Anfängerfragen, auf die ich keine Antworten gefunden habe

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Moderator: Rolf_McGyver

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Anfängerfragen, auf die ich keine Antworten gefunden habe

Beitrag von Troll » 01.01.2015, 19:05

Hallo!
So - die Kette, die ich mit meinem Webstuhl übernommen habe, nähert sich dem ende...>>schnüff<<
Wie man Kettfäden schärt, hab ich kapiert, aber noch kein (für mich verständliches ) Video gefunden, wie ich die Fäden GLEICMÄßIG gespannt bekomme. ( Zum spinnen fand ich die Videos von Chantimanou (hoffentlich richtig geschrieben :) ) sehr verständlich - aber zum weben hab ich leider nichts vergleichbar verständliches gefunden...
Nun soll es bei mir darauf hinauslaufen, dass ich selbstgesponnenes Garn verwebe. Da ich (jaaaa, immer noch ;) ) am liebsten Scotish blackface verarbeite. Kann ich für die Kette Unterwolle und Grannenhaaar zusammen verspinnen oder MUSS ich das trennen, um später ein gutes Resultat zu haben? Ich verspinne gern beides zusammen, was beim Stricken auch sehr vorteilhaft ist.
Die Wolle filzt kaum bis gar nicht, sollte ich mit filzender Wolle ( hab da noch Merinomix, die stark filzt ) mischen, damit sich die Fäden besser verbinden oder muss das nicht sein? Baumwolle verbindet sich ja auch nicht... Ich möchte den fertigen Stoff vernähen können, zu was weiss ich allerdings noch nicht.
LG,
Anne

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Re: Anfängerfragen, auf die ich keine Antworten gefunden hab

Beitrag von Amalaswintha » 01.01.2015, 19:20

Hallo,

da ich ebenfalls gerade mit der Weberei angefangen habe: Mir hat das Video zum Ashford Table Loom sehr geholfen.
Teil 1: https://www.youtube.com/watch?v=MVjOF4cfc-Y
Teil 2: https://www.youtube.com/watch?v=BN81LAN9hqc

Edit: Und natürlich die hier aufgeführten Videos: http://www.scforum.spinnradclub.de/view ... 28#p320142

Trotzdem (Und obwohl ich hier gefühlt mindestens die Hälfte aller Threads zu Webthemen gelesen habe) habe ich so ziemlich jeden Anfängerfehler durchgezogen, den man so machen kann ... beispielsweise die Latten nicht in beiden Fadenkreuzen stecken lassen, vorher nicht berechnet, wie viele Litzen ich brauche, etc. Mein Problem war auch, dass ich eine Kette geschenkt bekam, über die ich nichts wusste und ich zu dämlich war, mehr nachzufragen. Nach endlosem "3XX heb auf und entknote" webe ich sie gerade ab und kämpfe enorm damit, dass an der einen oder anderen Stelle die Spannung unterirdisch ist - auch mit Pappe zum dahinterklemmen ist das momentan kein Vergnügen.
Aber immerhin macht es Spaß, verschiedene Materialien mit der Kette zu probieren, von der ich noch immer nicht genau weiß, aus was sie eigentlich besteht. Wird wohl der hässlichste Schal aller Zeiten, aber sicherlich ein kuscheliger, denn ich nehme meine gesamten Anfängerspinnsünden als Schussmaterial her. Da ich mein Erstlingswerk ohnehin nicht mehr zu etwas Bezauberndem wandeln kann, probiere ich völlig ohne Skrupel die verschiedenen einfachen Köper aus
"The Handweaver's Pattern Directory: Over 600 Weaves for Four-Shaft Looms" durch.

An Selbstgesponnenes habe ich mich bislang nur für einen kleinen Test auf dem Webrahmen gewagt und bin mäßig glücklich. Bei mir ist es Coburger Fuchs, relativ dick. Die Kette ist so elastisch und leicht klebrig, dass es mit dem ordentlichen Fach nur klappt, weil das Projekt keine 20 Zentimeter breit ist (Wird ein Kleinkinderschal). Mit dem Pick-up-Stick versuche ich, einen weiteren Schaft zu simulieren, damit die Wolle nicht so zusammengequetscht wird. Sieht ganz putzig aus, aber Spaß ist etwas anderes.

Bin natürlich sehr gespannt auf die Antworten der Profis, da ich mich ja selbst momentan mit diesen Problemen herumschlage und deshalb natürlich nur meine Erfahrungen wiedergeben, aber nicht so viel Konstruktives beitragen kann.

Grüße,
Amalaswintha

Klara
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Re: Anfängerfragen, auf die ich keine Antworten gefunden hab

Beitrag von Klara » 02.01.2015, 12:34

1. Kettfäden gleichmässig spannen: Erstens schon mal mit gleicher Spannung schären, zweitens gut abbinden (so fest, dass sich die Fäden nicht gegeneinander verschieben können), drittens auf dem Kettbaum schön Leisten unterlegen und mit viel Spannung aufbäumen (damit nichts verrutschen kann) - entweder mit Webknecht (oder liebem Menschen) oder Kette nach jeder Wicklung festziehen. Viertens beim Anbinden am Warenbaum mit kleinen Grüppchen arbeiten und aufpassen, dass alle Fäden die gleiche Spannung haben. Fünftens dich damit trösten, dass handgesponnene Wolle kleine (!) Unregelmässigkeiten ausgleicht ;)

2. Webvideos: Von Laura Fry gibt's einige, aber nicht unbedingt für absolute Anfänger. Interweave würde einige verkaufen, Victorian Video Productions auch, aber da ich mit Deborah Chandlers "Learning to Weave" (Buch!) völlig zufrieden bin, habe ich mir keines gekauft.

3. Handgesponnenes Blackface: Ich verabeite Thônes et Marthod, das jetzt nicht so sehr viel anders ist, und trenne Unterwolle und Deckhaar nicht. Traditioneller Test, ob ein Garn als Kettgarn geeignet ist: Wenn es sich mit den Händen nur schwer reissen lässt, ist die Antwort ja. Mit filzender Wolle musst du nicht mischen - ausser, du willst einen schön weichen Filzstoff (meine letzten Thônes et Marthod Topflappen habe ich bei 60 Grad in der Waschmaschine gewaschen, weil sich bei 40 Grad gar nichts getan hat. Da sind sie dann ein bisschen zu sehr zusammengeschnurrt... Andererseits habe ich mit 20 % Angora in der Wolle eine wunderbare Ponchokette gesponnen.)

Ich würde für den Anfang so 3 - 4 Fäden pro cm empfehlen, und da solltest du keine grossen Probleme mit deinem Garn haben (im Gegensatz zu dem, was immer behauptet wird, sollte sowieso Strickgarn viel stabiler sein als Webgarn! Also wenn deine Gestricke halten, tun es die Gewebe auch).

ABER (eher für später, feinere Stoffe und Fäden): Wenn du beim Spinnen (oder Zwirnen, oder Schären, oder wann immer) das Gefühlt hast "da stimmt was nicht, das könnte Probleme geben" - hör gleich auf! Ich hab' mal 'ne Alpaka-Mohair-Kette wieder abgewickelt (und das Garn zusammengenäht und verstrickt) weil sie nicht zu verweben war. Beim zweiten Versuch (mit neuem Garn) hab' ich dann viel Übung im Kettfaden reparieren gekriegt (ja, das machen auch Profis und ist keine grössere Katastrophe. Nur lästig.)

Tipp für klebende Ketten: Mehr Kettspannung hilft, und Pferde-Mähnenspray (Showsheen etc.) hilft auch.

Vernähen kannst du den Stoff immer, Zerschneiden kann kritisch sein ;) Sehr vorsichtige Leute nähen an der Schneidkante vorher einmal rum...

Viele Webinfos gibt's auf Weavolution.com (das Gegenstück zu Ravelry), da findet man viele echte Profis.

Ciao, Klara

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Re: Anfängerfragen, auf die ich keine Antworten gefunden hab

Beitrag von schafgarbe » 02.01.2015, 14:09

Wenn Du gut Englisch kannst finde ich den Webkurs auf Craftsy perfekt.

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Re: Anfängerfragen, auf die ich keine Antworten gefunden hab

Beitrag von Troll » 02.01.2015, 14:45

Danke euch - ich bin dann mal weg und beschäftigt... ;)
Meine nächste Kette wird aus Leinen, aber das Leinen ist so toll, da soll nichts versauen! Aber reißen wird DA definitiv nichts :D
Das mit dem Blackface klingt toll - das Garn ist sehr reißfest! Dann kann ich ja bald mit dem Spinnen anfangen.
Ähm - wie repariert man Kettfäden? Die stehen doch unter Spannung... :eek:

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Re: Anfängerfragen, auf die ich keine Antworten gefunden hab

Beitrag von Asherra » 02.01.2015, 15:34

Wenn der Kettfaden repariert werden muß, dann steht er in dem Moment nicht mehr unter Spannung. Ich knote meistens einfach ein langes Stück des selben Garns an den gerissenen Faden und zieh ihn wieder in Blatt und Litze ein wo er hin gehört (und vorsichtig sein, nichts kreuzen oder verdrehen). Hinten hänge ich dann ein Pillendöschen mit Gewichten drin an diesen Faden, bis die Spannung mit dem Rest der Kette übereinstimmt.

Den Knoten kann man entweder vor dem Waschen raus schneiden und an der Stelle nochmal mit Kettgarn drüber stopfen. Oder man läßt ihn einfach, die fallen nicht arg auf. Ich schneid nur nach dem Waschen alle Zipfel ab, die vielleicht noch wo raus stehen.

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Re: Anfängerfragen, auf die ich keine Antworten gefunden hab

Beitrag von Troll » 02.01.2015, 16:52

Simpel - aber genial!
Auf die Idee mit dem Gewicht wär ich nie gekommen...

Asherra
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Re: Anfängerfragen, auf die ich keine Antworten gefunden hab

Beitrag von Asherra » 02.01.2015, 19:23

Andere reparieren auch andersrum. Nehmen ein Stück Kettfaden, knoten es an das abgerissene Ende an, das vom Kettbaum kommt. Fädeln es durch Litze, Blatt, und stopfen es dann mit einer Sticknadel in den schon gewebten Stoff. Dort kann man das Ende dann unter Zug mit ner Stecknadel fest stecken.
So verwendest du den Faden, der auf dem Baum ist weiter und überbrückst nur kurz die Lücke. Dann hat's da aber zwei Stellen mit Knoten und Zipfeln die raus stehen. Mir ist das zu viel Arbeit.

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Re: Anfängerfragen, auf die ich keine Antworten gefunden hab

Beitrag von Klara » 02.01.2015, 19:31

Statt dem Knoten fädle ich den neuen Faden durchs Gewebe (im Idealfall merkt man dass der Faden gleich reissen wird und webt ein paar Schüsse lang mit altem und neuem Kettfaden parallel) und schlinge ihn um eine Stecknadel (dazu gibt's Anleitungen im Web), damit spart man sich das Knoten rausschneiden (falls er doch auffällt) und drüber stopfen.

Leinenkette ist angeblich VIEL kritischer was die Spannung angeht (und Leinengarn auch ziemlich teuer) - willst du dir das wirklich für den ersten Versuch antun? Patricia Baynes hat ein ganzes Buch zum Thema Leinen spinnen und Weben geschrieben - bei ganz feinem Leinen gibt's da schon noch ein paar Extra-Techniken...

Ciao, Klara

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Re: Anfängerfragen, auf die ich keine Antworten gefunden hab

Beitrag von Troll » 02.01.2015, 19:52

Oh, das wusste ich nicht. Ich versuch mal, in die Richtung schlauer zu werden - wär schade um das Leinen 8 wobei es nicht soooo fein ist )

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