Zweifädiger Feinspinnflügel (Beispiel Ashford)

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Re: Zweifädiger Feinspinnflügel (Beispiel Ashford)

Beitrag von shorty » 11.02.2022, 12:41

Also genau weiss ich es nicht , beim Lendrum very fast läuft der Faden im Flügelholm und gesamt ist der Flügel zierlicher aber ob zwingend leichter glaub das tut sich nicht viel müsst ich aber wiegen

zuviel nachlauf ist nicht gut glaub ich , also eine gewisse Masseträgheit gar nicht so verkehrt ?? gut möglich
Im Normalbereich sind viele Dinge halt schlicht theoretisch wirklich merken würd mans wohl nur im highspeedbereich
Allerdings ist häufig der Mensch dann die Schwachstelle konkret die 44 zu 1 vollspeed getreten zeigen mir ganz deutlich die Grenzen meiner Hände auf

wenig theoretisch meine Antwort weiss schon ich hab halt ne andere Herangehensweise
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lisel
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Re: Zweifädiger Feinspinnflügel (Beispiel Ashford)

Beitrag von lisel » 11.02.2022, 20:22

Hallo Borek,

ich denke Deine Frage ist ob der Flügel eines Spinnrades eine Mindestmasse haben muss um zu funktionieren.

Da habe ich versucht in meiner Physiksammlung aus dem www zu Spinnrädern mal was zu finden

Als erstes mal eine Abhandlung zu „Kräfte am Spinnrad“
Großen Dank an den Spinnkreis Retschow
http://www.spinnkreis-retschow.de/physik_kraft.html

Ein weiterer Beitrag von Sigrid Vogt „Physik des Flügelspinnrades“
http://www.handspinn-forum.de/anleitung ... Physik.pdf

Aus diesem Beitrag:
“Durch den Zug, den der Faden auf die Spule ausübt, koppelt man die Spule an den Spinnflügel an und bewirkt, daß beide Bauteile als eins laufen müssen und sich in der Geschwindigkeit so weit es geht angleichen. Der Antriebsfaden ist dabei gezwungen, über den Spulenwirtel hinwegzuschleifen” (siehe „Physik des Flügelspinnrades“)

Somit wird m.e. die Spule die erst unbeweglich auf dem Spinnflügel mitrotiert in eigene Drehung auf dem Spinnflügel versetzt.
Sofern man keinen Einzug herbeiführt, drehe ich Spule+Flügel als Gesamtmasse über den Antriebsriemen über das Schwungrad/Tritt.

Bei größerer werden Gesamtmassen (als auch Leermasse ohne Wollfüllung auf der Spule) sehe ich persönlich 2 Effekte.
Einmal führen größere Leermassen zu einem größeren Trägheitsmoment beim Antreten des Rades aus dem Stillstand, d.h. es geht am Anfang schwerer.

Die andere Überlegung ist nun blanke Theorie von mir und berührt ob der Flügel eine Mindestmasse haben muss.
Hier denke ich ja, weil ein nach meiner Auffassung diese Mindestmasse einen gleichmäßigen Rundlauf des Flügels positiv beeinflussen könnte.
Grund wären nicht gleichmäßige Lagereibungen etc. die durch den „Schwungradeffekt“ des Flügels kompensiert werden könnten.
Wie gesagt sehr vage von mir, da ich auch schon extrem defizielle Spinnflügel gesehen habe, die mehr an 2 Drähte links+rechts erinnerten.

Nun spinne ich nicht selbst und ich muss auch nicht Recht haben.

LG Technik der Lisel
Viele Grüße von Lisel :wink:

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Re: Zweifädiger Feinspinnflügel (Beispiel Ashford)

Beitrag von borekd » 11.02.2022, 21:10

Hallo,

noch einmal vielen Dank für weitere klärende Hinweise.

@Karin:
shorty hat geschrieben:
11.02.2022, 12:41
...
Im Normalbereich sind viele Dinge halt schlicht theoretisch wirklich merken würd mans wohl nur im highspeedbereich
Allerdings ist häufig der Mensch dann die Schwachstelle konkret die 44 zu 1 vollspeed getreten zeigen mir ganz deutlich die Grenzen meiner Hände auf

wenig theoretisch meine Antwort weiss schon ich hab halt ne andere Herangehensweise
Andere Herangehensweise halte ich grundsätzlich für einen Vorteil. Wären wir alle gleich (=hätten wir alle die gleiche Herangehensweise) würde sich jegliche Diskussion erübrigen, und das wäre schade.
Insofern sind mir Deine praktischen Anmerkungen immer wieder wertvoll, wie aktuell der Hinweis auf die Unterschiede zwischen "normal" und "highspeed". Sowas kann ich als Nichtspinner allenfalls ahnen, wissen können es nur diejenigen, die damit u.U. auch jahrelang (fast) täglich praktisch umgehen und auf solche Details achten.

@Liseltechniker:
Den Beitrag von Frau Vogt kenne ich, es kann sogar gut sein, dass ich ihn hier irgendwo in der Vergangenheit eingestellt habe.

Dafür war mir die andere Quelle vom Spinnkreis Retschow bisher völlig unbekannt. Das muss ich mir erst einmal in Ruhe alles durchlesen und verinnerlichen. Ich melde mich mit hoher Wahrscheinlichkeit dazu später noch einmal.

Die Anmerkungen von Dir decken sich größtenteils mit meinen Überlegungen.

Gruß
Borek

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Re: Zweifädiger Feinspinnflügel (Beispiel Ashford)

Beitrag von borekd » 15.02.2022, 20:41

Hallo,

also, die vom Liseltechniker verlinkte Webseite von Spinnkreis Retschow ist ziemlich Klasse! Eine so gute und ausführliche Erklärung des Phänomens der voll werdenden Spule und der damit zusammenhängenden Notwendigkeit bei der Bremse für Nachschub zu sorgen, habe ich noch nicht gelesen.

Auch die Berechnungen der Bremskraft (http://www.spinnkreis-retschow.de/physik_einzug.html) und der Spulenkapazität (http://www.spinnkreis-retschow.de/physik_spule.html) haben mich begeistert. Hervorzuheben wäre noch, dass jede(r) seinen konkreten Fall nur durch einige Eingaben von der im Hintergrund arbeitenden Routine praktisch sofort berechnen kann.

Dennoch fand ich dort leider keinen Hinweis zu dem hier aufskizzierten Problem mit der Massenträgheit des Flügels. Wahrscheinlich ist es wohl doch so (wie Karin schrieb), dass sich solche Feinheiten im normalen Spinnalltag nicht bemerkbar machen, und allenfalls im Highspeedbereich (wenn überhaupt) auftreten können. Trotzdem vielen Dank für Eure Bemühungen.

Gruß
Borek

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