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Spinnradwartung

Verfasst: 31.03.2019, 18:15
von Arachnida
spinnradkitsmall.jpg
Für meine Spinnräder und auch für die Spinntreffen habe ich mir ein Spinnrad-Wartungsset zusammengestellt. Erstens ist es praktisch wenn man alle nötigen Utensilien fürs Spinnrad an einem Platz – in meinem Fall eine kleine Zubehörbox – versammelt hat ohne lange suchen zu müssen und zweitens freut es mich bei Treffen immer, wenn ich jemandem helfen kann, der ein Problem mit seinem Rad hat. Sei es dass einfach nur irgend etwas quietscht oder knarzt oder die Knechtverbindung gerissen ist.

Es ist ganz einfach euer eigenes Spinnrad-Wartungsset zusammenzustellen. Natürlich könnt ihr eure eigenen Erfahrungen und Vorlieben in euer Set integrieren, und es hängt natürlich davon ab, wie wartungsintensiv eure Spinnräder sind. Moderne Räder mit Kugellagern brauchen z.B. keine Ölung, aber es schadet nicht nach längerem Spinnen die Spulenachse mit ein wenig Öl abzuwischen. Viele Dinge hat man sowieso zuhause, andere kann man sich nach und nach organisieren. Mein Set soll nur als Anregung dienen, was sich für mich als nützlich gezeigt hat.

In meinem Set sind enthalten:

Ein Feuerzeug: Zum Anzünden des Teelichtes, wenn ein PU-Riemen reißt und geflickt werden muss. Auch für Kunstfaser-Bremsschnüre zum Versiegeln der Enden.
Ein Teelicht: Als Flamme für das Flicken eines PU-Riemens.
Eine Bienenwachskerze (ich verwende eine Christbaumkerze): Zum Einreiben von hölzernen Gewinden. Alternativ kann man ein Stück Seife verwenden. Die Christbaumkerne kann durch ihre passende Größe auch gut zum Einreiben von Lederlagern verwendet werden. Sie sollte wirklich zu 100% aus Bienenwachs bestehen!
Ersatz-Einzugshaken: kann man immer brauchen.
Kriechöl: Ein feines Öl, um Gewinde, z.B. bei einem festgefressenem Wirtel zu lösen oder unangenehmes Quietschen zu beseitigen. Hier Ballistol, WD40 geht natürlich auch :)
Ein Stofflappen: Um überflüssiges Öl abzuwischen. Ich verwende hier gerne ein Stofftaschentuch.
Bremsfaden: Diverse Kunststoff-Schnüre für spulengebremste Räder.
Antriebsfaden: Ein kleines Knäuel Baumwoll- oder Hanfschnur für Antriebsriemen
PU-Riemen: Polyurethan-Riemen. Ist als Meterware erhältlich.
Verbindungsfäden: Ein paar kürzere Stücke Hanfschnur für Tritt-/Knecht-Verbindungen.
Stahlwolle, fein: um Flugrost an Haken oder Flyer zu entfernen. Rost ist der Feind jedes Spinners, denn er verhindert dass der gesponnene Faden frei gleiten kann und führt dazu dass der Faden reißt.
Ersatzfedern: Federn in verschiedenen Größen für die Bremse bei spulengebremsten Rädern.
Haken: Ersatzhaken in verschiedenen Größen für Flyer
O-Ringe: Gummidichtungsringe in verschiedenen Größen. Praktisch wenn Spulen klappern weil sie nicht exakt passen.
Multitool: Ein Multitool mit Messer und Schraubenzieher.
Zusätzlich: Unterschiedliche Lederreste: in Streifen geschnitten, die zur Reparatur von Knecht/Trittverbindungen oder als Bremse für flügelgebremste Räder verwendet werden können.

Mit diesen kleine Dingen könnt ihr fast jedem Problem das an eurem Rad auftritt, gelassen entgegentreten.

Re: Spinnradwartung

Verfasst: 31.03.2019, 18:39
von Sina
Das ist eine gute Idee - ich muss mal prüfen was ich davon habe. Momentan ist alles auf 2 Plätze verteilt, und nichts ist einfach mitnehmbar.

Etwas später, es ist jetzt alles was vorhanden ist an einem Ort. Es fehlt aber einiges. Trotzdem immer noch nichts mitnehmbar.

Re: Spinnradwartung

Verfasst: 02.04.2019, 11:25
von Klara
Bewundernswert organisiert! Allerdings habe ich in 14 Jahren noch kaum was davon gebraucht... (mal 'ne Ersatzschnur, aber die gehört sowieso zum Marktkrimskrams).

Ciao, Klara

Re: Spinnradwartung

Verfasst: 02.04.2019, 12:31
von Basteline
Mein Notfallset sieht ähnlich aus.
Das Meiste davon wird aber nicht von mir benötigt, da ich inzwischen mehr mit modernen Rädern unterwegs bin.
Aber mein Spinnumfeld, bei diversen Spinntreffen, hat schon ausgiebig und gerne davon Gebrauch machen könnnen, bzw ich habe es für sie angewendet. .... und das, obwohl gelästert wird, was ich denn immer so viel Zeug mitschleppe. :P
Aber dann kommen die Lästermäuler angekrochen.... :totlach:

Werde auch mal ein Foto von meinen Utensilien machen.

Re: Spinnradwartung

Verfasst: 03.04.2019, 08:53
von borekd
Hallo Arachnida,

Dein Spinnrad-Wartungsset finde ich Klasse, erlaube mit bitte dennoch ein wenig konstruktiver Kritik.

1)Bienenwachs kenne ich als einen Haftvermittler, nicht als einen Haftminderer (Schmierstoff). Z.B. eine eher rutschige Antriebsschnur kann man durch das Einreiben mit Bienenwachs griffiger machen, das habe ich bereits praktiziert. Für das Abschmieren von Holzgewinde würde ich Parafin nehmen, also z.B. Dein Teelicht. Seife geht auch.
Leder(-Lager) mit Parafin oder Seife zu schmieren habe ich nie versucht, hier kommt bei uns Bettbahnöl zum Einsatz. Vielleicht ist diesbezüglich Deine Wahl gleichwertig, allerdings wahrscheinlich mit der Ausnahme von Bienenwachs (siehe oben).

2)Ballistol und WD40 sind Kriech- und Konservierungsöle, sehr gut geeignet als Rostlöser (wie Du schriebst) oder zum Vorbeugen von Rost. Sie haben so gut wie gar keine Schmierwirkung, und eignen sich somit grundsätzlich NICHT als Schmierstoffe. Bei manchen Menschen (z.B. bei mir) bewirken Konservierungsöle eine allergische Reaktion, also bitte vorsichtig damit umgehen.
Übrigens, zu den besten Rostlösern gehört Coca-Cola, wohl aufgrund der darin enthaltenen Phosphorsäure (ein alter Schlossertrick).

3)Generell ist das Schmieren fremder Räder mit eigenem Öl sehr problematisch, denn manche Schmierstoffe vertragen einander chemisch schlecht oder gar nicht, und man kann schon eine unangenehme Überraschung erleben. Die einzige wirklich 100%-ig sichere Vorgehensweise ist, immer wieder nur mit einer Sorte Öl zu schmieren, ohne Ausnahme.

4)O-Ringe sind aus relativ weichem und flexiblem Gummi und daher haben sie hervorragende dichtende und dämpfende Eigenschaften. Sofern können sie sehr gut geeignet sein um Klappergeräusche zu beseitigen, allerdings auf Kosten erhöhter Reibung (auch Gummi ist ein Haftvermittler). Besser wären für den angedachten Zweck Lederscheiben, die man allerdings selbst herstellen müsste.

Gruß
Borek

Re: Spinnradwartung

Verfasst: 03.04.2019, 14:51
von Arachnida
Hallo borekd,

vielen dank für deine konstruktiven Vorschläge!

Zu 1) Beim Bienenwachs hast du natürlich recht, ich hab das Teelicht auch schon für Holz genommen, werde aber zusätzlich noch ein Stück Seife in die Kiste packen. Den Seifentrick kenne ich noch von einem alten Tischler, um Schubladen wieder gängig zu machen. Ich habe auch noch wo ein kleines Döschen Lederfett, das kann auch noch gut dazu wandern.

Zu 2) Zu Ballistol/WD 40, ich verwende es wie du schreibst zum Rost lösen, oder auch wenn z.B. ein Wirtel festgefressen ist und gelöst werden möchte. Für mich haben sie vor allem den Zweck einer raschen Lärmverminderung. Ich hatte z.B. bei meinem Sonata immer ein Knarzen an den Scharnieren, einmal kurz WD40 drauf und dann war die nächsten drei Jahre Ruhe. Unser Firmenkühlschrank hat ebenfalls die Tür an einer Kunststoffschiene, das ging immer quiek-knarz quiek-knarz bei jedem Öffnen. Einmal kurz eingesprüht, Kühlschrank is seither still.

Zu 3) gut zu wissen! Meistens haben die Radbesitzer eh ihr eigenes Öl bzw Fett was ich dann verwende.

Zu 4) ich nehme die O-Ringe z.B. zum Dämpfen einer LazyKate. Über die Lederscheiben haben wir ja schon gesprochen, aber dazu müsste ich dann einen Satz Locheisen samt Hammer und Leder mitschleppen. Die O-Ringe sind praktisch nur ein Übergangs-MacGyverismus.

Re: Spinnradwartung

Verfasst: 03.04.2019, 17:50
von Basteline
Über die Lederscheiben haben wir ja schon gesprochen, aber dazu müsste ich dann einen Satz Locheisen samt Hammer und Leder mitschleppen.
Ich habe immer ein Stück weiches Leder dabei, weiß nicht ob das Nappaleder ist.
Daraus schneide ich ein rundes Stück aus, falte es zu einem Viertelstück und schneide an der Spitze mit einer Schere eine Ecke raus. Das reicht meistens aus, um es auf den Flügeldorn oder andere Stangen zu schieben und eine Geräuschdämpfung zu erreichen.
Da spart man sich die große Lochzange.

Re: Spinnradwartung

Verfasst: 07.04.2019, 12:29
von wollwolff
Hallo liebe Spinnradwarter und Reperateurinnen.

Der Set ist schon i.O., nur das Feuerzeug verbannt bitte und steckt auch nie die Kerze an, um einen Riemen zu Schweißen.

Der Grund:
Eine Kerzenflamme rußt und auch eine Feuerzeugflamme bindet Schadstoffe ( Staub, Feuchtigkeit, Kuchenkrümel u.v.a.m) und vebringt
diese in die Riemenschmelzzone, wo sie durch Einschlüsse und Überhitzung die Schweißnahtfestigkeit drastisch reduziert. Von 100%
gewünschter Endfestigkeit bleiben da schon mal nur 30% über.

Besser:
E-Lötkolben ca. 15-30Watt, leichtes NUR-Bügeleisen oder breites Tafelmesser.
Letzteres kann mit dem Gasfeuerzeug oder Heißluftgerät erwärmt und dessen Klinge ist der Anschmelzkontakt.

Wenn Ihr bedenkt, das PU Material des Riemens, ein Olefin mit erhöhter Wärmeaufnahme und längerer Abkühlung ist und dennoch nur max 160-180°C
braucht um sicher anzuschmelzen.
Darüber wird es zwar auch flüssig, ändert aber wertmindernd die Festigkeit und sonstigen Eigenschaften ( z.B. Elastizität usw.).
Alle andern evtl. zu " flickenden" Riemen am Altspinnrad können auch PVC mit Weichmachern sein, wo das Temperaturfenster noch kleiner ist
und der gequälte Kunstoff schnell altert ( u.U. verbrennt oder pulverisiert).

Nachdenkliches Riemenschweißen wünscht Euch Jürgen ^..^

Re: Spinnradwartung

Verfasst: 29.01.2020, 10:35
von Wollkirsche
Ballistol und WD40 sind Kriech- und Konservierungsöle, sehr gut geeignet als Rostlöser (wie Du schriebst) oder zum Vorbeugen von Rost. Sie haben so gut wie gar keine Schmierwirkung, und eignen sich somit grundsätzlich NICHT als Schmierstoffe.
Diese Aussage irritiert mich jetzt sehr.... Ich besitze neben dem Spinnrad auch eine Strickmaschine und die Maschinenstricker schwören durchweg auf Ballistol als das einzig glücklich machende Schmieröl. An so einer Strickmaschine sind sehr viele Metallteile, die absolut leichtgängig und beweglich gehalten werden müssen. Zum einen die metallenen Stricknadeln, die in Kanälen aus Metall hoch und runter gleiten müssen, zum anderen gibt es an der Unterseite des Strickschlittens, mit dem man über das Nadelbett fährt, viele bewegliche Metallteile, die mehrfach verstellt werden können. Und dann läuft der Schlitten an sich auch über Schienen, und auch da muss alles schön leicht gängig sein, sonst wird das Stricken mit der Maschine zur Kraftanstrengung...

Die gängige Praxis ist, das alles regelmäßig mit Ballistol zu ölen, damit die Maschine leichtgängig bleibt. Ballistol wird empfohlen, weil es nicht verharzt, was ein großes Problem ist, wenn eine Maschine länger nicht benutzt wird, weil sich dann in Verbindung mit den Wollfusseln, die unweigerlich durch das Stricken entstehen, überall Verklebungen bilden, die nur sehr mühselig wieder entfernt werden können.

Welchen Schmierstoff bzw. welches Öl soll man denn statt Ballistol lieber nehmen? Ich würde mich da über einen Tipp sehr freuen, auch wenn es eine Frage ist, die ein bisschen "sprinnfremd" ist (aber nur ein bisschen, denn Stricken ja schließlich eine Verwendungsmöglichkeit für das gesponnene Garn... :O)

Re: Spinnradwartung

Verfasst: 29.01.2020, 13:29
von Klara
Für mich sind Ballistol und WD40 zwei völlig unterschiedliche Öle mit völlig unterschiedlichem Anwendungsbereich. Ballistol schmiert meiner Meinung nach - allerdings je nach Situation eventuell nicht sehr lange, da es sehr dünnflüssig ist. WD40 ist ein Rostlöser - das kommt überall da zum Einsatz, wo Metallteile festsitzen.

Wenn also die Maschinenstricker auf Ballistol schwören, dann würde ich dabei bleiben - ich hab's für meine Spinnräder auch genommen, als ich noch welches hatte (inzwischen bin ich auf Feinmechaniköl aus dem nächsten Laden umgestiegen - die Idee, dass man immer beim gleichen Schmiermittel bleiben sollte, ist zwar theoretisch gut und richtig, in der Praxis aber nicht so einfach umzusetzen...)

Aber grundsätzliche Frage zum Verharzen: Sind es nicht pflanzliche Öle die mehr oder weniger schnell verharzen? D. h. mit Petrochemie ist man allgemein auf der sicheren Seite?

Ciao, Klara

Re: Spinnradwartung

Verfasst: 29.01.2020, 14:12
von Wollkirsche
Auf Ballistol steht zumindest ausdrücklich "harzfrei", ich habe keine Idee, ob das jetzt einfach ein Marketingspruch ist, d.h. da wird mit etwas geworben, was sowieso eine Selbstverständlichkeit von synthetischem Öl ist...

Zu WD40 habe ich sogar schon von einem Fahrradmechaniker gehört, dass es zum ENTFETTEN genommen wird, also um altes Öl zu lösen, auch festgebackens, verharztes. Danach muss dann mit Feinmechanikeröl bzw. Öl für Fahrradketten geölt werden.

Wie gesagt, ich kenne mich mit den Eigenschaften von Schmiermitteln und Schmierölen gar nicht aus, aber mich interessieren die Eigenschaften und v.a. die Frage, wo ich welches Öl / Schmiermittel nehmen kann. Nur weil es alle so machen, heißt das ja nicht, dass es so richtig oder gar optimal ist. Gerade in Internet-Foren oder Facebook-Gruppen werden solche Aussagen wie "da geht nur Ballistol" ja oft auch einfach weitergegeben und etablieren sich so als "Standardwissen", obwohl sie vielleicht falsch sind oder es eine bessere Lösung gäbe. Deshalb ist mir die Aussage zum Ballistol aufgefallen und ich wüsste gerne mehr dazu

Re: Spinnradwartung

Verfasst: 30.01.2020, 12:03
von Klara
Was das "Entfetten" angeht, gibt es ja den alten Chemiker-Spruch "Gleiches löst sich in Gleichem". Ich stelle mir das also so vor (der Spruch stammt aus dem Unterricht - leider haben wir nichts genaueres über Öle gelernt): Ein extrem dünnflüssiges Öl wie WD40 (denn ein bisschen schmierig fühlt es sich ja schon an - es ist nichts auf Alkohol- oder Wasserbasis, denke ich. Vielleicht sollte ich das Etikett mal wieder lesen...) wäscht festeren öligen Schmutz wie z. B. an einer Fahrradkette ab, ist dann aber seinerseits zu dünn um Reibung zwischen zwei Flächen zu verringern, da es einfach nicht genug "polstert".

Wenn ich meine Stallschiebetür schmiere, dann nehme ich ein festes Fett - das verringert die Reibung, tropft nicht sofort runter und hält auch ein bisschen Regen aus.

Für Automotoren gab's früher mal dickflüssigere und dünnflüssigere Öle, je nach Jahreszeit einzusetzen.

Ballistol (ich meine übrigens immer das absolut ungiftige Öl im traditionellen fläschchen, nicht das Spray) ist bestimmt auf der dünneren Seite (verglichen mit Fett oder Motoröl) - aber ich denke mir, dass deiner Beschreibung nach genau das bei Strickmaschinen wünschenswert ist (bei Spinnrädern will man eventuell mehr "Haftkraft", je nach genauem Einsatzort). Ob Ballistol im Endeffekt wirklich so viel besser ist als z. B. Nähmaschinenöl - das wage ich nicht zu entscheiden. Aber ich glaube nicht, dass du damit was falsch machst. Und es gibt ja noch tausend andere Einsatzzwecke - vom Schlucken bei Magenbeschwerden (weil es ein basisches Öl ist) zum Auftragen auf Mückenstiche (hilft genauso viel wie Spezialzeug aus der Apotheke, nämlich gar nicht, bei mir zumindest).

Nach dem Artikel hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Ballistol ist es wohl "sauberer" (Weissöl in medizinischer Qualität) als das Fläschchen Nähmaschinenöl für 3 Euro... Ob das für die Strickmaschine wichtig ist weiss ich wiederum nicht und du willst ja wohl keine Wunden damit desinfizieren...

Ciao, Klara

Re: Spinnradwartung

Verfasst: 03.02.2020, 14:02
von borekd
Wollkirsche hat geschrieben:
29.01.2020, 10:35
Ballistol und WD40 sind Kriech- und Konservierungsöle, sehr gut geeignet als Rostlöser (wie Du schriebst) oder zum Vorbeugen von Rost. Sie haben so gut wie gar keine Schmierwirkung, und eignen sich somit grundsätzlich NICHT als Schmierstoffe.
Diese Aussage irritiert mich jetzt sehr.... Ich besitze neben dem Spinnrad auch eine Strickmaschine und die Maschinenstricker schwören durchweg auf Ballistol als das einzig glücklich machende Schmieröl....
Welchen Schmierstoff bzw. welches Öl soll man denn statt Ballistol lieber nehmen? Ich würde mich da über einen Tipp sehr freuen, auch wenn es eine Frage ist, die ein bisschen "sprinnfremd" ist (aber nur ein bisschen, denn Stricken ja schließlich eine Verwendungsmöglichkeit für das gesponnene Garn... :O)
Die von Dir zitierte Aussage kommt von mir, und ich würde gern bei Ihr bleiben. Allerdings sollte man immer auch den Kontext betrachten. Falls die Schmierstellen in einer Strickmaschine (die ich nie in natura gesehen habe) unzugänglich, klein oder einfach nur zu viele sein sollten, ist der Einsatz von Ballistol an dieser Stelle aufgrund seiner hervorragenden Kriecheigenschaften vielleicht doch gerechtfertigt. Wenn z.B. eine Nadel durch ein langes dünnes Röhrchen gleiten soll, spielt die Oberflächenspannung eines Schmierstoffs deutlich größere Rolle als seine Druckfestigkeit. Beim Bettschlitten einer Drehmaschine ist es genau andersherum.

Der von Klara verlinkte Wikipedia-Eintrag beschreibt die Vor- und Nachteile von Ballistol (für mein laienhaftes Verständnis) sehr gut, und wie ich finde, bestätigt er meine obige Aussage.

Dass man WD40 zum Entfetten nimmt, kann ich mir nur so vorstellen, dass man es zum Abwaschen von Konservierungsfett nimmt, der bei vielen metallischen Teilen als Korrosionsschutz für den Transport und Lagerung verwendet wird. Das mache ich ab und an (allerdings mit einem anderen Konservierungsöl) auch so, bevor ich ein neu gekauftes Maschinenteil einsetze. Entfettet im wörtlichen Sinne wird dadurch nicht.

Wenn ich Ballistol mit einem "echten" Schmiermittel ersetzen wollte, würde ich mich nach Schmierstoffen für Uhrwerke umsehen, z.B.
https://www.fohrmann.com/de/praezisions ... nfett.html
https://www.fohrmann.com/de/uhrenoel-nr ... ikoel.html
https://www.fohrmann.com/de/spezial-uhr ... llbau.html
Die ersten beiden Schmierstoffe habe ich vor Jahrzehnten für meine Modelleisenbahnloks verwendet, und sie waren wirklich merklich besser als das normale Fahrrad- oder Nähmaschinenöl. Allerdings sind sie nicht gerade billig, und wahrscheinlich für den Einsatz an einem Spinnrad doch schon viel zu fein. Daher habe ich meiner Frau von Anfang an für das Schmieren Ihrer Räder das Bettbahnöl GLP68 gegeben. Unter anderem auch deswegen, weil ich diesen Schmierstoff an meinen Werkzeugmaschinen einsetze, und somit haben wir davon immer den einen oder anderen Liter im Haus.
Für eine Strickmaschine - so wie Du sie beschreibst - wäre allerdings selbst das dünnflüssige 68-er Bettbahnöl wahrscheinlich viel zu zäh.

Das Verharzen von synthetischen Schmierstoffen muss man i.d.R. nicht befürchten. Lediglich einige der"natürlichen" Öle und Fette neigen dazu.

Gruß
Borek

Re: Spinnradwartung

Verfasst: 04.02.2020, 10:22
von Klara
borekd hat geschrieben:
03.02.2020, 14:02
...
Dass man WD40 zum Entfetten nimmt, kann ich mir nur so vorstellen, dass man es zum Abwaschen von Konservierungsfett nimmt, der bei vielen metallischen Teilen als Korrosionsschutz für den Transport und Lagerung verwendet wird....
Wollkirsche hatte geschrieben, wofür Fahrradmechaniker es nehmen: Zum Lösen von altem, fest"gebackenem" Fett (genauer gesagt, wohl ein Fett-Dreckgemisch, wie es z. B. an einer Fahrradkette klebt - die schwarze Schmiere, die auf der Hose so schön aussieht, wenn man ohne Kettenschutz fährt und vergessen hat, die Hose aus dem Weg zu zurren oder hochzukrempeln). Vorgestern habe ich ausprobiert, wie hervorragend das funktioniert, allerdings an einer seit Jahren nicht mehr bewegten Sägekette (ich hasse Kettensägen - aber Baumstämme mit der Handsäge kürzen noch mehr). Auf dem Etikett steht übrigens nicht, was in WD40 drin ist, aber ich bin immer wieder fasziniert, wie toll es funktioniert...

Entfetten, wie man es z. B. zur Vorbereitung von Klebestellen bräuchte, ist das natürlich nicht... Reines Terminologieproblem ;)

Ciao, Klara

Re: Spinnradwartung

Verfasst: 04.02.2020, 21:59
von Wollkirsche
borekd hat geschrieben:
Falls die Schmierstellen in einer Strickmaschine (die ich nie in natura gesehen habe) unzugänglich, klein oder einfach nur zu viele sein sollten, ist der Einsatz von Ballistol an dieser Stelle aufgrund seiner hervorragenden Kriecheigenschaften vielleicht doch gerechtfertigt. Wenn z.B. eine Nadel durch ein langes dünnes Röhrchen gleiten soll, spielt die Oberflächenspannung eines Schmierstoffs deutlich größere Rolle als seine Druckfestigkeit.
Das ist wahrscheinlich genau die zutreffende Erklärung, für mich klingt sie jedenfalls absolut logisch. Die Nadeln laufen bei der Strickmaschine in recht engen Kanälen, die ebenfalls aus Metall sind. Und ein Nadelbett hat 200 Nadeln mit eben 200 solchen Kanälen, die zwar nach oben offen sind, aber eben nur einen schmalen Spalt darstellen.
Für den Schlitten gilt ähnliches, da sind mehrere Metallplatten verbaut, die zueinander mehrfach beweglich sein müssen. Auch da sind die beweglichen Stellen schwer zugänglich und es ist logisch, dass das Ballistol dort gut "hin kriechen" kann, sehr viel auf jeden Fall als Fett mit recht fester Konsistenz.