Sonata-Tuning
Verfasst: 03.11.2014, 17:46
Änderungen der „ersten Stunde“
Der besagte Probelauf in der Werkstatt offenbarte quietschende Tritte, einen etwas ruppigen Lauf und ein wenig Schwergang. Auch brauchte der mitgelieferte transparente Treibriemen (?PUR?) eine ungewohnt hohe Vorspannung, sonst rutschte er beim plötzlichen energischen Tritt auch schon mal am Schwungrad und/oder am Wirtel durch. Allerdings fand das Ganze im absolut trockenen Zustand statt (Schmieren kam wegen dem unbehandelten Holz nicht in Frage), und die festgestellten Macken waren von einem eher geringen Ausmaß, sodass man sie hätte u.U. auch akzeptieren können. Letzteres wollte ich aber nicht, und habe folgendes geändert:
1)Der ursprüngliche Treibriemen wurde durch eine PUR-Schnur ersetzt – grün, weich, rau, 2mm dünn. 2)Die Trittscharniere (im Original zwei kleine je Tritt) wurden durch je ein größeres (90 breit, 60 tief) ersetzt.
3)Die an sich ziemlich genial konstruierten Gleitlager des Spinnflügels aus Kunststoff habe ich mir unter der Lupenleuchte angeschaut und sämtliche Grate, Angüsse und Ähnliches entfernt. Dazu benutzte ich einen aus einer billigen Dreikant-Schlüsselfeile selbst angeschliffenen Dreikantschaber. Es ginge sicherlich auch mit einer kleinen Feile oder mit einer kleinen scharfen Messerklinge zu machen, der Mikroschaber ist aber feinfühliger. 4)Von den Umlenkhaken am Spinnflügel habe ich den jeweils ersten stehen lassen, die restlichen habe ich entfernt, und aus einem Edelstahl-Schweißdraht von 1,6 mm Durchmesser zwei Schiebehaken gebogen.
5)Das Einzugsrohr habe ich im Bereich wo das Garn hinaustritt verrundet und das Rohr sowohl innen als auch außen glatt poliert. 6)Statt des mitgelieferten Bremsfadens (ein Stück von ziemlich zerfranster Paketschnur) habe ich eine transparente Angelschnur aus Nylon verwendet. Die glatte Angelschnur ermöglicht eine wesentlich feinfühligere Einstellung. Die Bremse hat am „festen Ende“ einen Kettenverschluss erhalten, damit sie sich beim Spulenwechsel komfortabel aushängen lässt. 7)Die vorgesehene „Parkposition“ für den Einfädelhaken gefiel mir nicht so recht, und deshalb habe ich am hinteren Spinnkopfende einen Profilstift als Aufhängemöglichkeit eingeklebt.
Danach wurde das Rad zum Vergleichstest wieder ungeschmiert zusammengebaut. Es lief um Welten leichter und weicher, allerdings quietschten die Tritte doch noch etwas, und auch das Klackern der Knechtlager war natürlich noch da. Da es zu diesem Zeitpunkt kurz vor Weihnachten war, habe ich das Rad nur noch mehrfach geölt, zusammengebaut, eingestellt, geschmiert und „ausgeliefert“.
Die spürbare Verbesserung der Laufeigenschaften resultierte von dem Riementausch und vom Versäubern der Flügellager. Der Tausch der Trittscharniere hat sich dagegen weniger stark bemerkbar gemacht, und die restlichen Eingriffe kann man als kosmetische Änderungen sehen.
Allen bisher beschriebenen Änderungen gemeinsam ist die Tatsache, dass sie mit den üblichen Handwerkzeugen und wohl wirklich von jedermann/frau zu bewerkstelligen sind. Und einige davon bewirken wirklich spürbare Verbesserungen.
Gruß
Borek
(wird fortgesetzt)