Zuwachs bei epsilontik

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thomas_f
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Re: Zuwachs bei epsilontik

Beitrag von thomas_f » 16.09.2013, 13:40

Jetzt klemmt sie aber hinten am Wirtel, weil sowohl Spulenscheibe als auch Wirtel zu allem Unglück leichten Bauchansatz haben. Die Schleifscheibe wird beide auf Diät setzen.
Vorsicht! Die beiden sollen sich, wenn überhaupt, nur in der Nähe der Achse aneinander reiben. Falls es das ist, was du mit Bauchansatz meinst, lass ihn lieber dran. Die Idee, den Spulenkern zu kürzen, ist an dieser Stelle die bessere.

Der Vierkant sollte am Flügel nicht so vorstehen, und die Spule darf auf keinen Fall darauf laufen. Der Flügel scheint ziemlich weit Richtung Einzug auf die Achse getrieben zu sein, wahrscheinlich in einem irregeleiteten Versuch, die fremde(?) Spule unterzubringen. Oder er war einfach ausgeschlackert. Wie dem auch sei, Rundfeilen des vorwitzigen Abschnitts vom Vierkant wäre OK, wenn du das denn so schön rund hinkriegst, dass das dann als Welle durchgeht. Oft kann man den Flügel mit sanfter Gewalt von der Achse drücken (ohne Gewähr!) und die Achse dann in der Drehbank, zur Not in der Drechselbank bearbeiten (auch ohne Gewähr!). Ansonsten bleibts halt bei den Abstandshaltern: Filz, Nylonunterlegscheiben ...

Beste Grüße -- Thomas

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Re: Zuwachs bei epsilontik

Beitrag von epsilontik » 16.09.2013, 18:37

Danke Thomas für die Hinweise mit dem Flügel.

Ich bin nicht sicher, dass die mir vorliegende Kombination aus (einziger) Spule und Flügel tatsächlich original ist, geschweige denn, dass das jemals zusammen gelaufen ist.

An den Auseinanderbau von Flügel und Welle habe ich mich noch nicht herangetraut. Der Flügel läuft ja auch schön. Da müssen notfalls eben andere Spulen gedrechselt werden. Übrigens scheint mir auch die Differenz der beiden Nuten in Spule und Wirtel sehr minimal. Könnte dies auch eine Erklärung für den grottenschlechten Einzug sein?
SAM_1388_klein.jpg
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Re: Zuwachs bei epsilontik

Beitrag von thomas_f » 16.09.2013, 18:56

Übrigens scheint mir auch die Differenz der beiden Nuten in Spule und Wirtel sehr minimal. Könnte dies auch eine Erklärung für den grottenschlechten Einzug sein?
Hoppla, ja, so kann das natürlich wirklich nichts werden. Die Spulenrille muss einen deutlich kleineren Durchmesser haben und meiner Ansicht nach am besten auch ein U-förmiges Profil. Das vom Flügelwirtel darf gern keilförmig (V-förmig) sein. Ab in die Drechselbank mit der Spule!

Beste Grüße -- Thomas

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Re: Zuwachs bei epsilontik

Beitrag von wollwolff » 16.09.2013, 19:27

Hallo,
schubbert die Spule evtl. innen am Flügel axial? Das kommt leicht, wenn nicht der original gepaarte Flügel/ Spulensatz genutzt wird.

Ich vermute aber, dass die Gesamtgeometrie des Rades durch gesetzte oder punktverbesserte Dynamik ( Drehteile, Räder, Lager)
noch nicht richtig stimmt.

Prinzipiell sollte das Rad so sauber und " bestimmt" ruhig laufen, dass keine Querkräfte aufkommen. Dann führt der Riemensatz in einem
zentrierendem Lauf quasi die Spule immer sauber zwischen den seitlichen Enden ohne Berührung. Filz oder ähnliche Anlaufscheiben bedarf es da nicht.

Hinweis:
Riementriebe, allgemein, laufen "bestimmt" über eine Art Äquator beider Räder, da dort die Fliehkraft am größten ist und diese den Riemenlauf alleine stabilisiert. Voraussetzung ist immer eine Parallelität beider Achsen. Lagerspiel und Ratterspiel ( Eiertanz usw..) stören gravierend diese Grunddynamik.

Zum Leder:

In meiner Werkstatt habe ich einen klasse Ersatzwerkstoff für diese Blattlager enddeckt und auch mehrmals erfolgreich eingebaut.
Pertinax oder Novotex heisst das Zauberzeug. Pertiunax ist mit Phenol verpresstes Lagenpapier, Novotex lagenverpresste Leinwand.

Beides kann man toll zerspanen und jede Form anfertigen, die Lagereigenschaften sind brilliant. Das schöne ist, es sieht braun, wie Leder aus!

V-Nuten bekommt man auch gut, durch Verleimen von 2 konisch gedrehten Scheiben auf einem Dorn.


Falls Du Support brauchst, bitte PM, danke.


LG Jürgen

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Re: Zuwachs bei epsilontik

Beitrag von wollwolff » 16.09.2013, 19:27

Hallo,
schubbert die Spule evtl. innen am Flügel axial? Das kommt leicht, wenn nicht der original gepaarte Flügel/ Spulensatz genutzt wird.

Ich vermute aber, dass die Gesamtgeometrie des Rades durch gesetzte oder punktverbesserte Dynamik ( Drehteile, Räder, Lager)
noch nicht richtig stimmt.

Prinzipiell sollte das Rad so sauber und " bestimmt" ruhig laufen, dass keine Querkräfte aufkommen. Dann führt der Riemensatz in einem
zentrierendem Lauf quasi die Spule immer sauber zwischen den seitlichen Enden ohne Berührung. Filz oder ähnliche Anlaufscheiben bedarf es da nicht.

Hinweis:
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Re: Zuwachs bei epsilontik

Beitrag von thomas_f » 16.09.2013, 19:50

Jürgen, die Filzscheibchen dienen dazu, die Spule von dem vorwitzigen Vierkant fernzuhalten (s.o.). Mit Filzscheibchen schubbert die Spule nicht am Flügel, wie man auf dem Bild sieht. Ohne sie vielleicht schon, aber das ist, solange der Vierkant da vorsteht, eine rein akademische Frage.

Beste Grüße -- Thomas

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Re: Zuwachs bei epsilontik

Beitrag von spulenhalter » 18.09.2013, 12:58

Die Filzscheiben sollte man nicht unbedingt brauchen. Da hat sich mit der Zeit ein Fehler eingeschlichen: Der Flügel sitzt nicht fest genug auf dem Vierkant der Flügelwelle. Bei der Aufspreizung der Welle ist zu viel Holz herausgedreht worden ( Blau dargestellt ).

Beim Spinnen wirkt beständig eine Kraft, die den Flügel zum Einzugsloch zieht ( Rot dargestellt ).

Der Flügel muss also so weit zurückgedrückt und dann fixiert werden, dass die Spule wieder exakt passt. Ich würde in den entstehenden Spalt an der blauen Linie 2 schmale Holzleisten einkleben. Möglichst würde ich auch zwischen Vierkant und Flügel Kleber einbringen.
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Re: Zuwachs bei epsilontik

Beitrag von epsilontik » 18.09.2013, 22:06

Ja Mathias, das klingt überaus plausibel. Weiter vorne im fred wurde ja auch schon vermutet, dass das ursprünglich mal anders ausgesehen hat.

Nu aber meine bescheidene Anfrage, WIE ich denn wohl am ungefährlichsten den Flügel von der Welle trenne. Es sitzt nämlich entgegen Deiner Vermutung bombenfest - leider an der falschen Stelle. Ob ich wohl mit Zartgefühl, Holzklöpfel und unterlegtem Brettchen oben mal auf die Welle schlagen könnte, wenn ich den Flügel selbst in der Hobelbank fixiere?

Danke auch an Jürgen für seine wieder mal eloquenten technischen Ausführungen. Ich glaube, behaupten zu können, dass ich eine Parallelität der Achsen gewährleisten kann. Nicht der Treibriemen zieht die Spule an die falsche Stelle bzw. schief, sondern tatsächlich der Spinnfaden zieht die Spule nach vorne auf den vermaledeiten Vierkant.
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Re: Zuwachs bei epsilontik

Beitrag von spulenhalter » 19.09.2013, 08:04

An dieser Stelle muss man sich ein Spezialwerkzeug bauen, einmal eine Gabel und eine Hülse.

Die Welle wird senkrecht eingespannt, die Gabel aufgesteckt (Blech 3-5mm), Hülse aufgesteckt und leichte Schläge auf die Hülse.
Gabel.jpg
Eventuell auch etwas Wärme auf das Holz geben.

Dann sollte der Flügel wieder zurückkommen.

Wenn er wieder in der richtigen Lage ist ( mit Spule und Wirtel testen ) in den freigewordenen Raum am Einzugsloch Holzstreifen einkleben, dass der Flügel nicht zurück kann.
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Re: Zuwachs bei epsilontik

Beitrag von thomas_f » 19.09.2013, 10:35

Bei meinem schwedischen Flügel ging es mit händischem Druck -- Flügelachse auf dem Tisch aufgestützt und sehr(!) senkrecht mit leichtem(!) Hin- und Herkanten den Flügel Richtung Tischplatte drücken. So kräftig, dass er sich bewegt, nicht so kräftig, dass er bricht, und aufpassen, dass man nicht den plötzlich sich lösenden Flügel mit Schmackes auf die Tischplatte haut. Nicht dass sich ein Bruch nicht auch ganz gut kleben ließe, ist aber nicht elegant ;)

Wenn die Flügelachse eingeklebt ist, wie manchmal empfohlen wird :eek: , kannst du versuchen, sie mit einer Lötflamme zu erhitzen. Ich würde dabei die Achse mit der Spitze nach unten, Einzugsloch nach oben in den Schraubstock spannen und die Flamme auf das Einzugsröhrchen oberhalb des Flügels richten. Evtl. den Flügel selbst dabei etwas in Alufolie einpacken. Oder reicht der Backofen? Kommt wohl auf den Kleber an.

Viel Glück -- Thomas

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Re: Zuwachs bei epsilontik

Beitrag von epsilontik » 20.09.2013, 09:03

Moin Ihr Lieben,

dank Euer Tipps ist es mir verlustfrei gelungen, die Achse vom Flügel zu trennen. Da war nix geklebt, eher angerostet...

Jetzt kann ich die Achse also ordentlich schleifen und polieren und anschließend wieder mit vollständiger Versenkung des Vierkantes im Flügel montieren.

Es zeigt sich jetzt aber deutlich, dass die Spule offensichtlich nie zu diesem Flügel gehört hat. Wenn ich den Wirtel hinten mal auf die Achse schraube, dann messe ich von der Wirtelscheibe bis zum Beginn Vierkant 10,7 mm (maximal!). Die Spule ist 11,2 mm lang. Kann ja nicht gehen.

In einem Anflug von Verrücktheit wähnte ich, das innere Metall-Gewinde des Wirtels von hinten nach vorne zu versetzen. Damit würde ich die Wirteldicke als zusätzlichen Platz auf der Achse gewinnen. Den Plan habe ich sofort wieder verworfen, weil damit das Problem der ziemlich identischen Nuten von Wirtel und Spule ja immer noch nicht gelöst wäre.

Fazit: Ich baue den Flügel wieder korrekt zusammen und suche mir einen netten Drechsler, der mir PASSENDE Spulen anfertigt. Meine Familie macht ohnehin schon Witze darüber, dass ich ja eigentlich mehr schreinere als spinne.
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Re: Zuwachs bei epsilontik

Beitrag von epsilontik » 11.10.2013, 15:18

Ah, ein kleiner update:

Der örtliche CNC-Fäser meines Vertrauens hat mir heute den Flügeldorn auf 6 mm abgedreht und dabei den störenden Vierkant gleich ein wenig eingekürzt. Jetzt kann ich auf diesen Flügel die Spulen meiner Finnin stecken und mit der Original-Flügelwirtel-Scheibe spinnt es sich ganz ordentlich. Fehlen nur noch die Haken am Flügel und natürlich ein paar Beweisfotos...
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