Delft - es will nicht so, wie ich das will....

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Delft - es will nicht so, wie ich das will....

Beitrag von aprilhexe » 27.11.2013, 10:53

Hallo, Ihr Lieben,
vor ein paar Tagen habe ich (gaaaanz günstig...) ein Delft erstanden. Leider ist es ein wenig zickig. Der Antriebsriemen ist eine PUR-Schnur, die ziemlich stramm sitzt. Es hat demzufolge einen Einzug wie Lotte. Damit der Faden einen wenigstens annehmbaren Drall bekommt, muss ich richtig gegen den Zug kämpfen und bei komplett offener Flügelbremse spinnen. Ich habe als Antrieb dann auch ein Wurstgarn ausprobiert, das ging besser, aber immer noch mit geöffneter Bremse.
Verzwirnen ist ein noch unbefriedigenderes Thema. Mit der strammen PUR-Schnur zerreisst es mir immer wieder die Singles und der Flügel dreht noch lahmer als beim Spinnen selbst, mit dem Wurstgarn bringe ich so gut wie keinen Drall drauf. Heul! Ich hatte es mir eigentlich wegen der großen Spulen zum Verzwirnen zugelegt, was eben gar nicht funktioniert.
Was mach ich falsch? Bin für eure Hilfe furchtbar dankbar.
Achja, es ist auch ziemlich LAUT. So insgesamt. (Geölt und gefettet habe ich es an allen erdenklichen Stellen)
Und noch kurz zum bisherigen Spinnergebnis: Das Garn wird ziemlich fluffig und schön. Aber es ist doch wohl nicht normal, dass man sich jeden Zentimeter Drall so hart erkämpfen muss??? oder doch?
LG
aprilhexe

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Re: Delft - es will nicht so, wie ich das will....

Beitrag von shorty » 27.11.2013, 11:06

Spulenkern verdicken oder Faden im Zick Zack führen hilft. Siehe ältere posts über die Suche

Also gegenhalten ist nicht der richtige Weg ;-)
Der kräftige Einzug liegt weniger am Pur Riemen ( zu straff sollte er dennoch nicht sitzen) sondern eher an der Bauart, das Delf ist meines Wissens Flügelgebremst. Diese Räder haben häufig recht kräftigen Einzug.
Karin
Zuletzt geändert von shorty am 27.11.2013, 11:23, insgesamt 1-mal geändert.
Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war, stets kannst du im Heute von Neuem beginnen.

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Re: Delft - es will nicht so, wie ich das will....

Beitrag von Anna » 27.11.2013, 11:13

Ich kenne mich mit Wurstgarn nicht aus, vermute aber mal, dass es sehr unelastisch ist?
Ich habe mein Delft eine Zeitlang mit einer gehäkelten Baumwollschnur (Filethäkelgarn als Luftmaschenkette) betrieben, das hat gut geklappt.
Was die Lautstärke angeht, wo genau ist es denn laut? Bei meinem neigt die Verbindung zwischen Knecht und Tritt immer mal zum Klackern, da habe ich etwas zwischengeklebt, ich glaube, so einen Dämpfer, wie man ihn unter Stuhlbeine klebt (weiß es im Moment nicht genau).

Grüße von Anna
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Re: Delft - es will nicht so, wie ich das will....

Beitrag von spulenhalter » 27.11.2013, 11:56

Gibt es Bilder zu den verschiedenen Einzelteilen??

Laut - Wo ist das Spinnrad laut?

Den Anriebsfaden abnehmen, probieren, dann diesen wieder auflegen - probieren, ist es eine Frequenz die zur Umdrehung des Schwungrades oder der Spule passt?
In vielen Fällen sind die Spulenlager ausgeschlagen / nicht mehr rund. Diese ließen sich wechseln. Ist die Flügelwelle richtig rund?

Einzug - erst einmal ein Gedankenspiel:

1. Ein Tuch liegt auf einem Tisch - fasse es an und ziehe.
Es wird sich leicht bewegen lassen.
2. Nun stell auf das Tuch einen vollen 10 l Eimer - ziehe wieder daran.
Das Tuch wird sich, je nach dem, wie glatt der Untergrund ist, nur mit erheblich höherem Kraftaufwand bewegen lassen.
3. Trage einen Gleitfilm (Fett, Schmierseife ...) zwischen Tuch und Tisch auf - ziehe wieder daran.
Das Tuch wird sich leichter bewegen als bei Punkt 2. aber nicht so leicht wie unter Punkt 1.

Was hat das nun mit dem Spinnrad zu tun?
Ist der Antriebsriemen zu stramm presst er den Flügel zu fest in die Lager. Diese klemmen fest und verschleißen zu stark. Schmierung schafft etwas Abhilfe, ist aber keine Dauerlösung.
- Auf alle Fälle brauchst du einen PU-Riemen von passender Länge.

Läßt sich der Flügel ohne Antriebsriemen leicht drehen? Hat er am Bremslager eventuell kein axiales Spiel, geht das Bremslager wie ein V unten zusammen. Das Bremslager muss ein U sein und etwas größer als das Einzugsloch. Natürlich muss die Oberfläche schön glatt sein.
An dieser Stelle lege ich meist auch Leder (eingeklebt) ein.
Gruß Mathias

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Unmögliches erledigen wir sofort. Wunder, die dauern etwas länger

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Re: Delft - es will nicht so, wie ich das will....

Beitrag von Hummelbrummel » 27.11.2013, 12:26

Hallo,

bei meinen beiden flügelgebremsten Rädern hat es schon geholfen, die Flügelbremse/ Flügellagerung zu schmieren. Beim Willy (mittlerweile ausgewandert) rieb Holz auf Holz - da half Abreiben mit einer Kerze - und er wurde durch einen Lederriemen gebremst - da habe ich verschiedenes zum Schmieren benutzt, weiß jetzt nicht mehr genau, was m besten funktioniert hat: Lederfett oder Ballistol, vielleicht war's auch egal. Bei meiner "Genoveva"(No.Name-Rad in der Optik eines "Bayern-Rades") ist die Holz-Flügelachse in Leder gelagert und mit derselben Lasche gebremst. Da hilft Ballistol zwischen Leder und Holz sehr gut für weicheren Einzug.

Mein Willy hatte, als er zu mir kam, einen PU-Riemen, der definitiv viel zu kurz war (und deshalb öfter riss.) Aber den Einzug hat das m.E. wenig beeinflusst. Der wurde nur durch die Reibung an der gebremsten Stelle bestimmt. Später hatte ich dann ja einen deutlich längeren Riemen und hatte den direkten Vergleich. Deine Logik, Spulenhalter, leuchtet mit zwar theoretisch ein, konnte ich jetzt aber so an meinem Willy nicht beobachten. Möglicherweise wirkt sich der Druck, der hinten auf die Spule ausgeübt wird, gar nicht so sehr auf den Bereich vorne aus, wo der Flügel gebremst wird.
Jedenfalls habe ich dabei gelernt, dass der Riemen schon einen gewissen Zug haben muss. Ist er zu locker, tritt es sich schwerer, warum auch immer. (Ich habe ihn dann stückweise immer kürzer gemacht, bis es passte.)

Die "Genoveva" hat eine Vorrichtung, um den Riemen zu spannen. Original hat sie so eine Art Bergsteigerseil drauf. Ich habe sie auch schon mal mit einem PU-Riemen laufen lassen. Bei ihr war es so, dass sie sich mit dem PU-Riemen wesentlich schwerer treten ließ, egal ob er eher stramm oder locker eingestellt war, auf den Einzug hatte das aber keinen Einfluss.
Im Betrieb mit dem Originalriemen, den ich nun wieder nutze, habe ich allerdings den Eindruck, dass zwar die Flügelbremse den Einzug regelt, ich mit ein bisschen "Flutsch" auf der Spule bei eher lockererem Riemen aber den Drall zusätzlich beeinflusse. Da das schlecht unter Kontrolle zu halten ist, habe ich den Riemen lieber nicht zu locker.

Daher würde ich an Deiner Stelle, Aprilhexe, doch eher versuchen, erst mal an der Flügelbremse die Reibung zu verringern, wobei ich keine Ahnung habe, was da beim Delft auf was reibt. Evtl. sollte man an der betreffenden Stelle auch erst mal gründlich saubermachen, bevor man was neues dranschmiert.

Viel Erfolg!

Hummelbrummel

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Re: Delft - es will nicht so, wie ich das will....

Beitrag von aprilhexe » 27.11.2013, 17:10

Erst mal vielen Dank für Eure Beiträge.

Jetzt bin ich wohl erst mal beschäftigt... Neuen Riemen organisieren, die Geräuschkulisse lokalisieren (Momentan habe ich einfach das Gefühl, es ist insgesamt laut, jedenfalls mindestens 4mal so laut wie das Polonaise) und die Halterung des Einzugslochs glätten und nochmal fetten oder Leder anbringen. Muss ich noch drüber nachdenken.
Das Einzugsloch ist bei meinem Delft übrigens Metall und liegt direkt auf der U-förmigen Holzhalterung auf. Die Flügelbremse ist aus Leder.
Die Spulenlager sind aus Plastik. Ich werde sie mir genauer anschauen und gegebenenfalls austauschen. Vielen Dank an Matthias.
Die Spulen haben übrigens 2 Wirtelrillen... Da brauche ich denn wohl auch 2 Antriebsschnüre, wenn ich beide nutzen will, denn ich kann den Flügel nicht höhenverstellen. Blöderweise kann man die Schnur nicht abnehmen, ohne sie zu zerschneiden. Naja. Dann werde ich die, die ich grade nicht brauche halt irgendwie hintenrum wurschteln.

Übrigens: ich hatte den Eindruck, dass das Spinnen mit dem Wurstgarn deshalb besser ging, weil es ein wenig Schlupf zulässt und somit den Einzug verminden konnte. Ich schau mich jetzt mal nach passender Schnur um. Oder versuch ichs doch mit häkeln?
Nochmal vielen Dank Euch allen, ich werde berichten...
LG
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Re: Delft - es will nicht so, wie ich das will....

Beitrag von Samaha » 27.11.2013, 17:17

aprilhexe hat geschrieben:Die Spulen haben übrigens 2 Wirtelrillen... Da brauche ich denn wohl auch 2 Antriebsschnüre, wenn ich beide nutzen will, denn ich kann den Flügel nicht höhenverstellen. Blöderweise kann man die Schnur nicht abnehmen, ohne sie zu zerschneiden. Naja. Dann werde ich die, die ich grade nicht brauche halt irgendwie hintenrum wurschteln.
nein, zumindest nicht bei PUR-Schnur. Die sollte elastisch genug sein, um auch mit dem kleineren Wirteldurchmesser noch zu funktionieren.

Der heftige Einzug ist wirklich typisch für flügelgebremste Räder. Ist, wenn die Spule leer ist, heftig und wird mit voller werdender Spule immer weniger. Deswegen auch der Hinweis, die Spule mit einem Schaumstoffkern "vor zu füllen".
Sabine
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Re: Delft - es will nicht so, wie ich das will....

Beitrag von shorty » 27.11.2013, 17:18

Schlupf beim Antriebsriemen ist eigentlich für einfädig betriebene Spinnräder nicht wirklich vorgesehen.
Der Pur Riemen ist schon ne gute Wahl, sofern die Länge passt ( logischerweise nicht zu stramm)
Die Pur Schnur macht übrigens auch eine Spulenrille höher oder niedriger locker mit an Elastizität.

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Re: Delft - es will nicht so, wie ich das will....

Beitrag von XScars » 27.11.2013, 18:25

Ich hatte auch ein Delft, das hat bei beiden Rillen mit der gleichen PUR Schnur funktioniert.

Bei meinem Delft war das Einzugsloch aus Kunststoff. Es hatte schon einen kräftigen Einzug, aber es war trotzdem gut bespinnbar...

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Re: Delft - es will nicht so, wie ich das will....

Beitrag von Anna » 28.11.2013, 01:15

Bei meinem Delft ist es das gleiche, und vor allem ist auch die Flügeleinheit nicht höhenverstellbar.
Ich habe allerdings, als ich noch keine anderen Räder hatte (das Delft war mein erstes), auch sehr feine Lacegarne damit gesponnen. Vermutlich mit einer Verdickung des Spulenkerns, so wie es hier schon angesprochen wurde.
Inzwischen nehme ich es nur noch zum Zwirnen dicker Wollen, oder wenn ich mit großen Perlen arbeite, was fast nie vorkommt - hin und wieder aber doch, deshalb behalte ich das Rad (und weil es, wie gesagt, mein allererstes war).

Grüße von Anna
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