Vom Trecker zum Allrounder, auch Feinspinner
Verfasst: 19.04.2017, 13:43
Eine sehr gute Freundin von uns wollte gern mit dem Spinnen anfangen, also bemühten wir uns um ein dafür geeignetes Gerät. Den Begriff „Anfängerspinnrad“ definierten wir dabei so:
- Einfach und leicht zu treten, der Antrieb (Tritt, Knecht, Schwungradachse) müssen spielfrei und gleichzeitig
leichtgängig sein
- Soll gleicher Maßen für feine als auch für dickere Garne zu gebrauchen sein
- Einzug soll im möglichst breiten Bereich ausreichend fein regulierbar sein
- Möglichst großes Fassungsvermögen der Spule
- Nicht zu großer Platzbedarf, robust, mit einem Auto gut zu transportieren
Zusätzlich sollte das Gerät in der Lage sein, das wachsende Können der Spinnerin möglichst lange zu begleiten, also nicht bereits nach den ersten Monaten seine Leistungsgrenzen erreichen.
In unserem recht umfangreichen Bestand haben wir ein modifiziertes Delft als ein vielversprechendes Objekt identifiziert. Das Rad wurde ziemlich am Anfang unserer „Spinnkariere“ zusammen mit einem Willy angeschafft und aufgearbeitet. Die beiden sollten sich die Spulen teilen und einander ergänzen. Steckbrief Delft (modifiziert)
Bauart: Bock
Antrieb: einfädig mit 2 mm PUR-Riemen, Spulenantrieb, Einzeltritt
Schwungraddurchmesser: ca. 450 mm
Übersetzung(en): 4,5:1 / 6,5:1 / 9,5:1 / 12:1
Einzugsöffnung: ca. 16 mm
Spulenkapazität: ca. 400 – 450 g
Spindeldurchmesser: 6 mm
Wirtel-Spindel-Verbindung: keine, da Spulenantrieb
Lagerung Schwungrad: 2x Rillenkugellager
Lagerung Spinnflügel: Stahl auf Nylon (Spindel hinten) bzw. Delrin auf Leder (Einzugsrohr vorne)
Lagerung Spule: Delrin auf Stahl
Lagerung Tritt: Stahl auf Nylon
Lagerung Knecht: unten Lederlasche, oben Pendelkugellager
Flucht Schwungrad zum Wirtel/Spule: nicht einstellbar
Bemerkungen:
Eine Eigenbauhaspel mit ca. 1150 mm Umfang kann vorn direkt auf die Schwungradachse befestigt werden.
Robust und relativ kompakt, mit einem Auto noch gut zu transportieren, anfängertauglich. Die beiden Räder habe ich hier http://www.scforum.spinnradclub.de/view ... 14&t=25236 bereits vor ca. 3 Jahren vorgestellt. Das Delft ist das dunkel gebeizte Rad, und die Fotos in diesem Thread stellen den Ausgangszustand vor dem aktuellen Umbau dar. Während das Willy (damals eher durch einen glücklichen Zufall) ziemlich gut gelungen war und bis heute zu dem engen Auswahlkreis bei meiner Frau gehört, kam sie mit dem Delft von Anfang an nicht sehr gut zurecht, und bald wurde es ausrangiert und abgestellt. Doch da beide Räder vom Prinzip her artverwandte Trecker sind, musste die Möglichkeit bestehen, die bei dem Willy erfolgreichen Lösungen auch auf das Delft zu übertragen.
Dieser Aufgabe versuchte ich wie folgt gerecht zu werden:
Antrieb
- Der Kurbelradius (und somit auch den Tritthub) wurde von 60 mm auf 40 mm radikal reduziert. Dafür habe ich eine neue Kurbel aus einer Passfeder mit dem Querschnitt 16x10 mm hergestellt. Die Befestigung der Kurbel an der Schwungradachse geschieht mit Hilfe einer M4-Schraube, die durch die radiale Gewindebohrung in dem Auge der Kurbel so tief eingedreht ist, bis sie sich am Grund des Sacklochs in der Schwungradachse abstützt. Der Kurbelzapfen besteht aus einer Schraube M8. - Aus dem ursprünglichen Knecht habe ich nur den Mittelteil verwendet. Statt des oben abgesägten Teils habe ich ein kurzes Buchenbrett mit eingepresstem Pendelkugellager mit der Knechtstange verzapft und eingeharzt. - Am unteren Ende habe ich den Knecht so weit gekürzt, dass der Tritt in dem unteren Totpunkt noch leicht ansteigt. Zusammen mit dem verringerten Tritthub trägt diese Maßnahme zum ergonomischen Treten bei. Die alte wackelige Verbindung mit einer Kordel zwischen dem Tritt und dem Knecht habe ich durch eine 4 mm dicke Lederlasche ersetzt. Die Lasche klemmt in einem in den Tritt unter 15° schräg eingesägten Schlitz, gesichert wird sie mit zwei Holzschrauben. In dem gekürzten Knecht kann sie in einem Schlitz um eine Achse aus einem Stück Messingrohr frei nach links und rechts schwenken. - Sowohl an der Trittlagerung (zwei Stahlzapfen in Nylonbuchsen) als auch an der von dem ersten Umbau auf eine Kugellagerung umgebauten Schwungradachse musste ich nichts verändern.
Den provisorisch zusammen gebauten Antrieb habe ich energisch angetreten und mit dem knapp 1 Minute langen Nachlauf im ungeschmierten Zustand war ich zufrieden.
Auf den kurz überlegten Umbau auf Doppeltritt habe ich dann doch (vorerst) verzichtet. Die neue Eigentümerin hat reichlich Vorerfahrung mit dem Treten einer Nähmaschine, und müsste sich beim Doppeltritt erst einmal umgewöhnen.
(wird fortgesetzt)
- Einfach und leicht zu treten, der Antrieb (Tritt, Knecht, Schwungradachse) müssen spielfrei und gleichzeitig
leichtgängig sein
- Soll gleicher Maßen für feine als auch für dickere Garne zu gebrauchen sein
- Einzug soll im möglichst breiten Bereich ausreichend fein regulierbar sein
- Möglichst großes Fassungsvermögen der Spule
- Nicht zu großer Platzbedarf, robust, mit einem Auto gut zu transportieren
Zusätzlich sollte das Gerät in der Lage sein, das wachsende Können der Spinnerin möglichst lange zu begleiten, also nicht bereits nach den ersten Monaten seine Leistungsgrenzen erreichen.
In unserem recht umfangreichen Bestand haben wir ein modifiziertes Delft als ein vielversprechendes Objekt identifiziert. Das Rad wurde ziemlich am Anfang unserer „Spinnkariere“ zusammen mit einem Willy angeschafft und aufgearbeitet. Die beiden sollten sich die Spulen teilen und einander ergänzen. Steckbrief Delft (modifiziert)
Bauart: Bock
Antrieb: einfädig mit 2 mm PUR-Riemen, Spulenantrieb, Einzeltritt
Schwungraddurchmesser: ca. 450 mm
Übersetzung(en): 4,5:1 / 6,5:1 / 9,5:1 / 12:1
Einzugsöffnung: ca. 16 mm
Spulenkapazität: ca. 400 – 450 g
Spindeldurchmesser: 6 mm
Wirtel-Spindel-Verbindung: keine, da Spulenantrieb
Lagerung Schwungrad: 2x Rillenkugellager
Lagerung Spinnflügel: Stahl auf Nylon (Spindel hinten) bzw. Delrin auf Leder (Einzugsrohr vorne)
Lagerung Spule: Delrin auf Stahl
Lagerung Tritt: Stahl auf Nylon
Lagerung Knecht: unten Lederlasche, oben Pendelkugellager
Flucht Schwungrad zum Wirtel/Spule: nicht einstellbar
Bemerkungen:
Eine Eigenbauhaspel mit ca. 1150 mm Umfang kann vorn direkt auf die Schwungradachse befestigt werden.
Robust und relativ kompakt, mit einem Auto noch gut zu transportieren, anfängertauglich. Die beiden Räder habe ich hier http://www.scforum.spinnradclub.de/view ... 14&t=25236 bereits vor ca. 3 Jahren vorgestellt. Das Delft ist das dunkel gebeizte Rad, und die Fotos in diesem Thread stellen den Ausgangszustand vor dem aktuellen Umbau dar. Während das Willy (damals eher durch einen glücklichen Zufall) ziemlich gut gelungen war und bis heute zu dem engen Auswahlkreis bei meiner Frau gehört, kam sie mit dem Delft von Anfang an nicht sehr gut zurecht, und bald wurde es ausrangiert und abgestellt. Doch da beide Räder vom Prinzip her artverwandte Trecker sind, musste die Möglichkeit bestehen, die bei dem Willy erfolgreichen Lösungen auch auf das Delft zu übertragen.
Dieser Aufgabe versuchte ich wie folgt gerecht zu werden:
Antrieb
- Der Kurbelradius (und somit auch den Tritthub) wurde von 60 mm auf 40 mm radikal reduziert. Dafür habe ich eine neue Kurbel aus einer Passfeder mit dem Querschnitt 16x10 mm hergestellt. Die Befestigung der Kurbel an der Schwungradachse geschieht mit Hilfe einer M4-Schraube, die durch die radiale Gewindebohrung in dem Auge der Kurbel so tief eingedreht ist, bis sie sich am Grund des Sacklochs in der Schwungradachse abstützt. Der Kurbelzapfen besteht aus einer Schraube M8. - Aus dem ursprünglichen Knecht habe ich nur den Mittelteil verwendet. Statt des oben abgesägten Teils habe ich ein kurzes Buchenbrett mit eingepresstem Pendelkugellager mit der Knechtstange verzapft und eingeharzt. - Am unteren Ende habe ich den Knecht so weit gekürzt, dass der Tritt in dem unteren Totpunkt noch leicht ansteigt. Zusammen mit dem verringerten Tritthub trägt diese Maßnahme zum ergonomischen Treten bei. Die alte wackelige Verbindung mit einer Kordel zwischen dem Tritt und dem Knecht habe ich durch eine 4 mm dicke Lederlasche ersetzt. Die Lasche klemmt in einem in den Tritt unter 15° schräg eingesägten Schlitz, gesichert wird sie mit zwei Holzschrauben. In dem gekürzten Knecht kann sie in einem Schlitz um eine Achse aus einem Stück Messingrohr frei nach links und rechts schwenken. - Sowohl an der Trittlagerung (zwei Stahlzapfen in Nylonbuchsen) als auch an der von dem ersten Umbau auf eine Kugellagerung umgebauten Schwungradachse musste ich nichts verändern.
Den provisorisch zusammen gebauten Antrieb habe ich energisch angetreten und mit dem knapp 1 Minute langen Nachlauf im ungeschmierten Zustand war ich zufrieden.
Auf den kurz überlegten Umbau auf Doppeltritt habe ich dann doch (vorerst) verzichtet. Die neue Eigentümerin hat reichlich Vorerfahrung mit dem Treten einer Nähmaschine, und müsste sich beim Doppeltritt erst einmal umgewöhnen.
(wird fortgesetzt)