Ebay-Spinnrad mit Doppeltritt

Selbstbau von Handarbeitsgeräten

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Re: Ebay-Spinnrad mit Doppeltritt

Beitrag von Schigora » 26.01.2012, 12:32

ach so, und quietschen oder knarzen....Fehlanzeige!
leise ist es auch noch
Liebe Grüße
Schigora :)

"Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden."
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Re: Ebay-Spinnrad mit Doppeltritt

Beitrag von thomas_f » 10.04.2012, 09:53

:gut: (Warum entdecke ich Blindfisch das erst jetzt ;) ) Sehr elegant! :)

Eine allgemeine Frage hab ich:
... Die Kurbel ist kalt geschmiedet aus einem Rundeisen Durchmesser 6mm, erst den Bogen geschlagen, danach platt geklopft. Die Stabilität ist dadurch enorm.
Was hat es eigentlich mit den gebogenen Kurbelarmen auf sich? Haben die irgendeinen Vorteil (außer ästhetisch ;) ) gegenüber geraden Kurbelarmen? Dass das bei diesem Rad besser zum vorhandenen Design passt, ist schon klar. Aber Fannin behauptet bspw., dass die Richtung, in der der Arm gebogen ist, mit der hauptsächlichen Drehrichtung beim Spinnen korrespondieren solle. Die Physik dahinter habe ich nie verstanden und das eigentlich mehr für einen Mythos gehalten.

Beste Grüße -- Thomas

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Re: Ebay-Spinnrad mit Doppeltritt

Beitrag von fischerin » 10.04.2012, 09:58

Interessanterweise ist er beim kleinen Stauferland rund, sieht auch super aus,

LG Heike

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Re: Ebay-Spinnrad mit Doppeltritt

Beitrag von spulenhalter » 10.04.2012, 10:26

Der orginale Kurbelarm war gebogen, also mußte der Weiterbau auch gebogen werden. In dem Fall also erst einmal eine optische Weiterführung.

Beobachtungen am Spinnrad haben ergeben, dass gerade Knechte mit Langloch an der Kurbel sich unterschidlich bewegen können. Durch den gebogegen Kurbelarm wird in einem größerem Bereich verhindert, dass der Knecht auf den Kurbelarm rutscht und verklemmt. Das Raufrutschen und verklemmen kann vor allem bei gebogenen Rundeisen und Langloch im Knecht passieren.

Gegebenfalls ließe es sich ab er auch durch Buchsen oder Scheiben verhindern.

Der geschmiedete Kurbelarm baut schmaler und leichter, er benötigt keine Ansatzradien und der Querschnitt des Rundmaterials kann von 8 auf 2 mm reduziert werden.
Gruß Mathias

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Re: Ebay-Spinnrad mit Doppeltritt

Beitrag von sternzwerg » 10.04.2012, 10:35

@thomas: Ich weiss nicht so recht, wie ich die mechanische Belastung an diesem Bauteil und an den Übergängen einschätzen soll, vielleicht nutzte man die Tatsache, dass verformtes/ geschmiedetes Metall fester ist und wenn man das schon verformen muss, dann hat man sich eben ein wenig an der Form passend zum Rad ausgetobt.... (?)

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Re: Ebay-Spinnrad mit Doppeltritt

Beitrag von thomas_f » 10.04.2012, 10:53

Ah, also eine Art Hosenklammer für Knechte ;) (vgl. Tretkurbel am Fahrrad). Eigentlich besser durch eine Verkröpfung der Kurbel?

Die Übergänge sind dabei immer die Schwachstellen, da dürfen sich die Achsen nicht von den Kurbelarmen lockern. Da habe ich vom Schmieden viel zu wenig Ahnung, um das zu beurteilen. Irgendwelche formschlüssigen Verbindungen sind die einzige Möglichkeit, stelle ich mir vor.

Durch den Bogen im Kurbelarm lässt sich die Kurbellänge im Nachhinein noch recht einfach mit Hammer und Amboss justieren, ohne dass diese aufwändigen Verbindungen neu gemacht werden müssen -- kann das auch ein Grund sein? Andererseits -- wozu bräuchte man das beim Einzeltritt?

Beste Grüße -- Thomas

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Re: Ebay-Spinnrad mit Doppeltritt

Beitrag von sternzwerg » 10.04.2012, 11:15

;) und ich habe von Sprinnradtechnik zu wenig Ahnung...

Auf jeden Fall kann man "Sollbruchstellen" durch abrunden der Übergänge mindern. Ich nehme mal an, das meintest du mit deinem Fahrrad-Beispiel...

Bei Doppeltritt ist ein einfaches Nachjustieren garantiert ein Argument. Beim Einzeltritt?? Keine Ahnung, vielleicht um nachträglich Klappern, Quietschen und Scharren vom Tritt - Knecht zu mindern und nachjustieren auch dort praktisch ist???? (siehe erster Satz :O )

Wenn dieses geschwungene Bauteil so häufig auftritt bei alten Rädchen vermute ich schon mehr als nur ein rein optisches Stilelement...

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Re: Ebay-Spinnrad mit Doppeltritt

Beitrag von thomas_f » 10.04.2012, 12:03

Ich nehme mal an, das meintest du mit deinem Fahrrad-Beispiel...
Öhhm, nee, ich meinte den Effekt, den Mattias beschrieb, dass der Knecht sich nicht so leicht mit einer gekrümmten Kurbel ins Gehege kommt wie mit einer geraden.

Rundeisen vs. Flacheisen: Das Rundeisen hat den Vorteil, dass man daraus einfach Kurbel und Schwungradachse aus einem Stück hindengeln kann: Keine Eckverbindungen, die sich lockern könnten. Beim Aufbau des Beschlags aus mehreren Teilen -- rund für die Achsen und flach für den/die Kurbelarm(e) muss ich die Teile irgendwie so miteinander verbinden, dass sie sich nicht lockerwackeln können: viereckige Löcher bohren, hartlöten, schweißen o.ä. ;)
Wenn dieses geschwungene Bauteil so häufig auftritt bei alten Rädchen vermute ich schon mehr als nur ein rein optisches Stilelement...
Ja genau. Und wieso sind dann die Tretkurbeln am Fahrrad gerade? Außer hier: http://www.e-chien.com.tw/english/index.php :eek:

Beste Grüße -- Thomas

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Re: Ebay-Spinnrad mit Doppeltritt

Beitrag von spulenhalter » 10.04.2012, 21:05

Alles einfach eine Materialfrage.

Die geschwungegen Tretkurbeln am Fahrad sind leichter und stabiler.

So ist es auch beim Kurbelantrieb. Der Schmied bearbeitet das Rundeisen zum flachen Bogen, glüht es nochmals, schlägt über einen Dorn ein Loch in das glühende Eisen und erweitert es zum Vierkant. Die Bohrmaschine ist viel zu neu und kann auf einfache Art und Weise (leider) nur runde Löcher machen. In diese Vierkante lassen sich leicht passende Gegenstücke einstecken und vernieten. Es braucht nichts geschweißt zu werden (auch so eine moderen Fügetechnik).

Wenn etwas nicht ganz gerade ist, läßt sich alles leicht nachrichten.

Die moderen Räder haben meist Kurbeln aus Rundeisen von 8 - 12 mm im Durchmesser, mir reichen 6 mm, alles leichter. Eisen war zu dieser Zeit teuer.

Eins meiner Räder muss ich auch noch umbauen. Eine Ziege. Die Kurbel hat einen Radius von 7 cm, der Tritt bewegt sich also um 14 cm. Das bringt unnötig viel Bewegung ins Fußgelenk und wird schon schmerzhaft. Ich werde den Radius auf etwa 5 cm verkleinern, dass ist ein Wert, der bei den meisten Spinnrädern anzutreffen ist ( Ist abhänig vom Schwungraddurchmesser).

Hinweis:
- Großer Radius = großes Drehmoment = viel Kraft, aber auch großer Weg, daher relativ langsam, für große Schwungraddurchmesser gut
- Kleiner Radius = kleines Drehmoment = weniger Kraft. Gut für kleine Spinnräder, da läßt es sich schnell treten und es passt.
Gruß Mathias

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Re: Ebay-Spinnrad mit Doppeltritt

Beitrag von thomas_f » 11.04.2012, 23:56

Die geschwungegen Tretkurbeln am Fahrad sind leichter und stabiler.
Dann sähe man sie bei Zeitfahrern und bei der Tour de France und sonstwo viel häufiger, bzw. überhaupt mal. Selbst die alten Hochräder hatten (fast) alle gerade Kurbelarme.

Dass man "krumm gemeint" besser verkaufen kann als "nicht ganz gerade hingekriegt" ist schon klar, auch dass das Nachrichten damit leichter ist, hatte ich ja schon geschrieben.

Was für 8 statt 6 mm spricht, ist, dass man einfacher ein Loch für einen stabilen Splint reinbekommt. Aber ich finde die 6mm auch schöner.
Eins meiner Räder muss ich auch noch umbauen. Eine Ziege. Die Kurbel hat einen Radius von 7 cm, der Tritt bewegt sich also um 14 cm. Das bringt unnötig viel Bewegung ins Fußgelenk und wird schon schmerzhaft. Ich werde den Radius auf etwa 5 cm verkleinern, dass ist ein Wert, der bei den meisten Spinnrädern anzutreffen ist ( Ist abhänig vom Schwungraddurchmesser).
Alternativ könntest du (je nach Gegebenheiten) den Hebel am Tritt länger machen, d.h. die Höhe des Dreiecks mit der Basis "Trittlagerachse" und dem Scheitelpunkt "untere Knechtaufhängung". Es ist ja nicht der Kurbelradius allein, der den Tritthubwinkel (was für ein Wort! ;) ) ausmacht.

Beste Grüße -- Thomas

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Re: Ebay-Spinnrad mit Doppeltritt

Beitrag von spulenhalter » 12.04.2012, 21:39

thomas_f hat geschrieben:...
Alternativ könntest du (je nach Gegebenheiten) den Hebel am Tritt länger machen, d.h. die Höhe des Dreiecks mit der Basis "Trittlagerachse" und dem Scheitelpunkt "untere Knechtaufhängung". Es ist ja nicht der Kurbelradius allein, der den Tritthubwinkel (was für ein Wort! ;) ) ausmacht.

Beste Grüße -- Thomas
Hab ich schon versucht. Entweder muss ich den gesamten Tritt dann neu bauen und er wird seeeehr lang und fängt in sich an zu schwingen oder es sieht sch..e aus.

Die Kurbel ändern geht bei mir schneller und ist schöner, aber danke für den Tipp.
Gruß Mathias

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