Spinnradpatient - fehlende Teile erkennen und rekonstruieren

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mohnrot
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Re: Spinnradpatient - fehlende Teile erkennen und rekonstrui

Beitrag von mohnrot » 07.07.2013, 08:18

Mittlerweile ist zwar fast ein Jahr ins Land gegangen, aber gestern hab ich es endlich geschafft mich dem Spinnradpatienten zu widmen.

Ich hab mir, wie schon anfangs geplant, einen zweiten Halter aus Holz mit einfachsten Mitteln zusammengewurschtelt:

Bild

Also, los gehts:
die Maße des vorhandenen Lochs auf das Holz übertragen, grob aussägen, dann den "Dübel" mit Säge und Feile formen.

Bild

Dann die Rundungen formen (das Auge spinnt mit) und das Loch an die ausgemessene Stelle bohren.

Bild

Da kam dann auch gleich der Haken bei meiner nicht gerade professionellen Arbeit: Ich hab schief gebohrt!

Bild

Kein Wunder, hab ich doch den Handbohrer benutzt, das Holzstück mit meinem Fuß auf einem Podest festgehalten und mich über das Teil gebeugt - wenn das gerade geworden wäre, wäre das ein Wunder gewesen. Doof-Ich!
Besonders ärgerlich auch dadurch dass es auch gereicht hätte das Loch nur bis etwa zur Mitte des Holzes zu bohren, da das von der Länge der Spindel her gereicht hätte.
Naja, egal, die (schon vorher vorhandenen) Macken im Holz müssten ja ohnehin mal der Optik wegen ausgebessert werden, dann kann ich auch in das Loch noch (höchst professionell :lol: ) ein bißchen Holzpaste reinpopeln.
Liebe Grüße,
Mohnrot

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Re: Spinnradpatient - fehlende Teile erkennen und rekonstrui

Beitrag von mohnrot » 07.07.2013, 08:21

Die ersten Versuche es (wegen der vorangegangenen Diskussion) einfädig zu betreiben waren ein Desaster - ich war echt verzweifelt und wollte es schon aufgeben. Das Rad hat nicht eingezogen und mit improvisierter Spulenbremse ist der Antriebsriemen nur durchgerutscht. Ich hab auch verschiedenste Materialien als Riemen ausprobiert - aber nichts ging!

Dann hab ich mit dem Rad geschimpft (manchmal soll das helfen :D ) und ihm klipp und klar gesagt dass das jetzt der letzte Versuch sein wird und es danach zum Drechselrad wird. Also hab ich es nochmal zweifädig aufgebaut, mit gedoppeltem Häkeldeckchengarn als Riemen (davon hatte ich zufälligerweise was in der Nähe liegen), aber ohne Antriebsriemenspannungseinstellmöglichkeit (was ein Wort :lol: ) natürlich. Und siehe da: es spinnt!!!!
Und so schaut es jetzt aus:

Bild

Ich würde zwar keine zarten Fasern oder feinen Garne darauf spinnen wollen/können, aber für derbe Garne reicht das allemal. Es darf nur nicht zuuu dick sein, da Einzugs- und Austrittsloch sowie die Flügelkerblöcher nicht viel Garndurchmesser erlauben.

Bild

Achja, und es quietsch auch noch ziemlich. Da muss ich wohl nochmal ran, besonders auch am Wellenlager - mal schauen wo ich in meinem Bastelchaos einen Lederrest finden kann.

Nun hab ich tatsächlich von jedem Spinnradtyp ein Rädle zu Hause - wenn auch das zweifädige nicht ganz "echt" ist, da eben die Riemenspannung nicht geändert werden kann.
Liebe Grüße,
Mohnrot

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Re: Spinnradpatient - fehlende Teile erkennen und rekonstrui

Beitrag von wollwolff » 07.07.2013, 11:08

Liebes Mohnrot,

wenn Du es schaffst, die Einzugstütze selbst zu bauen, dann kannst Du es als 2-fädiges Rad nutzen. Allerdings mußt Du noch einen kleinen Verstelltrick einbasteln.
Ich könnte mit eine Trennung des gesamten Spindel/ Flügelbockes von den senkrechten Holmen vorstellen ( abklopfen der Dübelverbindung)
Dann hier die alten Dübel ausbohren mit ca. D 8mm. Hierhinein eine 40mm tief eingedrehte M10 Gewindestange ( den Rad gerecht werdend in blankem Stahl, wie Flügel = ohne Zink drauf), ca. 120mm lang, in jeden Holm eindrehen ( mit 2 gekonterten M10 Muttern).

Dann bohrt Du den Flügelbock an der richtigen Stelle mit dem Abstand der Gewindestangen mit je 11mm auf.

Wenn Du nun noch 4 schicke Rändelmuttern in M10 aus Stahl oder Messing im Eisenwarenfachgeschäft erwirbst, kannst Du den Bock wunderbar gefühlvoll hoch und runtersstellen und wieder festsetzen.

Ich meine auch, dass diese Nachrüstung das Gesamtbild nicht allzu sehr stört.

Übrigens vermute ich den schwarzen Strich über dem Einzug als erste Kontaktstelle des schwarzen Eisens der Spinnwelle beim Einsetzen,
daher ist der Schlitz auch als Trichter gesägt ( wenn der Blick schon etwas "ermüdet" ist).

Die hohe Übersetzung könntest Du mit anzufertigenden Ersatzspulen ausgleichen, "Daumenunterschied" = 10mm.

Viel Spass beim Rekonstruieren! Wenn Du Hilfe brauchst, kannst mir ja PM schreiben.

LG Wollwolff (Jürgen)

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