Altes schwedisches Spinnrad

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Altes schwedisches Spinnrad

Beitrag von Beyenburgerin » 24.05.2007, 14:59

Im letzten Urlaub hat es mich gepackt, ich musste bei einem Antikhändler ein altes schwedisches Spinnrad von 1861 kaufen:

Bild

Das ist ein Flachsrad, in der Gegend wurde viel Flachs zu Leinen versponnen. Es gibt auch heute noch eine Leinenweberei in der Region http://de.pg.photos.yahoo.com/ph/scandinavia_tour2006/album?.dir=2a68re2&.src=ph&store=&prodid=&.done=http%3a//de.pg.photos.yahoo.com/ph/scandinavia_tour2006/my_photos
Das Rad war preiswert, es hat nur ca. 35 Euro gekostet. Das ist wenig für ein blaues Rad. Und es lief besser als andere Räder, aber nach dem Kauf und bei genauer Probe zeigte sich dann, dass doch einiges im Argen war:
- die Farbe fehlte an viele Stellen oder war im Laufe der Jahre sehr ungleichmäig geworden
- das Rad - 70 cm Durchmesser - hatte einen ordentlichen Schlag und ging aus dem Leim, außerdem fehlten einige Befestigungssplinte für die Speichen
- die Achse vom Spinnflügel ist eigentlich zu kurz und rutschte beim Anspinnen raus
- diverse Teile waren locker
- die Welle des Rades - handgeschmiedet - war schief und teilweise zu buckelig, um sauber laufen zu können Bild
und trotzdem: schööööön ist es.

Also haben wir erst mal angefangen das Rad zu leimen und zu zwingen. Der Schlag ist im Prinzip raus. Das Rad eiert jetzt aber nicht mehr zwei Zentimeter, sondern nur noch einen. Wir haben die Welle gerichtet so weit es ging und hinten an der Kurbel habe ich die Buckel aus der Welle rausgeschliffen. Der Spinnflügel hat an den richtigen Stellen U-Scheiben bekommen, so dass er nicht mehr rausrutscht. Ich werde mir allerdings im Sommer einen neuen alten Spinnflügel mit drei bis fünf Spulen kaufen - jetzt habe ich nur eine - ich kenne da einen Antikladen mit reichlich Auswahl in Schweden der für sowas zwishen 12 und 20 Euro nimmt. Die Schleifarbeiten waren reichlich. Es warn zwei verschiedene Farben drauf, eine ließ sich abwaschen und eine musste abgeschliffen werden. Dann habe ich mit blauer Lasur getestet, aber das war dann gaaaanz anders als vorher und gefiel mir überhaupt nicht. Schließlich habe ich, obwohl ich ja ein Kind der Generation Abbeizer bin die die FlowerPowerFarben der 60iger von den Gründerzeitmöbeln wieder abgebeizt haben, zu Kunstharzlack gegriffen, dieselbe Farbe wie bei der Standuhr, RAL 5003.
Das sah dann so aus:

Bild

Klar, der Glanz musste weg, bei so vielen Verzeirungen eine stundenlange Schleifarbeit, und ich arbeite immer noch Kleinigkeiten nach:

Bild

Es gefällt mir sehr so wie es jetzt ist, es spinnt gut, ich habe schon Baumwolle und Leinen darauf angesponnen.
Gruß aus dem Woll-Bergischen °°° Brigitte ||

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Re: Altes schwedisches Spinnrad

Beitrag von Greifenritter » 24.05.2007, 18:36

Ein traumhaftes Rad. 70 cm Schwungraddurchmesser ist ja der Hammer!

CU
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Re: Altes schwedisches Spinnrad

Beitrag von Beyenburgerin » 15.07.2007, 20:42

Schade, ich habe keinen neuen alten Spinnflügel nebst Spulen für das Spinnrad gefunden. Letztes Jahr hatte ein Antikhändler mindestens 15 antike Spinnflügel mit 3 bis 5 Spulen zwischen 12 und 20 Euro je Set, aber in diesem Jahr war alles ausverkauft!!!! Da muss ich wohl nächstes Jahr nochmal mein Glück versuchen.
Gruß aus dem Woll-Bergischen °°° Brigitte ||

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Re: Altes schwedisches Spinnrad

Beitrag von Greifenritter » 15.07.2007, 23:42

Wirklich schade, denn das Teil ist wunderschön.

CU
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Re: Altes schwedisches Spinnrad

Beitrag von landschaf » 15.03.2008, 15:18

Hallöle,

ich hänge mich hier mal an Brigittes fread,da ich keine Bilder
machen kann:Habe ein fast baugleiches Rad,an dem sich an
der eisernen Radachse immer wieder Flugrost ansetzt,ebenso
an der Schwungradkurbel.Wie bekomme ich den am
schonendsten ohne viel Geschmirgel ab?
Hat hier jemand Erfahrung mit entsprechenden Rostlösern?
Wie gesagt,bitte alles möglichst ohne viel Gerubbel,da das
ein wirklich altes Schätzchen ist,daß ich nur mit Samthandschuhen
anfasse.Bin dankbar für Eure Ratschläge.


Lieben Gruß vom Lanschaf
O come t' inganni se pensi che gl' anni
non hann' da finire,bisogna morire
.

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Re: Altes schwedisches Spinnrad

Beitrag von Greifenritter » 15.03.2008, 18:47

Ich habe schon mehrfach verschiedne aufsprühbare Rostlöser aus dem baumarkt verwendet, die gut funktioniert haben. Danach hald gut fetten um weiteres rosten zu verhindern.

CU
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Re: Altes schwedisches Spinnrad

Beitrag von landschaf » 15.03.2008, 19:13

Danke,dann werd ich das mal probieren.
Was für ein Fett nimmst Du denn anschließend?

LG,Landschaf
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Re: Altes schwedisches Spinnrad

Beitrag von Greifenritter » 16.03.2008, 00:29

Je nachdem was drauf läuft, bei metall auf Metall nehme ich Nähmaschinenöl, bei JHolz auf metall Vaseline, wenn Leder im Spiel ist Lederfett. Solange es fettig ist rostet nix.

CU
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Re: Altes schwedisches Spinnrad

Beitrag von landschaf » 16.03.2008, 00:37

Bild
für den Rat.

LG vom Landschaf
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Re: Altes schwedisches Spinnrad

Beitrag von rattlesnake » 06.03.2015, 12:46

Hallo, mich hat es nun auch erwischt. Hätte mir jemand vor einem Jahr gesagt, Du hast dann 4 Spinnräder, 8 Vögel hätte ich gezeigt! Nun habe ich auch ein altes schwedisches Spinnrad mit 70cm Durchmesser. Es will aber noch nicht so recht. Mit einem Einzugsfaden läuft es super, eiert ca. 1cm hin und her, aber beim Einzug mit Wolle ist der Drall sehr heftig und es geht nix mehr. Erst sprang auch noch der Faden runter, aber das geht jetzt. Ich hoffe, Ihr alle, mit Euren Erfahrungen, könnt mir einen guten Rat geben.

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Re: Altes schwedisches Spinnrad

Beitrag von borekd » 06.03.2015, 14:14

Hallo Rattlesnake,

Fotos von den Problemstellen zusammen mit einer kurzen Beschreibung was und wo konkret nicht zufriedenstellend funktioniert wären hilfreich, so kann man sich besser "hineindenken".

Gruß
Borek

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Re: Altes schwedisches Spinnrad

Beitrag von wollwolff » 06.03.2015, 17:03

Hallo Schwedenhappen- Haberin.

Wenn das Rad eiert, zieht sich schwellend die Riemenspannung von fest auf lose. Der gleitkonstante Spinnvorgang am Faserdreieck ist dadurch massiv gestört.
Die Drallbindung findet einen Moment nicht statt, dann reißt der Faden.

Kurzum: nicht kleckern und verschönern, wenn es edel funktionieren soll, sondern klotzen, auch wenn's was kostet. >>>Neue längere Welle, saubere neue Radachse ohne Schlag, Speichen refixieren....!

Schließlich ist ein Oldtimer eine Wertanlage ( bei Autos sowiso) und auch für Dich ein Stück eigenes Leben. Wenn keine Würmer im Holz sind, ist es eine einfache Entscheidung, ansonsten bei Wurmbefall zum Sparen einfach abfotografieren, zersägen und ins Feuer damit. Mit der Dokumentation kannst Du ein neues Rad bauen,(lassen)


Gerne helfe ich Dir bei der Rekonstruktion von Bauteilen.



LG Jürgen

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