Die unvollständige Wollkamm-Bauanleitung
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Die unvollständige Wollkamm-Bauanleitung
Hallo,
ich kann zwar keine komplette Bauanleitung für die Herstellung von Wollkämmen oder Kammstationen zusammenschreiben, aber ich zeige mal eine einfache Methode, um präzise Lochreihen für Kämme zu erstellen.
An Werkzeug braucht man für schön senkrechte Bohrungen unbedingt einen Bohrständer und natürlich eine (fast) beliebige Bohrmaschine. Beides gibt es für kleines Geld bei den Kleinanzeigen, wenn man es nicht in Nachbars Keller findet. Dann natürlich die zu bohrende Holzleiste, dazu ein Unterlegholz, um die Austrittseite am Ausfransen zu hindern und nicht in den Tisch zu bohren. Hier ist das Werkstück simuliert durch eine Parkettdiele, ist ja nur zur Demonstration. Ich habe eine Breite von 10cm angerissen sowie die zwei Lochreihen, außerdem die Mitte. Nun das wichtigste Teil für sauber angeordnete Bohrungen: ein kleiner Abschnitt Lochblech. Das gibt es in Kleinmenge, z.B. 100x100mm, bei einem bekannten Auktionshaus für ein paar Euro, auch in verschiedenen Lochgrößen und Lochabständen. Ich habe ein "RV 2-3,5 VA-1,5mm" verwendet. "R" steht für runde Bohrungen, "V" für versetzte Anordnung, 2 ist der Bohrungsdurchmesser, 3,5 der Lochabstand, VA steht für rostfreien Stahl und 1,5 ist die Blechdicke. Bei Nutzung jedes zweiten Lochs kommt man auf 7mm Lochabstand horizontal und etwa 5,5mm zwischen den Reihen.
Wegen der 2mm Löcher wird natürlich mit einem 2mm Bohrer (kann ein Metallbohrer sein) vorgebohrt, der endgültige Bohrdurchmesser richtet sich nach den zur Verfügung stehenden Nadeln. Das sollte man an einem Reststück ausprobieren, ob die Kombination aus Bohrerdurchmesser und Nadeln satt mit einer leichten Preßpassung funktioniert. Wenn die Nadel zu locker sitzt, kann man sie mit Sekundenkleber einkleben, Zweikomponentenkleber geht auch. Wenn sie zu stramm sitzt und hineingehämmert werden muß, könnte wegen der eng stehenden Nadeln das Werkstück reißen. Ich hatte mit gesammelten Stricknadeln 2,5er Stärke angefangen, natürlich in der Mitte geteilt, um dann festzustellen, daß sowohl Dicke als auch Länge leicht variieren und die Nadeln teils rausfielen, teils hineingehämmert werden wollten.
Zuerst wird das mittig angezeichnete Loch gebohrt, dann mit einem passenden Nagel oder wie hier einem Drahtstück das Lochblech ausgerichtet. Dann zählt man jedes zweite Loch ab, sinnvoll ist auch eine Markierung mit einem Filzstift, CD-Schreiber o.ä., und bohrt zuerst das entfernteste Loch. Dabei kann man schön durch die Lochreihe die Ausrichtung zur angezeichneten Linie checken. Nun steckt man einen zweiten Nagel/Drahtstift in die zweite Bohrung und bohrt alle angezeichneten Löcher fertig. Ich hatte die beiden Reihen etwas enger gesetzt als das Blech es vorgab, auch das ist leicht per Augenmaß und angezeichneter Linie auszurichten.
Das Fertigbohren geht dann ohne Lochblech mit dem zur Nadel passenden Bohrer. Nun noch überschleifen, um die Markierungen und die Grate zu entfernen, Nadeln einpressen/kleben und eine passende Leiste drunterleimen.
Bei einem 2mm oder 2,5mm Bohrdurchmesser kann man die Bauteile übrigens problemlos mit der Hand festhalten. Bei recht filigranen Bauteilen wie im Bild unten ist ein Maschinenschraubstock zu empfehlen. Manchmal gibt es den Bohrständer und einen passenden kleinen Schraubstock im Set zu kaufen. So kann es fertig aussehen, hier allerdings mit Stahlnadeln (eigene Herstellung aus 2,5mm Federstahldraht). Dafür habe ich leider keine geeignete Vorrichtung, die sind alle einzeln am Schleifbock angespitzt und leicht verrundet. Nun fehlt noch ein Halter, um jeweils einen Kamm auf dem Tisch zu befestigen, und ein Schaf...
ich kann zwar keine komplette Bauanleitung für die Herstellung von Wollkämmen oder Kammstationen zusammenschreiben, aber ich zeige mal eine einfache Methode, um präzise Lochreihen für Kämme zu erstellen.
An Werkzeug braucht man für schön senkrechte Bohrungen unbedingt einen Bohrständer und natürlich eine (fast) beliebige Bohrmaschine. Beides gibt es für kleines Geld bei den Kleinanzeigen, wenn man es nicht in Nachbars Keller findet. Dann natürlich die zu bohrende Holzleiste, dazu ein Unterlegholz, um die Austrittseite am Ausfransen zu hindern und nicht in den Tisch zu bohren. Hier ist das Werkstück simuliert durch eine Parkettdiele, ist ja nur zur Demonstration. Ich habe eine Breite von 10cm angerissen sowie die zwei Lochreihen, außerdem die Mitte. Nun das wichtigste Teil für sauber angeordnete Bohrungen: ein kleiner Abschnitt Lochblech. Das gibt es in Kleinmenge, z.B. 100x100mm, bei einem bekannten Auktionshaus für ein paar Euro, auch in verschiedenen Lochgrößen und Lochabständen. Ich habe ein "RV 2-3,5 VA-1,5mm" verwendet. "R" steht für runde Bohrungen, "V" für versetzte Anordnung, 2 ist der Bohrungsdurchmesser, 3,5 der Lochabstand, VA steht für rostfreien Stahl und 1,5 ist die Blechdicke. Bei Nutzung jedes zweiten Lochs kommt man auf 7mm Lochabstand horizontal und etwa 5,5mm zwischen den Reihen.
Wegen der 2mm Löcher wird natürlich mit einem 2mm Bohrer (kann ein Metallbohrer sein) vorgebohrt, der endgültige Bohrdurchmesser richtet sich nach den zur Verfügung stehenden Nadeln. Das sollte man an einem Reststück ausprobieren, ob die Kombination aus Bohrerdurchmesser und Nadeln satt mit einer leichten Preßpassung funktioniert. Wenn die Nadel zu locker sitzt, kann man sie mit Sekundenkleber einkleben, Zweikomponentenkleber geht auch. Wenn sie zu stramm sitzt und hineingehämmert werden muß, könnte wegen der eng stehenden Nadeln das Werkstück reißen. Ich hatte mit gesammelten Stricknadeln 2,5er Stärke angefangen, natürlich in der Mitte geteilt, um dann festzustellen, daß sowohl Dicke als auch Länge leicht variieren und die Nadeln teils rausfielen, teils hineingehämmert werden wollten.
Zuerst wird das mittig angezeichnete Loch gebohrt, dann mit einem passenden Nagel oder wie hier einem Drahtstück das Lochblech ausgerichtet. Dann zählt man jedes zweite Loch ab, sinnvoll ist auch eine Markierung mit einem Filzstift, CD-Schreiber o.ä., und bohrt zuerst das entfernteste Loch. Dabei kann man schön durch die Lochreihe die Ausrichtung zur angezeichneten Linie checken. Nun steckt man einen zweiten Nagel/Drahtstift in die zweite Bohrung und bohrt alle angezeichneten Löcher fertig. Ich hatte die beiden Reihen etwas enger gesetzt als das Blech es vorgab, auch das ist leicht per Augenmaß und angezeichneter Linie auszurichten.
Das Fertigbohren geht dann ohne Lochblech mit dem zur Nadel passenden Bohrer. Nun noch überschleifen, um die Markierungen und die Grate zu entfernen, Nadeln einpressen/kleben und eine passende Leiste drunterleimen.
Bei einem 2mm oder 2,5mm Bohrdurchmesser kann man die Bauteile übrigens problemlos mit der Hand festhalten. Bei recht filigranen Bauteilen wie im Bild unten ist ein Maschinenschraubstock zu empfehlen. Manchmal gibt es den Bohrständer und einen passenden kleinen Schraubstock im Set zu kaufen. So kann es fertig aussehen, hier allerdings mit Stahlnadeln (eigene Herstellung aus 2,5mm Federstahldraht). Dafür habe ich leider keine geeignete Vorrichtung, die sind alle einzeln am Schleifbock angespitzt und leicht verrundet. Nun fehlt noch ein Halter, um jeweils einen Kamm auf dem Tisch zu befestigen, und ein Schaf...
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Re: Die unvollständige Wollkamm-Bauanleitung
Hallo Marvin,
schöne Arbeit, ein Lochblech als Bohrschablone zu verwenden finde ich ziemlich clever.
Für das Aufbohren wäre vielleicht günstig gewesen, die vorgebohrten 2mm Löcher vorher leicht anzusenken (z.B. mit einem Zentrierbohrer), damit der Endbohrer tatsächlich mittig aufbohrt. Ich halte es sogar für nicht ganz ausgeschlossen, dass die Probleme mit der Passung bei den Stricknadeln vom minimal außermittigem Aufbohren im Einzelfall resultieren können, und nicht (nur) von den leicht unterschiedlichen Durchmessern der Nadeln. Meßbar ist es allerdings bei einem so kleinen Durchmesser und generell im Holz nicht wirklich.
Als eine Alternative zum Einkleben bei einer mislungenen Presspassung fällt mir noch das gezielte Deformieren der Stifte im unteren Bereich durch ein leichtes Verbiegen, Rändeln bzw. Quetschen mit geriffelter Zange oder durch gezielt platzierte Hammerschläge. Das Kleben von Metallen ist eine ziemlich knifflige Angelegenheit, wenn es unter Belastung dauerhaft halten soll.
Um diese Probleme zu umgehen, habe ich vor Jahren meiner Frau Wollkämme aus zweckentfremdeten Zwiebelhaltern gebaut. Damit konnte ich mir das ganze Bohren sparen, und habe lediglich in Kunststoff eingebetete fertige Zinkenreihen in eine Nut im Holz eingeklebt und zusätzlich verstiftet.
Warum hast Du eigentlich für das Bohren nicht Deine Drehmaschine verwendet, wäre das nicht einfacher, genauer und insgesamt verlässlicher gewesen?
Gruß
Borek
schöne Arbeit, ein Lochblech als Bohrschablone zu verwenden finde ich ziemlich clever.
Für das Aufbohren wäre vielleicht günstig gewesen, die vorgebohrten 2mm Löcher vorher leicht anzusenken (z.B. mit einem Zentrierbohrer), damit der Endbohrer tatsächlich mittig aufbohrt. Ich halte es sogar für nicht ganz ausgeschlossen, dass die Probleme mit der Passung bei den Stricknadeln vom minimal außermittigem Aufbohren im Einzelfall resultieren können, und nicht (nur) von den leicht unterschiedlichen Durchmessern der Nadeln. Meßbar ist es allerdings bei einem so kleinen Durchmesser und generell im Holz nicht wirklich.
Als eine Alternative zum Einkleben bei einer mislungenen Presspassung fällt mir noch das gezielte Deformieren der Stifte im unteren Bereich durch ein leichtes Verbiegen, Rändeln bzw. Quetschen mit geriffelter Zange oder durch gezielt platzierte Hammerschläge. Das Kleben von Metallen ist eine ziemlich knifflige Angelegenheit, wenn es unter Belastung dauerhaft halten soll.
Um diese Probleme zu umgehen, habe ich vor Jahren meiner Frau Wollkämme aus zweckentfremdeten Zwiebelhaltern gebaut. Damit konnte ich mir das ganze Bohren sparen, und habe lediglich in Kunststoff eingebetete fertige Zinkenreihen in eine Nut im Holz eingeklebt und zusätzlich verstiftet.
Warum hast Du eigentlich für das Bohren nicht Deine Drehmaschine verwendet, wäre das nicht einfacher, genauer und insgesamt verlässlicher gewesen?
Gruß
Borek
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- Rohwolle
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- Registriert: 06.11.2020, 10:38
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Re: Die unvollständige Wollkamm-Bauanleitung
Hallo Borek,
danke für das Lob. Zur Drehmaschine: ich wollte bewußt gegen den Hobbyisten-Grundsatz verstoßen, mit maximalem Aufwand minimale Ergebnisse zu erzielen. Zudem reicht der Verfahrweg nicht mal für diese kleinen Kämme, und dann muß man sich auch noch konzentrieren beim Abzählen der Umdrehungen am Handrad. Und noch schlimmer: kleine Bohrer wollen im Holz gern mal verlaufen, egal, womit sie angetrieben werden.
Im Gegensatz habe ich mit der Schablone schon mal die 2mm-Löcher unfehlbar am richtigen Platz. Beim Aufbohren kann fast nichts mehr schiefgehen, bis auf eines: ich hatte mit zu hoher Drehzahl gebohrt, wodurch das erhitzte Bohrmehl teils am Bohrer festgebacken ist. Das hat sicher einen deutlichen Einfluß auf das Ergebnis, ist aber nur bei einigen Löchern aufgetreten. Unter 1000U/Min sollte das eigentlich nicht passieren, hängt aber sicher auch von der gewählten Holzart ab.
Die gezielte Deformierung der Nadeln wäre bei den Aluminiumstricknadeln eine Option gewesen, ich habe zum Glück genug Nadeln zur Auswahl gehabt, um eine Kammstation mit preßpassenden Nadeln zu bestücken.
Für die Kämme mit Federstahl war das keine Option, das mußte richtig passen. Da war allerdings der Drahtdurchmesser sehr konstant.
Gruß, Martin
danke für das Lob. Zur Drehmaschine: ich wollte bewußt gegen den Hobbyisten-Grundsatz verstoßen, mit maximalem Aufwand minimale Ergebnisse zu erzielen. Zudem reicht der Verfahrweg nicht mal für diese kleinen Kämme, und dann muß man sich auch noch konzentrieren beim Abzählen der Umdrehungen am Handrad. Und noch schlimmer: kleine Bohrer wollen im Holz gern mal verlaufen, egal, womit sie angetrieben werden.
Im Gegensatz habe ich mit der Schablone schon mal die 2mm-Löcher unfehlbar am richtigen Platz. Beim Aufbohren kann fast nichts mehr schiefgehen, bis auf eines: ich hatte mit zu hoher Drehzahl gebohrt, wodurch das erhitzte Bohrmehl teils am Bohrer festgebacken ist. Das hat sicher einen deutlichen Einfluß auf das Ergebnis, ist aber nur bei einigen Löchern aufgetreten. Unter 1000U/Min sollte das eigentlich nicht passieren, hängt aber sicher auch von der gewählten Holzart ab.
Die gezielte Deformierung der Nadeln wäre bei den Aluminiumstricknadeln eine Option gewesen, ich habe zum Glück genug Nadeln zur Auswahl gehabt, um eine Kammstation mit preßpassenden Nadeln zu bestücken.
Für die Kämme mit Federstahl war das keine Option, das mußte richtig passen. Da war allerdings der Drahtdurchmesser sehr konstant.
Gruß, Martin