Niederbayerischer Patient
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Niederbayerischer Patient
Mein "Patient" wurde mir gestern wie versprochen von meinem netten eBayer geliefert und ich habe auch schon, bevor ich angefangen habe es zu zerlegen die ersten Fotos für diesen Thread geschossen. Ich habe dann begonnen das Rad zu zerlegen, grob vorzureinigen (Backofenspray) und einmal zu sehen was so alles gemacht werden muss.
So, und jetzt zu meinen Überlegungen, ich hoffe die erfahrenen Bastler hier können mir die eine oder andere Idee liefern.
Das ganze Rad ist nur gezapft. Da der Rahmen stark verzogen ist, möchte ich gerne denselben komplett zerlegen, und nach dem Schleifen und Ölen wieder zusammenbauen. Auf Bild 1 sieht man die Spreizhölzer, mit denen die einzelnen Teile verfestigt sind, meine Frage ist, wie ich die am besten rausbekomme, sodass sich das Rad zerlegen lässt.
Einige Teile sind geleimt. Auf dem Foto hab ich den Wocken samt Wockenhalter schon abgebaut (das kleine Loch), den Halter werde ich wohl neu drechseln müssen da er beschädigt ist und schon einmal geleimt wurde. Auch der Tritt wurde zusammengeleimt. Ich nehme an das Leimen war mal ein früherer Versuch das Rad zu reparieren und spiegelt nicht den Originalzustand wieder. Das Schwungrad ist so trocken gewesen dass die Speichen schon an der Radaussenkante zu rutschen begannen; die werde ich wohl einleimen müssen.
Mein Gedanke ist außerdem: soll ich das Rad soweit wie möglich im Originalzustand belassen, oder soll ich die Mother of all vorne verlängern um den Flügel zu verlängern?
Dritter Punkt: Die Stellschraube für die Riemenspannung. Das Rad war sehr trocken und da hat sie sich schon etwas bewegt, nach meiner gestrigen Einseifaktion bewegt sich im Moment rein garnichts. Wie bekomme ich die Schraube wieder locker? Zuviel Gewalt ist das m.E. abträglich.
Das wäre es mal fürs erste von der Spinnradfront ich werde regelmässig weiterberichten.
Das Rad selbst würde ich als ein Niederbayerisches Flachsrad identifizieren. Einfädig mit Flügelbremse. Es ist nicht sehr groß, der Schwungraddurchmesser ist grade mal 41 cm, der Rahmen ist etwa 45 cm hoch. Das Einzugsloch ist sehr klein, typisch für Flachsräder.
Der Flügel ist ziemlich zierlich, inzwischen ist er mir auch schon mehr oder weniger auseinandergefallen. Ich werde die Flügel neu machen. Zwei Spulen sind vorhanden, die scheinen neueren Datums zu sein (Die einzelnen Teile fotografiere ich heute abend).
Die Achse liegt in Lederlagern und ist grundsätzlich schön gerade, die Lager sind nur total krumm und ausgenudelt. Der Rahmen selbst ist verzogen, deshalb eiert das Rad auch und schleift am Rahmen. .
Der Knecht scheint auch aus anderem Holz zu sein da er heller ist als der Rest des Rades. Hübsch der Schwung, durch den er schön am Rahmen vorbeigeht.
Der Tritt war vorne nur mit einem rostigen, umgebogenen Nagel fixiert und konnte gut ausgebaut werden.So, und jetzt zu meinen Überlegungen, ich hoffe die erfahrenen Bastler hier können mir die eine oder andere Idee liefern.
Das ganze Rad ist nur gezapft. Da der Rahmen stark verzogen ist, möchte ich gerne denselben komplett zerlegen, und nach dem Schleifen und Ölen wieder zusammenbauen. Auf Bild 1 sieht man die Spreizhölzer, mit denen die einzelnen Teile verfestigt sind, meine Frage ist, wie ich die am besten rausbekomme, sodass sich das Rad zerlegen lässt.
Einige Teile sind geleimt. Auf dem Foto hab ich den Wocken samt Wockenhalter schon abgebaut (das kleine Loch), den Halter werde ich wohl neu drechseln müssen da er beschädigt ist und schon einmal geleimt wurde. Auch der Tritt wurde zusammengeleimt. Ich nehme an das Leimen war mal ein früherer Versuch das Rad zu reparieren und spiegelt nicht den Originalzustand wieder. Das Schwungrad ist so trocken gewesen dass die Speichen schon an der Radaussenkante zu rutschen begannen; die werde ich wohl einleimen müssen.
Mein Gedanke ist außerdem: soll ich das Rad soweit wie möglich im Originalzustand belassen, oder soll ich die Mother of all vorne verlängern um den Flügel zu verlängern?
Dritter Punkt: Die Stellschraube für die Riemenspannung. Das Rad war sehr trocken und da hat sie sich schon etwas bewegt, nach meiner gestrigen Einseifaktion bewegt sich im Moment rein garnichts. Wie bekomme ich die Schraube wieder locker? Zuviel Gewalt ist das m.E. abträglich.
Das wäre es mal fürs erste von der Spinnradfront ich werde regelmässig weiterberichten.
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Re: Niederbayerischer Patient
Ein Flachsrad mit Flügelbremse? Was es nicht alles gibt?
- Die Zapfen sehen aus, als wären sie mit Keilen gesichert, wie ein Hammerstiel im Hammerkopf. Bekommst du die alle raus? Dann kannst du danach entweder verleimen (heutzutage hält das, früher musste man es mit den Keilen machen, weil der Leim keine Ewigkeiten hielt) oder wieder mit Keilen fixieren. Dabei die Keile nicht so setzen, dass sie das Holz spalten, sondern so, dass sie in Längsrichtung pressen. Oder beides, leimen und verkeilen: Die Keile bewirken, dass die Leimfuge schön gepresst wird.
- Dass die Holzschraube nicht mehr gängig ist, wenn sie nass wird, kann ich mir vorstellen. Gründlich trocknen lassen und nochmal versuchen, nicht zu viel Gewalt, hast recht, aber wenns nicht klappt, kannst du ja eine elastische PU-Schnur als Treibriemen verwenden. Beim einfädigen Rad ist die technisch sowieso das beste.
Ob du das Rad "originalgetreu" oder funktional wiederherstellst, ist Geschmackssache. Bei mir persönlich steht eigentlich immer die Funktion im Vordergrund. Da würde ich v.a. das hintere Flügellager ins Auge fassen. An der Stelle hast du einerseits hohe Geschwindigkeit und andererseits setzt ganz in der Nähe der seitliche Zug des Treibriemens an. Das ist das -- hoffentlich -- robuste Lederlager, das seeehr ordentlich geschmiert werden will.
Und: Sind das geschlossene Ösen am Flügel??? Das gibt aber ein umständliches Fadenumlegen! Falls das so ist, ist auf dem Flügel bestimmt nicht viel gesponnen worden ...
Kommst du mit der Fußstellung usw. klar? Irgendwie sieht es für mich (aus der Ferne) unbequem aus. Ich meine damit nicht den südlichen Quertritt
, sondern es sieht aus als habe da ein kurzer Tritt einen ziemlichen Hub, was zusammen mit dem relativ kleinen Schwungrad zu einer gewissen Zappelei führen könnte. Das kann aber auch an der Perspektive der Fotos liegen. Was für eine Übersetzung hat es denn im "Original"?
Beste Grüße -- Thomas
- Die Zapfen sehen aus, als wären sie mit Keilen gesichert, wie ein Hammerstiel im Hammerkopf. Bekommst du die alle raus? Dann kannst du danach entweder verleimen (heutzutage hält das, früher musste man es mit den Keilen machen, weil der Leim keine Ewigkeiten hielt) oder wieder mit Keilen fixieren. Dabei die Keile nicht so setzen, dass sie das Holz spalten, sondern so, dass sie in Längsrichtung pressen. Oder beides, leimen und verkeilen: Die Keile bewirken, dass die Leimfuge schön gepresst wird.
- Dass die Holzschraube nicht mehr gängig ist, wenn sie nass wird, kann ich mir vorstellen. Gründlich trocknen lassen und nochmal versuchen, nicht zu viel Gewalt, hast recht, aber wenns nicht klappt, kannst du ja eine elastische PU-Schnur als Treibriemen verwenden. Beim einfädigen Rad ist die technisch sowieso das beste.
Ob du das Rad "originalgetreu" oder funktional wiederherstellst, ist Geschmackssache. Bei mir persönlich steht eigentlich immer die Funktion im Vordergrund. Da würde ich v.a. das hintere Flügellager ins Auge fassen. An der Stelle hast du einerseits hohe Geschwindigkeit und andererseits setzt ganz in der Nähe der seitliche Zug des Treibriemens an. Das ist das -- hoffentlich -- robuste Lederlager, das seeehr ordentlich geschmiert werden will.
Und: Sind das geschlossene Ösen am Flügel??? Das gibt aber ein umständliches Fadenumlegen! Falls das so ist, ist auf dem Flügel bestimmt nicht viel gesponnen worden ...
Kommst du mit der Fußstellung usw. klar? Irgendwie sieht es für mich (aus der Ferne) unbequem aus. Ich meine damit nicht den südlichen Quertritt

Beste Grüße -- Thomas
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Re: Niederbayerischer Patient
Ich kenne mich jetzt nicht so aus, aber ist das ungewöhnlich?thomas_f hat geschrieben:Ein Flachsrad mit Flügelbremse? Was es nicht alles gibt?
Ja, es sind überall Keile. Ich habe heute den ganzen Tag damit verbracht, das Rad soweit es ging zu zerlegen und abzuschleifen, ich werde warscheinlich die Leim/Keil-Kombi beim Zusammenbau verwenden.thomas_f hat geschrieben:- Die Zapfen sehen aus, als wären sie mit Keilen gesichert, wie ein Hammerstiel im Hammerkopf. Bekommst du die alle raus? Dann kannst du danach entweder verleimen (heutzutage hält das, früher musste man es mit den Keilen machen, weil der Leim keine Ewigkeiten hielt) oder wieder mit Keilen fixieren. Dabei die Keile nicht so setzen, dass sie das Holz spalten, sondern so, dass sie in Längsrichtung pressen. Oder beides, leimen und verkeilen: Die Keile bewirken, dass die Leimfuge schön gepresst wird.
Heute hat es schon etwas geruckelt, und ich bin dann einfach mit Balistol drübergegangen weil auf der Dose auch steht "für Holz", und die Schraube hat sich nach etwas Einwirkzeit gut lösen lassen. Das mit der PU-Schnur hatte ich auch schon überlegt.thomas_f hat geschrieben:- Dass die Holzschraube nicht mehr gängig ist, wenn sie nass wird, kann ich mir vorstellen. Gründlich trocknen lassen und nochmal versuchen, nicht zu viel Gewalt, hast recht, aber wenns nicht klappt, kannst du ja eine elastische PU-Schnur als Treibriemen verwenden. Beim einfädigen Rad ist die technisch sowieso das beste.
Das rückwärtige Flügellager besteht eigentlich nur aus einem kleinen Loch in der Back maiden, da ist nix mit Lederlager. Da würde sich vermutlich ein Messinglager anbieten, was meinst du?thomas_f hat geschrieben:Ob du das Rad "originalgetreu" oder funktional wiederherstellst, ist Geschmackssache. Bei mir persönlich steht eigentlich immer die Funktion im Vordergrund. Da würde ich v.a. das hintere Flügellager ins Auge fassen. An der Stelle hast du einerseits hohe Geschwindigkeit und andererseits setzt ganz in der Nähe der seitliche Zug des Treibriemens an. Das ist das -- hoffentlich -- robuste Lederlager, das seeehr ordentlich geschmiert werden will.
Ja, die Flügel haben geschlossene Ösen, völlig unbrauchbar. Aber da mir die Flügel sowieso rausgefallen sind überlege ich, ob ich den ganzen Flyer nicht komplett neu mache. Wenn ich die MoA vorne verlängere, könnte ich das vordere Flügellager nach vorn setzen und so noch ein paar Zentimeter für größere Spulen rauskitzeln.thomas_f hat geschrieben:Und: Sind das geschlossene Ösen am Flügel??? Das gibt aber ein umständliches Fadenumlegen! Falls das so ist, ist auf dem Flügel bestimmt nicht viel gesponnen worden ...
Frage: Bei meinem Sonata sitzt ja der Wirtel vorne am Flügel, bei den zweifädigen Ashfords hinten weil ja der Riemen über Wirtel und Spule läuft. Kann ich ein einfädiges mit Antrieb hinten und Spulenbremse vorne draus machen? oder denke ich da komplett falsch?
Über den Hub und die Übersetzung kann ich dir noch garnichts sagen, keine Ahnung wie man das ausrechnet die Spulen sind recht klein und das Rad selber hat ca 42 cm Durchmesser.thomas_f hat geschrieben:Kommst du mit der Fußstellung usw. klar? Irgendwie sieht es für mich (aus der Ferne) unbequem aus. Ich meine damit nicht den südlichen Quertritt, sondern es sieht aus als habe da ein kurzer Tritt einen ziemlichen Hub, was zusammen mit dem relativ kleinen Schwungrad zu einer gewissen Zappelei führen könnte. Das kann aber auch an der Perspektive der Fotos liegen. Was für eine Übersetzung hat es denn im "Original"?
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Re: Niederbayerischer Patient
Hihi... der Inspektor wird es schon richten !!!
Schöner roter Kater. Hab auch einen zu Hause allerdings ohne weiß.
Viel Erfolg beim Patient kurieren.
Djudju
Schöner roter Kater. Hab auch einen zu Hause allerdings ohne weiß.
Viel Erfolg beim Patient kurieren.
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- thomas_f
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Re: Niederbayerischer Patient
Hoppla, hier habe ich ja etwas interessantes ganz aus den Augen verloren, sorry!
- Umbau zur Spulenbremse geht nur, wenn du irgendwie den Flügel angetrieben bekommst. Das müsste ws. hinten passieren, mit abnehmbarem Flügelwirtel wie bei einem zweifädigen Rad. Antrieb vorn à la Sonata wird wahrscheinlich wegen der Ausrichtung des Schwungrads nicht klappen. Bei so einem Intensivumbau wäre vllt. die Installation eines modernen zweifädigen Spinnkopfs zu überlegen?
Beste Grüße -- Thomas
Das kann evtl. etwas geräuschvoll werden. Du musst ja hier zum Spulenwechsel die Flügelachse auch immer etwas anwinkeln können, deshalb darf das Lager nicht ganz steif sein. Dickes (doppeltes) Sohlenleder und reichlich Fett, das wäre meine erste Idee.Das rückwärtige Flügellager besteht eigentlich nur aus einem kleinen Loch in der Back maiden, da ist nix mit Lederlager. Da würde sich vermutlich ein Messinglager anbieten, was meinst du?
- Spulenbremse vorn geht nicht, weil da der Flügel mit dem Faden lang muss. Spulenbremsenbetätigung vorn geht über Umlenkung wie bspw. bei Ashford (?).Frage: Bei meinem Sonata sitzt ja der Wirtel vorne am Flügel, bei den zweifädigen Ashfords hinten weil ja der Riemen über Wirtel und Spule läuft. Kann ich ein einfädiges mit Antrieb hinten und Spulenbremse vorne draus machen? oder denke ich da komplett falsch?
- Umbau zur Spulenbremse geht nur, wenn du irgendwie den Flügel angetrieben bekommst. Das müsste ws. hinten passieren, mit abnehmbarem Flügelwirtel wie bei einem zweifädigen Rad. Antrieb vorn à la Sonata wird wahrscheinlich wegen der Ausrichtung des Schwungrads nicht klappen. Bei so einem Intensivumbau wäre vllt. die Installation eines modernen zweifädigen Spinnkopfs zu überlegen?
Beste Grüße -- Thomas