Wenn man Spass an einem alten Spinnrad hat, ein bischen handwerkliches Geschick, etwas Werkzeug, dann läßt sich fast jedes Spinnrad mit wenig Geld wieder brauchbar herrichten.
Es werden keine modernen Hochleistungsräder, einen Käfer kann man heute auch nicht mehr auf die Rennstrecke schicken, aber gutmütige Arbeitstiere sind es allemal.
Bei deinem Spinnrad sollte:
- der Blick auf Holzwürmer gerichtet werden. Falls welche vorhanden sind, wir haben bereits gute Erfahrungen in der Sauna gemacht, spinnen in der Sauna wurde auch schon vorgeschlagen. Kleine teile kann man auch im Backofen auf ca. 70°C erwärmen. Dann sind dise Tierchen weg.
- eine Reinigung bekommen. Stark verschmutzte Räder schrubbe ich in der Dusche mit Backofenreiniger / Fettlöser ab, dicke alte Fettkrusten am oberen Knechtlager und um die Hauptlager des Schwungrades trage ich vorher mit einem Messer / Schaber ab. Manche mögen auch die vorhandene Patina auf dem Holz, auch alles OK, dann sollte das Rad aber mindestens mit Wachs oder Möbelpolitur abgerieben und aufgefrischt werden.
- eine farbliche Gestaltung bekommen, mindestens eine Oberflächenbehandlung aus Wachs oder Lack
- einen Antriebsriemen bekommen. Eine Paketschnur, Hanfschnur ( kannst du auch selbst spinnen) ca. 3 bis 5 mm dick. Wenn man die einzelnen Dochte der Schnur einzeln verknotet ergibt es mehrere kleine Knoten, die beim Spinnen fast nicht auffallen.
- ein Haken auf dem Flügel vorhanden sein. Ich biege mir immer einen Haken, der umgesteckt wird.
Sonst müssen beide Flügel mit Hacken bestückt werden, da es sonst eine Unwucht ergiebt.
HakenFlügel-k.JPG
Als Haken nehme ich meist verzinkte Speichenstücke, ca. 1,5 - 1,75 mm dick
Dann läßt sich das Rad zumindesten wieder schön hinstellen und du kannst zeigen, wie ein altes Rad funktioniert.
Jetzt kommen noch die spannenden Dinge:
Klappert die Spule. Mit Lederlagern werden es Flüsterspulen. Anleitung zu finden unter
Spule rekonstruiert
Die Bremse für den Flügel sollte mehr als nur ein Bändchen sein. Ich vergrüßere das untere Lager immer und kleide es mit Filz oder Leder aus. Das obere Lager fertige ich mir aus Holz und kleide es ebenfalls mit Filz oder Leder aus. Die Spannung wird dann über eine Schnur eingestellt.
Bremse-Skizze.jpg
Bremse.jpg
Die letzte Aktion sind dann die Hauptlager des Schwungrades:
- Die einfache Variante ist fetten mit Schmierfett.
- Ich verwende aber meist, vor allem wenn das Schwungrad nicht mehr gerade läuft, selbst gebaute Gleitlager.
Dazu nehme ich Kupfer oder Aluminiumblech in passender Breite, 1 - 1,5 mm dick und biege es passend und die Welle des Schungrades ( nur eine Lage, Länge wird passend zugeschnitten. Eventuell etwas zu kurz schneiden und den Stoß so legen, dass keine Kraft auf ihn wirkt. Dann kann man dort gut nachschmieren), schön passend, nicht mehr als 0,5 mm Spiel.
Die alten Holzlager werden nun passend aufgeweitet (Raspel, Feile, Bohrer und Bohrmaschine) und der Schräglauf des Schwungrades eventuell korrigiert. Das Lager auf der Seite des Knechtes muss nochmals aufgebogen werden um es über die Welle und ins Holzlager zu bekommen (schmieren mit Fett nicht vergessen). Die andere Seite macht sich einfacher.
Die Gleitlager werden gegen seitliche Bewegung / herausrutschen mit etwas Kleber gesichert.
Dann ist alles gemacht und das Spinnrad für die nächsten 100 Jahre vorbereitet.