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Schnellspinnflügel für Ashford Traditional

Verfasst: 08.02.2017, 08:07
von Madouc
Ich hab mir mal wieder was basteln lassen. Nachdem ich mir im letzten Frühjahr für mein altes Tradi einen Jumbo-Flügel gekauft habe, war der alte Flügel meist unbenutzt. Dieser hatte zwei Übersetzungen (6,5:1 und 10:1), der Jumbo-Flügel bot also in beide Richtungen mehr, wenn auch nach oben nicht ganz so viel, wie der normale Sliding Hook Flyer.

Weil ich in letzter Zeit hin und wieder mal mit sehr kurzem Kram wie Baumwolle rumprobiert habe, hatte ich kurz überlegt, mir einen Schnellspinnflügel zuzulegen. Weil die aber erstens sehr teuer sind, und zweitens auch gar nicht mehr überall erhältlich (warum eigentlich?), hab ich stattdessen den Freund, der mir auch schon die Kardiermaschine gebaut hat, gefragt ob er mir den ungenutzten nicht aufrüsten kann. Ein wenig gezögert hab ich aber vorher schon, weil ich ja alte Originalteile immer gern verwahre.

Ursprünglich war es nicht Plan, noch Metall einzubauen, aber beim Verkleinern ist etwas vom Holz abgeplatzt, und da ist es nun so geworden.
Die neuen Übersetzungen sind, wenn ich mich nicht verzählt habe, 17,5:1, 23:1 und 30:1, für mehr reicht mein Koordinationsvermögen jetzt auch wirklich nicht mehr :)) .
Insgesamt ist er natürlich nicht so leicht und zierlich, wie das Original, aber er funktioniert trotzdem, auch wenn das Treten etwas anstrengender ist, als vorher.
Ich werde ihn auf jeden Fall noch nachschleifen und dunkel lasieren (so waren Rad und Teile, als ich sie gekauft habe), und die Haken auf eine Seite holen, damit ich den Faden kreuzweise führen kann.
Mittelfristig muss ich auch versuchen, die MOA etwas zu versetzen, das vorhandene Spiel um Wirtel und Schwungrad in Flucht zu bringen hat schon beim großen Flügel nicht ganz gereicht. Und ich muss irgendetwas unter den Spannungdknopf für den Antriebsriemen bringen, das reicht auch nicht mehr ganz (vielleicht reicht es aber auch schon, den Riemen zu kürzen).

Ich freu mich jedenfalls wahnsinnig über das neue Spielzeug, nachdem es behandelt ist, wird erstmal ganz viel Baumwolle gekämmt! Hier die Vorher-Nachher-Fotos, hoffentlich diesmal in der richtigen Reihenfolge...

Re: Schnellspinnflügel für Ashford Traditional

Verfasst: 08.02.2017, 08:48
von lisel
Hallo Madouc,

wie ich das sehe hast Du einen alten 1-fädigen Standartflügel für 60 mm Standartspulen zusätzliche und neue Übersetzungen verpasst.
Hätte ich da ich so einen 60 mm Flügel auf Slinding Hook 90 mm umgebaut habe, auch gerne gemacht, zumal ich ja Tatsache die Riemenscheibe einzeln bei der Demontage des Flügels, in der Hand hatte.
Leider habe ich keine Möglichkeit gehabt wegen drechseln/drehen.

Ist bei Dir doch richtig nett gemacht und die rumliegenden Teile haben damit eine neues sinnvolles Leben bekommen.
Sicher muß man je nach Übersetzung kräftiger Treten, aber dies ist ja bei Änderung der Übersetzungen so.

Wegen dem Spannbereich (Gewindelänge der Spannschraube) des PU-Riemens kommt man bei der Verwendung verschiedener Flügel mit sehr unterschiedlichen Übersetzungen beim Tradi/Traveller schnell an die Grenze des machbaren.
Besonders zwischen Standart- und Jumbo Flügel.
Wenn es Dich also nicht so arg stört, dann leg doch an die Stelle der Spannschraube innen, je nach Bedarf eine Unterlage (Sperrholzstück etc).
Diese zusätzliche Unterlage erweitert dann den Spannweg bei Bedarf, da ja dann schon Vorspannung vorhanden ist.
Machen wir auch so. Die Unterlage könnte ja auch nett aussehen und bei Nichtgebrauch am Spinnrad draußen dran hängen, damit man sie nicht immer suchen muß.

Eine längere Spannschraube hilft da wenig, denn wenn man kaum Spannung bei einem der Flügel braucht, steht der Spannknuppel aus Holz dann im Weg des Spinnflügels.

Auch das Kürzen des Riemens hat bei diesem sehr breit gefächerten Riemenlängen seine Grenzen, dann die Riemenlauflänge zwischen den Übersetzungen Jumbo, Standart und nun "Schnell" doch sehr groß ist.

Grüße Technik der Lisel

Re: Schnellspinnflügel für Ashford Traditional

Verfasst: 08.02.2017, 09:19
von shorty
Möglich wäre evlt auch mit mehreren Riemen zu arbeiten, so wie es teils andere Hersteller machen ;-)
tolle Arbeit übrigens...
Das schwerere Treten ist pysikalisch vermutlich nicht wirklich abänderbar, sofern der Flügel vom Aufbau her gleich bleibt.
Das Lendrum hat ja nen very fast, der bis 40 zu 1 hoch geht, da hat der Flügel nen komplett anderen Aufbau um dem etwas entgegenzuwirken.
Auch die Form der Schnellspinnflügel ist meist schlank und schmal wegen geringerem Widerstand.

Re: Schnellspinnflügel für Ashford Traditional

Verfasst: 08.02.2017, 10:27
von Madouc
lisel hat geschrieben: Wenn es Dich also nicht so arg stört, dann leg doch an die Stelle der Spannschraube innen, je nach Bedarf eine Unterlage (Sperrholzstück etc).
Diese zusätzliche Unterlage erweitert dann den Spannweg bei Bedarf, da ja dann schon Vorspannung vorhanden ist.
Machen wir auch so. Die Unterlage könnte ja auch nett aussehen und bei Nichtgebrauch am Spinnrad draußen dran hängen, damit man sie nicht immer suchen muß.
Hab ich gestern zum Ausprobieren auch so gemacht, und hatte dabei erst ein etwas 'unordentliches' Gefühl. Aber wenn ihr das auch so macht, bin ich etwas beruhigt :] . Die Unterlegscheibe zu hübschen und zu integrieren finde ich eine gute Idee, so werde ich es machen.
shorty hat geschrieben:Auch die Form der Schnellspinnflügel ist meist schlank und schmal wegen geringerem Widerstand.
Ja, bei Ashford ist das auch so, aber ich wollte keinen ganz neuen Flügel bauen, so ist es ein Kompromiss, aber es geht ja auch. Wenn ich irgendwann einen Baumwoll-Wadenkrampf bekomme, muss ich vielleicht mal über einen Doppeltritt nachdenken, aber da bin ich noch weit von weg.

Eure Hinweise, dass das schwerere Treten nicht total ungewöhnlich ist, sind jedenfalls schon sehr tröstlich, vielen Dank!

Re: Schnellspinnflügel für Ashford Traditional

Verfasst: 08.02.2017, 12:35
von shorty
Das ist physikalisch einfach so, weil ja die Angriffsfläche der Antriebsschnur relativ klein ist, sprich der Bereich wo die Schnur den Wirtel mitnimmt.
Nicht umsonst werden die Racer nur mit Doppeltritt empfohlen, das hilft sehr !

Schwerer ist also normal, die Frage ist halt inwiefern kann man das selber kompensieren, den einen störts den anderen gar nicht.
Und andere Bauweisen schwächen das auch ab, der very fast vom Lendrum tritt sich nicht viel schwerer als die schnellste Stufe vom fast

Re: Schnellspinnflügel für Ashford Traditional

Verfasst: 08.02.2017, 23:15
von schafgarbe
Der Ashford Tritt ist für beide Füsse gross genug, das hilft auch.

Re: Schnellspinnflügel für Ashford Traditional

Verfasst: 09.02.2017, 08:43
von shorty
Es geht dabei meines Erachtens weniger um Kraft, sondern eher um Ausgeglichenheit.
Ein Einzeltritt hat nun mal hoch und tief, selbst bei Wiegetritt ist das Verhältnis von Ferse und Spitze evlt nicht gleich.
Beim Doppeltritt gibts gesamt gesehen nur halb Stellungen ( vereinfacht ausgedrückt )
Das ist ne andere Anschub Taktung ;-)

Wobei ich schon trotzdem glaube dass das auch mit Einzeltritt machbar ist, so ists nicht.

Re: Schnellspinnflügel für Ashford Traditional

Verfasst: 09.02.2017, 10:48
von borekd
Hallo Madouc,

eine sehr schöne Arbeit.

Wenn ich es richtig einschätze, ist der Flankenwinkel der Rillen so um die 30° bis 40°. Das müsste für eine sichere Mitnahme auch bei einer kleinen Vorspannung der Antriebsschnur locker reichen. Auch bei der kleinsten Rille, trotz des kleinen Umschlingungswinkels.
Der Umschlingungswinkel hat übrigens mit dem schweren Treten (bei großen Übersetzungen) nur soviel zu tun, dass generell die Gefahr des Durchrutschens beim Antreten besteht. Das sollte mit einem optimierten Rillenprofil kompensiert werden, so wie bei Dir.

Der Widerstand beim Antreten resultiert allein von der Größe des benötigten Drehmoments. Wenn nichts durchrutscht (und so sollte es auch sein), muss der Widerstand erst einmal überwunden werden. Mit einem Fahrrad mit Gangschaltung wählt man fürs Anfahren eine kleine Übersetzung, um dann ggf. hoch zu schalten. Diese Möglichkeit hat man beim Spinnrad nicht, und daher muss die Anlaufphase einfach überstanden werden. Helfen kann dabei ein Doppeltritt, denn bei dem wird die Kraft (=das Drehmoment) pro Umdrehung zweimal (und damit stetiger und gleichmäßiger) nachgeschoben. Auch das Minimieren der Widerstände durch Leichtgängigkeit (überall) und Verringerung der Massenträgheit (am Flügel) ist hilfreich. Nicht umsonst werden Hochgeschwindigkeitsflügel klein im Durchmesser und möglichst federleicht gebaut.

Stichwort Riemenlänge:
Ich würde wahrscheinlich zwei unterschiedliche Riemen einsetzen, weil die Einstellspanne beim Tradi (und beim Traveller erst recht) nicht sehr groß ist.

Auf den Fotos sieht es so aus, als wären die Stege zwischen den Rillen ca. 1,5 bis 2 mm breit. Die von mir konstruierten Wirtel haben i.d.R. Stege von 0,25 mm Breite, damit ich möglichst viele Antriebsrillen in die vorgegebene Wirtelbreite einstechen kann. Das funktioniert sogar im Holz gut, bei einem Metallwirtel braucht man erst recht keine Angst zu haben. Meine Vorgehensweise habe ich hier beschrieben: http://www.scforum.spinnradclub.de/view ... 19&t=26273

Generell wirst Du wohl schnell feststellen, dass Du bei den höheren Übersetzungen Drehzahlbereiche erreichst, bei den jede kleinste Unwucht und jeder kleinste Rundlauffehler unangenehme Schwingungen verursachen. Insofern rate ich davon ab, die Haken alle auf eine Seite des Flügels zu versetzen, zumal bereits das schräge Austrittsloch dagegen spricht. Viel mehr würde ich versuchen den Flügel auf Schiebehaken umzubauen (wegen der Gewichtseinsparung) und generell zu "verschlanken". Dabei kann man (sollte man) ihn auch auswuchten.

Viel Spaß mit dem Flügel, es ist - wie gesagt - sehr gut gelungen.

Gruß
Borek

Re: Schnellspinnflügel für Ashford Traditional

Verfasst: 11.02.2017, 12:05
von Madouc
Vielen Dank noch mal für die Hinweise und Ratschläge. Momentan bin ich noch am Ausprobieren, und die Geschwindigkeit meiner Hände muss auch noch an den neuen Flügel angepasst werden :D . Einen relativ dünnen Faden aus Bentheimer Landschaf spinnen hat schon ganz gut funktioniert, den dann Navajozwirnen ging gar nicht... Ich mach noch weitere Versuche und werde dann berichten. Baumwolle funktioniert übrigens auch ganz gut, das war ja auch der Ansatz.
borekd hat geschrieben:Auf den Fotos sieht es so aus, als wären die Stege zwischen den Rillen ca. 1,5 bis 2 mm breit. Die von mir konstruierten Wirtel haben i.d.R. Stege von 0,25 mm Breite, damit ich möglichst viele Antriebsrillen in die vorgegebene Wirtelbreite einstechen kann. Das funktioniert sogar im Holz gut, bei einem Metallwirtel braucht man erst recht keine Angst zu haben. Meine Vorgehensweise habe ich hier beschrieben: viewtopic.php?f=19&t=26273
Deine Beschreibungen sind sehr spannend, danke für den Link. Ja, die Stege sind etwas breiter, da haben wir uns vorher nicht so viele Gedanken drüber gemacht. Aber vielleicht kann jemand anderes jetzt von diesem Hinweis profitieren.
borekd hat geschrieben:Generell wirst Du wohl schnell feststellen, dass Du bei den höheren Übersetzungen Drehzahlbereiche erreichst, bei den jede kleinste Unwucht und jeder kleinste Rundlauffehler unangenehme Schwingungen verursachen. Insofern rate ich davon ab, die Haken alle auf eine Seite des Flügels zu versetzen, zumal bereits das schräge Austrittsloch dagegen spricht. Viel mehr würde ich versuchen den Flügel auf Schiebehaken umzubauen (wegen der Gewichtseinsparung) und generell zu "verschlanken". Dabei kann man (sollte man) ihn auch auswuchten.
Die unangenehmen Schwingungen hab ich bisher nur in Form von Lautstärke wahrgenommen. Die Haken sind bereits alle auf einer Seite, ich kann sie wieder umschrauben, wenn das zum Problem wird, aber ich möchte, wie gesagt, die Möglichkeit haben, den Faden kreuzweise zu führen, um den Einzug bei Bedarf zu minimieren.
Allerdings hab ich jetzt tatsächlich so lang mit Slyding Hooks gearbeitet, dass ich gar nicht mehr auf'm Plan hatte, wie viel ungleichmäßiger sich mit normalen Haken der Faden aufwickelt, vor allem bei dünnem Spinnen...
Den jetzigen Flügen werde ich wohl trotzdem nicht weiter umbauen (lassen), er ist ja vor allem umgebaut worden, weil er noch da war, wenn ich jetzt alles absäbel, ist er ja nicht mehr da ;-).

Re: Schnellspinnflügel für Ashford Traditional

Verfasst: 11.02.2017, 12:22
von lisel
Madouc hat geschrieben:Den jetzigen Flügen werde ich wohl trotzdem nicht weiter umbauen (lassen), er ist ja vor allem umgebaut worden, weil er noch da war, wenn ich jetzt alles absäbel, ist er ja nicht mehr da ;-).
Ich hätte noch nur den Holzflügel da, wie Du in jetzt oben drauf hast. Wenn Du willst kannst Du Ihn für Säbelversuche haben. Dann kannst Du ja nur den Flügel tauschen, wenn es klappt. Schick bei Interesse eine PN.

Grüße Technik der Lisel

Re: Schnellspinnflügel für Ashford Traditional

Verfasst: 23.03.2017, 21:33
von Madouc
Ich habe letzte Woche gesehen, dass KnitArt verschiedene Räder und Teile im Angebot hat, und mir gerade noch rechtzeitig einen Doppelttritt zum Geburtstag gewünscht :D . Heute hab ich ihn angebaut, und ein paar Meter probegesponnen. Wie es scheint, läuft damit der schnelle Flügel viel viel besser. Ich werde aber noch ein paar Versuche machen, eh ich ein abschließendes Urteil fälle.

Die Haken sind jetzt übrigens wieder auf die andere Seite gewandert, in einem Video von Chantimanou hab ich gesehen, dass man den Faden auch einfach um den Flügelarm legen kann, wenn der Einzug stark veringert werden soll.