Spulenersatzbau mit halbfertigen Teilen - Moderne Zeiten
Verfasst: 16.11.2014, 16:36
Hallo Ihr Lieben!
Aus dem Lateinischen stammend -confectio- ist das Konfektieren eine Teile-Produktion aus nach Größen gerasterten
Einzelteilen. Ursprünglich aus der Textilwirtschaft stammend, fasst der Begriff doch auch in der technischen und
allgemeinen Produktion Fuß. Kurzum, ich meine das Baukastensystem.
Nun zu unserem Kuschelhobby:
Jede/r Spinner/in hat mindestens 1 Rad. Im Laufe der Zeit, wenn laue Nächte kommen, vermehren diese sich, teils selektiv
evolutionär, teils respektlos chaotisch. Ende davon ist eine Marken- und Typenvielfältigkeit, die betreut werden muß.
Nicht alle Ersatzteilfragen lassen sich einfach bedienen und sprengen oft genug das Hobbybudget.
Bei den nun angesprochenen Sorgen hilft nur Nachbau, *nachfertigen lassen oder *selber ran.
Über *beides möchte ich mit einer neuen Idee hier berichten.
Schon lange gehe ich mit dem Gedanken umher, Ersatzspulen nicht mehr nach Muster eine nach der anderen anzufertigen,
sondern parallel zum Eigenbedarf in meiner Spinnradklinik auch die Möglichkeit aufzuführen, dass hier jeder für sich selbst auch gute Ergebnisse erzielen vermag.- auch wenn die kleine Hauswerkstatt schnell ihre Grenzen zeigt.
Hier ein Beispiel über die Nachfertigung einer Ersatzspule in Bild und Wort
Die Spule mit 50mm Scheiben und 20mm Kern soll dubliziert werden.
Hierzu verwende ich Alurohr im Raster 20/2, 16/2, 12/1,5mm. Die 3 Sorten bilden die Kerne, ausreichend für alle
im Umlauf befindlichen Spulentypen.
Dazu kommt, dass ich zum Auffüllen immer 16 in 20mm und 12 in 16mm stecken kann ( Sägeringe), bis ich den Buchsendurchmesser erreicht habe. A
Das Rohr- ich verwende nun hier 16/2mm- kürze ich auf das fertige Spulenmass plus Toleranz für die feine Nacharbeit.
Ich mache das mit der Drehbank und einem Abstechstahl, Ihr könnt es aber genauso gut mit einer Gehrungslade oder
Gehrungssäge oder frei Hand mit Holzklotz geführt, absägen. Hier zwischen den Schonbacken nutze ich gleich die
Einspannlage und säge einen schrägen Schnitt halb durch. Diesen eingesägten Haken verwendet man zum Einklemmen des Startfadens.
Durch die Verwendung von 16mm statt original 20mm hat die Spule automatisch mehr Füllvolumen.
B
Jetzt von innen und außen entgraten, den Sägeschnitte evtl. noch nachfeilen, fertig.
C
Die Spulenscheiben sind aus den im Handel erhältlichen Buchenscheiben im vorgefertigtem Raster 50mm+ 5, bzw 60mm +5
usw..... angefertigt. Ist doch klar, dass ich für alle Fälle gleich ein paar mehr herstelle, es geht einfach und schnell in der eingestellten Sorte.
Die zentrale Bohrung ist gleich die Mitte für das Aufbohrmass D16mm. Ich bohre auf der Drehbank, aber eine Bohrhilfe zwischen 2 Holzplatten eingespannt, ist auch schnell gebaut. D
Nun stecke ich, die Scheibe, die Scheibe auf einen 16mm Dorn fest aufgeschraubt, in das Drehbankfutter und kann in dieser
Stellung gut die Konturen, li. Radius, re. V-Nute anarbeiten.
Ihr könntet Euch die Scheiben anfertigen lassen, bzw. mit der Bohrmaschine mit Feile und Schleifpapier auf Dorn selbst
anfertigen. E
Der Holzteilesitz D16 muß nun kontrolliert werden, ob dieser fest auf den Alu-Kern geht. Wenn nicht, hilft die 16mm Bohrung
im Holz mit Weißleim zu benetzen und ca. 20 Min. trocknen zu lassn.
Mit sanftem Schlag mit einem Schonhammer klopfe ich nun die Scheiben auf das Alu. F
Die Bohrung im Alukern 16 ist 12mm. Die Altspule hatte 6,7 bis 6,2 mm (ausgeleiert eiförmig). Die 12 mm verleiteten mich
hier eine Fertigbuchse aus Rotguß einzusetzen. Die Alurohre sind kalt gezogen und verfügen über eine zähharte Oberfläche.
Meist ist die Toleranz die einer "H 7" Passung , will sagen vom 16er Mass "0" bis wenige Hunderstel darüber,
also z.B. zwischen 16,00 und 16,05 mm. Die Fertigbuchsen basieren gleichfalls auf der h7 Toleranz schon von der Herstellung her. Somit passt alles perfekt. Falls es doch wackelt, hilft immer noch Loctite- Klebstoff. G
Der Einpressgang ist etwas komplex, zumal wir nur den Rand der Buchse pressen. Ich nahm ein Stück kalt gezogenen
6mm Rundstahl, auch dieser unterliegt der H7 Toleranz, fädelt eine Buchse auf, dann die Spule, dann die zweite Buchse.
Beide Buchsen mit dem Bund nach außen zeigend. So geführt auf der 6mm Stange, setze ich mit leichtem Daumendruck
die Buchsen an.
Nun ziehe ich einseitig die Stange zurück bis Buchse und Stage gleichstehen. In dieser Stellung mit leichtem Schonhammerschlag eingetrieben, danach die Gegenseite ebenso, sitzt die Lagerung perfekt.
H
Sollte nun die Stange etwas klemmen, hilft ein kurzer Querschlag auf die 6mm-Stange zum Entspannen.
Bei mir dreht sich die so angefertigte Spule leicht und spielfrei ( ca. mit knapp 1/10mm Laufspiel). So, wer Spass am Spulennachfertigen gefunden hat: Fang an.
Hier etwas zum Material
Alu Rohr gibt es im Modellbauhandel, Eisenwaren und Baumarkt in m-Enden. Einfach mal die Größen aufschreiben.
Im Metallhandel natürlich auch, nur da werden es gerne 6 m- Stangen.
Holzscheiben Rohlinge im Hobbyhandel
Holzscheibenbearbeitung: Selbst, lokaler Dreher oder bitte PM bei mir
Buchsen: Euer eigener Fundus, bzw. Messingrohre wie oben zum Einstecken, Internet, Igus, hier Conrad 23 70 43- 88,
letztere ist eine Sinterbronze, die selbstschmieren ist und kosten 1,22Eu. /St. + MWST.
Bei Fragen, stehe ich gerne zur Verfügung.
Liebe Grüße von Jürgen
Aus dem Lateinischen stammend -confectio- ist das Konfektieren eine Teile-Produktion aus nach Größen gerasterten
Einzelteilen. Ursprünglich aus der Textilwirtschaft stammend, fasst der Begriff doch auch in der technischen und
allgemeinen Produktion Fuß. Kurzum, ich meine das Baukastensystem.
Nun zu unserem Kuschelhobby:
Jede/r Spinner/in hat mindestens 1 Rad. Im Laufe der Zeit, wenn laue Nächte kommen, vermehren diese sich, teils selektiv
evolutionär, teils respektlos chaotisch. Ende davon ist eine Marken- und Typenvielfältigkeit, die betreut werden muß.
Nicht alle Ersatzteilfragen lassen sich einfach bedienen und sprengen oft genug das Hobbybudget.
Bei den nun angesprochenen Sorgen hilft nur Nachbau, *nachfertigen lassen oder *selber ran.
Über *beides möchte ich mit einer neuen Idee hier berichten.
Schon lange gehe ich mit dem Gedanken umher, Ersatzspulen nicht mehr nach Muster eine nach der anderen anzufertigen,
sondern parallel zum Eigenbedarf in meiner Spinnradklinik auch die Möglichkeit aufzuführen, dass hier jeder für sich selbst auch gute Ergebnisse erzielen vermag.- auch wenn die kleine Hauswerkstatt schnell ihre Grenzen zeigt.
Hier ein Beispiel über die Nachfertigung einer Ersatzspule in Bild und Wort
Die Spule mit 50mm Scheiben und 20mm Kern soll dubliziert werden.
Hierzu verwende ich Alurohr im Raster 20/2, 16/2, 12/1,5mm. Die 3 Sorten bilden die Kerne, ausreichend für alle
im Umlauf befindlichen Spulentypen.
Dazu kommt, dass ich zum Auffüllen immer 16 in 20mm und 12 in 16mm stecken kann ( Sägeringe), bis ich den Buchsendurchmesser erreicht habe. A
Das Rohr- ich verwende nun hier 16/2mm- kürze ich auf das fertige Spulenmass plus Toleranz für die feine Nacharbeit.
Ich mache das mit der Drehbank und einem Abstechstahl, Ihr könnt es aber genauso gut mit einer Gehrungslade oder
Gehrungssäge oder frei Hand mit Holzklotz geführt, absägen. Hier zwischen den Schonbacken nutze ich gleich die
Einspannlage und säge einen schrägen Schnitt halb durch. Diesen eingesägten Haken verwendet man zum Einklemmen des Startfadens.
Durch die Verwendung von 16mm statt original 20mm hat die Spule automatisch mehr Füllvolumen.
B
Jetzt von innen und außen entgraten, den Sägeschnitte evtl. noch nachfeilen, fertig.
C
Die Spulenscheiben sind aus den im Handel erhältlichen Buchenscheiben im vorgefertigtem Raster 50mm+ 5, bzw 60mm +5
usw..... angefertigt. Ist doch klar, dass ich für alle Fälle gleich ein paar mehr herstelle, es geht einfach und schnell in der eingestellten Sorte.
Die zentrale Bohrung ist gleich die Mitte für das Aufbohrmass D16mm. Ich bohre auf der Drehbank, aber eine Bohrhilfe zwischen 2 Holzplatten eingespannt, ist auch schnell gebaut. D
Nun stecke ich, die Scheibe, die Scheibe auf einen 16mm Dorn fest aufgeschraubt, in das Drehbankfutter und kann in dieser
Stellung gut die Konturen, li. Radius, re. V-Nute anarbeiten.
Ihr könntet Euch die Scheiben anfertigen lassen, bzw. mit der Bohrmaschine mit Feile und Schleifpapier auf Dorn selbst
anfertigen. E
Der Holzteilesitz D16 muß nun kontrolliert werden, ob dieser fest auf den Alu-Kern geht. Wenn nicht, hilft die 16mm Bohrung
im Holz mit Weißleim zu benetzen und ca. 20 Min. trocknen zu lassn.
Mit sanftem Schlag mit einem Schonhammer klopfe ich nun die Scheiben auf das Alu. F
Die Bohrung im Alukern 16 ist 12mm. Die Altspule hatte 6,7 bis 6,2 mm (ausgeleiert eiförmig). Die 12 mm verleiteten mich
hier eine Fertigbuchse aus Rotguß einzusetzen. Die Alurohre sind kalt gezogen und verfügen über eine zähharte Oberfläche.
Meist ist die Toleranz die einer "H 7" Passung , will sagen vom 16er Mass "0" bis wenige Hunderstel darüber,
also z.B. zwischen 16,00 und 16,05 mm. Die Fertigbuchsen basieren gleichfalls auf der h7 Toleranz schon von der Herstellung her. Somit passt alles perfekt. Falls es doch wackelt, hilft immer noch Loctite- Klebstoff. G
Der Einpressgang ist etwas komplex, zumal wir nur den Rand der Buchse pressen. Ich nahm ein Stück kalt gezogenen
6mm Rundstahl, auch dieser unterliegt der H7 Toleranz, fädelt eine Buchse auf, dann die Spule, dann die zweite Buchse.
Beide Buchsen mit dem Bund nach außen zeigend. So geführt auf der 6mm Stange, setze ich mit leichtem Daumendruck
die Buchsen an.
Nun ziehe ich einseitig die Stange zurück bis Buchse und Stage gleichstehen. In dieser Stellung mit leichtem Schonhammerschlag eingetrieben, danach die Gegenseite ebenso, sitzt die Lagerung perfekt.
H
Sollte nun die Stange etwas klemmen, hilft ein kurzer Querschlag auf die 6mm-Stange zum Entspannen.
Bei mir dreht sich die so angefertigte Spule leicht und spielfrei ( ca. mit knapp 1/10mm Laufspiel). So, wer Spass am Spulennachfertigen gefunden hat: Fang an.
Hier etwas zum Material
Alu Rohr gibt es im Modellbauhandel, Eisenwaren und Baumarkt in m-Enden. Einfach mal die Größen aufschreiben.
Im Metallhandel natürlich auch, nur da werden es gerne 6 m- Stangen.
Holzscheiben Rohlinge im Hobbyhandel
Holzscheibenbearbeitung: Selbst, lokaler Dreher oder bitte PM bei mir
Buchsen: Euer eigener Fundus, bzw. Messingrohre wie oben zum Einstecken, Internet, Igus, hier Conrad 23 70 43- 88,
letztere ist eine Sinterbronze, die selbstschmieren ist und kosten 1,22Eu. /St. + MWST.
Bei Fragen, stehe ich gerne zur Verfügung.
Liebe Grüße von Jürgen