im Zusammenhang sehen.




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Re: Handkarden: Gerade oder gebogen?

Beitrag von thomas_f » 23.02.2013, 12:43

Naja, das ist wohl wirklich für den einen so, für den anderen so. Für mich funktionieren jedenfalls die flachen Karden deutlich besser, auch wenn ich sie meist nicht so anfasse wie Kennedy, aber das wird sich wohl noch einspielen. Kommt bestimmt auch etwas auf die Form der Griffe und der Hände an.

Seit wann mag es wohl gebogene Handkarden geben? Sind die irgendwann gleichzeitig mit den flachen entstanden oder sind die eine Erfindung für uns Hobby-Spinner?

Beste Grüße -- Thomas

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Re: Handkarden: Gerade oder gebogen?

Beitrag von shorty » 23.02.2013, 12:52

Gute Frage, müsste man vermutlich mal altes Bildmaterial durchgehen.
Karin
Nachtrag, wobei nicht immer alles was damals zweckmäßig war eben auf unsere heutige Zeit übertragbar sein muss.
Heute ist einfach reine Menge meistens nicht mehr nötig, kann man nun negativ sehen , als auch positiv.
Meine Oma hat sich jedenfals um Drallwinkel, navajo Ply, langen Auszug kurzen Auszug, versch.- Fasersorten usw keinerlei Gendaken gemacht, es wurde einfach zweckmäßig gesponnen.
Das ist was den damaligen Zweck anbelagt sicher das non plu ultra.
Die Leute damals waren meines Erachtens Spezialisten aber eben nur auf einem ganz bestimmten Bereich.
Wir heute wissen vieles, aber eben nicht mehr in der Konzentration.
Das Wissen ist breitgefächerter angelegt

Ich finde es gut, dass man manches an die veränderten Bedingungen angepasst hat, ich seh das eher positiv.

Ach ja , was mir bei der Suche noch auffällt, viele Karden sind zum einen klar gerade, aber manche auch sehr breit dafür kürzer im Format.
Flache Karden lassen sich einfach leichter herstellen. Belag auf ein Brett getackert und gut ist.
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