(Nach)Baubericht ... Spinnrad aus Buche

Selbstbau von Handarbeitsgeräten

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(Nach)Baubericht ... Spinnrad aus Buche

Beitrag von Wetterfrosch » 13.09.2010, 13:34

Tach zusammen!

So, ich will denn mal von meinen Nachbau-Erfahrungen berichten.
(Ich nehme hier Bezug auf den Baubericht von DeJe.)
1. Holzzuschnitt: Das Speichenrad habe ich versucht, es dann aber nach einem Tag Arbeit sein lassen. Mit einer Stichsäge gibt es einfach Probleme, wenn man den Pendelhub nicht abschaltet (oder max. niedrigste Stufe). Zudem läuft der Schnitt nicht immer ganz senkrecht, was bei einer Bandsäge sicherlich besser funktioniert.
Da das mit dem Speichenrad bei mir nix war, habe ich ein massives aus Multiplex (21mm Birke) gemacht.
Als Zirkel diente ein Reststück Dachlatte. An einem Ende einen Nagel reingekloppt, den Radius des Rades (hier 27 cm) abgemessen und ein Loch durch die Dachlatte gebohrt. Durch das Loch habe ich einen stramm sitzenden Bleistift gesteckt, und fertig war der Zirkel.
Anschliessend habe ich meinen Bandschleifer so eingespannt, dass ich das Rad, nachdem ich es ausgesägt habe, rundschleifen konnte. Hierzu improvisierte ich eine Hilfskonstruktion, auf der das Rad im Mittelpunkt mit einem Nagel drehend befestigt war. Diese Hilfskonstruktion konnte ich dann nach und nach näher an den Bandschleifer schieben. ACHTUNG: Ein Anschlag, wie weit das Rad maximal vorgeschoben werden darf, ist unerlässlich!!
Das Rillenprofil für das Rad habe ich mit der Oberfräse in mehreren Durchgängen gefräst. Auch hier diente mir die Hilfskonstruktion.

Die Kugellager passen stramm in Sacklöcher mit 22mm Durchmesser. Als Achse für das Rad dient eine Gewindestange. Damit sich die Gewindestange nicht frei im inneren Ring des Kugellagers dreht, und somit Abrieb erzeugt, sollten Distanzhülsen (aus Alurohr individuell zugeschnitten) beim Einbau des Rades Druck auf die inneren Ringe der Kugellager ausüben, damit diese sich drehen.
Zur Durchführung der Achse müssen diese Bohrungen groß genug sein (bei mir 12mm), damit die Distanzhülsen bis an die Lager heranreichen.

Metallarbeiten: Wer einen Schlosser kennt, sollte schon mal seine Rufnummer raussuchen.
Zuerst habe ich den Antrieb selber gebaut, aber auch bei mir klackerte er. Die grössten Kräfte treten am Vorderteil auf, da hier die Hebelkraft am grössten ist.
Mit meinem stümperhaft zusammengeschraubten Gebilde konnte ich dann einem Bekannten zeigen, was der Antrieb leisten muss, und wie er aussehen soll. Drei der vier Verbindungspunkte konnten geschweißt werden, nue eine ist geschraubt. Zur Erhöhung der Stabilität wurde die Vierkantverbindungen konisch leicht hergestellt. Das hat in den Probeläufen bestens funktioniert.

Wer den Silberstahl selber bearbeiten will, braucht gutes Werkzeug! Sägen und feilen geht noch, zum bohren sollte man einen Kobalt-Bohrer nehmen. Beim Gewinde für den Spinnflügel bin ich gescheitert. Damit bin ich dann zum Metallbauer gefahren, da mein Gewindeschneider hier kläglich versagte. War halt Billigkram.

Für die Spulenkerne habe ich 15mm Alurohr genommen. Das gibt es in jedem Baumarkt und Eisenwarenladen, und lässt sich gut bearbeiten. Abgelängt habe ich es mit einem Rohrabschneider. Damit wird es beim schneiden an der Schnittkante etwas nach innen gequetscht und somit der innere Querschnitt verkleinert. Mit einem 12mm Senker habe ich die Rohrenden genau auf 12mm gebracht. Die Bundbuchsen passen dann schon stramm rein (sogar mittig) und werden verklebt.

Ein Problem stellten die Magnete dar. Rundmagnete mit 5mm Durchmesser und 5mm Länge habe ich nirgends gefunden. Ggf kann man sich mit 5x5mm Würfeln behelfen. Ich habe bei Conrad Rundmagnete mit 22mm Länge bestellt, um diese auf die geforderten längen zu bringen.
Ein Tipp: Sägen bringt zwar tolle Funken (auch mit einer normalen Eisensäge, keine Maschine), aber das Material bricht sehr leicht und unkontrolliert. Ein präzises zurechtsägen scheint mir nicht möglich.
Also habe ich die Feinarbeiten mit dem Bandschleifer gemacht. So konnte ich die Magnete, und mittlerweile produzierte Bruchstücke, auf die benötigten Masse bringen.
DeJe hat mich mittlerweile auf eine Bezugsquelle aufmerksam gemacht. Da habe ich die richtigen Magnete zuerst nicht gefunden. Hätte ich besser recherchiert, hätte ich mir einiges an Arbeit, Zeit und schimpfen sparen können.

Den Spinnflügel habe ich direkt mit einem Sliding Hook versehen. Die 6mm Alurohre habe ich im Holz verklebt und anschließend den Sliding Hook aus Schweissdraht zurechtgebogen. Hierbei ist eine Rundzange sehr hilfreich. Schweissdraht ist sicherlich nicht das ideale Material, aber was anderes gaben die Tiefen meines Kellers nicht her.

So, Bilder werden noch folgen. Ich habe DeJe vorgeschlagen, eine Liste mit Material und entsprechenden Bezugsquellen zu erstellen. Das wir jedem weiteren Nachbauer die Arbeit sicherlich erheblich erleichtern!
Mal sehen, wie sich dieses Projekt weiter entwickelt.
Ich jedenfalls überlege schon fast (aus meinen Problemen und Pannen schlauer geworden), einige Teile neu zu bauen. Das ist halt wie bei einem Haus - beim zweiten würde man aus den gemachten Erfahrungen einiges anders machen. Aber so ist es halt, hinterher ist man immer schlauer.

Also Bastelfreunde, ran ans Werk.

Uwe
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Zuletzt geändert von Wetterfrosch am 13.09.2010, 17:09, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: (Nach)Baubericht....Spinnrad aus Buche

Beitrag von thomas_f » 13.09.2010, 14:29

Hi Uwe,

das hört sich erstmal doch gut an!

Falls du bei einem Nachbau des Nachbaus die Gewichtsverteilung im Schwungrad der eines Speichenrads annähern möchtest, kannst du ja mit einer Lochsäge einen Ring von runden Löchern herstellen. Ich würde für das Schwungrad auch Multiplex oder MDF nehmen, nicht nur wegen der Bearbeitungsprobleme. Es verzieht sich halt nicht.

Mit der Silberstahlwelle bin ich auch zum Maschinenbauer gegangen. Selbst der hat beim Gewindeschneiden seine liebe Mühe gehabt. Im Unterschied zu mir ist es ihm aber gelungen. ;)

Beste Grüße -- Thomas

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Re: (Nach)Baubericht....Spinnrad aus Buche

Beitrag von DeJe » 13.09.2010, 18:01

:gut:
Hast du noch ein Bild vom kompletten Rad?
Deine Hooks sehen deutlich besser aus als unsere. Da mußte ich arg kämpfen. Ich habe da Federn umgebogen. :O Funktioniert der Schweißdraht? Das ist ja kein Federstahl.

Auf jeden Fall hast du ein paar nette kleine Detailänderung/Verbesserungen (Hooks, Rad, konische Verbindung, ...), das gefällt mir super.
Gruß,
DeJe

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Re: (Nach)Baubericht ... Spinnrad aus Buche

Beitrag von Wetterfrosch » 16.09.2010, 08:36

Tach zusammen!

Nee, ein Bild vom kompletten Rad habe ich noch nicht. Momentan fristen die Einzelteile ihr Dasein im finsteren Keller und warten auf weitere Bearbeitung. Momentan bin ich AU und kann nicht sonderlich gut laufen. Ich hoffe, ich kann in den nächsten Tagen weitermachen. Dann gibt es bestimmt auch ein Bildchen :foto: .

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Re: (Nach)Baubericht ... Spinnrad aus Buche

Beitrag von dachbodenspinner » 02.11.2010, 18:59

So, mein Gatte (Wetterfrosch) kommt ja nicht dazu, jetzt habe ich Bilder gemacht:
Spinnrad total.jpg
Spinnrad seitlich.jpg
Spinnrad Knechte.jpg
Spinnflügel-Fadenführung.jpg
Fadenführung.jpg
Ich spinne ganz gern damit, allerdings laufen die Tritte manchmal etwas schwer. Längeres Spinnen finde ich anstrengend.

Bis dahin

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Re: (Nach)Baubericht ... Spinnrad aus Buche

Beitrag von DeJe » 02.11.2010, 19:12

Das sieht toll aus! :gut:

Bei den Tritten sieht es so aus, als ob sie zu eng zwischen den Lagerböcken eingespannt sind. Also entweder die Lagerböcke noch etwas abschleifen oder die Tritte. Und natürlich die Lager ölen/fetten.
Gruß,
DeJe

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Re: (Nach)Baubericht ... Spinnrad aus Buche

Beitrag von Wetterfrosch » 16.02.2011, 07:46

Tach zusammen!!

Hier ein kleiner Bericht zum Nachbau:
Mir ging in der letzten Zeit das leichte, aber doch deutlich hörbare klappern der Spulen auch der Achse des Spinnkopfes auf den Nerv.
Vorgestern hatte ich eine Idee, welche ich gestern ohne großen Aufwand umsetzten konnte.
Beim restaurieren einer Alten Ziege sah ich, daß im Spulenkern (Innendurchmesser 8mm) ein dünnes Leder eingelegt ist. Dieses Leder übernimmt die Funktion der bei DeJe und mir verwendeten Buchsen aus Sinterbronze. Metall auf Metall kann halt klappern.
Ich habe dann eine neue Spule hergestellt und den Spulenkern von innen mit Leder ausgekleidet (da das Leder recht dünn ist, doppellagig reingeklebt). Nun passt das Alurohr mit einem Innendurchmesser von 13mm supergut auf die 8mm-Achse.
Und siehe da, NIX KLAPPERT MEHR!!!!!
Das Leder sollte gelegentlich gefettet oder oder mit Silikonöl bearbeitet werden, aber das ist ja wirklich kein Aufwand.

Mein nächstes Projekt ist der nachbau einer Ziege. Sicherlich nicht mit so vielen Drechselteilen und einem einfacher gebauten Rad, aber ich hoffe, sie wird dennoch einigermaßen nett aussehen.

Ich werde wohl berichten .........

Uwe
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Re: (Nach)Baubericht ... Spinnrad aus Buche

Beitrag von versponnen » 16.02.2011, 12:18

und ich fette immer mit lederfett die spulen,damit beugst du das heißlaufen des leders vor.
herzlicher gruß wiebke

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Re: (Nach)Baubericht ... Spinnrad aus Buche

Beitrag von fiberarts » 16.02.2011, 16:49

Ganz ganz Super!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Happy Spinning

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