Beitrag
von w_ciossek » 06.11.2011, 08:34
Da wir hier in einen Spinnforum sind, ist das Naheliegenste, daß man Fäden verspinnt anstatt verfilzt! Wer also Spinnerfahrung besitzt, kann dieses beim Nadelbinden anwenden.
So kann man jeden Faden verbinden. Ja sogar verschiedene Faserarten! Beispielsweise nehmen wir mal einen gezwirnten Faden aus 3 Einzelfäden A, B und C. Da wir zwei Zwirne verbinden wollen bezeichnen wir das eine Ende mit A1, B1 und C1 und das andere Ende A2, B2 und C2. Wir müssen also A1 mit A2 verbinden, B1 mit B2 und C1 mit C2. Einen Einzelfaden, der stellvertretend für A, B und C steht, nennen wir mal X. Also verbinden wir die beiden Enden X1 mit X2.
Dabei lockern wir die Fasern von X1 und X2 mit einer Nadel oder einen Kamm. Dabei ziehen wir etwas an den Fasern, damit diese Stelle etwas dünner wird, damit der verbundene Faden nachher überall die gleich Dicke aufweist.
Wir verdrillen etwas weiter weg vom Fadenende den Einzelfaden entgegen der Drehrichtung des Zwirns, um Drall einzuspeichern, da wir ja keine Spindel zum Spinnen benutzen. Das machen wir bei X1 und X2. Da der Faden sich kräuselt, bleibt der Drall auch erhalten, wenn wir den Faden loslassen. Dann legen wir wie beim Spinnen die Fasern der beiden Fadenenden übereinander und verreiben mit den Fingern die Fasern miteinander und verteilen den Drall gleichmäßig über den verbundenen Einzelfaden. Der gespeicherte Drall verbindet dann die Einzelfäden so fest miteinander, so daß man die Verbindungsstrelle nicht mehr sieht und die Reißfestigkeit überall gleich ist. Sind alle Einzelfäden verbunden worden, so sorgt der eingespeicherte Drall für die Verzwirnung an der Verbindungsstelle, so daß beim Zwirn auch dessen Struktur an der Verbindungstelle erhalten bleibt. Man muß bei verzwirnten Fäden nur darauf achten, daß alle verbundenen Fäden möglicht gleich lang sind. Notfalls kann man das durch leichtes Ziehen ausgleichen.
Ich habe auch die Verfilzungsmethde nach Bernhard ausprobiert und war recht unzufrieden damit, weil diese Verbindungsart bei nicht filzbaren Fäden sehr instabil ist und eine häßliche sichtbare Verbindungstelle im genadelten Stoff hinterläßt. Das liegt schon daran, daß auf die Einzelfäden nicht geachtet wird und diese dann sehr lose aneinander haften.
Bei der Verspinnmethode kann man bereits am Einzelfaden und natürlich beim Zwirn nachher die Verbindungsstelle bei monochromen Fäden auch bei größter Mühe nicht mehr erkennen und die Stelle ist genauso fest, wie an allen anderen Fadenstellen auch. Sogar die kurzfaserige Baumwolle habe ich so verbunden!
Da wir fast alle geübte Spinner sind, dürfte uns das Verbinden durch Verspinnen eigentlich nicht schwerfallen, da wir ja auch beim Spinnen des öfternen einen neuen Faserbüschel ansetzen müssen, und somit stets Fasern verbinden!
Gruß Wolfgang